Dolan | George - Der Hund, der mir das Leben rettete | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 256 Seiten

Dolan George - Der Hund, der mir das Leben rettete


1. Auflage 2015
ISBN: 978-3-641-15999-3
Verlag: C.Bertelsmann
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, 256 Seiten

ISBN: 978-3-641-15999-3
Verlag: C.Bertelsmann
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Die berührende wahre Geschichte einer
außergewöhnlichen Freundschaft

Eine Reihe von Schicksalsschlägen hat dazu geführt, dass John Dolan auf der Straße lebt und sich mit Betteln über Wasser hält. Doch durch den Bullterrier George, der sein Zuhause verloren hat, ändert sich alles. Denn die Verantwortung für den Hund bringt John dazu, sein Leben wieder in den Griff zu bekommen. Während die beiden jeden Tag an einer Londoner Straßenkreuzung sitzen und auf ein paar Münzen von Passanten hoffen, beginnt John nach langer Zeit wieder zu zeichnen. Ein aufmerksam gewordener Galerist bietet ihm die Mitarbeit an einem außergewöhnlichen Street-Art-Projekt an. Die daraus resultierende Ausstellung wird nicht nur ein großer Erfolg, sondern auch zum Wendepunkt im Leben von John und George.

Eine herzerwärmende, ehrlich erzählte Geschichte über Verantwortung, Freundschaft und einen überraschenden Neuanfang.

John Dolan lebt und arbeitet im Londoner Stadtteil Shoreditch. Drei Jahre lang hat John im Beisein seines Hundes George im Osten Londons vom Bürgersteig der Shoreditch High Street aus die Welt um sich herum gezeichnet. Im September 2013 hatte er seine erste Einzelausstellung 'George the Dog, John the Artist', die komplett ausverkauft war.

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1

Es war im Winter 2009, als George in mein Leben trat. Ich wohnte in einem möblierten Zimmer einer Sozialwohnung in der Royal Mint Street. Unten gab es einen Zeitungsladen, um die Ecke lag gleich der Tower, und ich lebte dort mit einigen Unterbrechungen seit etwa zwei Jahren; das war das Beste, was sich aus dieser Zeit sagen lässt. Ansonsten hatte ich mit so ziemlich allem in meinem Leben zu kämpfen: Ich hatte keine Arbeit, kein Einkommen, und ich kriegte meine Drogensucht nicht in den Griff. Das Einzige, was ich hatte, war das Zimmer. Ich war oft genug obdachlos gewesen, um zu wissen, wie es ist, wenn man draußen schläft, daher schätzte ich mich glücklich, eine feste Bleibe zu haben. In meiner Kindheit hat meine Mutter Dot mir beigebracht, dass Nächstenliebe zu Hause beginnt, also nahm ich manchmal für eine oder zwei Nächte andere bei mir auf, die ich auf der Straße aufgegabelt hatte und denen es noch elender ging als mir. So traf ich auf Becky und Sam.

Ich begegnete ihnen vor der U-Bahn-Station Tower Hill. Sie waren ein nettes junges Pärchen Anfang zwanzig, sie bettelten, und wie die meisten Obdachlosen vermittelten sie den Eindruck, als hätten sie von allem die Schnauze voll und bräuchten unbedingt mal eine Verschnaufpause. Sie hatten einen Schäferhund, der mich ein bisschen an den Hund aus meiner Jugend erinnerte, und so kamen wir ins Gespräch. Im Lauf des nächsten Monats lernte ich die beiden ziemlich gut kennen, weil ich nämlich selbst bettelte – auch wenn ich mich schäme, das einzugestehen. Ich wusste einfach nicht, was ich sonst machen sollte. Anderen gegenüber sagte ich, ich befände mich in einer »finanziellen Notlage«, aber es war viel schlimmer. Ich war völlig abgebrannt und wusste mir nicht mehr anders zu helfen, als mit der Mütze in der Hand Passanten anzusprechen, ob sie für einen hoffnungslosen Typen wie mich nicht ein bisschen Kleingeld übrig hätten. Jedenfalls versuchten wir drei uns gegenseitig aufzubauen, wenn wir uns über den Weg liefen, besorgten uns einen Becher Tee gegen die Kälte oder erzählten uns, was wir mit unseren Mitmenschen und Kunden so erlebten.

»Da war einer, der hat gemeint, ich hätte ein nettes Lächeln, und deswegen hat er mir einen Fünfer gegeben und gesagt, das bisschen Glück hätte ich mir verdient«, erzählte Becky dann.

