Die Epoche des Deutschen Kaiserreichs 1871 bis 1918 ist eine spannende, von vielen Widersprüchen geprägte Zeit, innerhalb derer sich gleichermaßen sozial beharrende wie fortschrittliche Elemente und Prozesse beobachten lassen. Das gilt regional auch für die bayerische Pfalz. Jener spannende Abschnitt der jüngeren pfälzischen Geschichte wurde von der regionalen Forschung der letzten Jahrzehnte allerdings nicht ausreichend in den Blick genommen. Der Band versteht sich als Beitrag zur Schließung dieser Forschungslücke und unternimmt den Versuch, die vielfältige Ära des Kaiserreichs anhand einer regionalen Fallstudie zu erfassen. Dabei richtet sich der Blick zunächst auf die Wandlungsprozesse von Industrialisierung und Urbanisierung. Jene legten die infrastrukturellen und wirtschaftlichen Grundlagen für die Entwicklung der modernen Pfalz, indem sie neue Innovationsräume hervorbrachten. Dem gegenüber stehen sich ausdifferenzierende soziokulturelle Milieus, ihre Netzwerke und ihre Prägekraft der politischen Machtverhältnisse. Deren Veränderungen wiederum lassen sich am Erstarken neuer politischer und sozialer Bewegungen ablesen. In einem vergleichsweise modernen Wahlsystem auf Reichsebene entwickelten sich die Anfänge moderner Parteipolitik, von der allerdings bis zum Schluss die ihre eigene Emanzipationsbewegung befördernden Frauen ausgeschlossen blieben. In Reaktion auf den rasanten Wandel in zentralen Gesellschaftsbereichen entstand außerdem eine plurale Massen- und Vereinskultur. Sie trug zum Zusammenwachsen der historisch ganz unterschiedlich geprägten Teile der Pfalz bei, diente in ihren volkstümlichen Formen aber oft auch als emotionale Zuflucht in einer immer unübersichtlicheren Welt.
Decker / Klapp / Kreutz
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