E-Book, Deutsch, 202 Seiten
Droonberg Bert Alinson in den Goldfeldern von Panama
1. Auflage 2019
ISBN: 978-3-7309-1532-5
Verlag: BookRix
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Roman
E-Book, Deutsch, 202 Seiten
ISBN: 978-3-7309-1532-5
Verlag: BookRix
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Von San Francisco aus fährt der Bert Alison mit einem Boot nach Panama, um die von einem betrügerischen Sachverständigen als wertlos eingestuften Goldfunde seines Onkels wieder in Besitz zu bringen, ohne die Berts Familie ruiniert wäre. Selbstverständlich ist der Sachverständige darüber alles andere als erfreut ... Coverbild: © NotionPic / Shutterstock.com
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2. Unterwegs nach Panama
„Ducke dich!“, rief Bert ihm zu. „Ich muss das Segel herumnehmen.“ „Was wollen Sie tun, Massa?“, fragte der Schwarze, jäh emporschreckend und seinem Lebensretter ängstlich in das Gesicht blickend. Er hatte in dem üblichen schlechten Neger-Englisch gesprochen, das sogar die Anrede ‚Master‘ in ‚Massa‘ verstümmelt. „Wenden natürlich und dich nach deinem Schiffe zurückbringen“, entgegnete Bert. „Es ist ein unangenehmer Zeitvertreib, denn ich bin auf der Reise nach Panama. Aber es kann nichts helfen.“ Der Neger hatte bei dieser Ankündigung beide Hände über seinem Kopf erhoben und die Finger weit gespreizt. Wenn sein Haar nicht aus einem sprungfederartig festen Gelock bestanden hätte, würde es sich wohl auch gesträubt haben. Seine Augen rollten wenigstens ebenso schrecklich wie vorher im Wasser und zeigten das Weiße. „Um Gotteswillen nicht, Massa. Massa O’Brien, der Schiffszimmermann, macht mich tot – ganz tot.“ „Du scheinst kein gutes Gewissen zu haben“, meinte Bert. „Aber dann kann ich nichts anderes für dich tun, als dich am Hafenausgang abzusetzen. Von dort kannst du ja schließlich zu Fuß nach der Stadt zurück.“ Er holte die Segelleinen wieder ein und brachte das Boot in Fahrt voraus. Der Neger ließ, da die unmittelbare Gefahr beseitigt schien, seine Hände wieder sinken und warf einen Blick über die Bai, hinüber nach den Häuserreihen, die sich an dem terrassenförmig ansteigenden Ufer entlang bis nach dem Goldenen Tor hinstreckten. Er schien auch dort noch seiner Sicherheit zu misstrauen. „Kann ich nicht tun fahren mit dir, wo du hinfährst, Massa.“ Jetzt lachte Bert hell auf. „Ich habe dir doch schon gesagt, dass ich mich auf der Reise nach Panama befinde.“ „Panama. Weiß. Panama ist gut. Ich tu fahren mit bis Panama.“ „Du scheinst nicht zu wissen, wo Panama liegt“, erwiderte Bert. „Denkst wohl, es liegt gleich da draußen um die Ecke rum. Die Reise bis dahin dauert aber wenigstens vier Wochen.“ „Oh, ich kenne Panama“, versicherte der Schwarze eilfertig, als wolle er jeden Zweifel an seinen geografischen Kenntnissen beseitigen. „Es ist, wo die Panamahüte herkommen.“ „Wenn das alles ist, was du von Panama weißt, so ist das nicht gerade viel“, versetzte Bert lächelnd, denn das Benehmen des Negers begann ihn allmählich zu belustigen, „besonders da ich überzeugt bin, dass die Panamahüte, die du bisher getragen hast, von überall sonst woher stammten, nur nicht von Panama.“ Er begann aber zu überlegen, ob er dem Verlangen des Schwarzen, das dieser mit einer solchen Selbstverständlichkeit geäußert hatte, nicht stattgeben sollte. Dass ihm ein Gefährte auf der weiten und gefahrvollen Reise, die er vorhatte, von großem Nutzen sein würde, war ganz klar. Er hatte sie eigentlich nur deshalb ohne Begleiter unternommen, weil er nur über ganz geringe Mittel verfügte, die ihm nicht gestatteten, jemand in seine Dienst zu nehmen. Nachdem ihm aber jetzt ein Gefährte, wenn auch nicht vom Himmel, so doch vom Deck eines vorüberfahrenden Schiffes zugeflogen war, schien es ihm fast, als wenn ihm das Schicksal in dieser Beziehung zu Hilfe kommen wollte. Trotzdem war er aber noch einen Moment lang im Zweifel, ob er klug daran tue, sich einen Menschen zugesellen, den man auf dem anderen Schiff so dringend und mit solcher Beschleunigung loszuwerden versucht hatte. Freilich, harmlos genug sah der Bursche aus in seinem blauen Leinenanzuge, der ihm am Leibe klebte wie ein Badeanzug, als welcher er ja eben erst gedient hatte, und ohne Schuhe und Kopfbedeckung. Er war auch noch jung und sicherlich nicht viel über sechzehn Jahre alt, aber man gewann doch den Eindruck von ihm, als ob er bei Weitem mehr Interesse für alle möglichen tollen Streiche als für ernste Arbeit habe. „Was hast du denn auf deinem Schiff angestellt?“, fragte Bert. „Aber sage die Wahrheit, denn ich merke es, wenn du lügst. Und dann mache ich es wie dein Freund Mister O’Brien, der Schiffszimmermann, und befördere dich hier in das Wasser zurück, aus dem ich dich eben herausgeangelt habe.