Diedrich | Mitgefühlsfokussierte Interventionen in der Psychotherapie | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 170 Seiten

Diedrich Mitgefühlsfokussierte Interventionen in der Psychotherapie


1. Auflage 2016
ISBN: 978-3-8409-2671-6
Verlag: Hogrefe Publishing
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark

E-Book, Deutsch, 170 Seiten

ISBN: 978-3-8409-2671-6
Verlag: Hogrefe Publishing
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark



Patienten haben häufig Schwierigkeiten, in belastenden Lebenssituationen verständnisvoll und unterstützend mit sich selbst und anderen umzugehen. Dies trägt oft zur Aufrechterhaltung ihrer Probleme bei. Mitgefühl stärkt eine akzeptierende Haltung gegenüber leidvollen Erfahrungen und erleichtert gleichzeitig eine adäquate Regulation negativer Erfahrungen. Das Buch stellt anhand von Übungsanleitungen, Fallbeispielen und Patient-Therapeut-Dialogen zahlreiche Interventionen zur Steigerung von Mitgefühl und Selbstmitgefühl in der psychotherapeutischen Praxis vor.

Der Band beschreibt ein mitgefühlsfokussiertes Störungsmodell, informiert über die Wirkungsweise von Mitgefühl und gibt einen Überblick über wesentliche empirische Befunde zu Korrelaten und Auswirkungen von Mitgefühl. Ziele, Indikationsbereiche und Besonderheiten mitgefühlsorientierter Interventionen werden umfassend beschrieben. Außerdem wird praxisnah dargestellt, wie ein Mangel an (Selbst-)Mitgefühl diagnostisch erfasst werden kann, wie sich mitgefühlsfokussierte Interventionen mit bestehenden psychotherapeutischen und medikamentösen Behandlungen kombinieren lassen und wie Mitgefühl sich selbst und anderen gegenüber anhand unterschiedlicher imaginativer, kognitiver und verhaltensbezogener Interventionen, welche u.?a. aus der populären Compassion-Focused Therapy von Paul Gilbert stammen, gesteigert werden kann. Zudem wird erläutert, wie mit Schwierigkeiten während des Einsatzes mitgefühlsorientierter Techniken umgegangen werden kann. Zuletzt wird ein Überblick über bestehende Interventionsansätze zur Förderung von Mitgefühl im Einzel- und Gruppensetting gegeben. Arbeitsmaterialien, die die Umsetzung der Interventionen in der Praxis unterstützen, stehen auf der beiliegenden CD-ROM zum Ausdrucken zur Verfügung.

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Zielgruppe


Ärztliche und Psychologische Psychotherapeuten, Fachärzte für Psychiatrie und Psychotherapie, Fachärzte für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Suchttherapeuten, Klinische Psychologen, Psychologische Berater, Studierende und Lehrende in der psychotherapeutischen Aus-, Fort- und Weiterbildung.


Autoren/Hrsg.


Weitere Infos & Material


1;Mitgefu?hlsfokussierte Interventionen in der Psychotherapie;1
1.1;Inhaltsverzeichnis;7
2;Einleitung;11
3;1Beschreibung von Mitgefühl;14
3.1;1.1Definitionen von Mitgefühl;14
3.2;1.2Streitpunkte und zusammenfassende Definition;17
3.3;1.3Mythen zu Mitgefühl;22
4;2Mitgefühlsfokussiertes Störungsmodell und Wirkungsweise von Mitgefühl;26
4.1;2.1Störungsmodell;26
4.2;2.2Wirkungsweise von Mitgefühl;36
5;3Empirie zu Korrelaten und Auswirkungen von Mitgefühl;39
5.1;3.1Mitgefühl und Affekt;39
5.2;3.2Mitgefühl und Selbstregulation;40
5.3;3.3Mitgefühl und Beziehungen;42
5.4;3.4Mitgefühl und psychische Gesundheit;43
5.5;3.5Mitgefühl und körperliche Gesundheit;45
6;4Ziele und Indikationsbereiche mitgefühls­fokussierter Interventionen;47
6.1;4.1Ziele;47
6.2;4.2Indikationsbereiche;48
7;5Erfassung von Mitgefühl;56
8;6Steigerung von Mitgefühl in der Praxis;58
8.1;6.1Integrativer Einsatz mitgefühlsfokussierter Interventionen;58
8.2;6.2Mitgefühlsfokussierte Beziehungsgestaltung;59
8.3;6.3Mitgefühlsfokussierte Psychoedukation und Fallkonzeptualisierung;62
8.4;6.4Mitgefühlsbasierte Motivationsarbeit;69
8.5;6.5Achtsamkeit als Grundlage mitgefühlsfokussierter Interventionen;71
8.6;6.6Steigerung von Mitgefühl;75
8.7;6.7Steigerung von Mitfreude;101
8.8;6.8Rückfallprophylaxe beim Einsatz mitgefühlsfokussierter Interventionen;104
8.9;6.9Schwierigkeiten beim Einsatz mitgefühlsfokussierter Interventionen;104
8.10;6.10Mitgefühlsmüdigkeit und Mitgefühlspraxis des Therapeuten;114
9;7Interventionsansätze zur Förderung von Mitgefühl im Einzel- und Gruppensetting;116
9.1;7.1 Compassion Focused Therapy (CFT) und das Compassionate Mind Training;116
9.2;7.2Mindfulness-Based Stress Reduction (MBSR) und Mindfulness-Based Cognitive Therapy (MBCT);120
9.3;7.3Mindful Self-Compassion Program;122
9.4;7.4Minfulness-Based Compassionate Living;123
9.5;7.5Cognitively-Based Compassion Training;124
9.6;7.6Compassion Cultivation Training;125
9.7;7.7ReSource-Training;128
9.8;7.8Training emotionaler Kompetenzen;129
10;8Ausblick;131
11;Weiterfu?hrende Literatur und Websites;134
12;Literatur;136
13;Anhang;149
13.1;Deutsche Version der Self-Compassion Scale (SCS-D);151
13.2;Auswertung der deutschen Version der Self-Compassion Scale (SCS-D);152
13.3;Die drei Affektregulationssysteme;153
13.4;Mitgefu?hlsfokussiertes Erklärungsmodell;154
13.5;Beispiele fu?r Bedrohungsschutzreaktionen;155
13.6;Was ist Mitgefu?hl?;156
13.7;Kritische Gedanken durch mitfu?hlende Gedanken ersetzen;157
13.8;Mitgefu?hl im Alltag entdecken;158
13.9;Übersicht u?ber die Materialien auf der CD-ROM;159
14;Stichwortverzeichnis;161
15;CD-Materialien;163


