E-Book, Deutsch, 114 Seiten
Droonberg Am Lagerfeuer
1. Auflage 2019
ISBN: 978-3-7309-1110-5
Verlag: BookRix
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Wild-West Erzählungen
E-Book, Deutsch, 114 Seiten
ISBN: 978-3-7309-1110-5
Verlag: BookRix
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Fünf spannende Geschichten aus dem kanadischen Felsengebirge: Im Goldgräbercamp. Die amerikanischen Wölfe - wie sie jagen und gejagt werden. Ein Rennen kanadischer Schlittenhunde. Die Schlittenhunde der Indianer und Eskimos. In der Polarwüste. Coverbild: solarseven/Shutterstock.com
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Die amerikanischen Wölfe - wie sie jagen und gejagt werden
Wenn ich eine Fabel schreiben wollte, würde ich eine Unterrichtsstunde schildern, in der eine Wölfin ihren Sprösslingen die folgenden guten Lehren erteilt: Vermeidet stets, dass der Mensch euch sieht, denn er ist euer gefährlichster Feind! Rühret niemals etwas an, das den Geruch von Menschen oder Eisen an sich trägt, denn das Eisen stammt von Menschen, und wo Eisen ist, ist Gefahr! Traut eurer Nase mehr als euren Augen! Geht niemals vor dem Winde und betretet niemals offenes Gelände, wenn ihr Deckung haben könnt! Geht niemals einen geraden Weg, wenn auch ein krummer euch an das Ziel bringt. Vermeidet, was euch fremd ist, denn es birgt Gefahr! Diese Lehren stellen jedenfalls die Summe der Erfahrungen und Nutzanwendungen dar, die vorangegangene Generationen von Wölfen aus der Nähe der Menschen gezogen und ihren Nachkommen entweder als Instinkt vererbt oder in irgendeiner Form als Erziehungsergebnis übermittelt haben. Denn jeder Wolf, sobald er über das Puppialter hinaus ist, scheint zu wissen, dass von ihrer strikten Beachtung sein Leben abhängt. Eines Tages hatte ich in der Provinz Manitoba in Kanada einen Wapiti geschossen. Ich musste ihn über Nacht liegen lassen. Als einzigen Schutz gegen umherstreifende Wölfe hatte ich mein Taschentuch um das Geweih geschlungen, eine Maßregel, die sich auch als vollkommen genügend erwies, denn am anderen Morgen zeigte es sich, dass Wölfe das erlegte Stück Wild umkreist hatten, ohne aber zu wagen, es zu berühren. In einem anderen mir bekannten Falle hatte ein Jäger in einem Gelände, das bekanntermaßen zahlreiche Wölfe beherbergte, einen Elch geschossen und ihn während der Nacht liegen lassen müssen. Er hatte mit Erfolg sein Wildbret einfach dadurch gesichert, dass er mehrere Male mit den Händen darüber gestrichen hatte. Ein Cowboy tötete sein verletztes Pony durch einen Revolverschuss und ließ den Kadaver in der Prärie liegen. Seine Hufe waren beschlagen, und die Wölfe rührten ihn daher nicht an. In einem anderen Falle tötete der Blitz einen Bronco, der natürlich nicht beschlagen war und auch keine menschliche Witterung an sich trug. Schon in ein paar Stunden war er von den Wölfen zerrissen. Seine Erfahrungen mit den Menschen haben den Wolf außerordentlich vorsichtig gemacht. Er wird mit tödlicher Ausdauer gejagt und in Fallen zu fangen versucht, und nebenbei arbeiten Gift und Hunde an seiner Ausrottung. Es gibt keine Gnade für ihn. Immer ist – und zwar buchstäblich in der Form von Schussprämien – ein Preis auf seinen Kopf gesetzt, der den Wert seines Felles meist übersteigt. Der überlebende ausgewachsene Wolf ist daher stets – sonst würde er eben die anderen nicht überlebt haben – ein Exemplar von ausgesuchter Intelligenz, die infolge dieser besonderen Art von Zuchtwahl allmählich eine Eigenschaft der ganzen Rasse geworden ist. Deshalb ist es dem Menschen trotz aller Hilfsmittel der Zerstörung nicht gelungen, ihn auszurotten. Das Trappen von Wölfen verlangt ungemeine Geschicklichkeit, Geduld und Ausdauer. Die gewöhnliche Methode besteht darin, das Eisen in der Nähe einer Lockspeise oder eines Luders aufzustellen, und zwar an der Stelle, wo aller Berechnung nach der Wolf seine Füße aufstellen wird, wenn er beginnt, den besten Bissen aus dem Stück herauszureißen. Für ein junges, dummes und alle Lehren seiner Mutter in den Wind schlagendes Wolfspuppi mag eine derartige Fangmethode vielleicht ausreiche – aber auch nur vielleicht –, ein alter und möglicherweise schon buchstäblich mit allen Hunden gehetzter Wolf wird aber über die Plumpheit eines solchen Versuchs nur höhnisch die Zähne fletschen und überlegen und verächtlich mit den Augen blinzeln. Besseres Glück wird man schon haben, wenn man eine Anzahl Eisen in beträchtlicher Entfernung vom Luder setzt, gut verborgen natürlich, und an solchen Stellen, von denen man vermuten darf, dass der Wolf sie berühren wird, wenn er sich der Lockspeise nähert. Eine Gewohnheit der Wölfe ist es, in mehreren kleinen Rudeln zu jagen, die nach einem bestimmten Plane zusammenarbeiten, indem sie die Verfolgung eines Wildes in Staffeln vornehmen. Ein oder zwei Wölfe liegen dabei an