“ Der Negerjunge grinste, dass sein weißes kräftiges Gebiss zwischen den wulstigen Lippen sichtbar wurde. „Mistuh O’Brien, als er sein aufstehen diesen Morgen und sich setzt auf die Bank, da springt er wieder auf und schreit und flucht. Jemand hätte ihm getan Nägel durch den Sitz der Bank schlagen, mit der Spitze nach oben. Das tut weh, und er schreit: ‚Niemand hat das getan, als der verfluchte Nigger. Der ist immer auf Unfug aus. Aber diesmal soll er es büßen.‘“ „Er hatte wohl gute Gründe, gleich auf dich Verdacht zu haben?“ „Nein, ich bin sein ganz unschuldig. Auch als ich ihm vor ein paar Tagen beim Rasieren mit dem Barte ein Stück Haut wegschnitt, war nur das Schiff schuld, weil das so schwankte. Ich hatte es ja schon ganz vergessen getan, dass er mich am Tage vorher hatte getan mit dem Tau schlagen, weil er dachte, ich hätte ihm den Ruß in das Wasser geschüttet, in dem er seine Wäsche eingeweicht getan.“ Bert kostete es Mühe, bei diesem mit kläglicher Stimme gegebenen Bericht seinen Ernst zu bewahren. „Wie heißt du?“, fragte er. „J. Cäsar Fizz.“ „Das konnte ich mir bald denken, denn ziemlich verfitzt siehst du aus. Well, Cäsar, ich heiße Bert, und du magst bei mir bleiben, wenn du willst, und wenn du dich vor den Gefahren, die uns die Reise vielleicht bringen wird, nicht fürchtest –“ „Ich bin sehr tapfer“, beeilte sich Cäsar zu versichern. „Aber denkst du wirklich, dass die Gefahren sehr groß sein werden?“ Das Letztere fügte er mit etwas kleinlauter Stimme hinzu. „Wie kann ich das wissen“, entgegnete sein neuer Herr. „Aber da du sehr tapfer bist, ist das ja auch nebensächlich. Wir machen also die Reise zusammen, doch merke dir das Eine: Wenn ich jemals Nägel in meiner Bank finde, so setze ich dich selbst darauf und binde dich vierzehn Tage darauf fest.“ Auf seine weiteren Fragen erfuhr Bert noch, dass Cäsar in Chicago geboren und in dem Stadtviertel der Farbigen aufgewachsen war. Eines Tages war er dann, er wusste selbst wohl kaum warum, seinen Eltern entlaufen und auf verschiedenen Güterzügen und nicht ohne Hindernisse als blinder Passagier nach San Francisco gelangt. Dort hatte er einen Platz auf dem Dreimaster zur Verrichtung aller möglichen Arbeiten gefunden und war mit diesem Schiffe eben wieder von einer Reise nach Oregon nach San Francisco zurückgelangt. Inzwischen hatte das Boot die Ausfahrt nach dem Meere passiert. Hier legte Bert es auf einen südlichen Kurs. Der Tag war jetzt voll angebrochen, und die Sonne ließ das blaue Wasser des Stillen Ozeans in goldenem Glanze erstrahlen. Weiße Möwen strichen kreischen darüber hin, und eine Anzahl Fischerboote kehrte schon wieder mit reichem Fang nach dem Hafen zurück. In der schweren Dünung, die das Boot von der Seite traf, legte es sich oft so weit über, dass sein Segel in das Wasser tauchte, aber unter einer günstigen Brise glitt es vorwärts wie ein beschwingter Vogel. Da er kaum etwas anderes zu tun hatte, als das Boot durch einen gelegentlichen Steuerdruck auf seinem Kurse zu halten, konnte Bert sich ganz seinen Gedanken hingeben und noch einmal die Ereignisse der letzten Tage, die seine Lebenspläne so plötzlich geändert, in seiner Erinnerung an sich vorüberziehen lassen. Kaum eine Woche war es her, dass er in Sacramento, der Hauptstadt des Landes, wo er die Bergschule besuchte, um sich zum Mineningenieur auszubilden, einen Brief von seinem Vater erhielt, der ihn aufforderte, alle seine Verbindlichkeiten dort zu regeln und nach San Francisco zurückzukehren, da Umstände eingetreten seien, die eine Fortsetzung seines Studiums unmöglich machten. Alle näheren Erklärungen würden ihm bei seiner Heimkunft gegeben werden. Als er dann in dem stattlichen Hause seiner Eltern seinem Vater in dessen Arbeitszimmer gegenübersaß und in sein sorgenvolles und seit ihrem letzten Zusammensein auffällig gealtertes Gesicht blickte, dessen müde Linien selbst der gedämpfte Schein der elektrischen Lampe nicht ganz verwischen konnte, hörte er eine seltsame Geschichte. Der Vater hatte einen unverheirateten Bruder gehabt, den Bert selbst nur ein paar Mal und auch dann nur für kurze Zeit gesehen hatte, da er meist in entfernten Ländern als Prospektor umherzog, das heißt auf der Suche nach Gold oder sonstigen wertvollen Mineralien. Vor fast einem Jahre nun hatte der Vater von einem Priester in Panama die Nachricht erhalten, dass dieser Bruder von einem schweren Sumpffieber, das ihn auf der letzten Reise befallen hatte, in dem dortigen Hospitale gestorben sei. Vor seinem Tode habe er aber dem Priester, nachdem er von diesem die Zusicherung strengster Verschwiegenheit erhalten hatte, ein Papier eingehändigt, mit der Bitte, es zusammen mit einigen ergänzenden Mitteilungen an seinen...