E-Book, Deutsch, 256 Seiten
Diel Schlage bitte weiter, Kämpferherz
1. Auflage 2021
ISBN: 978-3-949452-24-6
Verlag: Hirnkost
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, 256 Seiten
ISBN: 978-3-949452-24-6
Verlag: Hirnkost
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Schlage bitte weiter, Kämpferherz! – Das neue Buch des SPIEGEL-Bestseller-Autors Dennis Diel.
Sprechen Menschen über Angst und Psychosen, dann oft mit angezogener Handbremse. Wer in dieser Gesellschaft mithalten will, redet nicht über seelische Krankheiten, schon gar nicht über die eigenen. "Schlage bitte weiter, Kämpferherz!" ist die autobiografische Geschichte eines Mannes, der mit schonungsloser Offenheit erzählt, wie er schon als Kind die seelischen Abgründe seiner Familie kennenlernen musste. Die Geschichte eines übergewichtigen Teenagers, der dem Mobbing seiner Mitschüler ausgesetzt war und sich irgendwann zur Wehr setzte. Eines Mannes, der mit Anfang Zwanzig selbst Geißel seiner Ängste wurde und bis heute gegen die eigene Hypochondrie kämpft.
Diese Geschichte guckt nicht weg. Nichts wird schöngeschrieben. Die Geschichte zeigt eine Welt voller Panikattacken und Ängste, Paranoia und Wut. Aber auch eine, wo die Sonne den Schatten besiegt. Das Buch erzählt auch von der Magie der Freundschaft und der Kraft der Liebe.
"Schlage bitte weiter, Kämpferherz!" ist Schulhorror, Coming-of-Age-Drama und Love Story zugleich.
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
Diese Seiten des Werkes entstehen „live“ unter den Eindrücken einer veränderten Welt. Es sind die Worte eines Mannes im mittleren Alter, der darauf hofft, dass er und seine Familie von der Epidemie verschont bleiben. Heute wurde verkündet, dass es ab kommender Woche Lockerungen der bislang getroffenen Maßnahmen geben wird. Mittel, die zum Zweck haben, die Ausbreitung der Covid-19-Krankheit, die durch einen neuen Stamm unbekannter Corona-Viren ausgelöst wurde, einzudämmen. Kontaktsperren. Ladenschließungen. Mindestabstände zwischen Menschen. Mindestens eineinhalb Meter, bitte. Besser gleich zwei. Alte Frauen und Männer in Pflegeheimen, die dort im wahrsten Sinne des Wortes eingesperrt sind und keinerlei Besuche mehr empfangen dürfen. Nicht mal von den eigenen Kindern. Es sind grauenhafte Szenen, die sich in diesen Betreuungseinrichtungen abspielen, und das nicht nur in Deutschland, sondern in Europa. Heime, in denen das Virus grassiert und reihenweise Menschen im letzten Lebensdrittel den Atem stiehlt. Ohne Möglichkeit, den allerletzten Gang mit den Personen zu beschreiten, die sie lieben und seit Wochen so schmerzlich vermissen. Was für ein Wahnsinn. Keine Vorstellung reicht aus, um mir auszumalen, was mit meinen Eltern passieren wird, wenn sie sich infizieren. Sie leben nicht im Altersheim, aber mein Vater benötigt schon Pflege, er ist einundsiebzig, Ma ist fünfundsechzig. Lieber Gott, lass diesen Kelch an uns vorüberziehen! Ich bin guter Dinge, dass es Ende des Jahres mehrere Wörter zu den Unwörtern 2020 schaffen werden: Hamsterkäufe! Systemrelevant! Corona-Partys! Corona-Diktatur! Social Distancing! Erkläre mir bitte jemand, warum unsere Spezies es in einer laufenden Jahrhundertpandemie für überlebenswichtig gehalten hat, kistenweise Klopapier zu horten? Obwohl es Hinweise darauf gibt, dass der Lockdown, das komplette Herunterfahren des gesellschaftlichen Lebens, einen Erfolg erzwungen hat, kann sich niemand sicher sein, wie die Welt an dem Tag aussieht, an dem du dieses Buch lesen wirst. Ich hoffe, sie wird sich zum Besseren hin verändert haben. Dass sie nicht mehr dieselbe ist, die sie vor der Pandemie mit dem Coronavirus war, steht außer Frage. „Was bezweckt dieses Buch?