de Balzac | Cäsar Birotteaus Größe und Niedergang | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 340 Seiten

de Balzac Cäsar Birotteaus Größe und Niedergang

E-Book, Deutsch, 340 Seiten

ISBN: 978-80-272-1546-1
Verlag: Musaicum Books
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



In 'Cäsar Birotteaus Größe und Niedergang' taucht der Leser in die Welt des französischen Bürgertums des 19. Jahrhunderts ein. Balzac beschreibt mit großer Detailgenauigkeit das Leben des Parfümhändlers Cäsar Birotteau, der durch seinen unbedingten Aufstiegswillen und seine Naivität tragisch scheitert. Der Roman ist geprägt von Balzacs realistischem Schreibstil, der die sozialen Verhältnisse und menschlichen Schwächen schonungslos darstellt. Die gesellschaftliche Kritik und die psychologische Tiefe machen das Werk zu einem bedeutenden Beitrag zur französischen Literatur des 19. Jahrhunderts. Honoré de Balzac, bekannt für seine monumentale Romanserie 'Die menschliche Komödie', nutzt 'Cäsar Birotteaus Größe und Niedergang', um die Konsequenzen von Ehrgeiz und Gier zu erforschen. Balzac selbst war ein genauer Beobachter der menschlichen Natur und ließ dieses Wissen in seine literarischen Werke einfließen. Durch die fesselnde Erzählweise und die tiefgründigen Charaktere gelingt es dem Autor, den Leser in den Bann zu ziehen und zum Nachdenken über die menschliche Natur anzuregen. 'Cäsar Birotteaus Größe und Niedergang' ist ein Meisterwerk der realistischen Literatur, das nicht nur Liebhaber des 19. Jahrhunderts begeistern wird, sondern auch Leser, die sich für psychologisch nuancierte Romane interessieren.
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»Weißt du, Birotteau, was ich denke, wenn ich dich so reden höre? Du kommst mir vor wie einer, der sich ohne Not selber Lasten aufladet. Erinnere dich daran, was ich dir gesagt habe, als es sich um deine Ernennung zum Bürgermeister handelte: deine Ruhe muß über alles gehen! Du bist, habe ich dir gesagt, für die Öffentlichkeit geschaffen wie mein Arm für einen Windmühlenflügel. Die Ehre würde dein Untergang sein. Du hast nicht auf mich hören wollen, und nun werden wir dem Untergang zusteuern. Wenn man eine politische Rolle spielen will, muß man Geld haben; haben wir denn genug? Wie, du willst dein Schild verbrennen, das sechshundert Franken gekostet hat, und auf die ›Rosenkönigin‹, die dich mit Recht berühmt gemacht hat, verzichten? Überlaß doch den andern den Ehrgeiz. Wer seine Hand in einen Scheiterhaufen steckt, der verbrennt sie sich. Heutzutage verbrennt man sich an der Politik. Wir haben schöne hunderttausend Franken in bar, die nicht in unserm Geschäft, unsrer Fabrik und unsern Waren angelegt sind. Willst du dein Vermögen vergrößern, so mach es wie im Jahre 1793. Die Renten stehen zweiundsiebzig, kauf Renten. Du wirst zehntausend Franken Zinsen haben, ohne daß diese Anlage unserm Geschäft schaden kann. Dann benutze das, um unsre Tochter zu verheiraten, verkaufe unsre Papiere, und wir ziehen in deine Heimat. Fünfzehn Jahre lang hast du von nichts anderem geredet als von dem Kaufe von ›Les Trésorières‹, dem hübschen kleinen Gut dicht bei Chinon, wo es Wasser, Wiesen, Bäume, Weinberge gibt, mit zwei Meiereien, die tausend Taler Pacht bringen, wo wir beide gern wohnen würden, und heute, da will der Herr durchaus ein Regierungsmann werden? Überlege dir doch, was wir sind: Parfümhändler. Wenn man dir vor sechzehn Jahren, bevor du die ›Doppelpaste der Sultaninnen‹ und das ›Eau Carminative‹ erfunden hattest, gesagt hätte: ›Du wirst soviel Geld haben, daß du Les Tresorières kaufen kannst‹, würdest du nicht krank vor Freude geworden sein? Nun, jetzt kannst du diesen Besitz erwerben, nach dem du so begierig warst, daß du von nichts anderem geredet hast; jetzt aber sprichst du davon, das Geld für Torheiten