Droonberg | Das Erbe des Prospektors | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 258 Seiten

Droonberg Das Erbe des Prospektors

Roman
1. Auflage 2019
ISBN: 978-3-7309-1875-3
Verlag: BookRix
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

Roman

E-Book, Deutsch, 258 Seiten

ISBN: 978-3-7309-1875-3
Verlag: BookRix
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Dieser Roman ist die unmittelbare und in sich geschlossene Fortsetzung von 'Das Gold der Nebelberge'. Prospektor Warren bricht nun selbst auf zur fluchbeladenen Goldschlucht in den Rocky Mountains, die noch jedem Goldsucher den Tod brachte. Coverbild: © Amplion / Shutterstock.com

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Spuren im Sande

Lionel Gordon saß am Rande des Flusses, der, von einer unbekannten Quelle in den Catskill-Gebirgen im Norden von Britisch-Kolumbien kommend, hier die Landschaft durchströmte, und beobachtete den Kork seiner Angelschnur, der auf dem langsam fließenden Wasser auf und nieder tanzte. Es war im Juni, und die Sonne stand hoch am Himmel. Ihr Widerschein lag auf dem Wasser, das in seinem sandigen Bett dahinströmte und manchmal die dunklen Körper von Fischen sehen ließ, wenn sie über eine bis auf den Grund erleuchtete Stelle dahinglitten. Um ihn lag die Einsamkeit der nordischen Wildnis, mit altem Waldbestand und großen Lichtungen. Abgesehen von einigen wenigen Prospektor- und Trapperhütten, die sich hier und dort in der Gegend finden mochten, gab es nur zwei Niederlassungen in der Nähe: einen Handelsposten der Hudson-Bai-Kompanie und weiter entfernt in den Bergen ein Dorf von Sioux-Indianern. Die Ufer des Flusses waren mit tausenderlei kurzen, zähen Kräutern bewachsen, aus denen Blumen in allen Farbschattierungen herausleuchteten. Zwischen ihnen und an den Rändern des Flusses zeigten sich Regenpfeifer, trillernde Wasserläufer und ein paar Möwen. In der Luft zogen Habichte und Geier ihre Kreise, und zwischen den Baumkronen flatterten Eisvögel, deren Schatten ihnen im Wasser folgte. Eine Wachtel führte ihre Jungen aus dem Gestrüpp des Ufers zum Trinken, und im Schilfe schnatterten wilde Enten. An einer Stelle wusch ein Waschbär einen unvorsichtigen Frosch, den er erhascht hatte, und nicht weit davon tauchte eine Moschusratte aus dem Wasser empor und strebte dem Lande zu mit einer Muschel, die sie sich vom Grunde geholt hatte. Und als Gordon – er war noch jung und mochte die Dreißig kaum erreicht haben – einmal den Kopf wandte und flussabwärts sah, erblickte er auf dem Uferrand ein rotbraunes Bündel Pelz, ungefähr so groß wie eine sehr lange Katze mit kurzen Füßen. Es lag ganz still, wie tot. Irgendein Zugehöriger zur Wieselfamilie, der sich an Fischen satt gefressen hatte und jetzt lang ausgestreckt dalag, um in der Sonne zu schlafen. Zu schlafen? Nein, so töricht konnte er nicht sein, sich an einer Stelle zum Schlafen hinzulegen, wo er den Blicken aller seiner Feinde ausgesetzt war. Der Angler schöpfte daher Verdacht; er zog seinen Feldstecher hervor und stellte ihn ein. Der Schläfer war ein Nerz, wie er bereits vermutet hatte. Aber sein Schlaf war Verstellung, das bewiesen seine glänzenden roten Augen. Warum lag er aber dann hier, mit seinen kleinen Läufen ausgestreckt, als ob er tot wäre? Gordon sah umher, ob etwa eine Moschusratte unvorsichtig in seinen Bereich