“, höre ich die Leute heute schon fragen. Ich glaube, dass meine persönliche Biografie Menschen helfen wird, mit ihren Makeln zu leben. Sie zu akzeptieren und an ihnen zu wachsen. Das klingt ein bisschen eitel und so, als sei mein eigener Werdegang derart wichtig, dass andere daraus Schlüsse ziehen könnten. Vermutlich ist es die Krux eines Autors, nicht gänzlich uneitel zu sein. Das teilt meine Gattung mit allen Kreativen, die aus dem Nichts heraus etwas erschaffen. Aufgeblasenere Menschen würden das Kunst nennen. Ich bin kein Künstler, sondern ein Mann, dessen bescheidene Begabungen darin liegen, Worte so aneinanderzureihen, dass einige wenige Leser in ihnen etwas erkennen: sich selbst, vermutlich. Negative Kommentare, die es bei Erscheinen meines ersten Buches gab, ließen mich irritiert und angefressen zurück. Der Zweifel ist der kleine Bruder der Angst. Der, der nicht die Stärke des Großen hat, aber genauso nervt, wenn man ihn nicht beachtet. Ich zweifle oft. Ich glaube, dass die Wahrheit eines jeden Menschen das ist, was er erlebt hat. Die Summe all der Erfahrungen, die sich im Laufe von vielen Jahren angesammelt haben und die (im Guten und im Schlechten) dazu beigetragen haben, dass du hasst und liebst. Narben waren notwendig, um mich zu dem werden zu lassen, der ich heute bin. Aber auch Liebe, Verständnis und Mitgefühl. Überhaupt wird unsere menschlichste Fähigkeit, mit anderen mitzuleiden oder sich mitzufreuen, eine zentrale Rolle in diesem Buch spielen. Genau wie die Hürden des Lebens, die manchmal unüberwindbar scheinen, um dann auf die ein oder andere Art übersprungen zu werden. Im Gegensatz zu manchen Böcken im Sportunterricht. Ein Weg, der eben klar vor einem lag, wird mit tiefen Rissen durchzogen, die man allzu leicht übersieht, außer du weißt, wo sie zu finden sind. In diesem Buch werden einige Wege beschrieben und viele davon führten in die Finsternis. Eine Gemengelage aus Unsicherheit, Dummheit, Verantwortungslosigkeit, Fake News und Profilierungssucht haben dazu geführt, dass aus großem Vertrauen in die Wissenschaft und Politik immer prächtiger gedeihende Skepsis wurde. Mich beunruhigen all diese Sorglosigkeiten, die dafür sorgen könnten, dass die Infektionswelle wieder zuschlägt. Unsicherheit bei der Bevölkerung, die aus verständlichen Gründen nicht mehr weiß, wem sie glauben oder wessen Wissen schaffenden Hirnen sie vertrauen soll, sind der Nährboden der Verschwörungstheoretiker, von Ken FM bis zum Reichsbürger, vom besorgten Familienvater bis zum gewaltbereiten Radikalen, der sich seiner Freiheitsrechte beraubt sieht. Zuerst war der Mund- und Nasenschutz, die Maske, mit der wir alle herumrennen, als nicht zweckdienlich verpönt. „Die schützt bestenfalls andere vor einer Ansteckung, wenn der Maskenträger erkrankt ist, aber niemals den Träger selbst“, war das gültige Narrativ, das vom Robert-Koch-Institut, von führenden Politikern und Virologen ausgegeben wurde. Ein paar Wochen später, mitten im Lockdown, empfahl die Bundeskanzlerin dann dringend, Masken im öffentlichen Raum zu tragen, und nur einige Tage nach dieser eindringlichen Empfehlung kam sodann die Pflicht. Ein großes Raunen war zu vernehmen. Und jetzt nicht länger hinter vorgehaltener Hand (die war nicht mehr nötig, der Maske sei Dank), sondern unter einem Stück Stoff. Und dort wurde das immer lauter werdende Gemurmel hörbar, „dass die Regierung ja nicht mehr alle Tassen im Schrank haben könne. Wissen die überhaupt, was sie tun? Was sie uns antun?