Dreyer | Panik-Pastor | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 288 Seiten

Dreyer Panik-Pastor

Wie Gott mir meine Angst nahm

E-Book, Deutsch, 288 Seiten

ISBN: 978-3-417-26991-8
Verlag: R. Brockhaus
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Der Volxbibel-Autor lässt sich hinter die Maske schauen. Von klein auf wollte er jemand sein, der etwas bewirkt, der die Gesellschaft verändert, wenn auch nur an einem winzigen Punkt in der Weltgeschichte. Und das tut er dann auch, als er groß ist: Martin Dreyer gründet eine neue, dynamische, so nie dagewesene Bewegung, die Jesus Freaks. Mit einem Schlag ist sein Privatleben nicht mehr privat. Er schwankt durch extreme Höhen und Tiefen, ist als Prediger quer durch Deutschland und durch die Denominationen unterwegs - mit einem ständigen Begleiter: Panik. Und dann findet er den Weg in die Freiheit ...

Martin Dreyer, Jahrgang 1965, wurde in den 90er Jahren als Gründer der Jesus Freaks deutschlandweit bekannt. Die Jesus Freaks sind eine alternative christliche Jugendbewegung, die mittlerweile über 100 Dependancen im deutschsprachigen Europa aufweisen kann. Er ist Herausgeber des Bestsellers 'Die Volxbibel', dem weltweit ersten Bibelprojekt mit Open Source Charakter, was sich über eine Internetplattform ständig weiter entwickelt. Im Februar 2011 ist sein neuestes Buch mit dem Titel 'Jesus rockt' erschienen. Dreyer hat eine Ausbildung als freikirchlicher Pastor und Suchtberater absolviert und in 2007 sein Studium der Diplom-Pädagogik in Köln erfolgreich abgeschlossen. Er arbeitete viele Jahre in der Jugendarbeit und ist in ganz Deutschland unterwegs, um in Gottesdiensten zu predigen oder Lesungen aus seinen Büchern durchzuführen. Martin Dreyer ist verheiratet mit Rahel und lebt in Berlin. www.martin-dreyer.de
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1


CHEMNITZ


November 2008


Verkrampft und aufgeregt in einem Jugendgottesdienst der evangelischen Kirche


Als ich die Anfrage bekomme, in einer alten evangelischen Kirche in Chemnitz eine Predigt zu halten, muss ich erst mal schlucken. Chemnitz? Ist das nicht der Ort, der zu DDR-Zeiten noch Karl-Marx-Stadt genannt wurde? Ja, genau! Von 1953 bis 1990 wurde die Stadt anlässlich des Karl-Marx-Jahres nach dem großen Theoretiker des Sozialismus benannt. Aber relativ schnell nach der Wende sprachen sich in einer Abstimmung nahezu achtzig Prozent der Bevölkerung dafür aus, dass die Stadt wieder ihren ursprünglichen Namen zurückerhalten sollte.

Chemnitz ist aber nicht nur für den Namenswechsel deutschlandweit bekannt. Durch die nahe liegende Grenze zu Tschechien wird Sachsen insgesamt mit Crystal Meth geradezu überflutet, das von der WHO zurzeit als gefährlichste Droge eingestuft wird. Vor allem trifft das auf die drei großen Städte Leipzig, Dresden und Chemnitz zu. In einer Studie, die erst vor Kurzem in diversen Magazinen und Zeitungen veröffentlicht wurde, hat man herausgefunden, dass im kleinen Chemnitz mehr Crystal Meth konsumiert wird als in allen anderen Großstädten Europas. Die Studie des »European Monitoring Center for Drugs and Drug Addiction«2 untersuchte in ihrer Forschungsarbeit nicht direkt den Konsumenten oder die Kriminalstatistik, sondern ausschließlich das Abwasser der Städte, welches von den Toiletten in die Kanäle geleitet wird. Da diese sogenannte »Teufelsdroge« eindeutige Rückstände im Urin hinterlässt, die sich nur sehr langsam im Wasser chemisch abbauen, kann man die Spuren von Crystal Meth relativ leicht noch Wochen später nachweisen und Konzentrationen berechnen. Das bedeutet, dass die Menge der Droge, welche von den Einwohnern in Chemnitz pro Tag konsumiert wird, ziemlich genau bekannt ist. In dieser Untersuchung lag Chemnitz weit vor Dresden, Bratislava oder Nürnberg, obwohl deren Einwohnerzahl doppelt und dreifach so groß ist. Die Mengen wurden tatsächlich mit dreihundert Prozent über dem normalen Schnitt aller anderen deutschen Städte gemessen.