gelangt war. Nein. Aber da oben in der Luft schwebte ein Habicht, zog Kreise, sank herab und stieg wieder höher. Schweigend, wie drohendes Unheil, und ohne dass ein Flügelschlag zu hören gewesen wäre. Es war aber klar erkennbar, dass seine Aufmerksamkeit einer bestimmten Stelle am Flusse galt, der Stelle, wo der Nerz lag. Sein reiches orangefarbenes Gefieder verriet, dass er noch ein junges Tier war. Ein alter Habicht hätte seine Absichten nicht so deutlich erkennen lassen, er wäre vorsichtiger gewesen und hätte sich auf zu große Wagnisse nicht eingelassen. Ein junger Habicht hat noch nicht gelernt, dass Vorsicht der bessere Teil der Tapferkeit ist. Deshalb sehen wir auch viel mehr junge, rötliche Habichte in unsern Museen als alte graue Tiere, die viel zu schlau sind, dem Sammler ins Garn zu gehen. Immer niedriger zog der Habicht seine Kreise, bis er plötzlich mit einer Geschwindigkeit aus der Luft stieß, der das Auge nicht folgen konnte. Seine Fänge hätten sich im nächsten Augenblick in den Körper des Nerzes geschlagen, wenn dieser nicht plötzlich mit einem Sprunge auf seinen vier Läufen gestanden hätte, seine spitzen Zähne in den Hals des Habichts gegraben. Vor Schreck versuchte der Habicht aufzusteigen und stieß verzweifelt gegen den Nerz. Die Last war aber zu groß, er sank mit ihr sofort wieder nieder, und Raubtier und Raubvogel stürzten zu Boden. Sie rollten auf dem sandigen Boden übereinander, und der Habicht schlug mit seinen Schwingen auf den Nerz los, um ihn abzuschütteln. Einmal war der Nerz oben, das andere Mal der Habicht, der vergeblich versuchte, seinen Hals aus dem tödlichen Griff zu befreien. Im nächsten Augenblick ging aber ein Zucken durch seinen Körper, dann lag er tot auf dem Rücken. Anstatt sich aber nun mit ein paar Schlucken des roten, warmen Blutes zu begnügen und seine Beute dann liegen zu lassen, wie es sonst die Gewohnheit der zur Wieselfamilie gehörenden Tiere ist, schleppte der Nerz sie in das Gebüsch. Das bedeutete, dass er Junge hatte, die Unterricht im Vogelfangen erhalten mussten mit dem toten Habicht als Lehrmittel. Inzwischen hatte sich ein Barsch an der Angel gefangen. Gordon legte ihn in seinen Korb, in dem sich schon vier oder fünf Fische befanden, befestigte einen neuen Köder an der Schnur und warf die Angel wieder aus. Als er nach einiger Zeit einen Blick flussaufwärts richtete, wo sich ein kleiner Wasserfall befand, sah er einen dunklen, runden Kopf sich aus dem Wasser heben. Er hielt sich regungslos, denn er sah, wie das Tier nach ihm schaute. Einen Augenblick, dann tauchte es wieder unter. Hatte er es verscheucht? Nein, denn gleich darauf kam der Kopf wieder zum Vorschein, gefolgt von drei kleineren runden Köpfen. Ein Fischotterweibchen, das seine Jungen das Schwimmen, Tauchen und Auffinden der unter Wasser befindlichen Zugänge zu seiner Höhle lehrte. Langsam und kaum merkbar wandte Gordon den Kopf, um sie zu beobachten. Er sah, wie sie untertauchten, gleich darauf eine Strecke stromauf, dicht an dem Wasserfall wieder zum Vorschein kamen und dort eine Weile in dem klaren, kalten, spritzenden Wasser spielten. Dann schwamm die Mutter, gefolgt von ihren Jungen, nach dem Ufer, wo diese im Übermut ihres jungen Lebens sofort auseinander liefen. Sie achteten kaum auf den zischenden Warnlaut, mit dem die Mutter sie zur Vorsicht mahnte, denn das Land