E-Book, Deutsch, 140 Seiten
Cooper Moronthor und der ¿Voodoo-Man: Der Dämonenjäger von Aranaque 327
1. Auflage 2022
ISBN: 978-3-7389-6512-4
Verlag: Uksak E-Books
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
E-Book, Deutsch, 140 Seiten
ISBN: 978-3-7389-6512-4
Verlag: Uksak E-Books
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Marie Colbert klammerte das Baby an ihre Brusttind blickte angstvoll durch das Unterholz. Aus der Ferne konnte sie die Schreie ihrer Nachbarn - ihrer Freunde - hören. Der flackernde Feuerschein brennender Hütten erhellte den Dschungel und ließ die Bäume bizarre Schatten werfen. Marie unterdrückte ein Schluchzen. Sie wußte, daß sie nach ihr suchten. Das Baby regte sich in ihren Armen. Bitte schrei nicht, dachte Marie verzweifelt und begann, es sanft zu wiegen. Aber der erst sechs Monate alte Vincent war unruhig geworden. Flüsternd redete sie auf ihn ein, in Gedanken immer nur den einen Satz wiederholend: Bitte, bitte, schrei nicht. Das Baby regte sich heftiger, strampelte in der schützenden Umarmung. Und plötzlich begann es wie eine Sirene in tiefster Stille zu kreischen. Marie packte das Kind fester, wollte sich jetzt einen Weg durch das dichte Unterholz bahnen, aber im gleichen Moment fielen die Schatten über sie, riesig im Licht des Feuers. Die Zombies hatten sie gefunden!
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Moronthor und der ?Voodoo-Man: Der Dämonenjäger von Aranaque 327
Lloyd Cooper
Marie Colbert klammerte das Baby an ihre Brusttind blickte angstvoll durch das Unterholz. Aus der Ferne konnte sie die Schreie ihrer Nachbarn - ihrer Freunde - hören. Der flackernde Feuerschein brennender Hütten erhellte den Dschungel und ließ die Bäume bizarre Schatten werfen. Marie unterdrückte ein Schluchzen. Sie wußte, daß sie nach ihr suchten. Das Baby regte sich in ihren Armen. Bitte schrei nicht, dachte Marie verzweifelt und begann, es sanft zu wiegen. Aber der erst sechs Monate alte Vincent war unruhig geworden. Flüsternd redete sie auf ihn ein, in Gedanken immer nur den einen Satz wiederholend: Bitte, bitte, schrei nicht. Das Baby regte sich heftiger, strampelte in der schützenden Umarmung. Und plötzlich begann es wie eine Sirene in tiefster Stille zu kreischen. Marie packte das Kind fester, wollte sich jetzt einen Weg durch das dichte Unterholz bahnen, aber im gleichen Moment fielen die Schatten über sie, riesig im Licht des Feuers. Die Zombies hatten sie gefunden! *** Zwei Tage zuvor: Die Augen des Schwarzen waren völlig weiß, so stark hatten sie sich in ihren Höhlen zurückgedreht. Sein nackter, blutbeschmierter Körper lag zuckend inmitten eines Kreises aus anderen Schwarzen, die rhythmische Laute ausstießen. Zwei von ihnen schlugen eine Trommel, während ein dritter über dem zuckenden Körper stand und ihn immer wieder mit dunklem Hühnerblut aus einer Schale übergoß. Das dazugehörige Huhn lag geköpft außerhalb des Kreises, zusammen mit einer seltsamen Mischung aus hölzernen Werkzeugen, Fellen, Federn und Schalen voller Kräutern. Das Schlagen der Trommeln verstärkte sich und hallte in der großen, nur mit Pechfackeln erhellten Höhle hundertfach wieder. Weißer Schaum stand dem jungen Mann vor dem Mund, während sein Körper immer wilder zuckte. Die Stimmen im Kreis wurden lauter, als wollten sie ihn anfeuern, sich noch stärker in die Trance des Rituals zu steigern. Dann, als der Rhythmus der Trommeln seinen Höhepunkt erreichte und sich aufzulösen drohte, erhob sich ein Schrei aus der Kehle des jungen Schwarzen. Sein Körper bäumte sich ein letztes Mal auf und sank dann in sich zusammen. Von einer Sekunde zur anderen war es völlig still in der Höhle. Die Männer und Frauen, die den Kreis gebildet hatten, erhoben sich und bildeten eine Gasse, die an einem dunklen Seitenarm der Höhle endete. Einige Minuten lang geschah nichts, dann erklangen Schritte aus der Dunkelheit des Gangs. Wie eine Person sank die kleine Gruppe auf die Knie und neigte die Köpfe. Sie hörten die tiefe, sonore Stimme ihres Meisters, noch bevor sie ihn sahen. »Gut gemacht, meine Kinder, ihr habt den Iora heute viel Kraft geschenkt. Sie werden es euch danken.