Dornblüth / Franke | Putins Gift | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 224 Seiten

Dornblüth / Franke Putins Gift

Russlands Angriff auf Europas Freiheit
1. Auflage 2024
ISBN: 978-3-451-83388-5
Verlag: Verlag Herder
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Russlands Angriff auf Europas Freiheit

E-Book, Deutsch, 224 Seiten

ISBN: 978-3-451-83388-5
Verlag: Verlag Herder
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Weltweit tobt ein Kampf zwischen Autoritarismus und Demokratie. Moskau führt ihn erbittert. Die Mächtigen im Kreml versuchen immer aggressiver, die Staaten in ihrem ehemaligen Einflussgebiet zu unterwandern und schwache Demokratien zu zerstören. Das russische Gift zersetzt Gesellschaften, indem es vorhandene Schwachstellen nutzt und Gräben vertieft. Auch vor Deutschland und der EU macht die Destabilisierungskampagne Putins nicht halt.

Die Bestseller-Autoren und Ortskenner Gesine Dornblüth und Thomas Franke zeigen, wie perfide Russland vorgeht: In Armenien, Georgien, der Ukraine, den baltischen Staaten und Zentralasien, aber auch in den USA und der EU. Sie schreiben über Angst, Unwissenheit, Sprachkurse und Religion, und zeichnen nach, wie sich russisches Gift bereits subtil in die Gesellschaften gefressen hat.
Ein unverzichtbares Buch für alle, die die Bedrohung erkennen und bekämpfen möchten.

