Defrancesco / Löhr / Straub | Gott braucht dich | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 216 Seiten, Format (B × H): 120 mm x 200 mm

Defrancesco / Löhr / Straub Gott braucht dich

Warum wir über Berufung sprechen sollten

E-Book, Deutsch, 216 Seiten, Format (B × H): 120 mm x 200 mm

ISBN: 978-3-429-06589-8
Verlag: Echter
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Jeder ist berufen – ist wirklich jeder berufen? Was hat Berufung mit meinem konkreten Leben zu tun? Könnte es tatsächlich sein, dass auch ich selbst berufen bin? Und falls ja: Wozu bin ich berufen?
Die bekannten katholischen Theologen Jacqueline Straub und Christian Löhr sprechen gemeinsam mit dem Journalisten Michael Defrancesco über ein Thema, das schon nach kurzer Zeit tief in das ganz persönliche Leben jedes einzelnen Menschen eingreift. Es geht um gelingendes Leben, es geht um die Frage, wie jeder seine ureigene Berufung erkennen und daraus leben kann.
Zehn Abende zu dritt - zehn Gespräche vor dem knisternden Kamin: Mal tiefgründig, mal mit einer großen Portion Humor, und stets sehr persönlich, lebendig und lebensnah.

? Was ist Berufung?
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MD: Jacqueline Straub, Christian Löhr – ich freue mich, dass wir uns zu unserem ersten Kaminabend treffen, um gemeinsam über Berufungen zu sprechen. Vor nicht allzu langer Zeit habe ich ja bei einer Geschichte schmunzeln müssen, die durch die Medien gegangen ist: Papst Franziskus hatte sich wieder einmal im Vatikan abgesetzt – diesmal, um in einen Plattenladen zu gehen, dessen Besitzer er kannte. Bei diesem Ausflug wurde er von einem Paparazzo erwischt – und das Foto vom Heiligen Vater im Schallplattenladen ging natürlich sofort um die Welt. Der Papst schrieb später dem Fotografen: „Erfüllen Sie weiterhin Ihre Berufung, auch wenn dies bedeutet, den Papst in Schwierigkeiten zu bringen.“ JS: (lacht) Wie schön ist das bitte! Das ist so typisch Franziskus. MD: Mir ist aufgefallen, dass der Papst nicht schreibt: „Machen Sie weiter Ihren Job.“ Sondern er sagt: „Erfüllen Sie Ihre Berufung.“ Das ist einerseits sehr aufmunternd – aber: „Weiß ich denn überhaupt, was meine Berufung ist?“ Wie schaut es bei Ihnen beiden aus: Sind Sie sich ganz im Klaren über Ihre Berufung, Frau Straub? JS: Der Kern meiner Berufung bleibt zumindest immer gleich: Ich möchte als katholische Priesterin tätig sein dürfen, ich möchte die Eucharistie feiern, taufen, die Beichte abnehmen dürfen. Da das aber nach aktuellem Stand der Dinge in der katholischen Kirche noch nicht möglich ist, ist es wichtig, dass sich eine Berufung auch in mehreren Aspekten äußert. Franziskus beispielsweise scheint zu spüren, dass ein Journalist nicht einfach nur seinen Job macht, sondern stets eine besondere Berufung verspürt – eine Leidenschaft. Und das steckt für mich auch immer in einer Berufung drin: dass man etwas mit Leidenschaft machen möchte, dass das ganze Herz nach etwas strebt. CL: Ich habe diese Meldung über den Ausflug des Papstes in den Plattenladen auch gelesen – und ich war kürzlich noch in Argentinien. Die Argentinier haben natürlich noch mal eine ganz besondere Beziehung zu ihrem Francisco – deshalb wurde die Geschichte besonders gefeiert. Wenn ich mir den Dank des Papstes noch einmal vor Augen halte, dann heißt das: Er wertschätzt, dass ein Mann bereit war, sofort zu reagieren, und dass er nicht gesagt hat: „Ach, ich habe gerade Feierabend, ich mache jetzt kein Foto mehr.