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E-Book, Deutsch, Band 1, 416 Seiten
Reihe: Die Sean-Wyatt-Thriller
Dempsey Das Geheimnis der Steine
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-641-32758-3
Verlag: Blanvalet
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Ein Archäologie-Thriller
E-Book, Deutsch, Band 1, 416 Seiten
Reihe: Die Sean-Wyatt-Thriller
ISBN: 978-3-641-32758-3
Verlag: Blanvalet
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Rasante Action, atemberaubende Abenteuer und faszinierende historische Fakten - der beste Archäologie-Thriller des Jahres.
Der ehemalige Geheimagent Sean Wyatt zögert keine Sekunde, als sein bester Freund Thomas Schultz entführt wird, und heftet sich auf die Spur der Kidnapper. Doch was wollen die Verbrecher von dem Archäologen? Unterstützt von der Reporterin Allyson Webster stößt Sean auf Hinweise auf die sagenumwobenen Goldenen Kammern der Cherokee - und auf die darin verborgenen, angeblich magischen Steine. Er glaubt nicht an Zauberei, doch die Entführer offenbar durchaus. Wer steckt dahinter? Und was verbirgt Allyson vor ihm?
Rasanter als Tom Clancy, fesselnder als Dan Brown.
Ernest Dempsey hat einen Bachelor of Science in Psychologie und einen Master in Schulseelsorge. Er hat seine erste Story bereits 2010 veröffentlicht, schrieb zu der Zeit allerdings hauptsächlich Songtexte für seine Rockband »Soulcrush«. Doch inzwischen hat Dempsey bereits mehrere Thriller und Abenteuerromane geschrieben, die in mehrere Sprachen übersetzt wurden. Der internationale Durchbruch gelang ihm schließlich mit seinen Archäologie-Thrillern um den ehemaligen Geheimagenten Sean Wyatt. Dempsey lebt heute in Chattanooga, Tennessee.
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Kapitel 1
Atlanta
Frank Borringer starrte angestrengt auf den alten Text. Er ergab einfach keinen Sinn. Falls zutraf, was sein Partner ihm über die Herkunft dieses Schriftstücks erzählt hatte, wäre seine Bedeutung enorm. Er lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und nahm die Lesebrille ab. Mit der anderen Hand wischte er über seine Augen und rieb sich die Nasenwurzel. Die geistige Anstrengung brachte ihn in seinem braunen Tweed-Blazer richtig ins Schwitzen. Er schob die Finger unter die eng sitzende hellblaue Fliege um seinen Hals und lockerte sie ein wenig.
Er fragte sich, wie lange er schon an dem Text saß. Es war leicht, die Zeit zu vergessen, wenn der Verstand bei intensiver Lektüre auf Hochtouren lief.
Die Bibliothek war bereits dunkel, nur ein paar verstreute Lampen spendeten etwas Licht. Er suchte die Bibliothek gewohnheitsgemäß zu fortgeschrittener Stunde auf, obwohl dieser fast anachronistisch anmutende Ort heutzutage vermutlich ohnehin nicht mehr viel Zulauf hatte. Seit dem Aufkommen des Internets war es möglich, fast alle Recherchen von zu Hause aus durchzuführen. Dennoch hielt Frank sich gern in Bibliotheken auf: Hier war er umgeben von Büchern, von Werken aus mehreren Jahrtausenden, und die Dokumente hier waren ganz real, er konnte sie anfassen. Ein Computer verschaffte einem die Informationen zwar ebenfalls, doch es fehlte das Gefühl der Realität.
Er hatte sich von seinen Gedanken davontragen lassen und schüttelte frustriert den Kopf. Frank Borringer war seit fünfzehn Jahren Professor für Weltgeschichte und Altertumskunde an der Kennesaw State University. In dieser Zeit hatte er Gelegenheit gehabt, als geladener Gast zahlreicher IAA-Exkursionen viele verschiedene Länder zu bereisen.
Die IAA – die International Archaeological Agency – suchte in der ganzen Welt nach antiken Artefakten, von denen nach Ansicht moderner Historiker die meisten gar nicht existierten. Der Hauptsitz der IAA befand sich erfreulicherweise nicht weit von seinem Wohnsitz in Atlanta entfernt. Die räumliche Nähe und sein Fachwissen über viele alte Kulturen und Sprachen machten ihn für viele Forschungsexpeditionen der Agency zu einem wichtigen Ansprechpartner und gefragten Teilnehmer.
