Droonberg | Der Trapper am Swift-Creek | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 264 Seiten

Droonberg Der Trapper am Swift-Creek

Roman
1. Auflage 2019
ISBN: 978-3-7309-1161-7
Verlag: BookRix
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

Roman

E-Book, Deutsch, 264 Seiten

ISBN: 978-3-7309-1161-7
Verlag: BookRix
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Ein Trapper erwirbt ein Grundstück, dessen Vorbesitzer auf unheimliche, unaufgeklärte Weise ermordet wurden. Plötzlich geschehen auch bei ihm rätselhafte Dinge ... Coverbild: © Klara Viskova / Shutterstock.com

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Ein Sommernachmittag im Walde
„Take care!“ Der Warnungsruf kam von meinem indianischen Begleiter, als wir neben den verglimmenden Resten unseres Lagerfeuers saßen, an dem wir soeben unsere Mittagsmahlzeit bereitet und eingenommen hatten. Ich folgte mit meinen Augen der Rich­tung seiner Blicke, aber ich sah nichts, was seine Warnung ge­rechtfertigt hätte. Dann hob er seinen Arm und zeigte in die Höhe. Aufschauend sah ich, noch ziemlich hoch in der Luft, einen kahlköpfigen Adler schweben, der dort enge Kreise zog, ohne seine Flügel zu bewegen. Vermutlich hatte er an der Stelle, nach der der Indianer zuerst deutete, eine Beute erblickt. Im nächsten Augenblick schrak ich zusammen. Denn von dort, nicht weiter als drei oder vier Meter von mir, tönte das un­heimliche Rasseln einer Klapperschlange, und gleichzeitig er­blickte ich die gefährliche Kreatur selbst. Sie war wenigstens einen Meter lang und offenbar eben aus dem Walde geschlüpft. An einer sandigen, sonnendurchwärmten Stelle hatte sie einen Augenblick verweilt. Während sie ihre kleinen lidlosen Augen mit einem Ausdruck von unbeschreiblicher Wut und Bosheit auf mich gerichtet hielt, verursachte eine Bewegung ihres Schwanzes das so gefürchtete Klappern. Fast automatisch hatte ich nach meiner neben mir im Grase liegenden Rifle gegriffen, und wenn mir auch die nächsten zwei oder drei Sekunden kaum Zeit dazu ließen, hatte ich doch das deutliche Gefühl eines tiefen Hasses gegen das Untier und be­rechnete, ob es mir noch gelingen könnte, das Scheusal mit einem wohlgezielten Schuss abzutun, bevor es mich mit seinen blitz­schnellen Windungen erreichen und mir seinen tödlichen Biss versetzen konnte. „Nicht schießen!“ Wie eine dringende Warnung tönte der Ruf des Indianers an mein Ohr, gleichzeitig mit dem Geräusch schwerer Flügelschläge. Im selben Augenblick schoss eine dunkle Gestalt aus der Luft herab und strich dicht über den Boden hin, ohne ihn zu berüh­ren. Als sie sich wieder in die Luft erhob, wand sich die Schlange in den mächtigen Klauen des Adlers, die sie fest wie ein Schraubstock umspannten. Unsere Nähe hatte ihn bei der Erfassung seiner Beute offen­bar nicht im Geringsten gestört. Das war nicht überraschend, denn alle Vögel der Wildnis, die Adler nicht ausgenommen, sind auffällig wenig menschenscheu, und in diesem Falle ging alles so blitzschnell vor sich, dass er eigentlich nur wie ein schwarzer Schatten an mir vorübergestreift war. Während er in der Richtung nach einem hohen Felsvorsprung emporflog, der sich nicht weit von unserm Lagerplatze in den breiten Gebirgsbach vorschob, konnte ich sehen, wie er dort oben den Körper der Bestie zerriss und Stück für Stück ver­schlang. Dann strich er ab, stieg zunächst höher in die Lüfte, um aber gleich darauf wieder herabzuschweben. Dieses Herabkom­men schien aber nicht ganz freiwillig zu geschehen. Ich bemerkte, wie er schwer mit den Flügeln um sich schlug und zuletzt ganz augenscheinlich die Gewalt über seine Bewegungen verlor. Es war irgend etwas los mit ihm, denn er versuchte mit großer Mühe und Anstrengung, sich in der Luft zu halten. Das gelang ihm aber nur noch kurze Zeit. Dann überschlug er sich und stürzte jäh in das reißende Wasser des Creeks. Der Schlange musste es also noch möglich gewesen sein, ihm einen Biss zu ver­setzen und ihn mit ihrem Gift zu töten. Eine Zeit lang sah ich auf die Stelle, wo das edle Tier in den Wellen verschwunden war, dann wandte ich mich an meinen Begleiter: „Warum wolltest du nicht, dass ich auf die Schlange schieße? Dachtest du, ich träfe den Adler? Schade, dass er in den Fluss fiel.“ „Klapperschlangen darf man nicht töten“, versetzte der In­dianer lakonisch. Er gehörte zu dem Volke der Tlingits. „Damit werden die Klapperschlangen sicher einverstanden sein“, entgegnete ich, „aber ich verstehe das nicht recht. Jeder tötet doch so ein Biest, wenn er es sieht, vorausgesetzt, dass es ihm nicht zuvorkommt.“ „Kein Indianer tut’s“, erklärte er. „Doch“, widersprach ich. „Ich habe ihre getrockneten Leiber in den Tipis einiger Medizinmänner bei den Blutindianern in Alberta gesehen.