“ Dass derartig schwammiges, nicht einheitliches Gebaren wenig souverän erscheint und genauso von der Bevölkerung wahrgenommen wird, hätte jedem verantwortlichen Politiker und Wissenschaftler einleuchten müssen. Dann folgte der Lockerungswahn. Was Mitte März 2020 all diese rigorosen Eingriffe in unsere wichtigsten freiheitlichen Grundpfeiler nötig machte, ist einer Orgie aus Lockerungen, Verharmlosungen und falsch verstandener Wirtschaftssolidarität gewichen, die jedes Augenmaß für den richtigen, verantwortlichen Umgang mit der Ökonomie und den Schäden, die ihr zugefügt wurden, verloren hat. Ich bin beunruhigt und gespannt, wohin uns diese Reise führen wird. Wo werden wir in einem Monat sein? Wo in ein, zwei Jahren? Wie viele Menschenleben werden aufs Spiel gesetzt, damit die Wirtschaft nicht vor die Hunde geht? Wie hoch ist der Preis, den wir alle zahlen werden? Dieses Buch, das zu einem nicht geringen Prozentsatz zugleich eine biografische Geschichte ist, wird nicht von Corona handeln. Das wäre angesichts der Dramatik und Dynamik dieser Pandemie anmaßend und unerhört. Ein zentrales Thema, und deshalb dieser Einschub über das Virus, wird aber Angst sein. Pathologische Panik. Um mit einem aus dem Kontext gerissenen und leicht abgeänderten Zitat von Luke Skywalker meine eigene Familiengeschichte zu beschreiben: „Meine Mutter hat sie. Ich habe sie. Ja, vielleicht hat sie sogar meine Schwester.“ Mit der Angst ist das so eine Sache. Begegnest du einem Feind auf offener Straße oder in einer menschenleeren Tiefgarage und er will dir ans Leder, wird Furcht das eigene Leben retten. Sie beschleunigt deinen Herzschlag und stellt dich mental auf Flucht, andernfalls Kampf ein. Und egal, ob du dich dafür entscheidest, wegzurennen oder stehen zu bleiben: Das Gefühl wird, wenn du Pech hast, wiederkehren und vermutlich nie wieder loslassen. Vorausgesetzt, du bist vor deinem Angreifer geflohen oder hast ihm, in bester Chuck-Norris-Manier, einen Roundhouse-Kick ins Gesicht verpasst. Fest steht: Nach der erfolgreichen Überwindung der Situation wird es dir besser gehen. Bleibst du dein Leben lang vor einer Angsterkrankung verschont, wird das Gefühl der Panik schwinden. Es sucht dich nicht heim, während du im Kino sitzt und vorhast, in aller Ruhe die neueste Star-Wars-Episode zu gucken. Der Schrecken wird dich nicht überfallen, wenn du schläfst oder deinen Partner liebst. Im Gegenteil. Du wirst den beschleunigten Herzschlag beim Sex mögen und ihm keinerlei bedrohliche Eigenschaften zusprechen. Das Gefühl der Enge, als ob ein tonnenschwerer Elefant auf deinem Brustkorb sitzt, wirst du allerhöchstens kennenlernen, wenn du Asthmatiker bist und sich deine Notfallmedikation nicht in deiner Nähe befindet. Oder dann, wenn du – Gott bewahre – einen Herzinfarkt bekommst. Diese flüchtigen Momente der Angst und Ungewissheit, der Verzweiflung und des inneren und äußeren Hilfeschreis, sind bei Panikpatienten Alltag. Das Gehirn und die Amygdala darin unterscheiden nicht, ob eine Situation bedrohlich ist oder ob es sich um einen harmlosen Erregungszustand handelt, der aber von deinem vegetativen Nervensystem als Kampf um Leben und Tod gewertet wird. Eine Zugfahrt, genauso wie das Stehen am Gleis im Bahnhof, wird zur Bewährungsprobe für Nerven und Mut. Eine Reise im Flugzeug...