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E-Book, Deutsch, 136 Seiten

Dentler alles Psycho !

Psychologie Psychiatrie Psychotherapie

E-Book, Deutsch, 136 Seiten

ISBN: 978-3-7504-5934-2
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Das Buch erläutert - in redaktioneller Überarbeitung gegenüber der Ausgabe von 1918 - die Entwicklung und das heutige Selbstverständnis der Berufsgruppen Psychologie, Psychiatrie und Psychotherapie. Dabei wird auch auf viele begriffliche und inhaltliche Missverständnisse hingewiesen. Es ist ein Sachbuch für interessierte Laien, für Studierende aus verschiedenen Disziplinen sowie für Personen, die Hilfe suchen und sich informieren wollen. Der Autor ist bemüht, sein Anliegen alltagstauglich und verständlich darzustellen.

Peter Dentler, Prof. Dr. rer. nat., geb. 1946, Diplom-Psychologe, verheiratet, drei Kinder. Er lehrte an verschiedenen Hochschulen mit den Schwerpunkten wissenschaftliche Methodik, Kommunikation, Gruppendynamik, Konfliktbearbeitung, Psychotherapie. Als Psychologischer Psychotherapeut arbeitete er in einer Gemeinschaftspraxis. Er ist in der Aus- und Weiterbildung und als Supervisor und Coach in verschiedenen Einrichtungen der öffentlichen Verwaltung, der Justiz, des Gesundheitswesens, der Wirtschaft und in vielen Bereichen der Ehrenamtlichkeit tätig.
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Aufgaben der wissenschaftlichen Psychologie
Vielleicht hilft es, wenn man zunächst einen wichtigen Unterschied zwischen Psychologie einerseits und Pädagogik andererseits herausarbeitet. Oft werden nämlich die Belange der Pädagogik und die der Psychologie in einem Atemzug genannt, so, als hätten sie dieselbe Zielsetzung. Psychologen wollen das menschliche – übrigens auch das tierische - Verhalten erforschen und die daraus gewonnenen Rückschlüsse den verantwortlich Handelnden zur Verfügung stellen. Dem gegenüber sind Pädagogen so wie Ärzte, Juristen oder Politiker meist selbst Handelnde und von vornherein an der konkreten Umsetzung in vorher definierte Zielbereiche interessiert. Psychologen müssen in der Regel kein pädagogisches oder politisches Ziel vorgeben oder verfolgen; sie verstehen ihre Arbeit zunächst als Grundlagenforschung. Insofern ist das Studium der Psychologie eher auf Forschung und wissenschaftliche Methodik ausgerichtet und nicht so sehr auf die praktische Umsetzung. Psychologie sollte also nicht automatisch mit praktischer Lebenshilfe gleichgestellt oder verwechselt werden. Dies ergibt sich erst im praktischen Berufsumfeld. Der überwiegend naturwissenschaftliche Denkansatz bleibt dabei – meist – erhalten. Oft wurden und werden Psychologen als Berater in Schul- und Erziehungsfragen im öffentlichen Dienst (Schulbehörden, Jugendämter, Arbeitsämter, etc.) und bei Wohlfahrtsverbänden eingestellt. Allerdings haben Psychologen während ihrer universitären Ausbildung keine soziale oder kommunikative Kompetenz zur Beratung erworben; das gilt übrigens genauso für ihre Kollegen aus der Pädagogik oder der Medizin. Der Einsatz von studierten Psychologen in der Beratung ist also keineswegs selbstverständlich. Wie bereits dargestellt, erlernt man Beratungskompetenzen oder soziale Kompetenzen wie „richtig zuhören“ oder gar „Menschenkenntnis“ wohl – mit Glück - zunächst in der Kinderstube und dann nach dem Studium in qualifizierten Zusatzausbildungen mit viel Eigenreflexion und „Selbsterfahrung“. Deshalb wird inzwischen bei entsprechenden