Decker-Voigt / Weymann Lexikon Musiktherapie
2., überarbeitete und erweiterte Auflage 2009
ISBN: 978-3-8409-2162-9
Verlag: Hogrefe Verlag
Format: PDF
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)
E-Book, Deutsch, 593 Seiten
ISBN: 978-3-8409-2162-9
Verlag: Hogrefe Verlag
Format: PDF
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Ob als Nachschlagewerk für Praktiker, Lehrende, Forschende und Studierende oder als informatives 'Lesebuch' bietet das Lexikon eine umfassende Orientierung in dem mittlerweile vielfältig verästelten Fachgebiet der Musiktherapie. In zweiter, überarbeiteter und erweiterter Auflage stellt dieses bewährte Handbuch kompakt aufbereitet und verständlich geschrieben die zentralen Positionen dieser künstlerischen Therapieform dar.
Ausgewiesene Experten behandeln in 123 Stichwörtern ein breites Spektrum an Themen, wie z.B. die Bedeutung des Hörens und seine Beeinträchtigungen, musiktherapeutische Diagnostik und Indikation, Spielarten (musik-)therapeutischer Methodologie und Praxeologie, Fragen der ästhetischen Positionierung oder der Ethik des Berufs. Dabei werden aktuelle Forschungsergebnisse vermittelt, die Theoriebildung nachgezeichnet und die konkrete Anwendung in unterschiedlichsten Feldern vorgestellt. Die in der zweiten Auflage neu aufgenommenen Beiträge behandeln unter anderem folgende Themen:
'Musiktherapie mit alten Menschen', 'Berufsrecht in der Musiktherapie', 'Geschichte der ostdeutschen Musiktherapie', 'Musiktherapie mit hyperaktiven und verstummten Kindern', 'Säuglingsforschung und Musiktherapie', 'Onkologie und Musiktherapie' oder 'Musiktherapie an Musikschulen'.
Autoren/Hrsg.
Fachgebiete
Weitere Infos & Material
1;Vorwort;6
2;Inhaltsverzeichnis;10
3;Abhängigkeitserkrankungen;20
4;Ästhetik und Musiktherapie;26
5;Aktive Musiktherapie;28
6;Altersdemenz und Musiktherapie;30
7;Von einer „Altorientalischen“ zur „Ethnomusiktherapie“;37
8;Analogie und Musiktherapie;44
9;Anthroposophische Musiktherapie;52
10;Appelle und Appellwirkung von Musikinstrumenten;61
11;Archaische Musikinstrumente;65
12;Archivierung und Dokumentation von musiktherapeutischem Material;72
13;Assoziative Improvisation;73
14;Atemtherapie und Musiktherapie;76
15;Auditive Stimulation;79
16;Ausdruck;81
17;Ausdruckstherapie und Musiktherapie;83
18;Autismus;86
19;Balint-Arbeit;93
20;Behandlungsschritte;95
21;Berufsethik;102
22;Berufsrecht in der Musiktherapie;104
23;Berufsständische Organisationen der Musiktherapeutinnen und Musiktherapeuten;107
24;Beschreibung und Rekonstruktion;118
25;Beziehung Patient – Therapeut;123
26;Bildnerisches Gestalten;127
27;Cardiologische Rehabilitation und Musiktherapie;129
28;Community Music Therapy;134
29;Denkprozesse;139
30;Empathie;141
31;Ethnologische Aspekte in der Musiktherapie;142
32;Evaluationsforschung, Musiktherapeutische;146
33;Formenbildung;151
34;Forschungsmethodik;154
35;Frühe Mutter-Kind-Spiele;158
36;Funktionale Musiktherapie am Beispiel der neurologischen Rehabilitation von Schlaganfallpatienten;160
37;Geschichte der Musiktherapie/MusikMedizin nach 1945 in Deutschland;163
38;Geschichte der ostdeutschen Musiktherapie;166
39;Geschichtlicher Hintergrund zu musiktherapeutischen Methoden der Gegenwart;169
40;Gestalttherapie und Musiktherapie;174
41;Gruppendynamik;179
42;Gruppenfunktionen und Phasen der Gruppenbildung;182
43;Gruppenmusiktherapie;185
44;Guided Imagery and Music (GIM)/ Musikimagination (MI);191
45;Handlungsbegriff;195
46;Harmonikale Forschung;198