Ein weiteres Problem der Stadt ist ein sich ausbreitender Nationalsozialismus unter den jungen Menschen. Chemnitz hat sich zu einer Hochburg für rechtsextreme Straftaten in Sachsen entwickelt. Im letzten Jahr kamen auf 100000 Einwohner 78 Straftaten mit rechtsextremem Hintergrund. Das ist deutscher Rekord.

Ich kenne Chemnitz schon länger, da ich bereits zweimal von einem bemerkenswerten christlichen Werk dorthin zum Predigen eingeladen worden bin. In dieser eher unfrommen Stadt hatte sich vor vielen Jahren ein Mann namens Tilo Reichelt aufgemacht, ein christliches Werk für junge Menschen auf die Beine zu stellen, in dem es zentral um den Glauben an Jesus Christus geht. Seine Biografie ist schnell erzählt: Als begabter Musiker und Inhaber einer Eventagentur stellt er auf der Höhe seines Erfolges plötzlich eine unendliche Leere in seinem Leben fest. Er begibt sich auf die Suche nach Erfüllung und trifft auf Gott. Reichelt erlebt durch eine spirituelle Erfahrung im Glauben eine richtiggehende Befreiung von seiner kleinen Ego-Welt und findet seinen Sinn darin, für junge Menschen in der Stadt eine Heimat mit christlichen Werten aufzubauen. Reichelt gründet sein eigenes Werk, das »New Generation«, renoviert mit Jugendlichen eine verfallene Disco und zieht seitdem Tausende junger Menschen mit seiner Arbeit an. Diese Geschichte fasziniert mich.

Heute werde ich allerdings nicht von Tilo Reichelt, sondern von einer großen evangelisch-lutherischen Kirche aus Chemnitz in ihren Jugendgottesdienst eingeladen. Und ich freue mich schon sehr auf den Einsatz.

Die Stadt ist mit dem Auto bequem unter drei Stunden von Berlin aus zu erreichen. Ich nutze die Zeit im Pkw immer gerne, um mich innerlich auf die bevorstehende Arbeit einzustellen. Nirgendwo anders kann ich besser beten, Musik oder Predigten hören als in unserem alten VW Sharan mitten auf der Autobahn. Die Ablage der Mittelkonsole wird zu meinem Altar, der Fahrersitz zu meiner Gebetsbank. Ich habe schon so viele intensive Zeiten in meiner kleinen Autokirche mit dem Schöpfer gehabt.

Das Navi scheint diesmal eine gute Strecke ausgewählt zu haben, es gibt wenig Staus und ich habe meistens freie Fahrt. »Hilfe, Gott!«, bete ich mal wieder und es muss für den da oben wie ein tiefer Seufzer klingen. »Obwohl ich mich ja eigentlich auf den Einsatz freue, fühle ich mich überhaupt nicht fit dafür! Ich bin völlig schlapp, kraftlos und ausgelaugt!«

Die letzten Nächte waren für mich der Horror. Seit einiger Zeit habe ich zunehmend Probleme mit meiner unteren Bandscheibe. Und komischerweise spüre ich die Schmerzen meist erst im Bett, weniger tagsüber. Rückenschmerzen sind etwas Furchtbares, jeder, der sie kennt, weiß, wovon ich rede. Es ist kein Schmerz, den ich mal eben ausschalten kann. Er trifft mich in der Mitte des Körpers und macht aus mir einen Krüppel. Treppensteigen, normales Gehen, sogar mich ins Bett zu legen, alles bereitet mir Schmerzen. Nachts drehe ich mich von rechts nach links, von links nach rechts, in der Hoffnung, eine möglichst schmerzfreie Schlafposition zu finden.

