Deitelhoff / Ließmann / Bauerochse | Mächtige Religion | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 240 Seiten

Reihe: Politisches Sachbuch

Deitelhoff / Ließmann / Bauerochse Mächtige Religion

Begleitbuch zum Funkkolleg Religion Macht Politik
1. Auflage 2019
ISBN: 978-3-7344-0740-6
Verlag: Wochenschau Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Begleitbuch zum Funkkolleg Religion Macht Politik

E-Book, Deutsch, 240 Seiten

Reihe: Politisches Sachbuch

ISBN: 978-3-7344-0740-6
Verlag: Wochenschau Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Darf Religion die politische Agenda bestimmen? Gehen Religion und Demokratie zusammen? Wie wird Religion zum Zündstoff für Extremismus? Es geht um das Verhältnis von Glauben und Politik, von Religion und Staat. Und immer geht es dabei um: Macht. Das Begleitbuch zum hr-Funkkolleg – zum Nachlesen und Selbstlernen.

Deitelhoff / Ließmann / Bauerochse Mächtige Religion jetzt bestellen!

Weitere Infos & Material


Mächtige Religion? Ein Vorwort

Christoph Scheffer:
Die Aura des Heiligen – warum Religion Macht über Menschen hat

Regina Oehler:
Religion macht stark – Glaube und Psychologie

Andreas Malessa:
Das Kreuz als Folklore – vom Verschwinden der christlichen Glaubensbindung

Stefan Ehlert:
Faszinierend und anders – der Islam

Elena Griepentrog:
Ohne Gott fehlt nichts – Leben ohne Religion

Klaus Hofmeister:
Ersatzreligionen – Fußballgott und vegane Erlösung

Bettina Emmerich:
Herrschaftsanspruch – Religionen und ihr Verhältnis zur Macht

Anne Baier:
Gott ist doch kein Mann

Lothar Bauerochse:
Töten im Namen Allahs – Radikalisierung muslimischer Jugendlicher

Matthias Alexander Schmidt:
Von guten Mächten – die Sprengkraft des religiösen Pazifismus

Suzanne Krause
Scharfe Trennung – klare Verhältnisse? Frankreichs Laizismus

Michael Hollenbach:
Halbherzige Trennung – Deutschland und seine Kirchen

Gesine Dornblüth
Russland. Putin und der Patriarch – vereint zu alter Größe?

Katharina Wilhelm:
Fromme Scharfmacher – die US-Evangelikalen und die Politik

Ulrich Pick:
Gottesstaat Iran

Lissy Kaufmann:
Ein Volk, ein Land? Israel und jüdische Identität

Axel Dorloff:
China – kein himmlischer Friede

Kristin Helberg:
Krieg im Namen der Religion – Syrien

Stephan Ozsváth:
Krieg im Namen der Religion – Balkan

Ariane Focke:
Der Mensch spielt Gott – neue Schöpfung durch Technik

Samuel Jackisch:
Vermitteln, verleiten, polarisieren – religiöse Kräfte in der Politik

Lukas Meyer-Blankenburg:
Reformatoren gesucht – der Islam im 21. Jahrhundert

Christoph Käppeler:
Die Macht des Heiligen – im Dienst der Politik?


