E-Book, Deutsch, 230 Seiten
E-Book, Deutsch, 230 Seiten
ISBN: 978-3-8316-0479-1
Verlag: Herbert Utz Verlag
Format: PDF
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
1;Inhaltsverzeichnis;5
2;Vorwort;7
3;I. Einleitung;9
4;II. Fragestellung und Vorgehensweise;10
4.1;2.1 Fragestellung;10
4.2;2.2 Eingrenzung und Vorgehensweise;11
5;III. Quellen- und Forschungslage;14
5.1;3.1 Quellenlage;14
5.2;3.2 Forschungslage;17
6;IV. Zur Ausbildungssituation von Künstlerinnen im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert in München;22
6.1;4.1 Die Frau und die Kunst – Frauenkunst;22
6.1.1;4.1.1 Frauenbewegung in der Kunst;23
6.1.2;4.1.2 Über die gesellschaftliche Stellung von Künstlerinnen;25
6.2;4.2 Frauen zugestandene Berufsfelder;28
6.2.1;4.2.1 Kunstgewerbe;28
6.2.2;4.2.2 Zeichenunterricht;31
6.3;4.3 Ausbildungsmöglichkeiten im Bereich der freien Kunst;32
6.3.1;4.3.1 Ausbildung an Kunstakademien;33
6.3.2;4.3.2 Ausbildung in Privatateliers;37
6.3.3;4.3.3 Ausbildung in privaten Schulen;38
7;V. Der Künstlerinnen-Verein München (1882-1920);42
7.1;5.1 Die Gründungsjahre bis zur Eintragung als anerkannter Verein (1882-1888);42
7.1.1;5.1.1 Zusammenschluss der Münchener Künstlerinnen im Zuge von Vereinsgründungen im 19. Jahrhundert;43
7.1.2;5.1.2 Standort München als Kunststadt;46
7.1.3;5.1.3 Gründungsmitglieder und Führungspersönlichkeiten;50
7.2;5.2 Phase der Konsolidierung (1888-1920);57
7.2.1;5.2.1 Von den Mitgliedern und ihrer Aufnahme;58
7.2.2;5.2.2 Organe und Verwaltung;64
7.2.3;5.2.3 Ziele und Einrichtungen;66
8;VI. Die Damen-Akademie des Künstlerinnen-Vereins München (1884-1920);76
8.1;6.1 Einrichtung einer vereinseigenen Schule – die Damen-Akademie;76
8.1.1;6.1.1 Von den Schülerinnen und ihrer Aufnahme;77
8.1.2;6.1.2 Finanzierung;80
8.1.3;6.1.3 Ausbildungssystem und Unterrichtsfächer;82
8.1.4;6.1.4 Lehrkräfte;87
8.2;6.2 Ende der vereinseigenen Ausbildung;91
8.2.1;6.2.1 Auflösung der Damen-Akademie;92
8.2.2;6.2.2 Die Akademie der Damen – die Akademie der Männer. Eine Alternative zur Verbesserung der Kunstausbildung von Frauen;97
9;VII. Der Künstlerinnen-Verein München und seine Damen- Akademie – Bewertung und zeitgenössische Einordnung;100
9.1;7.1 Der Künstlerinnen-Verein München als typischer Verein des 19. Jahrhunderts;100
9.2;7.2 Der Künstlerinnen-Verein München als Teil eines beruflichen wie ideellen Netzwerks;104
10;VIII. Zusammenfassung und Ausblick;115
11;IX. Anhang;120
11.1;9.1 Statistisches Material zum Künstlerinnen-Verein München;120
11.1.1;9.1.1 Mitgliederzahlen (1890-1920);120
11.1.2;9.1.2 Mitgliederlisten (1890-1920);123
11.1.3;9.1.3 Vorsitzende des Künstlerinnen-Vereins München (1882-1967);145
11.1.4;9.1.4 Vorsitzende des Künstlerinnen-Hilfsvereins München (1907-1972);146
11.2;9.2 Statistisches Material zur Damen-Akademie;147
11.2.1;9.2.1 Mitgliederzahlen (1890-1920);147
11.2.2;9.2.2 Mitgliederlisten (1890-1920);149
11.2.3;9.2.3 Lehrkräfte der Damen-Akademie (1884-1920);205
11.2.4;9.2.4 Rekonstruktion der Unterrichtsfächer (1884-1920);209
12;X. Quellen- und Literaturverzeichnis;217
12.1;10.1 Archivalische Quellen;217
12.2;10.2 Veröffentlichte Quellen;218
12.3;10.3 Sekundärliteratur;221
13;Kunstwissenschaften;230
VII. Der Künstlerinnen-Verein München und seine Damen- Akademie – Bewertung und zeitgenössische Einordnung (S. 92-94)
7.1 Der Künstlerinnen-Verein München als typischer Verein des 19. Jahrhunderts
Nach einer allgemeinen Einführung in die Ausbildungssituation von Frauen im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert wurde mit dem Künstlerinnen-Verein München eine Organisationsform von Künstlerinnen und mit seiner Damen- Akademie eine mögliche Ausbildungsstätte für Frauen in der Kunststadt München ausführlich vorgestellt. In den nun folgenden Kapiteln soll übergreifend über seine Stellung im 19. Jahrhundert diskutiert und die These verfolgt werden, den Münchener Künstlerinnen-Verein als Knotenpunkt eines übergeordneten ideellen wie praktischen Netzwerks zu verstehen. Schon mehrfach sind der Erfolg des Münchener Künstlerinnen-Vereins und die besondere Stellung seiner Damen-Akademie innerhalb der privaten Kunstschulen angeklungen.