In den vergangenen zehn Jahren war er im Fernen Osten, mehrmals in Europa, in Mittel- und Südamerika und im Nahen Osten gewesen, der ihn zunächst am meisten fasziniert hatte. In den letzten Jahren aber hatte sich sein Augenmerk vor allem auf sein eigenes Land gerichtet. Da er im Nordwesten Georgias aufgewachsen war, hatte er ein besonderes Interesse an der Geschichte des Landes, das heute Vereinigte Staaten von Amerika genannt wird. Frank hatte begonnen, sich schwerpunktmäßig mit der Geschichte der amerikanischen Ureinwohner zu beschäftigen, damit, woher sie kamen, auf welche Weise sie hierher gelangt waren und was sie hinterlassen hatten.
Jetzt saß er an einem Arbeitstisch in der Bibliothek der Kennesaw State University und starrte auf etwas, das ihn verwirrte und gleichzeitig in kindliches Staunen versetzte.
Er zwang sich, zurück an die Arbeit zu gehen, setzte sich die Brille wieder auf die Nase und las weiter. »Die Kammern werden deinen Weg erleuchten.«
Borringer saß allein am Tisch und starrte auf einen kleinen, kreisrunden Stein von einem Ort weit jenseits der amerikanischen Südstaaten, in den Zeichen einer längst vergessenen Schrift eingraviert waren. Diese Steinscheibe war vor einer Woche bei ihm eingetroffen. Frank hatte dem Freund, der sie geschickt hatte, versprochen, die Schrift zu analysieren, sobald er einen Moment Zeit entbehren könne. Bis gestern hatte er die Schachtel, in der der Stein geliefert worden war, nicht einmal geöffnet. Er war von sich selbst enttäuscht, weil er dieses fantastische Stück nicht schon früher betrachtet hatte. Dann lief ihm ein Schauer über den Rücken, als er den Stein umdrehte – sowohl wegen der Bedeutung des Steins als auch wegen der Botschaft, die er vermittelte. Mit größter Aufmerksamkeit betrachtete er die glatte Oberfläche.
Er war wie gebannt und konnte kaum glauben, was er da las. Ausgeschlossen. Konnte es sein, dass es diese vier Kammern wirklich gab? Er hatte sie immer für eine alte Stammeslegende gehalten, ein Märchen, wie die Geschichten vom Jungbrunnen oder über El Dorado. Aber genau wie diese mythischen Orte waren auch die Goldenen Kammern bisher nicht gefunden worden. Und doch hielt er hier ein Indiz dafür in der Hand, dass sie möglicherweise doch existierten.
Seine Gedanken schweiften in die Vergangenheit, und er erinnerte sich an das erste Mal, als er von den vier mythischen Kammern gehört hatte. Ein guter Freund hatte ihm von der Legende über das Gold der Ureinwohner im nördlichen Georgia erzählt.
Eigentlich waren es mehrere Legenden. Als Kind hatte er manche Vorfälle miterlebt, die der Idee in ihm Nahrung gaben, dass ein riesiges Lager des Edelmetalls zum Greifen nahe wäre. Aber es wurde nie gefunden – es gab stets nur Gerüchte und Geschichten. Der riesige Schatz der Ureinwohner wurde schon seit Langem als Mythos betrachtet.
Der Stein, den er jetzt in der Hand hielt, hatte die Form einer zentimeterdicken Münze und etwa einen Durchmesser von einer menschlichen Handfläche. Auf der einen Seite befand sich ein seltsames Bild, das wahrscheinlich zwei Vögel darstellen sollte. Die andere Seite war mit äußerst ungewöhnlichen Schriftzeichen versehen. Die Inschrift verwirrte auf den ersten Blick. Manche Zeichen sahen wie Hieroglyphen aus, andere wirkten wie Schriftzeichen des Althebräischen. Etliche eingekerbte Zeichen wiederum gehörten offenbar zu einer Keilschrift.
Es hatte ihn wie eine Erleuchtung getroffen, als er zu seiner Verblüffung erkannte, dass bei den Inschriften auf diesem Stein vier alte Sprachen verwendet worden waren. Diese Erkenntnis erleichterte die Übersetzung enorm. Nur ... wie waren die alten Sprachen auf ein Artefakt gelangt, das zweifelsfrei von amerikanischen Ureinwohnern stammte? Diese Schriftzeichen sollten nur in den geschichtsträchtigen Regionen des Nahen Ostens zu finden sein – aber gewiss nicht vereint in einem einzigen Text.