CHRISTOPH SCHEFFER Die Aura des Heiligen – warum Religion Macht über Menschen hat
Eckball für die Bayern, es wird die letzte Aktion sein in dieser Partie. Wieder sind sie alle vorne. Der Ball kommt rein und die Eintracht mit der Chance. Gacinovic allein unterwegs Richtung Tor. Mijat Gacinovic, wird er Eintracht Frankfurt zum Pokalsieg schießen? Tor, Tor, Tor, Tooor! 3:1! Eintracht Frankfurt, Ekstase auf hessisch! 19. Mai 2018, Olympiastadion Berlin. Im Finale des DFB-Pokals gewinnt Eintracht Frankfurt gegen Bayern München. Zum ersten Mal nach 30 Jahren wird den Frankfurtern wieder der Pokal vom Bundespräsidenten überreicht. 52 Zentimeter, 8 Liter Fassungsvermögen, vergoldetes Silber in den Händen von Frank-Walter Steinmeier und jetzt in den Händen von Eintracht Frankfuuurt! Goldener Konfettiregen, Weihnachten und Silvester und Ostern und alles Mögliche zusammen für Eintracht Frankfurt heute … Die festliche Stimmung wird verstärkt durch hymnische Musik und die Choreografie der Eintracht-Fans im Stadion. Was sie da miterlebt haben, können viele auch am Tag danach kaum glauben. Es ist einfach unglaublich und ich habe gerade zu meiner Tochter gesagt: Merk dir das, das wird wahrscheinlich einmalig sein heute! Und ich kriege immer noch Gänsehaut, wenn ich an gestern denke, das war einfach supergeil. Wenn man überlegt: Pokalsieger, vielleicht wird man’s nur einmal im Leben. Was hier los ist, Emotionen ohne Ende! „Gänsehaut“ – „Emotionen ohne Ende“ – „nur einmal im Leben“. Was ist da geschehen mit den Fans? Wie im Rausch haben sie den Sieg ihrer Mannschaft erlebt. Haben alles vergessen, was ihren Alltag ausmacht. Sie sind ganz aus sich heraus gegangen, haben gesungen, getanzt, fremde Menschen umarmt, haben die Grenzen ihres Selbst überwunden. Der Religionssoziologe Hans Joas verwendet dafür den Begriff „Selbst-Transzendenz“: „In manchen Erfahrungssituationen haben wir das Gefühl, dass uns etwas über die Grenzen dieses Selbst, dieses etablierten Selbst, hinausreißt. Das ist eine durchaus ambivalente Erfahrung. Das kann etwas Begeisterndes an sich haben, aber es ist gleichzeitig etwas tief Verunsicherndes undBeunruhigendes. Ich zitiere manchmal das Gretchen im Faust im Moment des Verliebens: ‚Meine Ruh ist hin!‘ Wenn man bei dem Beispiel des Verliebens bleibt, ist das nicht nur diese Begeisterung über diesen anderen Menschen, dem man da begegnet ist, es ist auch das Gefühl des Herausgerissen-Seins aus dem Bisherigen.“ Hans Joas, 1948 in München geboren, ist Professor für Religionssoziologie an der Theologischen Fakultät der Humboldt-Universität in Berlin. Neben dem Verliebt-Sein beschreibt er auch andere Erfahrungen der „Selbsttranszendenz“, die uns bewegen, begeistern oder erschüttern: „Eine, die offensichtlich auch alle Menschen kennen, ist die Erfahrung des irgendwie Verschmelzens mit Natur. Dass man im Innern des Waldes, am Ufer des Meeres, auf dem Gipfel des Berges usw. ein Gefühl hat, vielleicht nur ganz momentan, des Eins-Seins mit dem – und jetzt werden Leute das unterschiedlich beschreiben, je nach ihren religiösen oder nicht religiösen Voraussetzungen – mit dem Universum oder der Schöpfung oder so etwas. Oder die Erschütterung im Mitleid. Plötzlich denkt man: Das kann doch nicht wahr sein. Ich sitze hier, kann mir alles Mögliche leisten, und an mir vorbei fährt einer im Rollstuhl und erhebt sich an jedem Abfalleimer mit Schwierigkeiten, um zu sehen, ob da eine leere Pfandflasche drin ist. Also, es gibt eine ganze reiche Palette von solchen Erfahrungen der Selbsttranszendenz, teilweise schönen und begeisternden, teilweise erschreckenden und verunsichernden und oft eben ambivalenten, in denen Schönes und Verunsicherndes gemischt ist.