2 Mitgefühlsfokussiertes Störungsmodell und Wirkungsweise von Mitgefühl (S. 16-17)

2.1 Störungsmodell

Der mitgefühlsorientierte Interventionsansatz basiert auf der Annahme, dass menschliches Erleben und Verhalten durch unser Streben nach Sicherheit, nach Anreizen und nach Bindung gesteuert wird (Gilbert, 2013a; Kerzin, 2013; Kohut, 1971; Maslow, 1974). Diese Motive sind in unserem Gehirn verankert und evolutionär, genetisch und lebensgeschichtlich begründet (Gilbert, 2013a). In den letzten Jahren wurde aus der Forschung ein hilfreiches, wenn auch vereinfachtes Modell abgeleitet (Depue & Morrone-Strupinsky, 2005; LeDoux, 1998; Panksepp, 1998), welches genau diese Annahme integriert. Im Rahmen dieses Modells wird postuliert, dass unser Gehirn mindestens drei Systeme beinhaltet, welche auf der Basis evolutionär, genetisch und lebensgeschichtlich begründeter Motive an der Generierung und Regulation unserer Affekte beteiligt sind (Gilbert, 2013a). Da sie in der Evolution entstanden sind, werden bei der Aktivierung eines jeden Systems spezifische Emotionen und assoziierte Wahrnehmungen, Gedanken, Körperreaktionen, Impulse und Verhaltensweisen ausgelöst, die zum jeweiligen Zeitpunkt in der Entwicklungsgeschichte im Dienste unseres Überlebens standen und somit bestimmte Funktionen haben (van den Brink & Koster, 2013). Darüber hinaus werden sie auch von unterschiedlichen Teilen des Gehirns gesteuert, nämlich denjenigen, die zur jeweiligen Zeit in der Entwicklungsgeschichte die beste Anpassung an die Umweltanforderungen und somit den größten Überlebensvorteil boten (Darwin, 1859). Da die Weiterentwicklung des Gehirns auf früheren Entwicklungen aufbaut, integriert das heutige Gehirn alle Motivationssysteme, die sich im Laufe der Geschichte entwickelt haben (Panksepp, 1998). Je nach Umweltanforderung sind die Dienste der drei Systeme auch heute noch sinnvoll.

Im Spezifischen unterscheiden Depue und Morrone-Strupinsky (2005) das Bedrohungs- Schutz-System, das anreizgesteuerte Antriebssystem und das bindungsorientierte Fürsorgesystem (vgl. Abb. 2). Alle drei Systeme haben spezifische Funktionen und bei der Aktivierung eines jeden Systems werden spezifische Emotionen und assoziierte Wahrnehmungen, Gedanken, Körperreaktionen, Impulse und Verhaltensweisen ausgelöst, die in folgendem Abschnitt genauer dargelegt werden. Dennoch interagieren sie auch miteinander und können sich wechselseitig beeinflussen. Das heißt, dass die durch ein spezifisches System aktivierten Gefühle durch die Aktivierung eines anderen Systems und die damit verbundenen Gefühle beeinflusst werden können.

2.1.1 Die drei Systeme zur Generierung und Regulierung von Affekten

Das Bedrohungs-Schutz-System

Das Bedrohungs-Schutz-System vermittelt uns, ob eine Bedrohung vorliegt oder nicht. Wenn eine Bedrohung vorliegt, wird es aktiviert. Es wird vom Reptiliengehirn (Hirnstamm) gesteuert. Dies ist der älteste Teil unseres Gehirns (van den Brink & Koster, 2013). Er ist zuständig für Ernährung, Kampf, Flucht und Fortpflanzung (Hanson & Mendius, 2010; MacLean, 1990). Wenn das System aktiviert wird, werden auch die Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrindenachse und die Amygdala, das Stress- und Angstzentrum unseres Gehirns, aktiviert. Auf diesem Weg werden emotionale Stressreaktionen ausgelöst. Der Körper schüttet Cortisol und Serotonin aus und bereitet sich auf Kampf, Flucht oder Erstarren vor, beispielsweise mittels einer beschleunigten Atmung zur Versorgung der Muskeln mit Sauerstoff und muskulärer Anspannung.



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