birgt Gefahren für Ottern. Die kleinen Füße strampelten über den Sand, und mehr als einmal rannten sie zusammen und purzelten eins über das andere. Plötzlich blieb die Mutter stehen und untersuchte mit ihrer stumpfen Nase etwas am Boden. Ein schriller, pfeifender Ton rief die Jungen hinzu, die nun ebenfalls wissbegierig die Stelle beschnupperten. Das wiederholte sich noch zwei- oder dreimal an anderen Stellen nahebei. Es musste etwas Beunruhigendes sein, das sie da aufgefunden hatten, denn mit einem neuen zischenden Warnlaut lief die Mutter ihren Jungen voran, in das Wasser zurück, wo sie gleich darauf unter der Oberfläche verschwanden. Gordon holte seine Angel ein. Er hatte genug gefangen für seine augenblicklichen Bedürfnisse und war sehr gespannt, zu sehen, was eigentlich die Otter in Unruhe versetzt hatte. Den Angelstock zusammenlegend und den Korb mit den Fischen an den Gurt über die Schulter hängend, verließ er den Platz und schritt auf die Stelle zu. Zu seiner Verwunderung sah er hier drei frische Mokassinabdrücke in dem feuchten Sande. Sie konnten erst vor ganz kurzer Zeit entstanden sein, denn die Oberfläche des Sandes war hart und trocken, die Eindrücke aber feucht. Das war seltsam. Es musste hier jemand gegangen sein, ohne dass er ihn bemerkt hatte. Vielleicht gerade zu der Zeit, als er den Kampf des Nerzes mit dem Habicht beobachtet hatte. Warum hatte der Mann aber nicht selbst seine Anwesenheit zu erkennen gegeben? In dieser Einsamkeit wäre das doch ganz natürlich, eigentlich selbstverständlich gewesen. Oder hatte er ihn ebenfalls nicht bemerkt? Das war nicht gut anzunehmen. Es wollte Gordon mehr scheinen, als ob der Mann, wer immer er auch sein mochte, ihn wohl gesehen und gerade aus diesem Grunde sich so schnell wie möglich wieder unsichtbar gemacht hatte. Warum aber? Er war doch erst ein paar Tage in dieser Gegend, war mit seinem Partner, Edward Warren, auf der Reise nach einer Gruppe von Bergen, die nur einigen wenigen bekannt war und die man als die Nebelberge bezeichnete, weil ihre Gipfel meist in Nebel gehüllt waren, hierher gekommen, und sie hatten für einige Zeit in der Nähe ihr Camp aufgeschlagen. In diesen Nebelbergen sollte sich nämlich eine Schlucht mit einem Goldlager befinden, von dem Warren durch einen sterbenden Prospektor, den er in einer Hütte am Stikine-River aufgefunden, Kenntnis erlangt hatte. In dem Indianerdorf lebten Personen, die das Geheimnis dieser Schlucht genau kannten, das Gold aber für verflucht hielten und sich deshalb nicht einmal in seine Nähe wagten. Immerhin hatte es Warren für ratsam gehalten, diese Personen auszuforschen, um zu sehen, wie weit sich die Angaben des sterbenden Prospektors bestätigten. Aus diesem Grunde hatten die beiden beschlossen, sich zunächst einige Zeit hier aufzuhalten, denn es war sicher, dass ihnen die Auskünfte, die sie in dem Indianerdorf zu erhalten hofften, nicht auf dem unmittelbaren Wege von Frage und Antwort gegeben werden würden. Gordon war in dem Orte, in dem Warren zuletzt eine Zeit lang gelebt hatte, Bankangestellter gewesen und hatte viele Unterredungen mit dem alten Prospektor gehabt. Schließlich war es diesem auch gelungen, ihn von der Wahrheit seiner abenteuerlichen Mitteilungen zu überzeugen, und er hatte aus einem kleinen Vermögen...



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