“ Solche Momente der Selbsttranszendenz erlebt jeder. Und sie führen dazu, dass jeder Mensch – unabhängig davon, ob er religiös ist oder nicht – so etwas wie „Heiligkeit“ empfinden kann. Das behauptet Hans Joas in seinem 2017 erschienenen Buch „Die Macht des Heiligen“. Etwa zwei Drittel der Menschen in Deutschland gehören einer Religionsgemeinschaft an. Das sind zu fast gleichen Teilen Katholiken und Protestanten mit jeweils knapp 30 Prozent der Gesamtbevölkerung. Muslime der verschiedenen Richtungen bilden die drittgrößte Gruppe – mit zusammen etwa 5 Prozent der Bevölkerung. Hinzu kommen 1,7 Prozent orthodoxe Christen und 0,12 Prozent Juden (so beziffern es Yasemin El-Menouar und Orkan Kösemen 2016 in ihrem „Factsheet Einwanderungsland Deutschland“). Welche Rolle Religion oder Religiosität im Leben der Menschen spielt, das untersucht die Bertelsmann-Stiftung in ihrem sogenannten „Religionsmonitor“. Dabei zeigen sich in der Befragung von 2013 starke Unterschiede zwischen Ost- und Westdeutschland. So gehen im Westen 22 Prozent der Befragten mindesten einmal im Monat in einen Gottesdienst, im Osten sind es 12 Prozent. An „Gott/Gottheiten oder etwas Göttliches“ glauben immerhin 54 Prozent in Westdeutschland und 23 Prozent in Ostdeutschland, wie Detlef Pollack und Olaf Müller 2013 im „Religionsmonitor“ erklären. Insgesamt aber spielten „religiöse Aspekte für viele Menschen nur noch eine Nebenrolle“, so die Autoren der Studie, Detlef Pollack und Olaf Müller vom Exzellenzcluster „Religion und Politik“ an der Universität Münster. Die beiden Wissenschaftler halten fest: „Die Ergebnisse des Religionsmonitors (…) legen nahe, dass es einen schleichenden Bedeutungsverlust des Religiösen von der älteren zu den jüngeren Generationen gibt. (…) Fehlende religiöse Erfahrungen und nicht mehr vorhandenes religiöses Wissen führen (…) dazu, dass Menschen ein Leben ohne Religion ganz selbstverständlich erscheint.“ Ist die Religion also auf dem Rückzug? Verliert das „Heilige“ seine Macht über uns? Gibt es eine – durch Wissenschaft, Technik und Aufklärung – immer weiter fortschreitende „Entzauberung“ unserer Welt? Der Religionssoziologe Hans Joas widerspricht heftig: „Entzauberung“ sei zum „Schlüsselbegriff des Selbstverständnisses der Moderne“ geworden, schreibt er. Und diesen Begriff wolle er nun seinerseits „entzaubern“ – mit seinem Buch über „Die Macht des Heiligen“. Schon beim Begriff des „Heiligen“ gebe es oft ein sprachliches Missverständnis, sagt Hans Joas: „Es widerfährt mir immer wieder, dass Leute mir sagen: Da ich keiner Kirche angehöre oder da ich kein religiöser Mensch bin, ist mir natürlich nichts heilig. Das muss ich als alltagssprachliche Verwendung respektieren. Dieser Mensch denkt, stelle ich fest, nur für religiöse Menschen könne etwas heilig sein. Das trifft jetzt genau nicht die wissenschaftliche Verwendung des Begriffs, in der auf etwas anderes gezielt wird, nämlich auf ganz intensive außeralltägliche menschliche Erfahrungen und die Konsequenzen, die solche intensiven außeralltäglichen menschlichen Erfahrungen für diese Menschen haben.“ Als Beispiel nennt Hans Joas noch einmal das Sich-Verlieben: „Wenn man sich verliebt, dann werden bestimmte Bestandteile der Situation, in der dieses Verlieben stattgefunden hat, von einer lebenslangen emotionalen Bedeutung sein. Mir hat nach einem Vortrag einmal jemand gesagt: ‚Wenn ich Sie richtig verstehe, erklärt mir das, warum ich die Eintrittskarte eines Konzerts, bei dem ich meine Frau kennengelernt habe, irgendwie nicht wegwerfen kann.‘ Und da habe ich gesagt: ‚Genau, Sie haben mich optimal verstanden. Natürlich wissen Sie, dass diese Eintrittskarte ein höchst profaner Gegenstand ist. Aber Sie spüren, dass sich dieser höchst profane Gegenstand für Sie mit einer großen emotionalen Bedeutung aufgeladen hat. Und Sie wissen auch, was der Grund dafür ist – nicht einfach nur, dass dies ein schönes Konzert war, sondern, dass Sie Ihre künftige Frau damals kennengelernt haben.‘“ Das Konzert-Ticket wird für den Liebenden zu etwas Heiligem, der profane Gegenstand wird „sakralisiert“. So mag es auch den Eintracht-Fans ergehen, die nach dem gewonnen Pokalfinale die Eintrittskarte für das Berliner Olympiastadion, ihren Fan-Schal oder gar ein Trikot mit dem Autogramm des Torschützen wie ein Heiligtum verehren. Der Schriftsteller Navid Kermani, 1967 in Siegen geboren, ist mit zwei religiösen Traditionen aufgewachsen – der islamischen seiner aus dem Iran stammenden Eltern und der protestantischen seiner Schul- und Jugendfreunde. Der Protestantismus war in Navid Kermanis Jugend immer präsent – so erinnert er sich – mit klaren theologischen oder auch politischen Botschaften, aber ohne sinnlichen Reiz oder spirituelle Anregung. Ganz anders die religiöse Praxis des Islams, wie er sie in den Ferien...


