E-Book, Deutsch, 272 Seiten
Dr. / Snoek / Heussinger Freimaurer
1. Auflage 2020
ISBN: 978-3-96092-561-3
Verlag: FinanzBuch Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Wie Sie die Prinzipien des erfolgreichsten Netzwerks der Weltgeschichte für Ihre Persönlichkeitsentwicklung nutzen
E-Book, Deutsch, 272 Seiten
ISBN: 978-3-96092-561-3
Verlag: FinanzBuch Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Freimaurerei – um keine andere Verbindung ranken sich so viele Mythen, Legenden und Verschwörungstheorien. Bewundert, verachtet, verfolgt, verboten, und doch: Die Freimaurerei besteht nach wie vor. Bis heute haben sich ihre Rituale erhalten. Gerade auch in Deutschland werden sie gepflegt und weitergegeben.
Aber was ist Freimaurerei eigentlich? Wie und warum wird man heute Freimaurer? Welchen Sinn hat die Freimaurerei in einer digitalisierten und globalisierten Welt, im Zeitalter von Posthumanismus und Künstlicher Intelligenz? Ist sie ein Relikt vergangener Tage oder gar ein geheimes Forum, in dem sich Wirtschaft und Politik heimlich gegen alle verschwören?
Die Autoren dieses Buches, allesamt Freimaurer, zeigen, was moderne Freimaurerei ausmacht, weshalb sie ein Gewinn für jeden Einzelnen und die Gesellschaft ist und warum die Freimaurerei nicht weniger ist als das älteste und erfolgreichste Social Network der Welt und ein lebenslanges und überaus effektives Persönlichkeitstraining.
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
1. REVOLUTION, FREIHEIT UND FREIMAURER
»Die Menschenrechte beginnen, wo die Vorurteile enden.« MARQUIS DE LAFAYETTE (1757–1834) Für die Freiheit sterben: Diesem Ruf folgten die meisten Revolutionäre. Die Idee eines demokratischen und selbstbestimmten Volkes war in Europa zu Beginn der Französischen Revolution – der »Mutter aller Revolutionen« – zwar nicht neu, doch wurde sie vor allem durch die Revolution in Amerika Ende des 18. Jahrhunderts in die Alte Welt getragen. Einer der größten Verfechter dieser Bewegung war Marie-Joseph Mortier, auch bekannt als der Marquis de Lafayette. Er war überzeugt von den Werten der Aufklärung, Demokratie, Freiheit und Gleichheit. Als General machte er zeitlebens auf beiden Kontinenten von sich reden. Lafayette, er stammte aus adeligem Geschlecht und verfügte über ein nicht unbeträchtliches Vermögen, verkehrte im vorrevolutionären Paris in einflussreichen und vor allen Dingen freigeistigen Kreisen. Als Offizier von Stand hatte er zudem eine gute Ausbildung genossen und war politisch und gesellschaftlich recht umtriebig. So wurde er Mitglied der Freimaurerloge »Les Neuf Sœurs« – der auch einer der berühmtesten Philosophen der Aufklärung nahestand: Voltaire. Beinahe zeitgleich residierte auch Benjamin Franklin, einer der Gründerväter der Vereinigten Staaten, in Paris. Er war neben seiner Leidenschaft für das angenehme Leben vor allem für seine guten Vernetzungen bekannt. Franklin war 1776 vom amerikanischen Kongress dorthin entsandt worden. Seine Tätigkeiten waren vor allem davon bestimmt, Frankreich als Verbündeten zu gewinnen und die revolutionäre Armee seiner Heimat mit Waffen und Material zu versorgen. Franklin war selbst bereits seit 30 Jahren Freimaurer. Damals wie heute: Ein Freimaurer in einer fremden Stadt ist geneigt, Gesellschaft vor allem in den ortsansässigen Logen zu suchen. Es ist also denkbar, dass Voltaire, Franklin und Lafayette bei einer – vielleicht etwas weinseligen – Zusammenkunft im