47;Hörorgan: Entwicklung und Bedeutung;202
48;Hyperaktive und verstummte Kinder;206
49;Improvisation und Musiktherapie;209
50;Improvisationsbewegung, geschichtlicher Abriss;214
51;Improvisationsgehalt;219
52;Indikation;222
53;Innere Medizin;226
54;Integrales Bewusstsein;228
55;Integrative Musiktherapie;233
56;Intermusiktherapie;239
57;Introjekt, Introjektion;240
58;Katamnese (im Sinne: Wirkung von Behandlung);242
59;Kindermusiktherapie;247
60;Klangtrance;253
61;Körperwahrnehmung;260
62;Komponenten;263
63;Kristallisationstheorie;272
64;Kultur- und sozialpsychologische Aspekte;274
65;Kurzzeittherapie;276
66;Lehrmusiktherapie;279
67;Leiborientierte Musiktherapie;281
68;Lenkung der Aufmerksamkeit (Fokussierende Musiktherapie);284
69;Methoden der psychotherapeutischen Musiktherapie;286
70;Morphologische Musiktherapie;293
71;Musikanthropologische und ethnologische Aspekte;297
72;Musikbegriff;304
73;Musikethnologie – Schamanismus – Musiktherapie;309
74;Musik-imaginative Schmerzbehandlung (Entrainment);314
75;Musikinstrumente in der Therapie;318
76;Musikmedizinische Forschung heute und morgen;322
77;Musikorientierte Methoden in den Praxisfeldern Beratung, Supervision und Coaching;326
78;Musikpädagogik – Musiktherapie, Berührung;330
79;Musikpsychologie;336
80;Musiktherapie an Musikschulen;341
81;Musiktherapie international;345
82;Musiktherapie in der Schule;356
83;Musiktherapie mit alten Menschen;360
84;Neurorehabilitation bei Menschen mit erworbenen Hirnschäden;365
85;Nordoff/Robbins-Musiktherapie (Schöpferische Musiktherapie);372
86;Onkologie und Musiktherapie;376
87;Phasen der Gruppenmusiktherapie;381
88;Poesie-Therapie;386
89;Polaritätsverhältnisse in der Improvisation;390
90;Polyästhetische Therapie;394
91;Polyaisthesis, Therapie und Kunst;400
92;Pränatale und perinatale Psychologie und ihre Relevanz für Musiktherapie;405
93;Psychodynamic Movement;410
94;Psychodynamische Psychiatrie und Musiktherapie;412
95;Psychosomatik;417
96;Rating Scales;421
97;Rezeptionsforschung;423
98;Rezeptive Musiktherapie;430
99;Rhythmisches Prinzip;435
100;Rondo – Beziehungsrondo;438
101;Säuglingsforschung und Musiktherapie;440
102;Schizophrenie und Musiktherapie in der Psychiatrie;447
103;Schreibaby;456
104;Schwabe-Musiktherapie;460
105;Selbstpsychologie;472
106;Sinneswahrnehmung;476
107;Soziale Arbeit;479
108;Sozialrecht in der Musiktherapie;484
109;Spielraum;488
110;Spieltherapeutische Elemente in der Musiktherapie mit Kindern;490
111;Spiritualität und Seelsorge in der Musiktherapie;494
112;Stimme;500
113;Stimmforschung;509
114;Stimmung;515
115;Stationäre Behandlung von Suchtkranken;520
116;Suchtkrankenberatung und -behandlung, Ambulante;528
117;Supervision und Musiktherapie;536
118;Symbol;540
119;Technische Medien in der Musiktherapie;544
120;Therapeut als Künstler – Kunst als Therapie;548
121;Tinnitus und Hyperakusis;552
122;Trance;557
123;Trauma und sexueller Missbrauch und Musiktherapie;561
124;Verändertes Wachbewusstsein;569
125;Wiener Schule der Musiktherapie;577
126;Die Autorinnen und Autoren des Bandes;581
127;Sachwortregister;586
Berufsständische Organisationen der Musiktherapeutinnen und Musiktherapeuten (S. 89-90)
Hanna Schirmer und Ilse Wolfram
Einleitung
Seit dem Jahr 1969 sind in Deutschland musiktherapeutische Verbände, Berufsverbände und Gesellschaften je nach politischem, theoretischem oder methodischem Hintergrund gegründet worden. An ihnen lässt sich auch die Geschichte der deutschen Musiktherapie in West und Ost nachvollziehen.