Es sei hier nur erinnert an die in München singuläre, staatliche und städtische Unterstützung der vereinseigenen Schule, den Zuwachs der Mitgliedschaft von anfänglich 12 auf jährlich 770 künstlerisch tätige oder kunstinteressierte Frauen bzw. Männer wie auch die Anerkennung und Förderung mittels königlicher Protektion und finanzieller Zuwendung. Es wurde ebenfalls schon auf die Ausrichtung der Schule nach akademischen Grundsätzen und die Unterweisung durch bekannte Künstler hingewiesen, auf den Unterricht mit einem möglichst breiten Fächerangebot, aus dem erfolgreiche Künstlerinnen hervorgegangen sind, und letztendlich auf den Durchbruch zu einer egalitären Ausbildung an der Münchener Kunstakademie, an dem sich der Verein wie gezeigt aktiv beteiligt hatte.
An der skizzierten erfolgreichen Etablierung des Münchener Künstlerinnen- Vereins und seiner Ausbildungsstätte schließt sich die Frage an, was den Künstlerinnen- Verein München in seiner Zeit so erfolgreich machte. Diese Frage lässt sich in erster Linie durch die Betrachtung der soziokulturellen Gegebenheiten der Zeit klären. Zum einen hängt der Erfolg mit der von den Künstlerinnen gewählten Organisationsform eines Vereins zusammen.
Der Vereinsbildungsprozess des 19. Jahrhunderts und die Verbürgerlichung der Kultur, d.h. die nicht mehr ausschließliche Teilnahme der elitären Schichten Klerus und Adel an Kunst und Kultur, sondern auch einer meist bürgerlichen Öffentlichkeit, wurzeln ebenso wie der Fortschrittsglaube durch Freiheit und Bildung in der Aufklärung des 18. Jahrhunderts. , Auf dieser Ausgangslage aufbauend sind im 19. Jahrhundert die gesellschaftsübergreifenden, freien Zusammenschlüsse in Vereinen zu verstehen, die gemeinsam einen oft sehr speziellen Zweck verfolgten. Diese ersten beiden Elemente sind auch im Künstlerinnen-Verein München zu finden: Unter dem später noch zu differenzierenden Zweck des Vereins, der sich mit dem großen Bereich „Kunst" auseinander setzte, engagierten sich Mitglieder unterschiedlichster sozialer Schichten.
Die Verzeichnisse führen Namen von Mitgliedern des Adels, von in Gesellschaft und Kunst angesehenen Persönlichkeiten sowie von zahlreichen bürgerlichen und unbekannten Künstlerinnen und Kunstfreundinnen auch anderer Kulturkreise oder Glaubensrichtungen. Die von Vereinen angebotenen Formen der Geselligkeit und Bildungsmöglichkeit charakterisieren diese Zusammenschlüsse und wirkten dabei gemeinschaftsfördernd. 460 Der Münchener Künstlerinnen-Verein pflegte insbesondere die Geselligkeit durch sein ausgeprägtes Vereinsleben mit den bereits erwähnten regelmäßigen Zusammenkünften zu gemeinsamen Gedankenaustausch, festlichen Veranstaltungen und vergnüglichen Darbietungen: „Geselligkeit und Anschluß und stets aufrichtiges Interesse empfängt sie vom ersten Tag an, mögen sie als Mitglieder oder als Gäste bei uns erscheinen." Für die jeweils unterschiedlichen Kunstinteressen standen der aktiven Künstlerin wie der interessierten Kunstfreundin die ebenfalls bereits ausgeführten Bildungsmöglichkeiten durch Vorträge aber auch durch praktische Unterweisung und gemeinschaftliche Anregung zur Verfügung. Diese Möglichkeiten wurden durch die im 19. Jahrhundert aufkommenden Wohlfahrtseinrichtungen wie Krankenversicherung, Unterstützungsfonds oder Erholungsheim ergänzt.