Logenhaus der »Neuf Sœurs« über die Amerikanische Revolution gesprochen haben. Ein Politiker, ein Philosoph und ein vermögender adeliger Offizier, vereint in ihrer Weltanschauung von Aufklärung und Freiheit. Diese Möglichkeit bleibt besonders von deutschsprachigen Historikern weitestgehend unbeachtet. Doch erscheint es einem Freimaurer mehr als nur wahrscheinlich, dass es sich so ereignet hat. Das Ergebnis der Umtriebigkeit von Lafayette jedoch ist unstrittig: Er kaufte sich ein Schiff und segelte mit französischen Freiwilligen 1777 in die Neue Welt, sehr zum Unwillen seiner Frau und seines Schwiegervaters sowie seiner Bankiers. Seine freimaurerischen Verbindungen und seine Begabung für Sprachen öffneten ihm Tür und Tor. Er traf in Philadelphia auf George Washington, wurde als Generalmajor Mitglied im Stab des amerikanischen Oberkommandierenden und bekam somit Zugang zu den höchsten Kreisen der Amerikanischen Revolution. Washington sorgte dafür, dass der Marquis Mitglied der gleichen militärischen Freimaurerloge wurde wie er selbst. Lafayette war zu diesem Zeitpunkt gerade einmal 20 Jahre alt. Dreh- und Angelpunkt dieser Clique von überzeugten Aufklärern, Glücksrittern und Romantikern war Benjamin Franklin. Frankreich war von den Unabhängigkeitsbestrebungen der Amerikaner bereits elektrisiert. Franklin gelang es, dem Ganzen Flair zu verleihen, und organisierte hintergründig zahlreiche Gespräche und Treffen, unterstützte aber auch die nur oberflächlich geheim gehaltenen Rüstungsunterstützungen Frankreichs nach Amerika. Bereits knapp 70 Jahre alt, von einer nicht zu verachtenden Hybris heimgesucht, dennoch charmant und listig, war es ihm geglückt, verschiedenste Akteure für seine Sache zu gewinnen. So gelang ihm auch die Rekrutierung einer weiteren beachtenswerten Person. Friedrich Wilhelm von Steuben war ein ehemaliger preußischer Offizier, der kurzzeitig sogar von Friedrich dem Großen – ebenfalls Freimaurer – als sein Adjutant persönlich in militärischen Belangen unterrichtet worden war. Steuben hatte als Verbindungsoffizier in Russland gedient und Friedrich durch direkte Berichte treue Dienste erwiesen. Jedoch kam es zu Meinungsverschiedenheiten zwischen Steuben und dem Generaladjutanten des Königs, sodass der junge Steuben aus Friedrichs Armee entlassen wurde. Für den König war Steuben somit Geschichte. Steuben hatte seit jeher das Talent gehabt, Menschen von sich einzunehmen oder sie gegen sich aufzubringen. Nach dem Siebenjährigen Krieg von Entlassungswellen in der Armee getroffen, musste auch er sich nach seiner Zeit beim Militär seinen Lebensunterhalt standesgemäß verdienen und arbeitete nach mehreren Stationen als Hofmarschall für den Fürsten von Hohenzollern-Hechingen auf der beschaulichen Schwäbischen Alb. Steuben galt als schwieriger Charakter – er beanspruchte mehr schlecht als recht den Titel eines Freiherrn –, der mehr aus sich machen wollte. Als Hofmarschall in Hechingen konnte er seinen Lebensunterhalt verdienen und seinen Anspruch des Titels eines Barons formulieren. Glücklich war er damit jedoch nicht. So manchen Abend verbrachte er bis spät in die Nacht in dicken Pfeifenrauch gehüllt damit, sich mit militärischer Lektüre weiterzubilden. Er wartete geduldig auf seine Zeit und diente weiterhin als Verwalter. Es kam, wie es kommen musste: Steuben sah sich aufgrund seiner nicht gerade anpassungsfähigen Art allerlei Intrigen und Gehässigkeiten ausgesetzt. Vermutlich