“ Ich persönlich kenne diesen Plattenladen übrigens sehr gut – während meines Studiums in Rom war ich auch dort. Und als ich die Geschichte gelesen habe, dachte ich: „Ach, schade, dass mir so eine Papstbegegnung nie passiert ist.“(lacht) Der Papst war ja nicht lange in dem Laden, aber ich kann mir vorstellen, wie schnell sich da am Abend im Gewühl rund um das Pantheon eine Traube von Menschen bildet und was das für die Sicherheitsleute des Papstes bedeutet. Das meint er wohl damit, dass „Sie den Papst in Schwierigkeiten gebracht haben“. Aber dennoch wertschätzt er es, dass dieser Fotograf so geistesgegenwärtig war und ein Bild machte. Das ist ein schönes Bild für Berufung insgesamt! Berufung bedeutet: Ich bin aufmerksam, ich lasse mich nicht gehen, ich reagiere. Das gefällt mir sehr gut, das ist eine schöne Beschreibung für Berufung. JS: Das Wort „Berufung“ hat oft etwas Katholisches an sich. Wenn ich Protestanten sage, dass ich eine Berufung habe, muss ich es ihnen oft erst mal erklären. Ich finde es schön, dass Franziskus den Begriff nicht nur im kirchlichen Kontext verwendet, sondern ihn weitet und damit uns allen sagt: „Ihr habt eine Berufung, und ihr sollt diesem Brennen nachgehen.“ Eine Berufung ist nicht „nine-to-five“, sondern die hält 24 Stunden jeden einzelnen Tag meines Lebens – und sie treibt mich an, mein Bestes zu geben und dem Brennen in meinem Herzen zu folgen. CL: Ich habe den Eindruck, wer mit ganzem Herzen seinen Beruf ausübt – gerade auch, wenn es dem Menschen zugewandte Berufe sind, im karitativen oder edukativen Bereich beispielsweise –, der macht nicht einfach nur seinen Job. Wer aus sich herausgeht und auf den Nächsten zugeht, der geht nicht nur seinem Beruf nach, sondern einer Berufung. Das gefällt mir sehr gut. MD: Wir sind schon mitten im Thema drin. Ich spüre, wie Sie beide für Ihre Berufung brennen. Wie hat sich Ihre persönliche Berufung entwickelt? Können Sie das an einem bestimmten Moment festmachen? JS: Als ich zum ersten Mal eine Ahnung von meiner Berufung bekam, war ich 14, 15 Jahre alt und in einem christlichen Sommercamp. Ich hatte eine Klassenkameradin und Freundin, die freikirchlich geprägt war. Durch sie habe ich den Glauben so richtig entdeckt. Ich bin zwar katholisch aufgewachsen, aber Kirche und Glaube waren für mich etwas Fernes, etwas für alte Menschen. Durch diese Freundin habe ich einen sehr lebendigen Gott kennengelernt und angefangen, in der Bibel zu lesen. Mit ihr bin ich also gemeinsam in dieses Jugendcamp gefahren – vor allem die lebendigen Gottesdienste und die stille Zeit der Bibellektüre haben mir gefallen. Ich habe gespürt: Da lodert etwas in mir, und ich möchte diesen Gott noch mehr und besser kennenlernen. In dieser Woche im Camp zog ich mich sehr zurück und wollte die Zeit mit Gott nutzen. Und da gab es diesen Moment. Ich saß auf einer Wiese und mir kam der Gedanke: „Ich möchte gerne das machen, was der Pfarrer macht.“ Ich habe das aber niemandem erzählt, denn ich wusste: Ich bin katholisch – und das geht nun mal nicht. Ich bin eine Frau – das darf also nicht sein. Am Tag danach saßen wir mit der Gruppe beim Essen. Mein Gruppenleiter sagte: „Jacqueline, übernimm du doch das Tischgebet und bete für uns alle.