»Mich hat so ein schrulliger Opa angepöbelt, ich sei eine Schande für die ganze Menschheit, und am besten wäre es, wenn ich mich gleich unter einen Bus werfen würde«, witzelte ich, obwohl das von der Wahrheit nicht so weit entfernt war. Entweder man lachte darüber, oder man gab sich gleich die Kugel.

Es ging auf Dezember zu, und allmählich wurde es richtig kalt. Ich wusste aus eigener Erfahrung, wie schlimm es zu dieser Jahreszeit auf der Straße ist, also bot ich Becky und Sam an, dass sie, wenn sie wollten, für eine Weile bei mir bleiben könnten. Sie lebten seit etwa zwei Jahren draußen und gingen auf das Angebot erwartungsgemäß sofort ein, auch wenn ich sie warnte, dass mein Zimmer definitiv nicht das Ritz war. Es war kalt, muffig und so klein, dass neben meinem Schlafsofa kaum noch Platz blieb. Aber sie waren dankbar und quetschten sich mit ihrem Schäferhund in der Mitte auf den Boden. Sie erzählten mir, sie hätten den Hund aus einer Obdachlosenunterkunft gerettet, wo sie mit angesehen hatten, wie jemand ihn halb totschlug. Ich war im Lauf der Jahre oft Zeuge sinnloser Gewaltausbrüche geworden und hatte, wenn ich so richtig unten war, auch selbst ordentlich Prügel bezogen.

»Da habt ihr beide eine gute Tat vollbracht«, sagte ich zu Becky. »Darum geht es doch im Leben.«

Einige Tage später kam Becky die Treppe zu meinem Zimmer hochgelaufen und fragte mich atemlos, ob es okay sei, wenn sie einen zweiten Hund mitbringe. Ich war ehrlich bestürzt. Als Obdachloser ist es wichtig, sich nicht allzu viel Verantwortung aufzuhalsen. Es war schon schwierig genug, die Kohle zu besorgen, damit man selbst über die Runden kam. Wie sollte man das noch mit zwei Hunden hinkriegen?

»Warum? Ist alles okay? Was ist passiert?«, fragte ich.

»Na ja, ist eine komische Geschichte«, antwortete sie, als sie langsam wieder zu Atem kam.

Es stellte sich heraus, dass ein betrunkener Schotte vor der U-Bahn-Station auf Becky zugewankt war und sie gefragt hatte, ob sie ihm nicht seinen Hund abkaufen möchte.

»Wie viel willst du für ihn haben?«

»So viel wie für eine Dose Starkbier – mehr nicht.«

»Du hast sie doch nicht mehr alle!«, antwortete Becky. »Du kannst deinen Hund doch nicht für eine Dose Bier verkaufen!«

Sie sah zum Hund, der friedlich neben dem Schotten saß und so tat, als würde er sich seinen Teil denken. Es war ein junges, schönes und äußerst wachsames Tier, und es war wirklich eine Riesenschweinerei, wenn man es für den Preis einer Dose Bier hergab – egal, ob es sich nun um Starkbier oder um normales handelte. Wenn der Schotte allerdings meinte, mehr wäre der Hund nicht wert, dann hatte er den Hund auch nicht verdient. Also leerte sie ihre Taschen und sah nach, wie viel Geld sie bei sich hatte.

»Ich sag dir was, ich geb dir zwanzig Pfund. Nimm sie, aber lass dich hier nicht mehr blicken, verstanden?«

»Aye, verstanden«, erwiderte er und zählte die Kohle nach. »Übrigens, er heißt George.«

Der Schotte torkelte davon, Becky hielt George an der abgewetzten Leine, fragte sich, was um Himmels willen sie da jetzt geritten hatte, und hoffte, dass ich nichts dagegen haben würde, ihn auch noch bei mir aufzunehmen.

»Warum nicht?«, sagte ich, nachdem ich mir die Geschichte angehört hatte. »Klingt ja so, als hätte er auch mal eine Verschnaufpause nötig. Los, hol ihn schon.«

Becky kehrte um, und zwei Minuten später ging erneut die Tür auf, und George trabte herein. Ich war überrascht, was für ein schöner Hund er war. Hunde von Obdachlosen werden nicht immer gut versorgt, manchmal geben sie ein eher trauriges Bild ab. Obwohl er ein wenig nervös wirkte, war sein Temperament sofort zu spüren. Der dunkle Fleck um das linke Auge, seine Ohren, von denen eines schwarz, das andere weiß war, verliehen ihm etwas sehr Niedliches. Eines der Ohren hatte noch dazu einen Knick, möglicherweise Folge eines Kampfes, aber er war unbestreitbar ein wunderschöner Hund.

