Denzau | Der Teufel von Wacken | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 272 Seiten

Reihe: Lyn Harms

Denzau Der Teufel von Wacken

Kriminalroman

E-Book, Deutsch, 272 Seiten

Reihe: Lyn Harms

ISBN: 978-3-96041-360-8
Verlag: Emons Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Lyn Harms ermittelt in Wacken – Teil 2.

Ein Überfall auf einen Itzehoer Juwelier endet blutig. Die Spur führt Ermittlerin Lyn Harms zum gerade stattfindenden Heavy-Metal-Festival in Wacken. Dort feiern 75.000 Fans eine riesige Party und haben das Dorf fest im Griff. Niemand ahnt, dass die Täter weitere Verbrechen planen. Als sich die Schlinge um die Bande immer enger zuzieht, eskaliert die Situation. Und es bleibt nicht bei einem Toten …
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Eine Woche vorher … EINS
»Aufs Festival?« Matthias Blomberg sah seine Frau irritiert an, während er den Finger in die Bolognese auf dem Herd tunkte und ableckte. »Wieso bist du jetzt doch im Team? Ich dachte, es wäre vollzählig?« Annika Blomberg griff den Topf mit den Nudeln und leerte ihn in ein Sieb in der Spüle. »Die Mutter von Dr. Hermer ist gestern gestorben, also fällt er aus. Es wurde Ersatz für ihn gesucht, und da habe ich mich gemeldet. Wenn es für dich okay ist. Sonst würde ein anderer Kollege einspringen.« »Klar ist das okay. Ich bin für die Kinder da. Und ich freu mich für dich. Du wirst so viele verrückte Typen kennenlernen wie nie zuvor.« »Ich bin gespannt.« Annika lächelte ihren Mann an. Seit einem halben Jahr wohnten sie in Wacken im Haus von Matthias’ verstorbener Tante, das sie gekauft hatten, um den Kindern das Aufwachsen in ländlicher Ruhe zu ermöglichen. Außerdem war eigener Wohnraum in guter Lage in Hamburg nahezu unerschwinglich gewesen, obwohl sie beide Gutverdiener waren. Sie stellte das Sieb auf einen Unterteller und brachte beides zum Küchentisch. »Holst du Ida? Ich schnappe mir Schumi.« Sie beugte sich zu Emil hinunter, der vor sich hin brabbelnd in einer Lauflernhilfe mit flinken Beinchen von einem Ende der Küche zum anderen rollte. Annika zog ihn heraus, schmatzte zwei Küsschen auf die rosigen Wangen und setzte ihn in den Hochstuhl, was er ohne zu schreien mit sich geschehen ließ. Hochstuhl bedeutete Essen. Und das liebte Emil. Ida hing auf Matthias’ Rücken und hatte die Arme um den Hals ihres Vaters geschlungen, als sie die Küche betraten. »Lecker Nudeln«, sagte sie, als Matthias sie auf ihrem Kinderstuhl abstellte. Sie lehnte sich über den Tisch, um eine der Spiralen aus der Schüssel zu stibitzen. »Vorsicht, heiß!«, rief Annika, aber es war schon zu spät. »Aua!« Im Nullkommanichts zog Ida die Finger wieder aus der Schüssel und steckte sie in den Mund. »Doofe Nudeln.« Annika lachte. »Die Nudeln können nichts dafür, Mäuschen.« »Ich brauch ein Pflaster.« Anklagend hielt Ida ihr die Hand hin. Annika band Emil ein Lätzchen um. »Du brauchst kein Pflaster«, sagte sie ungerührt. Matthias lachte und pustete auf Idas Hand. »So ist das als Kind einer Ärztin. Da wird man nicht ernst genommen.« »Stimmt doch gar nicht. Ich nehme alles ernst. Nur keine Lappalien.« »Mal schauen, was Mama zu erzählen hat, wenn sie vom Festival zurück ist.« Matthias grinste. »Bei den schwarzen Männern wird es schon nicht langweilig werden.« »Schwarze Männer?« Idas Hand mit dem vollen Löffel verharrte vor dem beschmierten Mund. Mit großen Augen sah sie ihren Vater an. »Sind die böse, die schwarzen Männer?« »Quatsch!