“ „Medizinmänner dürfen töten, andere nicht. Klapperschlan­gen machen ,Böse Medizin‘. Bringt Unglück, wenn töten.“ Der Indianer war mein nächster Nachbar auf der kleinen Farm, die ich vor ein paar Wochen von einer Landkompanie gekauft hatte, und von der unser gegenwärtiger Lagerplatz nur ein paar Meilen entfernt war. Er hieß in der Sprache seines Volkes Duck-toolh, was so viel wie ‚Schwarze Haut‘ bedeutet, bei den Tlingits aus mythologischen Gründen das Sinnbild für große körperliche Kraft. Seine Blockhütte, die er mit seiner Tochter Jutti ganz allein bewohnte, lag keine zwei Meilen von meiner Farm entfernt an einem Bergabhange inmitten eines paradiesisch schönen Fleckchens Erde. Der volle Name des etwa zwanzigjährigen Mädchens war Gonakatate Jutti, auf deutsch Gonakatates Kind, ein sehr ge­achteter Name, ebenfalls mythologischen Ursprungs, der sich durch Generationen hindurch in ihrem Stamme von mütterlicher Seite her fortgeerbt hatte; denn bei den Tlingits herrscht Ma­triarchie, und die Ehren eines Geschlechtes werden daher nicht durch die Väter, sondern durch die Mütter vererbt. Da Vater und Tochter jetzt aber von ihrem Stamme getrennt lebten und fast nur mit Weißen in Berührung kamen, so hatte sich die Abkürzung des Namens in Jutti ganz von selbst ergeben. Die Tlingits hatten früher viel weiter nördlich im südöstlichen Teile von Alaska gelebt und waren dort die Herren des Landes gewesen. Ihre Hauptniederlassungen befanden sich am Ende des Lynnkanals. Dort hatten die Laichgründe der zahl­losen Lachszüge und fast ebenso unzählige Mengen anderer Fische, Robben, Bären, Bergziegen und kleineren Wildes, zu­sammen mit den ausgedehnten Beerengebüschen an den Berg­hängen ihnen einen Überfluss an Nahrung geliefert. Und da die Bergpässe, die einzigen Zugänge nach dem Innern von Alaska, von ihnen besetzt waren, so besaßen sie nicht nur das Monopol für den Pelzhandel aus diesen Gegenden, sondern auch für die Kupfer-Plazer in den Tälern am oberen Yukon und White River. Als dann die Weißen, zuerst vereinzelt, später aber in größerer Anzahl, ins Land kamen und mit der wachsenden Nachfrage nach Pelzen auch deren Preise stiegen, gelangten die Eingebore­nen zu einem hohen Wohlstand. Wie sehr sie die Wichtigkeit dieser Umstände für ihr ferneres Gedeihen, ebenso wie die Gefahr, die ihnen von dem weiteren Vordringen der Weißen drohte, völlig erkannt hatten, geht dar­aus hervor, dass, als die Hudson Bay Co. im Jahre 1852 den Handelsposten Fort Selkirk an der Mündung des Pelly in den Lewis River gründete, eine Kriegerbande unter dem berühmten Häuptling Chartrich diesen Punkt überfiel und niederbrannte. Dabei warnten sie die Überlebenden der Garnison des Forts, sich jemals wieder in dem Gebiete, das sie als das ihrige betrach­teten, blicken zu lassen. Tatsächlich blieben sie auch die Herren darin, bis die Goldfunde am Klondike die Weißen in Scharen, gegen die sie machtlos waren, in das Land brachten. Bis dahin hatten sie sich wirksam gegen die ihnen verhasste Zivilisation der Bleichgesichter abschließen können, hatten unter ihren eigenen wohlgeordneten Gesetzen mit den ihnen reichlich zur Verfügung stehenden Nahrungsquellen ein glückliches, sor­genloses Leben geführt, sich in Pelze und eingetauschte wollene Decken gekleidet, hatten Ahnenkult getrieben und ihr Leben mit seltsamen Zeremonien umgeben, ihre Toten verbrannt und abergläubische Hexenkünste geübt. Sie hatten Shamans, die man als eine Art indianischer Geheimlogen bezeichnen könnte, ge­gründet und unterhalten, waren stolz, eitel und empfindlich gegen wirkliche oder auch nur vermeintliche Beleidigungen, aber nichtsdestoweniger gesund, ehrlich und gut gesinnt, wenn man ihnen freundlich entgegenkam. Mit der Entdeckung des Goldes am Klondike änderte sich das aber alles. Sie wurden aus ihrem Lande verdrängt, wander­ten nach den Lachsfischereien und Minen der Weißen in Britisch-Kolumbien und sind heute über das ganze nördliche Küstenland des Stillen Ozeans zerstreut. So war es auch gekommen, dass ich den Tlingit, in dessen Ge­sellschaft ich mich heute befand, als meinen einzigen Nachbar in einem beträchtlichen Umkreise, in seiner einsamen Hütte le­bend, antraf. Ich hatte mich um seine Freundschaft bemüht, denn einerseits war es recht angenehm, im Falle der Not einen Nachbar in nicht allzu weiter Entfernung zu haben, und an­dererseits hoffte ich, aus seiner Erfahrung als Woodsman und besonders auch als Trapper, im kommenden Winter viel Nutzen zu ziehen. Ich selbst war kein Neuling im Lande und in diesen Dingen nicht ganz unerfahren. Meine Beschäftigung mit ihnen war bis­her aber immer nur in einigen Ferienwochen erfolgt, die ich zwischen eine und die andere, stets Monate in Anspruch neh­mende, literarische Arbeit einzuschieben pflegte. Meine Kennt­nisse des...



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