auszugeben, das wir im Schweiße unseres Angesichts erworben haben, ich kann wohl sagen, unseres, denn ich habe die ganze Zeit hindurch immer im Kontor gesessen wie ein armes Vieh in der Hundehütte. Ist es nicht besser, wenn wir ein Absteigequartier bei unsrer Tochter, nachdem sie die Frau eines Pariser Notars geworden sein wird, haben und acht Monate in Chinon leben, als hier nun anzufangen, aus fünf Sous sechs Pfennige zu machen, und aus sechs Pfennigen nichts? Warte, bis die Staatsrenten steigen, dann kannst du deiner Tochter achttausend Franken Rente mitgeben, zweitausend behalten wir für uns, mit dem Preis für unser Geschäft können wir Les Tresorières kaufen. Dort, in deiner Heimat, mein lieber Alter, mit unsern wertvollen Möbeln, werden wir wie die Fürsten leben, während man hier mindestens eine Million haben muß, wenn man etwas vorstellen will.« »Das hatte ich von dir erwartet, Frauchen«, sagte Cäsar Birotteau. »Aber so dumm bin ich noch nicht (obwohl du mich ja für sehr dumm hältst), daß ich daran nicht gedacht hätte. Nun höre mir aber ernsthaft zu. Alexander Crottat paßt uns vortrefflich als Schwiegersohn, und er wird Roguins Notariat erwerben; aber meinst du denn, daß er sich mit einer Mitgift von hunderttausend Franken begnügen wird (ich setze dabei voraus, daß wir alle unsre flüssigen Mittel für die Heirat unsrer Tochter hergeben, was auch meine Absicht ist; denn ich würde mich für den Rest meiner Tage gern mit trocknem Brot begnügen, wenn ich sie glücklich wie eine Königin sehen könnte, also als die Frau eines Pariser Notars, wie du sagst)? Nun, hunderttausend Franken oder selbst achttausend Franken Rente sind nichts, wenn man das Notariat Roguins kaufen will. Der kleine Xandrot, wie wir ihn nennen, hält uns, wie alle Welt, für viel reicher, als wir sind. Wenn sein Vater, der dicke Gutspächter, der ein richtiger Hamster ist, nicht auch für hunderttausend Franken Land verkauft, wird Xandrot nicht Notar werden, denn das Notariat Roguins ist vier- bis fünfhunderttausend Franken wert. Wenn Crottat nicht die Hälfte in bar zahlt, wie soll das Geschäft zustandekommen? Cäsarine muß zweihunderttausend Franken Mitgift bekommen; und ich will, daß, wenn wir uns vom Geschäft zurückziehen, wir es als wohlhabende Bürger mit fünfzehntausend Franken Rente tun. Also, wenn du das als sonnenklar einsiehst, wirst du dann nicht dein Schnäbelchen halten müssen?« »Ja, wenn dir die Schätze von Peru gehören ...« »Ja, mein Herz, sie gehören mir. Ja,« sagte er, faßte seine Frau um die Taille und gab ihr ein paar leichte Klapse, erregt von der Freude, die sein ganzes Gesicht belebte. »Ich habe mit dir von dieser Sache noch nicht reden wollen, bevor sie reif war; aber morgen wird sie wahrscheinlich zustande kommen. Also höre: Roguin hat mir eine Spekulation vorgeschlagen, die so sicher ist, daß er sich mit Ragon, deinem Onkel Pillerault und noch zwei andern seiner Klienten daran beteiligt. Wir wollen an der Madeleine-Kirche Terrains kaufen, die wir nach der Berechnung Roguins für ein Viertel des Wertes haben können, den sie in drei Jahren erreichen müssen, wo wir sie dann, wenn ihre Verpachtung abgelaufen sein wird, nach unserem Belieben ausschlachten können. Wir beteiligen uns alle sechs daran mit bestimmten Anteilen, ich mit dreihunderttausend Franken für drei Achtel. Wenn einer von uns Geld braucht, wird Roguin ihm das verschaffen, indem er auf seinen Anteil eine Hypothek aufnimmt. Um den Stiel der Pfanne in der Hand zu behalten und zu sehen, wie der Fisch brät, will ich, dem Namen nach, Eigentümer der einen Hälfte sein, die Pillerault, dem guten Ragon und mir zusammen gehört. Roguin wird unter dem Namen eines Herrn Karl Claparon der andere Mitbesitzer sein und, wie ich, seinen Sozien einen Revers ausstellen. Die Kaufurkunde wird in privatschriftlicher Verschreibung