« Annikas verärgerter Blick traf Matthias, bevor sie sich mit einem Lächeln Ida zuwandte. »Da ist niemand böse. Hier in unserem Dorf kommen bald ganz viele Menschen zusammen, die Musik hören wollen. Und weil es so viele Menschen sind –« »Wie viele?«, unterbrach Ida sie, »mehr als hundert?« »Oh ja, es sind viele tausend Menschen. Mehr als siebzigtausend«, sagte Annika, wohl wissend, dass Ida die Zahlengrößen nicht einordnen konnte. »Und das sind Männer und Frauen, die am liebsten schwarze Sachen anziehen. Hosen, T-Shirts, Hoodies, alles ist schwarz. Allerdings«, Annika lachte auf und sah Matthias an, »gibt es wohl auch Ausnahmen. Corinna erzählte, dass sie im letzten Jahr Männer in Ballettröckchen und geblümten Morgenmänteln gesehen hat. Ich freu mich richtig drauf, das alles einmal live zu erleben.« Ida hatte aufmerksam zugehört. »Haha«, lachte sie, »Männer ziehen doch nur Hosen an.« »Eigentlich ja«, gab Annika ihr recht. »Auf jeden Fall sind das alles liebe Menschen. Die tun mir nichts, Maus. Ganz im Gegenteil. Die feiern da eine große Party, und alle haben gute Laune. Und Mami muss da nur hin, weil manchmal jemand ein Pflaster oder einen Verband braucht. Oder jemand verbrennt sich in der Sonne, weil er sich nicht eincremt.« Und bestimmt würde es zuhauf Kreislaufprobleme geben. Hitze, gepaart mit zu viel Alkohol, war eine brisante Mischung. »Bei unserem norddeutschen Sommer wirst du keine Sonnenbrände behandeln müssen«, sagte Matthias. »Laut Wetterbericht wird es durch die Schwüle Gewitter geben. Das heißt: Das Festivalgelände wird wohl wieder zur Schlammwüste werden.« »Danke, dass du dabei so schadenfroh grinst. Ich sollte wohl meine Gummistiefel aus dem Keller holen.« Ida schaufelte einen Löffel frisch geriebenen Parmesan auf ihre Nudeln. »Warum brauchen da welche einen Verband?« Annika seufzte. Jetzt ging die Warum-Fragerei los. »Weil sie sich stoßen oder hinfallen.« »Warum fallen die hin?« »Weil da ganz viele Zelte zum Schlafen aufgebaut sind, und da stolpern die Menschen manchmal über die Leinen.« »Warum stolpern die über die Leinen?« Matthias lachte auf. »Weil sie dicht sind wie Uhus.« Annika warf ihm einen bösen Blick zu, obwohl Ida diesen Satz nicht zuordnen konnte. »Die stolpern über die Leinen, weil sie …«, Annika überlegte kurz, »… weil sie die manchmal nicht sehen.« »Warum sehen die Leute die Leinen ni–« »Weiß ich nicht«, brach Annika das Endlos-Verhör ihrer Tochter ab. »Und jetzt iss bitte deine Nudeln, Ida, sonst sind sie gleich kalt.« Aufmerksam hörte Annika während des Essens zu, was Ida aus dem Kindergarten und ihr Mann aus der Firma zu berichten hatten. Das gemeinsame Abendessen mit den Kindern war ihr und Matthias heilig. Sie arbeitete noch nicht wieder in Vollzeit, seit Emil vor dreizehn Monaten auf die Welt gekommen war, aber ihr Schichtdienst im Krankenhaus machte es an manchen Tagen schwierig, zusammen zu essen. »Lass uns noch mal auf das Festival zurückkommen«, sagte Annika zu Matthias, nachdem alle satt waren. »Ich habe mich dort für die Nachtschichten einplanen lassen. Dann kann ich an den Nachmittagen für die Kinder da sein. Das heißt aber, dass du Ida dann morgens in den Kindergarten und Emil zur Tagesmutter bringen musst. Du müsstest dann eine Bahn später nehmen.« Da Matthias in Hamburg in Hauptbahnhofsnähe arbeitete, war die Bahnfahrt die angenehmere Alternative zum Auto. »Kein Problem. Welche Tage sind es genau?« »Ich werde ab Mittwoch dort sein. Bis einschließlich Sonntag.