Die anthropologische Wende - Le tournant anthropologique | Buch | 978-3-7965-2932-0 | sack.de

Buch, Deutsch, Band 72, 368 Seiten, Format (B × H): 147 mm x 225 mm, Gewicht: 758 g

Reihe: Studia Philosophica

Die anthropologische Wende - Le tournant anthropologique

Buch, Deutsch, Band 72, 368 Seiten, Format (B × H): 147 mm x 225 mm, Gewicht: 758 g

Reihe: Studia Philosophica

ISBN: 978-3-7965-2932-0
Verlag: Schwabe Basel


Natürliche Bestimmung versus Enhancement des Menschen?

Paradigmatisch für die moderne philosophische Anthropologie sind, zumindest im deutschsprachigen Raum, noch immer die Werke von Max Scheler, Helmuth Plessner und Arnold Gehlen aus den 1920er Jahren – aber auch die mit ihnen verbundenen Folgelasten: (1) Voraussetzung für den Versuch einer Wesensbestimmung des Menschen ist die Annahme anthropologischer Konstanten, d.h. die Ansicht, dass sich allgemeine Eigenschaften, Verhaltens- und Erfahrensweisen bestimmen lassen, die allen Menschen als Menschen zukommen. Angesichts der Tatsache, dass der Mensch immer nur in bestimmter historischer und kultureller Gestalt erscheint, selbst schon eine fragwürdige anthropologische These. (2) Auf der einen Seite erhebt die Anthropologie den Anspruch, philosophische Fundamentalwissenschaft schlechthin zu sein (und als solche die Grundlage abzugeben für alle Wissenschaften vom Menschen), andererseits ist sie auf die Vorgabe einzelwissenschaftlicher Untersuchungen, etwa der Biologie, Ethologie, Psychologie und Soziologie, angewiesen und verhält sich zu diesen im Grunde nur 'reaktiv' und 'verarbeitend' (Habermas). Je nach Bezugswissenschaft ändert sich die Ausrichtung der philosophischen Anthropologie. Doch wie lassen sich ihre Konzeptionen methodisch rechtfertigen? Und inwiefern können sie als genuin philosophisch gelten?

Im Zuge der gegenwärtigen Konjunktur naturalistischer Strömungen stellen sich diese Fragen erneut, verschärft noch durch die Entstehung neuer Disziplinen wie etwa der ‹Philosophie des Geistes›, der Neurowissenschaften, der Verhaltensforschung und der Erforschung der Künstlichen Intelligenz. Die aufkommenden ‹Enhancement-Techniken› drohen die individuellen und gattungsspezifischen Grenzen zu sprengen: die menschliche Natur gehört nun selbst zum Bereich des vom Menschen Veränderbaren. Was diese neue Situation für uns Menschen und unser Selbstverständnis bedeutet, ist denn auch – neben den unter den neuen Auspizien sich stellenden Fragen nach der natürlichen Bestimmung des Menschen im Lichte heutiger einzelwissenschaftlicher Erkenntnisse und insbesondere im Tier-Mensch-Vergleich – eines der Hauptthemen dieses Bandes.

Beiträge

Anita Horn: Einleitung

Judith Burkart: Beyond Common Descent: The Cooperative Breeding Model of Human Evolution
Gianfranco Soldati: Prospects of a Deflationary Theory of Self-Knowledge
André Wunder: Eine forschungsstrategische Überlegung zur Erklärung geistiger Fähigkeiten
Florian Wüstholz: Selbstbewusstsein bei Tieren: empirische und begriffliche Probleme
Markus Wild: Der Mensch und andere Tiere – Überlegungen zu einer umstrittenen Redeweise
Julien Deonna: Animal Emotions
Sarah Tietz: Sprache und Denken – eine anthropologische Differenz?
Astrid Kottmann: Anthropologische Differenz: nur Spezies- Unterschied oder unterschiedliche Lebensformen?
Christian Steiner: Vernunft als menschliches Charakteristikum
Hans Sluga: Anthropos Physei Politikon Zoon. Zum Thema Politik und Anthropologie
Christoph Henning: Vom Essentialismus zum ‘Overlapping Consensus’ – und zurück: Anthropologie und Ethik bei Martha Nussbaum und Alasdair MacIntyre
Elif Oezmen: Bedeutet das ‘Ende des Menschen’ auch das ‘Ende der Moral’? Zur Renaissance anthropologischer Argumente in der Angewandten Ethik
Jan-Christoph Heilinger: Der Zusammenhang von Ethik und Anthropologie am Beispiel von Human Enhancement
Maria Kronfeldner: Die epistemische Fragmentierung des Menschen: Wie der Mensch zwischen Natur und Kultur verschwindet
Hanno Birken-Bertsch: Zur Kritik anthropologischer Wenden im Ausgang von Joachim Ritter
Matthias Wunsch: Anthropologische Wenden – Das Person-Körper-Problem
Martin Hoffmann: Menschsein und Personsein. Eine anthropologische Interpretation von Bernard Williams Rätsel
Jens Harbecke: Zwei Regularitätstheorien mechanistischer Konstitution
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Zielgruppe