Bewerbungen darauf geachtet, dass solche Zusatzqualifikationen vorliegen. Manch einer glaubt natürlich von sich, er habe solche Kompetenzen bereits mit „der Muttermilch eingesogen“ und brauche deshalb keine gesonderte und vor allem teure offizielle Qualifikation mehr. Leider sind Begriffe wie „Beratung“ oder „Therapie“ nicht geschützt, so dass alle möglichen und für den Laien kaum unterscheidbare Hilfsangebote nur so aus dem Boden sprießen. Alle naturwissenschaftlichen Disziplinen haben Methoden zur Messung ihres Forschungsgegenstands entwickelt. So brachte auch die Psychologie eine spezielle Kompetenz der wissenschaftlich fundierten psychologischen Testdiagnostik hervor, welcher lange Zeit großer Wert beigemessen wurde. Diese spezielle Kompetenz wurde jedoch später zunehmend in Frage gestellt, als aufgrund politischer Überzeugungen (wie z.B. „gleiche Bildungschancen für alle“) der Nutzen und die Messbarkeit von Fähigkeiten wie „Intelligenz“, „Merkfähigkeit“, aber auch „Gruppenfähigkeit“ oder „Frustrationstoleranz“ in den Hintergrund gedrängt oder gar ganz angezweifelt wurden. Nichtsdestotrotz bemächtigten sich viele „fremde“ Berufsgruppen der Möglichkeiten psychologischer Testdiagnostik und brachten diese oft genug in Verruf, weil in der Regel das nötige statistische Hintergrundwissen fehlte oder die Fragestellung diese Testdiagnostik nicht hergab. So haben Pädagogen an Schulen reihenweise Untersuchungen mit dafür ungeeigneten Tests durchgeführt, um Differenzierungen im Bildungssystem zu erfassen. Auch Arbeitgeber fanden Gefallen daran, psychologische Tests zur Quantifizierung ihrer Auswahlsysteme einzusetzen. Als Beispiel möge hier noch einmal verdeutlicht werden, dass für studierte Psychologen ein Intelligenzquotient IQ schon lange gar kein mathematischer Quotient mehr ist. Das hat mit der Entwicklung der Intelligenztests zu tun. Längst werden in einem Intelligenztest je nach konkreter Fragestellung unterschiedlichste messbare und vergleichbare Fähigkeiten (Leistungstests) untersucht. Intelligenz als die Fähigkeit, erworbenes Wissen und Erfahrung an verschiedenen Orten erfolgreich umsetzen zu können, ist so nur allgemein messbar. Aber einzelne Fähigkeiten können – zur Zeit der Diagnostik - sehr gut erfasst werden. Die Ergebnisse dieser Fähigkeiten dürfen dann natürlich nicht einfach mathematisch gemittelt und als IQ ausgeworfen werden. Das wäre der gleiche Denkfehler wie bei einer Abiturnote, bei der Ergebnisse aus verschiedenen Fähigkeiten zu einem Durchschnitt gemittelt werden. Allerdings wird dieser Denkfehler nach wie vor als offizieller Zugang zu Ausbildung und Beruf eingesetzt. Daneben gibt es auch Tests zur Erfassung von Persönlichkeitsmerkmalen. Diese sind im Bereich von Erkrankungen auch sinnvoll. Allerdings handelt es sich hierbei nicht um Tests im strengeren Sinn, da sie meist keine objektiv messbaren Ergebnisse liefern, sondern subjektive Einschätzungen. Insofern wird hier vorzugsweise nicht von Tests gesprochen, sondern von Fragebögen. Auch die in der Schmerztherapie eingesetzte „Schmerzskala“ – also das subjektive Schmerzempfinden - ist kein Test, sondern ein Fragebogen. Entsprechend dürfen die Ergebnisse auch nicht mit mathematischen Verfahren (z.B. Durchschnittswerte) ausgewertet werden. Ein psychologischer Test ist für eine ganz bestimmte Fragestellung konzipiert und meist über viele Jahre nach allen Regeln der Methodik und Statistik entwickelt worden. Deshalb sollte er nur für