»Für eine Dose Starkbier?«, wunderte ich mich. »Der Typ muss ein verdammter Arsch sein!«

Ich streichelte George über den Kopf und begrüßte ihn mit einem »Hallo«, ließ ihn aber ansonsten in Ruhe, weil er nervös und unruhig wirkte. Übel nehmen konnte man es ihm nicht. Es musste für ihn ganz schön hart sein, sich mit neuen Besitzern in einer völlig fremden Wohnung wiederzufinden. Und weiß der Himmel, welches Leben er bei dem Schotten vorher gehabt hatte.

»Wie lang hatte ihn dieser Kerl?«, fragte ich.

Becky zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung. Ich glaube aber, dass George noch nicht sehr alt ist.«

Ich stimmte zu. Er war kein Welpe mehr, aber er sah mir auch nicht älter aus als – sagen wir – anderthalb Jahre.

George saß mucksmäuschenstill auf dem Boden und lauschte und beobachtete alles. Sein Blick war immer auf denjenigen gerichtet, der gerade redete, und beim geringsten Geräusch von draußen spitzte er die Ohren. Er war ganz offensichtlich auf der Hut, trotzdem schien eine große Ruhe von ihm auszugehen. Er hatte etwas Hypnotisches an sich. Ich mochte ihn vom Fleck weg.

Fühl dich wie zu Hause.

»Kannst du für ein paar Stunden auf George aufpassen?«, fragte Becky zwei Tage später. »Es ist wirklich wichtig, sonst würde ich dich nicht damit behelligen.«

Sie und Sam hatten einen Termin bei einem Sozialarbeiter, der sich bemühte, sie von der Straße zu holen. Becky meinte, sie wollten dort nicht mit zwei Hunden aufkreuzen. Ihr Schäferhund wich ihnen nicht von der Seite, wie ich wusste, und ich war froh, wenn ich ihnen aushelfen konnte. In den wenigen Tagen, in denen ich George mittlerweile kannte, hatte er sich ganz großartig verhalten. Er bellte so gut wie nie, und sein entspanntes Wesen hatte eine beruhigende Wirkung auf mich. Er stellte sich als ein äußerst willkommener Gast heraus.

»Wird mir eine Freude sein«, sagte ich. »Du bist ein guter Junge, was, George?«

Er sah mich an und legte den Kopf schief. Ich machte mir keine Gedanken darüber, dass ich vielleicht irgendwelche Probleme mit ihm haben würde. Eigentlich machte ich mir über gar nichts Gedanken.

Becky und Sam waren eine Ewigkeit weg. Irgendwann fütterte ich George mit der halben Dose Hundefutter von Tesco, die sie neben dem Wasserkocher hatten stehen lassen, und gab ihm was zu trinken. Es mochte zwar verdammt lange her gewesen sein, dass ich mich um einen Hund gekümmert hatte, aber sogar mir fiel ein, dass ich mit ihm irgendwann raus musste, falls die beiden in absehbarer Zeit nicht zurückkamen. Ich wartete bis zum Einbruch der Dämmerung, dann gab ich mich geschlagen. Es war George anzusehen, wie sehr er sich langweilte; es war nicht richtig, einen jungen Hund wie ihn so lange in einer winzigen Wohnung schmoren zu lassen. George war aufgeregt, als ich ihm endlich die Leine anlegte, und als ich die Tür aufmachte, schoss er davon und zog mich die Treppe hinunter wie ein Husky seinen Schlitten.

Unten auf der Straße nahm ich die Leine fest in die Hand und marschierte mit ihm um den Block. Sorgen machte mir nur mein schwacher arthritischer Knöchel; wenn George fest genug zog, konnte er mich leicht umwerfen. Aber davon wollte ich mich nicht kirre machen lassen, stattdessen genoss ich einfach den Ausflug und dachte mir, wie gut es mir tat, mal...


Dolan, John
John Dolan lebt und arbeitet im Londoner Stadtteil Shoreditch. Drei Jahre lang hat John im Beisein seines Hundes George im Osten Londons vom Bürgersteig der Shoreditch High Street aus die Welt um sich herum gezeichnet. Im September 2013 hatte er seine erste Einzelausstellung "George the Dog, John the Artist", die komplett ausverkauft war.



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