Dazu kommt, dass unser zweijähriger Sohn in letzter Zeit immer öfter nachts in unser Ehebett krabbeln möchte. Und der findet seine Schlafposition anscheinend noch schlechter als sein Vater. Nicht selten wache ich mitten in der Nacht auf, weil sein kleiner Zeh sich in eins meiner Nasenlöcher gebohrt hat. Na super. Wenn dann noch die Tochter dazukommt, ist an einen erholsamen Schlaf nicht mehr zu denken. Trotzdem liebe ich die beiden so sehr, dass ich sie auf keinen Fall aus dem Bett jagen möchte. Kinder sind ein großes Geschenk Gottes. Was für eine Freude haben die zwei in meine Existenz gebracht! Es ist mit Sicherheit die größte Aufgabe und die kraftaufreibendste dazu, welche Gott in das Leben eines Menschen stellen kann: Kinder großzuziehen. Ständige Müdigkeit, Stress pur, ungeahnte Ängste, dem Kind könnte etwas passieren, Sorgen vor Versorgungsengpässen, aber auch harte Wutausbrüche und unkontrolliertes Weinen, das alles bringt ein Kind in dein Leben.

Aber auf der anderen Seite braucht es nur ein Lächeln, ein Lachen, ein vergnügtes Quietschen von deinem Nachwuchs, eine herzliche Umarmung, ein Kuss und all das wird locker wettmacht. Ich weiß noch, wie ich meine Tochter immer gegen Mittag vom Kindergarten abgeholt habe, als sie noch klein war. Sie saß dort im Raum ganz konzentriert in einer Ecke und spielte mit bunten Bauklötzen. Plötzlich erblickte sie ihren Vater, sprang auf, rannte mit offenen Armen und einem großen Lächeln auf ihrem Gesicht auf mich zu und rief ganz laut: »Papaaaaa!!!« Das sind Momente, die mir mehr Kraft geben als jedes Erfolgserlebnis, jedes Lob, jeder geschriebene Bestseller und auch jeder noch so erfolgreiche Dienst für Gott.

Nachdem ich einen der wenigen Staus hinter mir habe, komme ich immer schneller voran. Der zäh fließende Verkehr hat sich endlich aufgelöst, und ich finde etwas Ruhe, um mich auf den Abend vorzubereiten. Der Pastor der Kirche hatte mir am Telefon etwas von seiner Arbeit erzählt. Vor Jahren kam sein Vorgänger auf die Idee, dass die große alte Kirche für Jugendliche umgestaltet werden müsse. Ihm wurde klar, dass junge Menschen in Chemnitz seine Kirche nicht besuchen würden, weil Kirche an sich einen schlechten Ruf hatte. Wer Spaß haben will, wer etwas erleben möchte, wer gerne seinen Horizont erweitert, der geht überallhin, aber nicht in die evangelische Kirche. Also gründete er mit einigen wenigen, aber motivierten Konfirmanden ein Team. Ziel war es, alle zwei Monate einen Jugendgottesdienst zu organisieren, der eine Ausstrahlung auf die ganze Stadt haben sollte. Zur Zeit meiner Einladung kommen bereits vierhundert Besucher zu der Veranstaltung. Der Gottesdienst wird nun heute zum fünften Mal gefeiert und immer wieder werden die Teilnehmerzahlen erneut getoppt.