diesen Zweck von Psychologen durchgeführt und interpretiert werden. Zum Vergleich: die Diagnostik zur Hirnaktivität, z. B. EEG, ist eigentlich von fast jedem Laien durchführbar. Aber die Sinnhaftigkeit der Diagnostik und die Interpretation der Befunde sollten dem Fachmann überlassen bleiben. Oft werden aber bereits bei der Durchführung medizinischer Tests Artefakte (Zufallsergebnisse) geschaffen, bevor der Mediziner die Ergebnisse überhaupt zu sehen bekommt: wenn ein Herzkranker nach langer Wartezeit in einem kühlen Kellerflur eines Klinikums dann schließlich von einer frustrierten Assistentin die behaarte Brust rasiert und dann die Elektroden für ein EKG angelegt bekommt – die dann oft nicht so recht haften wollen – ja, was kommen da wohl für Ergebnisse heraus? Der behandelnde Arzt in den oberen Stockwerken bekommt dann den Papierstreifen zu sehen und diagnostiziert nach Augenschein. Merke: ein Psychologe ohne Psycho-Test ist in Ordnung, aber ein psychologischer Test ohne Psychologe ist nicht in Ordnung. Pädagogik orientiert sich an einem Erziehungsziel und den didaktischen Methoden, um zu diesem Ziel zu gelangen. Pädagogik will den Menschen weiterentwickeln, zu einem möglichst selbständig handelnden Individuum erziehen. Dies ist nicht das erklärte Ziel der akademischen Psychologie; selbst praxis- und anwendungsbezogene psychologische Betätigungsfelder wie etwa Testdiagnostik oder gutachterliche Tätigkeit vollziehen sich in einem Rahmen, in dem der Psychologe außerhalb des tatsächlichen Geschehens bleibt: er gibt Informationen und Anregungen, die er aber nicht durchsetzen muss oder kann. Die Tatsache, dass Psychologen in juristischen, medizinischen, polizeilichen und anderen Bereichen beratend tätig sind, entbindet nicht die verantwortlich Handelnden von ihrer Verpflichtung, selbst die nötigen Entscheidungen nach bestem Wissen und Gewissen zu treffen und zu rechtfertigen. Die Psychologie wurde - ausgehend von den antiken griechischen Philosophen - über die Jahrhunderte hinweg zunächst als erkenntnistheoretisches Thema behandelt. Dann vereinnahmte die christliche Kirche den Begriff Psyche in der Übersetzung „Seele“ und machte ihn zum Bestandteil ihres religiösen Welt - und Menschenbildes. Erst mit dem Nachlassen der mittelalterlichen, strengen Macht der Kirche und dem damit verbundenen Aufstieg der Naturwissenschaften wurde die „Seele“ wieder erforschbar und schließlich experimenteller und prüfbarer empirischer Untersuchung zugänglich. Dieser Forschungsbereich bediente sich zunehmend allgemeingültiger wissenschaftlicher Methodik und wurde so zu einer Wissenschaft vom Verhalten und Erleben. Die Hochschulen griffen einzelne Fachgebiete auf und entwickelten einen akademischen Standard für Lehre und Forschung im Fach Psychologie. Inzwischen gibt es einen weitgehenden Konsens darüber, was an Grundlagen und Anwendungsgebieten gelehrt wird, womit der Gegenstand der Psychologie heutzutage durch die Hochschulausbildung definiert wird. So wichtig es ist, den Gegenstand einer Wissenschaft zu definieren, so einengend ist dieses Unterfangen, denn es heißt auch, ihn abzugrenzen von anderen Wissenschaften. Schließlich gibt es doch eine oft erklärte Übereinstimmung darüber, dass sich jede Wissenschaft zum ausgedehnten „Blick über den eigenen Tellerrand“ aufraffen möge. Von Interdisziplinarität ist die Rede und von Multiprofessionalität. Wie sollen sich da...


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