geeigneten Stellen in Deckung, während die Meute der übrigen ihnen das Wild zutreibt. Auf einer Insel an der Küste von Britisch-Kolumbien jagte ein Rudel Wölfe einen Wapiti ins Wasser. An der Stelle, wo das geschah, wartete ein anderer Wolf, im Wasser schwimmend, auf die Beute. Einmal jagten drei Wölfe eine junge Antilope durch mein Camp in den Felsengebirgen. Trotzdem sie mich beinahe überrannten, glaube ich doch, dass weder Verfolger noch Verfolgte mich gesehen haben. Wie der Sturmwind waren sie an mir vorüber, und es sah beinahe aus, als ob die Antilope ihren Verfolgern entkommen würde, was ich ihr von Herzen gönnte. Kaum war sie aber einem benachbarten scharfkantigen Hügelrücken nahe gekommen, als der Kopf eines Wolfes von der entgegengesetzten Seite her über dem Rande sichtbar wurde. Die Antilope hatte einen Augenblick gestutzt, war dann aber mit einem weiten Sprunge über den neuen Feind hinweggesetzt. Die kleine Zögerung hatte ihr aber die verfolgende Meute näher gebracht, und gleich darauf waren alle hinter dem Hügelkamme verschwunden. Ich zweifle nicht daran, dass der Mond, als er kaum eine Stunde danach sein bleiches Märchenlicht über die Landschaft goss, in dem stillen Gebirgswalde eine blutige Tragödie beschien. Bei einer anderen Gelegenheit sah ich einen Hirsch aus einer Schlucht flüchten, verfolgt von drei Wölfen, die ihn einer tiefen Schneewehe zutrieben, wo er mit seinen hohen Läufen natürlich stecken bleiben musste. Bevor das aber noch geschah, sprang aus einem Versteck hervor, wo er anscheinend im Hinterhalt gelegen hatte, ein vierter Wolf auf seinen Rücken. Am meisten haben die großen Rinder- und Schafherden in den westlichen und südwestlichen Staaten der Union unter den Angriffen der Wölfe zu leiden. Viele Viehzüchter berechnen den Verlust, den ein einziges Paar Wölfe ihnen zufügt, auf tausend Dollar im Jahr. Ein einziger Wolf wurde beschuldigt, achtzig Stück Vieh in einem Jahr getötet zu haben. Der rote Wolf in Texas tötet Rinder, junge Pferde, Schafe und Ziegen; der graue dagegen fast nur Rinder, während der schwarze wieder Schweine, besonders recht gut gemästete, vorzieht. Hin und wieder tötet ein Wolf auch wohl einen krankgeschossenen Hirsch, einen Wapiti oder einen Elch oder unerfahrener junge Tiere, aber im Ganzen ist der Verlust an Hochwild durch Wölfe nicht bedeutend. Der fortwährende Kampf mit Wölfen hat die Tiere nicht nur gelehrt, auf ihrer Hut zu sein, sondern auch den Listen des Angreifers Listen des Angegriffenen entgegenzusetzen, und wenn nicht gerade hoher Schnee liegt, gelingt es ihnen mit ihrer Ausdauer fast immer, dem Verfolger zu entkommen. Wenn auch der Viehzüchter alle Ursache hat, das Vorhandensein von Wölfen als eine Plage und eine Gefahr für seinen Viehbestand zu betrachten, so ist das bei dem Farmer nicht ganz in denselben Maße der Fall, da die Wölfe auch Mäuse, Ratten, wilde Kaninchen, Gopher, Präriehunde und andere Schädlinge und gelegentlich wohl auch ein Aas vertilgen. Die großen Büffelherden, die früher über die weiten Flächen der Prärie stampften, heute aber nur noch in einigen kanadischen und amerikanischen Schutzgehegen vor dem gänzlichen Aussterben bewahrt werden, zogen immer auch zahllose Rudel von Wölfen hinter sich her. Damals wurde besonders der graue Wolf als Büffelwolf bezeichnet. Die Bullen sahen es dabei immer als ihre Aufgabe an – deren Vernachlässigung ihr Ansehen in der Herde erheblich beeinträchtigt haben würde – die schwachen, kranken oder auch verletzten Tiere, gegen die sich die Angriffe der Wölfe hauptsächlich richteten, zu verteidigen. Aus gut beglaubigten Berichten erfahren wir, dass oft eine Anzahl Büffeltiere ein Kalb oder einen verwundeten Büffel als Sicherheitsgarde nach einem Orte geleiteten, wo die Wölfe ihm nichts mehr anhaben konnten. Und wie die Wölfe früher den Büffelherden folgten, so folgen sie jetzt den großen Rinderherden, verbringen den Winter mit ihnen in den weiten Flusstälern und begleiten sie im Sommer bis hinauf in die höchsten Berge. Wenn sie zum Angriff schreiten, so geschieht das nach einem Plane, der sicher von vielen Generationen von Wolfen geübt, in seinen einzelnen Phasen allmählich vervollkommnet und schließlich auf sie vererbt ist. Sie versuchen immer zuerst ein Stück von der Herde zu trennen, wobei sie ein Zusammenarbeiten mit ihren Gefährten zeigen, das in Erstaunen setzt. Wenn ihnen das gelungen ist, unternimmt ein Wolf von vorn den Sprung an die Gurgel, während ein anderer im gleichen Augenblick von hinten den gefürchteten heimtückischen Wolfsbiss in die Kniekehlen anbringt, der die Sehnen durchschneidet und dem unglücklichen Opfer jede Möglichkeit zur Flucht raubt. Der Wolf hat eine unglaubliche Ausdauer. Seine Sinne, besonders der Geruchssinn, sind außerordentlich entwickelt, und er besitzt eine große Kraft, die namentlich beim...