“ Ich hatte noch nie in meinem Leben laut vor anderen Menschen gebetet und war herausgefordert, ein Gebet zu formulieren. Zuerst habe ich mich geniert und gesagt, ich könnte das nicht – aber mein Gruppenleiter meinte nur: „Doch, du kannst das. Jeder kann das, denn man kann gar nicht falsch beten.“ Also habe ich frei gebetet – und auf einmal habe ich gemerkt, wie mich alle in der Gruppe angestarrt haben. Ich war irritiert – war ich so schlecht gewesen? Aber das Gegenteil war der Fall! Mein Gruppenleiter sagte: „Jacqueline, du wirst eines Tages eine richtig gute Pfarrerin.“ Da bin ich kurz erschrocken, weil er das gesagt hatte, was ich zuvor gespürt hatte. Das war der Startpunkt, und dann musste ich meiner Berufung weiter auf die Spur kommen. MD: Wie war es bei Ihnen, Christian Löhr? Gab es auch einen Startschuss im Zeltlager? CL: (schmunzelt) Ich habe ehrlich gesagt immer Menschen beneidet, die ihre Berufung so wie Jacqueline Straub an einem Moment festmachen können, in dem sie gespürt haben: „Jawohl, Gott braucht mich.“ Ich muss bekennen: Das war bei mir nicht so. Es war eher ein Kontinuum. Ich habe es dem lieben Gott auch nicht besonders leicht gemacht. (lacht) Ich bin in eine katholische Familie hineingeboren worden, wofür ich auch sehr dankbar bin, und ich hatte immer ein Interesse an theologischen und philosophischen Fragen. In meiner Familie waren viele Dinge einfach selbstverständlich, und so wurde ich ganz natürlich ins Religiöse eingeführt. Ich hatte auch immer eine Freude an Liturgie! – Nun ist es ja so, dass Teenager immer Vorbilder brauchen – für die meisten in meinem Alter waren das damals Fußballstars. Ich bin bei den Dresdner Kapellknaben und den Regensburger Domspatzen groß geworden, und für mich war das immer die Musik. Es eines Tages zu einem großen, bekannten Musiker zu bringen – das hat mich als Jugendlicher gereizt, obwohl ich wusste, dass ich auch Interesse an der Kirche habe. Ich habe dann aber doch Musik studiert und dachte, dass ich mein Hobby zum Beruf machen würde und dass das eine gute Idee sei. Doch im Lauf der Zeit merkte ich: Im Bereich der Musik gönnt man sich nichts! Man sagt zwar vor einem Konzert „Toi, toi, toi“ zueinander, aber irgendwie ist man doch ganz froh, wenn der Mitbewerber einen schlechten Tag hat und nicht so gut ist wie man selbst. Denn dann kann man sich selbst Hoffnungen auf einen Karrieresprung machen – im Orchester oder als Sänger beispielsweise. Und irgendwann spürte ich: Ich möchte nicht ein Leben lang die Ellbogen ausfahren und meinen Platz behaupten müssen – da kommt mir meine Leidenschaft, die Musik, zu stark unter die Räder. Und ich spürte, dass der liebe Gott mir ganz liebevoll und ausdauernd, ganz sanft, aber doch beständig mitgeteilt hat: „Du könntest eigentlich noch direkter für mich tätig werden als nur durch die Musik.“ MD: Wenn ein Priester fantastisch singen kann, ist das ja ein großes Geschenk für jede Gemeinde! CL: Danke, dass Sie das so sagen! Ja, ich habe damals...


Michael Defrancesco wurde 1974 geboren und wuchs in der Nähe von Koblenz auf, wo er auch heute mit seiner Familie lebt. Er leitet bei der Rhein-Zeitung in Koblenz das Ressort „Journal, Leben und Reise“. Seit seiner Jugend ist er aktiv in der katholischen Kirche tätig.


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