Natürliche Bestimmung versus Enhancement des Menschen? Paradigmatisch für die moderne philosophische Anthropologie sind, zumindest im deutschsprachigen Raum, noch immer die Werke von Max Scheler, Helmuth Plessner und Arnold Gehlen aus den 1920er Jahren – aber auch die mit ihnen verbundenen Folgelasten: (1) Voraussetzung für den Versuch einer Wesensbestimmung des Menschen ist die Annahme anthropologischer Konstanten, d.h. die Ansicht, dass sich allgemeine Eigenschaften, Verhaltens- und Erfahrensweisen bestimmen lassen, die allen Menschen als Menschen zukommen. Angesichts der Tatsache, dass der Mensch immer nur in bestimmter historischer und kultureller Gestalt erscheint, selbst schon eine fragwürdige anthropologische These. (2) Auf der einen Seite erhebt die Anthropologie den Anspruch, philosophische Fundamentalwissenschaft schlechthin zu sein (und als solche die Grundlage abzugeben für alle Wissenschaften vom Menschen), andererseits ist sie auf die Vorgabe einzelwissenschaftlicher Untersuchungen, etwa der Bio

Weitere Infos & Material


Anita Horn: Einleitung
Judith Burkart: Beyond Common Descent: The Cooperative Breeding Model of Human Evolution
Gianfranco Soldati: Prospects of a Deflationary Theory of Self-Knowledge
André Wunder: Eine forschungsstrategische Überlegung zur Erklärung geistiger Fähigkeiten
Florian Wüstholz: Selbstbewusstsein bei Tieren: empirische und begriffliche Probleme
Markus Wild: Der Mensch und andere Tiere – Überlegungen zu einer umstrittenen Redeweise
Julien Deonna: Animal Emotions
Sarah Tietz: Sprache und Denken – eine anthropologische Differenz?
Astrid Kottmann: Anthropologische Differenz: nur Spezies- Unterschied oder unterschiedliche Lebensformen?
Christian Steiner: Vernunft als menschliches Charakteristikum
Hans Sluga: Anthropos Physei Politikon Zoon. Zum Thema Politik und Anthropologie
Christoph Henning: Vom Essentialismus zum ‘Overlapping Consensus’ – und zurück: Anthropologie und Ethik bei Martha Nussbaum und Alasdair MacIntyre
Elif Oezmen: Bedeutet das ‘Ende des Menschen’ auch das ‘Ende der Moral’? Zur Renaissance anthropologischer Argumente in der Angewandten Ethik
Jan-Christoph Heilinger: Der Zusammenhang von Ethik und Anthropologie am Beispiel von Human Enhancement
Maria Kronfeldner: Die epistemische Fragmentierung des Menschen: Wie der Mensch zwischen Natur und Kultur verschwindet
Hanno Birken-Bertsch: Zur Kritik anthropologischer Wenden im Ausgang von Joachim Ritter
Matthias Wunsch: Anthropologische Wenden – Das Person-Körper-Problem
Martin Hoffmann: Menschsein und Personsein. Eine anthropologische Interpretation von Bernard Williams Rätsel
Jens Harbecke: Zwei Regularitätstheorien mechanistischer Konstitution


Redaktion
Anton Hügli, geb. 1939, studierte Philosophie, Psychologie, Germanistik/Nordistik und Mathematik in Basel und Kopenhagen. Er war bis 2005 Professor für Philosophie und Pädagogik an der Universität Basel.

Gasteditoren und -editorinnen: Anita Horn, Astrid Kottmann, Christian Steiner, Sarah Tietz, Florian Wüstholz, André Wunder

Redaktion Anton Hügli, geb. 1939, studierte Philosophie, Psychologie, Germanistik/Nordistik und Mathematik in Basel und Kopenhagen. Er war bis 2005 Professor für Philosophie und Pädagogik an der Universität Basel. Gasteditoren und -editorinnen: Anita Horn, Astrid Kottmann, Christian Steiner, Sarah Tietz, Florian Wüstholz, André Wunder


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