aber vor allem wegen des Vorwurfs der Homosexualität musste er sich nach einigen Jahren treuer Dienste für seinen Fürsten wieder nach neuen beruflichen Möglichkeiten umsehen. Der sparsame Hohenzollernfürst verbrachte 1777 einige Zeit in Paris, um in seiner Heimat keine Hofkosten zu haben. In seinem Geleit war auch Steuben. Dort traf dieser über den üblichen Klüngel auf den emsigen Netzwerker Franklin, der bereits über seinen Kontaktmann aus Karlsruhe auf Steuben wartete. Steuben sagte seine Teilnahme an der Amerikanischen Revolution zu und forderte, mittellos, jedoch unbescheiden und ambitiös, wie er war, gleich den Rang eines höheren Offiziers. Der Rest ist Geschichte: Steuben leistete in Amerika ganze Arbeit. Als Profi machte er aus einfachen Bauern und Handwerksleuten eine professionelle Armee. Er trug somit maßgeblich zum Gelingen der Unabhängigkeit und der Gründung der Vereinigten Staaten bei. Steuben hatte am Ende bekommen, was er immer wollte: Er starb in der Neuen Welt als wohlhabender, berühmter und anerkannter Mann. Heute gibt es in New York jährlich eine Parade zu seinen Ehren. Bereits während des Unabhängigkeitskrieges trat er in seiner neuen Heimatstadt einer Freimaurerloge bei und war zeitlebens ein sehr aktives Mitglied der Bruderschaft. Zufall oder nicht, die Verbindungen aller Beteiligten sind auch bei Steuben mehrere Blicke wert: Voltaire und der König von Preußen waren alte Bekannte. Voltaire war ein gern gesehener Gast der Salons, die Friedrich veranstaltet hatte. Die von Höhen und Tiefen, Eifersucht und Bewunderung, aber auch von skurrilsten Ereignissen geprägte Männerfreundschaft zwischen dem Philosophen und dem König ist nicht nur unterhaltsam. Es ist ein verblüffender Zufall, dass Steuben, als ehemaliger Adjutant Friedrichs und als sein ehemaliger persönlicher Schüler, ausgerechnet in den Dunstkreis von Franklin trat, zu dem auch Voltaire als herausragende Persönlichkeit zu zählen ist, aber auch Lafayette als ein späterer Kollege Steubens im Stab Washingtons. Unterschätzt werden darf Steuben trotz seiner Opportunität keinesfalls. Die wochenlange Überfahrt von Frankreich nach Amerika nutzte Steuben zur Lektüre. Als begeisterter Leser von Thomas Paine und Jean-Jaques Rousseau hatte er sich rasch der Freiheit verschrieben. Mit Unterstützung von Franklin hatte Paine sein Werk «Der gesunde Menschenverstand« verfasst – man fragt sich dabei, wie es seinen Weg in Steubens Reisekoffer gefunden haben mag –, indem er die britische Herrschaft über die amerikanischen Kolonien anprangerte. Die Denkschrift Paines hatte durchschlagenden Erfolg und verkaufte sich, für damalige Zeiten, ungeheuerlich stark – mehrere Hunderttausend Male – und prägte die Sicht der Dinge über Jahrzehnte. Steuben hatte sich, mit einem guten Gespür für Theatralik und höfisches Benehmen, gegenüber dem amerikanischen Kongress zunächst als Freiwilliger verpflichtet. Seine Hoffnung, durch seine Fähigkeiten zu beeindrucken und als General einen festen Sold zu beziehen, wurde nicht enttäuscht. Schon in seinen ersten Tagen bei der Revolutionsarmee Amerikas wurde ihm klar, was er vor sich hatte: Männer, die in zerlumpten Kleidern, krank, frierend und mit kaum nennenswerter Bewaffnung der mächtigen britischen Armee gegenüberstanden. Diejenigen, die nicht weggelaufen waren, wurden vor allem von einem angetrieben – dem Wunsch nach Freiheit. Steuben war von dieser Entschlossenheit so tief...