Das ist eine Geschichte, die ich auf meinen Reisen schon oft gehört habe: Manchmal braucht es nur einen einzigen Menschen, einen jungen Pastor, einen Jugendleiter, einen Diakon, der genug Feuer für eine Idee hat. Er oder sie muss nicht viel mitbringen außer eine richtig gute Vision, Begeisterung, die Sprachfähigkeit, die Vision auch anderen zu übermitteln, und der Rest entwickelt sich wie von selbst. Allerdings muss diese Person, egal, ob männlich oder weiblich, großes Durchhaltevermögen mitbringen. Denn in toten Kirchen dauert es eine ganze Weile, bis der harte Boden aufgemeißelt, umgegraben und neu bepflanzt werden kann. Immer wieder höre ich, dass Träume und Ideen für eine lebendige Jugendarbeit an einem verstockten, trockenen und gealterten Kirchenvorstand gescheitert sind.

Der Pastor in Chemnitz hat zum einen die Begabung, seine Vision in Worte zu fassen, und auch das Durchhaltevermögen, diese neuen Ideen gegen alle Widerstände durchzusetzen. Und das Ergebnis lässt sich sehen.

Endlich bin ich da. Langsam fährt mein Auto auf den Kircheninnenhof und ich kann schon eine Traube von Jugendlichen auf dem Vorplatz entdecken. Der Pastor begrüßt mich freundlich und führt mich, nachdem ich meinen Koffer abgestellt habe, in einen hinteren Raum der alten Kirche. Dort sitzen ca. zwanzig aufgeregte junge Menschen. Jeder will mich begrüßen und mir seine Geschichte erzählen. So viele freundliche Gesichter auf einem Haufen, das tut gut. An jeder Ecke kann ich erkennen, wie bis ins Detail diese Veranstaltung durchgeplant und vorbereitet wurde. Das ist definitiv nicht überall so. Auf einem großen Tisch in der Mitte des Vorraums stehen ausreichend Saft und Wasserflaschen. Dazu gibt es leckere belegte Schnittchen mit...


Dreyer, Martin
Martin Dreyer, Jahrgang 1965, wurde in den 90er Jahren als Gründer der Jesus Freaks deutschlandweit bekannt. Die Jesus Freaks sind eine alternative christliche Jugendbewegung, die mittlerweile über 100 Dependancen im deutschsprachigen Europa aufweisen kann. Er ist Herausgeber des Bestsellers „Die Volxbibel“, dem weltweit ersten Bibelprojekt mit Open Source Charakter, was sich über eine Internetplattform ständig weiter entwickelt. Im Februar 2011 ist sein neuestes Buch mit dem Titel "Jesus rockt" erschienen. Dreyer hat eine Ausbildung als freikirchlicher Pastor und Suchtberater absolviert und in 2007 sein Studium der Diplom-Pädagogik in Köln erfolgreich abgeschlossen. Er arbeitete viele Jahre in der Jugendarbeit und ist in ganz Deutschland unterwegs, um in Gottesdiensten zu predigen oder Lesungen aus seinen Büchern durchzuführen. Martin Dreyer ist verheiratet mit Rahel und lebt in Berlin.




www.martin-dreyer.de

Martin Dreyer, Jahrgang 1965, wurde in den 90er Jahren als Gründer der Jesus Freaks deutschlandweit bekannt. Die Jesus Freaks sind eine alternative christliche Jugendbewegung, die mittlerweile über 100 Dependancen im deutschsprachigen Europa aufweisen kann. Er ist Herausgeber des Bestsellers "Die Volxbibel", dem weltweit ersten Bibelprojekt mit Open Source Charakter, was sich über eine Internetplattform ständig weiter entwickelt. Im Februar 2011 ist sein neuestes Buch mit dem Titel "Jesus rockt" erschienen. Dreyer hat eine Ausbildung als freikirchlicher Pastor und Suchtberater absolviert und in 2007 sein Studium der Diplom-Pädagogik in Köln erfolgreich abgeschlossen. Er arbeitete viele Jahre in der Jugendarbeit und ist in ganz Deutschland unterwegs, um in Gottesdiensten zu predigen oder Lesungen aus seinen Büchern durchzuführen. Martin Dreyer ist verheiratet mit Rahel und lebt in Berlin.

www.martin-dreyer.de


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