ausgestellt, bis wir Besitzer aller Terrains sind. Roguin wird genau prüfen, welche Kontrakte realisiert werden müssen, denn er weiß noch nicht gewiß, ob wir die Eintragung ins Grundbuch vermeiden und die Kosten auf diejenigen, an die wir dann im einzelnen verkaufen werden, abwälzen können; aber das dauert zu lange, wenn ich dir das erklären wollte. Sind die Terrains bezahlt, so haben wir nichts zu tun, als mit gekreuzten Armen zuzusehen, und in drei Jahren besitzen wir eine Million. Cäsarine wird dann ihr zwanzigstes Jahr erreicht haben, dann verkaufen wir unser Geschäft und können, dank dem Himmel, bei aller Bescheidenheit zu hoher Stellung aufsteigen.« »So, und wo willst du die dreihunderttausend Franken hernehmen?« sagte Frau Birotteau. »Von Geschäften verstehst du nichts, mein Herz. Ich gebe die hunderttausend Franken her, die bei Roguin stehen, vierzigtausend Franken nehme ich auf die Baulichkeiten und das Gartenland unsrer Fabrik im Faubourg du Temple auf, für zwanzigtausend haben wir Wechsel im Portefeuille, das sind zusammen hundertsechzigtausend Franken. Bleiben noch hundertvierzigtausend, für die ich Wechsel an die Order des Bankiers Karl Claparon geben werde; er übernimmt die Valuta dafür nach Abzug des Diskonts. Damit sind unsre hunderttausend Taler bezahlt: vor dem Termin braucht man nicht zu zahlen. Werden die Wechsel fällig, so können wir sie mit unsern Überschüssen einlösen. Und können wir das nicht, so wird Roguin mir Geld zu fünf Prozent leihen und es als Hypothek auf meinen Anteil an den Terrains eintragen lassen. Aber es wird gar nicht zu diesem Geldborgen kommen: ich habe eine Essenz gegen den Haarschwund erfunden, das Comagenöl! Livingston hat mir eine hydraulische Presse aufgestellt, mit der ich mein Öl aus Nüssen herstelle, denen unter solchem Druck all ihr Öl sofort ausgepreßt wird. Nach meinen Berechnungen werde ich wenigstens hunderttausend Franken daran verdienen. Ich brüte über einer Annonce, die mit den Worten beginnen soll: ›Weg mit den Perücken!‹ und die eine großartige Wirkung machen wird. Du hast von meinen schlaflosen Nächten gar nichts gemerkt! Schon seit drei Monaten raubt mir der Erfolg des Makassaröls den Schlaf. Aber ich will das Makassaröl schon tot machen!« »Das sind also die feinen Projekte, mit denen du seit zwei Monaten dein Gehirn abarbeitest, ohne daß du mir etwas davon sagst. Eben habe ich mich als Bettlerin an meiner eigenen Tür erblickt, das war ein Wink des Himmels. In kurzer Zeit wird uns nichts weiter bleiben als die Augen, um sie uns aus dem Kopfe zu weinen. Solange ich lebe, wirst du die Sache nicht machen, verstehst du mich, Cäsar? Dahinter stecken gewisse Machenschaften, die du nicht merkst, du bist zu anständig und zu ehrlich, um bei andern Betrügereien zu vermuten. Weshalb bieten sie dir Millionen an? Du beraubst dich aller deiner Ersparnisse, du engagierst dich über deine Mittel hinaus, und wenn nun die Wertsteigerung der Terrains nicht eintritt, womit willst du dann deine Wechsel bezahlen? Etwa mit den Schalen deiner Nüsse? Um in die feine Gesellschaft zu kommen, soll dein Name nicht mehr in der Firma erscheinen und das Schild der Rosenkönigin verschwinden, dafür aber willst du marktschreierische Annoncen und Prospekte loslassen, die den Namen Cäsar Birotteau an allen Ecken und auf allen Brettern, überall wo gebaut wird, anzeigen werden.« »Oh, da bist du im Irrtum. Ich errichte eine Filiale unter der Firma Popinot, in irgendeinem Hause in der Nähe der Rue des Lombards, wo ich den kleinen Anselm hineinsetze. Damit werde ich zugleich die Schuld der Dankbarkeit gegen Herrn und Frau Ragon abtragen, wenn ich ihren Neffen etabliere, der so sein Glück machen kann. Die armen Ragons scheinen mir seit einiger Zeit sehr bedrückt auszusehen.« ...


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