Noch beunruhigender war jedoch das Rätsel, das der Text selbst enthielt.
Er betrachtete die beiden Briefe mit den Übersetzungen. Der eine war an seinen Freund gerichtet, der ihm das Artefakt geschickt hatte, der andere war an einen Kollegen von der IAA.
Frank warf einen Blick auf seine Uhr. Es war schon sehr spät geworden. Er rief seine Frau an, damit sie sich keine Sorgen machte, und packte dann seine Sachen zusammen. Nachdem er alles in seiner Laptoptasche verstaut hatte, kehrte er an den Computer zurück. Es war besser, alles auszudrucken, ein paar Kopien zu machen und morgen daran weiterzuarbeiten. Der Nervenkitzel der Entdeckung verlockte ihn, länger zu bleiben und weiterzuarbeiten, aber er wusste, dass er zu Hause jetzt schon ein Donnerwetter für seine Verspätung zu erwarten hatte.
Er packte den Laptop in die Tasche mit den anderen Forschungsunterlagen und schlenderte zum Schreibtisch der Bibliothekare. Die Bibliothek hatte vor einer Stunde geschlossen, aber eine Professur war mit gewissen Privilegien verknüpft. Die Angestellten waren so freundlich, ihn abends abschließen zu lassen. Er umrundete den vorderen Tresen und nahm die Ausdrucke mit den Übersetzungen des Textes auf der Steinscheibe an sich. Er kopierte alles und verfasste einen kurzen Vermerk, dann schob er die Unterlagen in Briefumschläge und adressierte sie. Danach legte er die Briefe in den Korb für ausgehende Post, ging eilig um den Schalter herum, zur Tür hinaus, und trat auf den Bürgersteig.
Eine Herbstbrise empfing ihn, als er die Promenade hinunter zu seinem Auto ging. Er atmete tief die frische Luft ein und fühlte sich wie verjüngt. Vielleicht war es das Wetter, vielleicht seine Hoffnung, dass noch viele Generationen über seine Entdeckung sprechen würden. Vielleicht war es auch beides. Frank lächelte und bog um die Ecke des Bibliotheksgebäudes, hinter der sich der Parkplatz erstreckte.
Die Universität lag im Norden Atlantas in einem Gebiet jenseits der langgestreckten Umgehungsstraße I-285. Kennesaw war kaum mehr als eine Schlafstadt. Nächtliche Spaziergänge waren hier unbedenklich. Dennoch sah sich Frank an diesem Abend ständig um, obwohl er nicht recht wusste, weshalb er sich verfolgt fühlte.
Frank war bei seiner Arbeit für die IAA noch nie auf Probleme gestoßen, obwohl ihm über manche ihrer Mitarbeiter einiges zu Ohren gekommen war, insbesondere über einen, der – wohin er auch geschickt wurde – stets Ärger anzuziehen schien.
Er schüttelte das beklemmende Gefühl ab, das ihn kurzfristig überkam, ging zu seinem Auto und steckte den Schlüssel ins Türschloss. Worüber sollte er sich Sorgen machen? Außer seinem Freund wusste niemand, woran er gearbeitet hatte. Außerdem befasste er sich erst seit ein paar Tagen mit dem neuen Fund.
Frank lächelte und stellte sich vor, wie er ein paar kleine Ehrungen erhielt. Vielleicht würde man ihm eine Auszeichnung für seinen Beitrag zur Enträtselung des alten Geheimnisses verleihen, wenn er mehr Informationen ausgegraben hatte. Er öffnete die Fondtür seines Wagens und ließ die Laptoptasche auf den Rücksitz fallen. Nachdem er die Tür zugeschlagen hatte, ging er zur Fahrertür und fasste gerade nach dem Türgriff, als er plötzlich Schritte hinter sich hörte. Unmittelbar gefolgt von einem stechenden Schmerz in seinem unteren Rücken.
Sein erster Impuls war, sich umzudrehen und dem Angreifer entgegenzutreten, aber er hatte kein Gefühl mehr in den Beinen und verlor im nächsten Moment jede Kontrolle darüber. Einen Moment später sackte er zu Boden. Er versuchte, nach hinten zu fassen, um nach der...