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Vorwort: Es ist Krieg
Russland greift an. Wenn es nicht gestoppt wird, sieht es für die Zukunft der folgenden Generationen schlecht aus. Es geht um Freiheit. Freiheit ist etwas, das man schnell verliert, und mit ihr Unabhängigkeit, Gerechtigkeit und die Möglichkeit, sich einzumischen. Ist die Freiheit einmal weg, ist es äußerst mühsam, sie wieder zu erkämpfen. Wie mühsam, zeigt unter anderem der Blick nach Belarus, wo die Menschen seit Jahrzehnten erfolglos versuchen, sich von der Diktatur zu befreien, und immer tiefer in die Fänge der Mächtigen in Moskau gelangen. Russland greift uns an. Und es ist höchste Zeit zu verstehen, wie. Die Nacht vom 22. auf den 23. Mai 2024 ist in Estland kühl. Am Ufer der Narwa singen Nachtigallen. Die klobigen grauen Mauern der Hermannsfeste sind mit sanftem orangefarbenen Licht angestrahlt, spiegeln sich im Wasser des Grenzflusses. Gegenüber unbeleuchtet die ebenso grauen Mauern der Festung Iwangorod, Symbol mittelalterlicher Macht Russlands. Zwischen ihnen markieren Bojen die Staatsgrenze. Im Morgengrauen steuert ein russisches Schiff eine Boje an, stoppt und holt sie aus dem Wasser, fährt ein Stück weiter, stoppt an der nächsten Boje und sammelt auch diese ein. So geht es fort. Als die Sonne aufgeht, ist die Grenze zwischen Russland und Estland in diesem Teil des Flusses nicht mehr sichtbar. Bereits seit Längerem möchte die russische Regierung auch die Grenzen vor der Küste „aktualisieren“. Die estnische Regierung bestellt den russischen Botschafter ein, Estlands Premierministerin Kaja Kallas erklärt, Russland wolle „Angst und Schrecken verbreiten“. Der Außenbeauftragte der Europäischen Union spricht von einer „Provokation“. Auch Deutschlands Verteidigungsminister Boris Pistorius ist besorgt. Wladimir Putin betreibe „Verunsicherung, Provokation, Rücknahme, Relativierung, den Spalt dazwischentreiben, Drohen – also immer das ganze Repertoire“. Pistorius sieht ein Muster „perfider hybrider Kriegsführung“. Eine Woche später schreckt eine Nachricht aus Polen die europäische Öffentlichkeit auf: Die Regierung plane, 200 000 Reservisten einzuziehen und sie sofort in die Ukraine an die Front zu schicken. Im Absender steht zwar die seriöse polnische Nachrichtenagentur PAP, doch deren Journalisten wissen von nichts. Ein Regierungssprecher stellt umgehend klar: Polen plant keine Mobilmachung. Die Meldung ist frei erfunden. Die Nachrichtenagentur wurde gehackt, und die Hacker schicken die Meldung demonstrativ ein zweites Mal hinaus. Polen ist einer der wichtigsten Ukraine-Unterstützer und seit Monaten russischen Angriffen ausgesetzt. Solche Cyberangriffe sind nur ein Teil davon. In Deutschland trifft es unter anderem die SPD-Parteizentrale. Im Dezember 2022 werden ihre E-Mail-Konten gehackt. Außerdem werden Netzwerke deutscher Rüstungs-, IT- und Luftfahrtunternehmen angegriffen. Nach wochenlangen Ermittlungen ist sich die Bundesregierung sicher: Hinter dem Angriff steckt der russische Militärgeheimdienst. Die Bundesinnenministerin Nancy Faeser warnt: Bereits vor Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine sei die Gefährdungslage „hoch“ gewesen, nun habe sie sich „weiter verschärft“. Im Juni 2024, kurz vor der Europawahl, folgt ein Hackerangriff auf die CDU. Russland führt einen Vernichtungskrieg gegen die Ukrainer, und es führt einen Schattenkrieg gegen gefestigte Demokratien. Die Mächtigen in Moskau wollen Nachbarstaaten unterwerfen, sie wollen verhindern, dass junge Demokratien sich dem Griff Russlands entziehen. Sie wollen Gesellschaften unterwandern, zersetzen, zerstören, kolonialisieren. Osteuropäer warnen seit Langem vor der russischen Aggression. Lennart Meri, der erste Präsident Estlands, machte bereits 1994 auf die Gefahr eines erneuten russischen Imperialismus aufmerksam. Die Warnungen der Balten, Polen, Ukrainer, Georgier und anderer wurden in Deutschland lange abgetan. Ebenso in Brüssel, bei der EU und der NATO. Nahezu berauscht davon, die Konfrontation im Kalten Krieg überwunden zu haben, wollten und wollen viele die Warnungen nicht hören, verweigern sich auch 2024 noch der Realität. Die Osteuropäer haben Erfahrung mit der Besatzung durch Russland und die Sowjetunion, und das teils schon seit mehr als 200 Jahren. Sie wissen, wie die Mächtigen in Moskau nahezu immer Bestrebungen nach Unabhängigkeit unterdrückt haben – bereits unter den Zaren, später während der Sowjetzeit, jetzt unter Putin. Die Verbrechen, die Russen heute an Ukrainern begehen, haben sie oft selbst erlebt. Sie kennen die Methoden, mit denen Putins Geheimdienstmafia vorgeht. Sie wissen, wie deren Agenten Menschen kaufen, erpressbar machen, kriminelle Strukturen stärken, Gesellschaften unterwandern und am Ende zerstören. Die Menschen in Osteuropa wissen aus eigener Erfahrung, wie der Kreml wirtschaftlichen Druck ausübt, wie er Sowjetnostalgie schürt, wie er Propaganda verbreitet, wie er Erinnerung auslöscht und Geschichte umschreibt. Sie haben erlebt, wie die Mächtigen in Moskau anderen ihre Lebensweise, ihre Sprache und Kultur, ihre Pässe aufzwingen und dass sie diejenigen, die sich dagegen wehren, foltern, verschleppen oder töten lassen. Die Osteuropäer wissen, wie Russland Angst verbreitet. Sie haben gelernt, mit ihrer Angst umzugehen. In Deutschland erinnern sich immer weniger Menschen daran, wozu Mächtige in Moskau fähig sind. Mit diesem Buch wollen wir diese Lücke füllen. Wir greifen dabei auf Recherchen aus dreißig Jahren zurück, in denen wir in Russland, im Südkaukasus, in der Ukraine, in der Republik Moldau, in den baltischen Staaten und in Zentralasien unterwegs waren. Wir erzählen von Menschen, die Demokratien aufbauen und ihre Länder von Moskau unabhängig machen wollen. Und wir schildern, wie Russland droht und sich einmischt. Uns geht es nicht darum, einen vollständigen Überblick über die immer neuen Cyberangriffe auf Deutschland oder die vielfältigen Enthüllungen über russische Zahlungen an dem Kreml genehme Politiker und Parteien in der Europäischen Union zu geben. Wir erklären vielmehr, wie Russland in unterschiedlichen Ländern vorgeht und welche Strategien es anwendet, um Zwietracht und Instabilität zu fördern. Eine Quintessenz des Buches lautet: Wer Demokratie sät, wer Korruption bekämpft und sich der EU annähert, den straft Russland mit Krieg. Mal mit einem großen wie in der Ukraine seit 2014, mal mit einem begrenzten wie in Georgien 2008. Den Armeniern musste Russland nur seinen militärischen Beistand gegen Aserbaidschan verweigern, um eine Reformregierung vor nahezu unlösbare Probleme zu stellen. Das möglicherweise gefährlichste Gift, mit dem Russland auch gefestigte Demokratien zersetzt, ist Desinformation. Hannah Arendt schrieb 1951: „Der ideale Untertan totalitärer Herrschaft ist nicht der überzeugte Nazi oder engagierte Kommunist, sondern Menschen, für die der Unterschied zwischen Fakten und Fiktion, wahr und falsch, nicht länger existiert.“ Genau darauf setzt die russische Propaganda. Putins Handlanger sagen es ganz offen. Zum Beispiel Olga Skabejewa, Topmoderatorin des russischen Staatsfernsehens: „Es ist nicht wichtig, was geschieht, wichtig ist die Interpretation des Ereignisses.“ Das russische Regime zielt darauf, den Glauben an Fakten und das Vertrauen in Institutionen und Politik zu zerstören. Deutschland steht dabei besonders im Fokus. Wir erklären, wie die Lügen des Kreml ihren Weg in deutsche Talkshows finden. Und wir erläutern, wie die russische Propaganda die Schuldgefühle vieler Deutscher für ihre Zwecke missbraucht. Uns geht es darum, Methoden und Zusammenhänge zu zeigen und Aufmerksamkeit zu schärfen. Russland nutzt Schwachstellen, verstärkt bestehende Konflikte und vertieft bereits existierende Gräben. Es nutzt sprachliche Ungenauigkeit in Nachrichten und streut Falschinformationen. Wer unsere Demokratie und unseren Wohlstand gegen Russland verteidigen möchte, muss diese Schwachstellen erkennen und die Mechanismen verstehen, deren Russland sich bedient. Viele Desinformationskampagnen, die aus Moskau kommen, ähneln einander. Das ist ein Vorteil. Es ist möglich, sich dagegen zu wappnen. Wir wissen im Sommer 2024 nicht, ob Russland Georgien endgültig von seinem europäischen Weg abbringen wird. Wir wissen nicht, wie die Wahlen in der Republik Moldau im Herbst ausgehen werden, die Russland zu stören versucht. Auch wissen wir nicht, ob es der Ukraine gelingen wird, Russland aus den besetzten Gebieten zurückzudrängen. Eines aber ist klar: Dass die Ukraine sich gegen Russland behauptet, ist grundlegend für Europas Freiheit. Auch davon erzählen wir. In Deutschland meinen immer noch viele, sich heraushalten zu können. Das ist gefährlich, und auch darauf setzt Putin. Im Asterix-Band Streit um Asterix von 1970 gibt es die Figur Tullius Destructivus. Destructivus schafft es mit gezielten Falschbehauptungen, Bestechung, Verleumdung und der Verdrehung von Tatsachen, das Vertrauen der Gallier in ihre Kraft und ihre Freunde zu untergraben und schließlich die Einheit im gallischen Dorf zu zerstören. Erst als der Druide mit dem Zaubertrank das Dorf verlässt und die zerstrittenen Gallier den eigentlich unterlegenen Römern schutzlos ausgeliefert scheinen, werden sie wach und verteidigen, durch die Bedrohung geeint, ihre Freiheit. In der Realität gibt es keinen Zaubertrank, der die Unabhängigkeit sichert. Die Waffen der Demokratien sind Wissen, ein klarer Blick auf den, der die Demokratie zerstören möchte, und das aktive Einstehen für Werte und Wahrheit....