Anne Baier, hr-Politikredakteurin und Hörfunk-Autorin, Diplom-Pädagogin Dr. Lothar Bauerochse, evangelischer Theologe und hr-Redakteur für Kirche und Religion Dr. Claudia Baumgart-Ochse, Politik- und Religionswissenschaftlerin, Projektleiterin am Leibniz-Institut Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung (HSFK) Prof. Dr. Nicole Deitelhoff, Politikwissenschaftlerin und Leiterin des Leibniz-Institut Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung (HSFK) in Frankfurt am Main Axel Dorloff, seit Juli 2015 Korrespondent im ARD-Hörfunkstudio in Peking, vorher Reporter, Redakteur und Moderator/RBB-Inforadio Gesine Dornblüth, Slawistin und Hörfunkjournalistin, ARD-Korrespondentin in Moskau 2012 – 2017 Stefan Ehlert, Historiker, berichtet seit vielen Jahren für die ARD aus Afrika Bettina Emmerich, hr-iNFO-Redakteurin und Autorin, Historikerin Ariane Focke, Germanistin, Hörfunk-Reporterin und Redakteurin hr-iNFOPolitik und Aktuell Elena Griepentrog, ARD-Hörfunk-Journalistin/Feature-Autorin für Gesellschaft, Religionen und Psychologie Kristin Helberg, arbeitet als freie Journalistin und Nahostexpertin in Berlin, Buchautorin, lebte von 2001 bis 2008 in Syrien und berichtete von dort aus über die arabische Welt Klaus Hofmeister, katholischer Theologe und hr-Redakteur für Kirche und Religion Michael Hollenbach, freier Journalist, Buchautor und NDR-Moderator Samuel Jackisch, Juniorkorrespondent im ARD-Studio Brüssel, weitere journalistische Stationen: Berlin und Washington Christoph Käppeler, Germanist und Politikwissenschaftler, hr-iNFO-Politikredakteur, war ARD-Korrespondent im Hauptstadtstudio Berlin Lissy Kaufmann, arbeitet als freie Journalistin in Israel, lebt seit 2011 in Tel-Aviv Judith Kösters, Redakteurin für Bildung und Wissenschaft beim Hessischen Rundfunk mit den Schwerpunkten Wirtschafts- und Politikberichterstattung Suzanne Krause, seit 1988 freie Hörfunkkorrespondentin in Paris, u.?a. für die ARD Heike Ließmann, Germanistin und Historikerin, Redakteurin für Bildung und Wissenschaft beim Hessischen Rundfunk. Sie leitet das hr-iNFO Funkkolleg Religion Macht Politik Andreas Malessa, ARD-Hörfunk- und Fernsehjournalist, Buchautor, evangelisch-freikirchlicher Theologe Lukas Meyer-Blankenburg, Religionswissenschaftler und freier Journalist Dr. Eberhard Nembach, Leiter der hr-iNFO-Politikredaktion. Er war ARDKorrespondent für den Balkan Regina Oehler, hr-Wissenschaftsredakteurin, Psychologin und Biologin Stephan Ozsváth, Radiodienst Netzwerk Osteuropa, bis August 2017 im ARD-Studio Südosteuropa in Wien, Buchautor Ulrich Pick, SWR-Redakteur, zuständig für Kirche und Religion, von 2006 bis 2011 als ARD-Hörfunk-Korrespondent in Istanbul Christoph Scheffer, Redakteur für Kultur und Politik bei hr-iNFO, war ARD-Korrespondent in Prag und Wiesbaden, Psychologe Matthias Alexander Schmidt, Journalist/freier Hörfunkautor Katharina Wilhelm, Germanistin, hr-iNFO-Politikredakteurin, zeitweise als Korrespondentin aus den USA/ab Juli 2019 ARD-Korrespondentin im Hörfunk-Studio Los Angeles



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