Der vorliegende Beitrag stellt einen Abriss dar, der sowohl die Entwicklung einzelner Organisationen als auch die früheren und aktuellen gegenseitigen Beziehungen der Verbände beschreibt. Die für die überschrift dieses Artikels verwendete Bezeichnung "berufsständische Organisationen", soll nicht nur einen Oberbegriff darstellen, sondern entspricht auch der Wortwahl der EMTC (European Music Therapy Confederation) auf der europäischen Ebene, deren Mitglieder ausschließlich "professional organizations", sind. Häufig wird die tatsächlich existierende Vielfalt der durch die deutschen Organisationen vertretenen fachlichen Ansätze positiv beschrieben.
Ob diese Bewertung zutrifft, und wie sich diese immer wieder erklärungsbedürftige Vielfalt auf die heutige Lage der Musiktherapie im Sozial- und Gesundheitswesen und die Bemühungen um eine berufsrechtliche Anerkennung auswirkt, ist eine Frage, auf die der vorliegende Beitrag eine Antwort zu geben versucht.
Rechtliche Grundlagen und allgemeine Ziele musiktherapeutischer Organisationen
Alle musiktherapeutischen Organisationen in Deutschland sind Vereine und damit juristische Personen, deren Rechtsform im BGB, Erstes Buch, §§ 21-79 geregelt ist. Ein Verein erhält seine Rechtsfähigkeit durch den Eintrag ins Vereinsregister (e.V.). Der Zweite Titel des BGB enthält Vorschriften für die Struktur von Vereinen im Einzelnen, z. B. im § 26 für den Vorstand, § 27 für die Geschäftsführung, § 32 gibt Auskunft über Rechte und Pflichten der Mitgliederversammlung, § 38 regelt die Mitgliedschaft und § 57/58 die Satzung (BGB, 2005). Der von den Mitgliedern gewählte Vorstand ist in seiner Geschäftsführung an die Satzung gebunden, deren wichtigste Bestandteile im BGB (a. a. O.) vorgeschrieben sind und die in ihren Feinheiten von der Mitgliederversammlung bestimmt wird. Dadurch besteht die Gewähr, dass ein Vorstand die Vereinszwecke verfolgt und die Interessen der Mehrheit seiner Mitglieder vertritt. Die Frage der Gemeinnützigkeit einer Organisation wird von den örtlichen Finanzämtern geprüft.
In der Regel ist dies ein sehr genauer Prüfungsvorgang, der die Anerkennung der Gemeinnützigkeit nur für eine bestimmte Frist entscheidet.
1. Berufsverbände - allgemeine Beschreibung
Berufsverbände als Zusammenschluss von Angehörigen einer Berufsgruppe sollen deren Berufsinteressen vertreten. Dazu gehören Verhandlungen zur Sicherung angemessener Arbeitsbedingungen, die Weiterentwicklung des Berufsbildes in Praxis, Lehre und Forschung, und u. a. die Wahrung und Weiterentwicklung professioneller Standards durch Aufnahmekriterien, Festlegung eines Berufskodex, sowie die Abstimmung der Qualifizierung mit den Studiengängen und Ausbildungen.
2. Fachverbände - allgemeine Beschreibung
Fachverbände verfolgen in der Regel die Förderung und Verbreitung des Berufszweiges, wobei es fließende übergänge zum Berufsverband geben kann. So versteht sich die "Deutsche Gesellschaft für Supervision DGSV", beispielsweise als "Fach- und Berufsverband",. In der Praxis der fachlichen und berufspolitischen Arbeit sind Gemeinsamkeiten, Zusammenarbeit und überschneidungen der Umsetzung der Aufgaben häufig geworden. Es kann Doppelmitgliedschaften geben."