Franke, Thomas
Thomas Franke, geb. 1967, ist Journalist, Autor, Regisseur und Produzent vor allem für den Deutschlandfunk. Von 2012 bis 2017 lebte er in Moskau. Zuletzt erschienen von ihm die Bücher „Russian Angst – Einblicke in die postsowjetische Seele“ sowie „Ruhmlose Helden. Ein Flugzeugabsturz und die Tücken deutsch-russischer Verständigung“ mit Gesine Dornblüth. 2023 erscheint der Erzählungsband „An den Kaukasus gekettet“.

Dornblüth, Gesine
Gesine Dornblüth, Dr., geb. 1969, ist promovierte Slavistin und Hörfunkjournalistin. Von 2012 bis 2017 war sie Deutschlandfunk-Korrespondentin in Moskau. Seit Beginn der 1990er Jahre unternahm sie zahlreiche Recherchereisen nach Russland und den gesamten postsowjetischen Raum. Zuletzt erschien von ihr das Buch „Ruhmlose Helden. Ein Flugzeugabsturz und die Tücken deutsch-russischer Verständigung“ mit Thomas Franke.

Gesine Dornblüth, Dr., geb. 1969, ist promovierte Slavistin und Hörfunkjournalistin. Von 2012 bis 2017 war sie Deutschlandfunk-Korrespondentin in Moskau. Seit Beginn der 1990er Jahre unternahm sie zahlreiche Recherchereisen nach Russland und den gesamten postsowjetischen Raum. Zuletzt erschien von ihr das Buch "Ruhmlose Helden. Ein Flugzeugabsturz und die Tücken deutsch-russischer Verständigung" mit Thomas Franke.
Thomas Franke, geb. 1967, ist Journalist, Autor, Regisseur und Produzent vor allem für den Deutschlandfunk. Von 2012 bis 2017 lebte er in Moskau. Zuletzt erschienen von ihm die Bücher "Russian Angst – Einblicke in die postsowjetische Seele" sowie "Ruhmlose Helden. Ein Flugzeugabsturz und die Tücken deutsch-russischer Verständigung" mit Gesine Dornblüth. 2023 erscheint der Erzählungsband "An den Kaukasus gekettet".



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