« Matthias nickte. Nach kurzer Überlegung sagte er zu Ida: »Was hältst du davon, wenn ich mir den Freitag freinehme und wir am Wochenende zu Oma und Opa nach Mölln fahren? Da Mama arbeiten muss, können wir uns ein bisschen von Oma verwöhnen lassen. Und Oma und Opa freuen sich, euch mal wiederzusehen.« Er sah Annika an. »Wir würden dann Donnerstagmittag losfahren, und Sonntagnachmittag sind wir alle wieder hier.« »Oh ja! Zu Omi und Opi!« Ida ließ den Löffel fallen und klatschte in die Hände. »Omi, Opi, Omi, Opi!« »Aber willst du denn nicht selbst auf das Gelände?«, fragte Annika überrascht. »Schließlich ist es auch für dich das erste Festival, an dem du selbst Wackener bist.« Matthias war durch die Verbindung zu seiner Tante einige Male Gast in Wacken gewesen, lange bevor sie sich kennengelernt hatten. »Mir reicht der Mittwoch. Da hab ich dann genug gesehen. Und gehört.« »Dann ist es doch eine tolle Idee, zu Oma und Opa zu fahren. Ich rufe euch nachmittags an. Vom Festnetz aus. Mein Handy spinnt nämlich total. Der Akku ist Schrott.« »Soll ich dir ein neues mitbringen?« Annika schüttelte den Kopf. »Das ist lieb, aber ich hol mir in Itzehoe eins. Wenn das Ding nicht funktioniert, merkt man erst, wie sehr man davon abhängig ist. Eigentlich erschreckend.« »Auf jeden Fall wirst du hier deine Ruhe haben, wenn wir nicht da sind«, sagte Matthias. »Genieß es.« Annika nickte. »Bis zum frühen Nachmittag werde ich wohl schlafen, je nachdem, wann ich aus dem Sani-Zelt wegkomme. Ich hoffe auf jeden Fall, dass die Nachtschicht nicht so anstrengend ist wie Tagesdienst.« Ida hatte aufmerksam zugehört. Anscheinend ließen ihr Matthias’ Worte noch keine Ruhe, denn sie fragte: »Und die schwarzen Männer tun dir wirklich nichts, Mama?« Annika schenkte ihr ein herzliches Lächeln. »Nein, Maus, wirklich nicht.« Sie legte die rechte Hand auf ihr Herz. »Oberdickes Ehrenwort. Sonntag fahren die alle nach Hause, und ich bin dann wieder hier. Bei euch. Gesund und munter.« *** Ulf Baumann war dabei, die Maschinenpistole zu reinigen. Sonnenstrahlen fielen durch die Spalten der Holzlatten der alten Scheune, und er konnte sehen, wie die harten Bässe den Staub aus den Ritzen des Holzes trieben. »Meine Fresse!« Er warf seinen Söhnen einen finsteren Blick zu. »Geht das auch ’n bisschen leiser?« Doch Jannek ließ sich beim Spielen der Luftgitarre nicht stören. Nicht einmal die stickige Hitze in der Scheune schreckte ihn ab. Im Gegenteil, sein Kopf ruckte im Rhythmus der Bässe noch wilder vor und zurück, sodass das dunkelblonde, zu einem kurzen Pferdeschwanz gebundene Haar hin und her wedelte. Auch Roman antwortete nicht. Mit verstellt tiefer Stimme begleitete er die dunklen Stimmen, die aus dem Lautsprecher dröhnten, aber direkt aus der Hölle zu stammen schienen: »Twilight of … the thunder god! Twilight of … the thunder god!« Das Mitsingen hielt ihn nicht davon ab, den Pinsel in den Farbeimer zu tunken und das O in einem Schriftzug auf der linken Seite des Wohnwagens weiter schwarz auszumalen. »Die Band ist richtig geil«, grölte er seinem Bruder zu. »Wie heißen die?« Jannek riss zur Bestätigung beide Hände mit...


Heike Denzau, Jahrgang 1963, ist verheiratet, hat zwei Töchter und lebt in dem kleinen Störort Wewelsfleth in Schleswig-Holstein. Ihr Kriminalroman 'Die Tote am Deich' war für den Friedrich-Glauser-Preis 2012 in der Sparte 'Debüt' nominiert.


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