« Mit diesen Worten trat Le Roi Sinistre, wie er sich selbst nannte, aus den Schatten hervor. Der Schwarze war groß, beinahe zwei Meter, kräftig - und fast schon furchterregend häßlich. Trotz seiner Größe wirkte sein Körper auf seltsame Weise verwachsen, so als hätte man ihn irgendwann einmal auseinandergebrochen und beim Zusammensetzen einige Teile vergessen. Sein linkes Auge hing etwas herab und wurde fast zur Hälfte durch ein halb geschlossenes Lid bedeckt. Man munkelte, die Götter hätten versucht, ihn bei der Geburt zu zerschmettern, als sie seine große Magie erkannten. Ihm, der 45 Jahre zuvor unter dem Namen Liberté Dupont als Sohn eines Tagelöhners und eines Dienstmädchens auf Haiti geboren worden war, gefiel diese Legende, und er tat sein Bestes, um sie zu verbreiten. Sie gab ihm Macht, und Macht, das hatte er in den Folterkellern Haitis gelernt, war alles, worauf es ankam… Er schüttelte den Gedanken ab. Haiti war weit entfernt. Er hatte sich hier, auf der kleinen Karibik-Insel Saint Lucia, eine neue Heimat geschaffen. Eines Tages würde er über diese Insel herrschen, dessen war er sich sicher. Alle Zeichen sprachen dafür. Auch deshalb hatte er sich den Namen gegeben, den er jetzt trug. Nicht Liberté, Freiheit, sondern Le Roi, den König, sollten sie ihn nennen. Und Sinistre, dunkel, stand nicht für seine Hautfarbe, mit der er sich in nichts vom Rest der Bevölkerung unterschied, sondern für seine Magie, sein schwarzes Voodoo… Majestätisch schritt er die kleine Gasse entlang zu dem Körper, der still in der Mitte des Ritualplatzes lag. Roi spürte, daß sich das Leben des Mannes dem Ende zuneigte, aber er sah auch die Lebensenergie, die wie eine zweite Haut den Körper des Todgeweihten umschmiegte. Das Ritual und der Trank aus Drogen, den man ihm vorher verabreicht hatte, brachte die Energie aus seinem Körper hervor. Jetzt brauchte Roi sich nur noch zu bedienen. Und das tat er auch. Er kniete neben dem sterbenden Körper nieder und legte seine Hand auf die Stirn des Mannes. Dann öffnete er seinen Geist. Die Energie durchfuhr ihn wie ein Stromstoß! Unwillkürlich stöhnte er auf, als die neue Lebenskraft ihn durchströmte. Durch sie bekam er seine Kraft. Durch sie bekam er seine Magie. Durch sie lebte er! Seine Anhänger bekamen von all dem nichts mit. Sie glaubten, daß er die Energie an dielora, die Schutzheiligen des Voodoo, weiterleiten würde. Daß er sie in sich behielt, ahnten sie nicht. Selbst Fagan, seine rechte Hand, hatte nicht die leiseste Ahnung, wem er mit diesem Ritual wirklich diente. Und das war auch gut so… Der Strom ebbte ab. Ruhig betrachtete der dunkle König sein Opfer, dessen Leben er genommen hatte. Der junge Mann, ein Bauer, der Le Roi Sinistre vor einigen Tagen als Scharlatan beschimpft hatte, schloß langsam die Augen und starb. Der Voodoo-Priester erhob sich. Es war Zeit, seinen Anhängern das zu geben, was sie wollten. Seine Kraft, zu sehen. Es war eine merkwürdige Fähigkeit, die es ihm erlaubte, die Aura eines Menschen wahrzunehmen, zu sehen, was diesen Menschen ausmachte und in welchem Konsens mit der Welt er stand. Er konnte Ereignisse erkennen und Gefahren erahnen. Es war fast wie Hellseherei. Seine Anhänger wußten, daß sie nur Le Rois Rat folgen mußten, und nichts Böses würde ihnen geschehen. Im Gegenteil: den meisten ging es gesundheitlich und finanziell wesentlich besser, seit sie sich ihm unterworfen hatten. Auch jetzt warteten sie ungeduldig darauf, ihm ihre Fragen stellen zu dürfen. Le Roi Sinistre öffnete erneut seinen Geist und sandte einen kleinen Teil der Energie aus, die er gerade bekommen hatte. Er versenkte sich in die Aura der Insel, sah… Und zuckte zusammen! Da war etwas Neues, etwas, das vorher nicht dagewesen war. Etwas Beängstigendes. Da war eine Quelle weißer Magie, die so ungeheuer stark war, daß sie den dunklen König erschauern ließ. Er drehte sich von seinen Anhängern weg, so daß sie seine Bestürzung nicht sehen konnten. Ruhig sagte er: »Die Götter sind heute nicht bereit, zu euch zu sprechen. Geht jetzt. Ich werde euch zusammenrufen, wenn sie bereit sind.« Die Mitglieder der kleinen Gruppe sahen sich verunsichert an. Daß sie abgewiesen wurden, war noch nie passiert. Fagan, Sinistres ergebenster Diener, erhob sich als erster. Was auch immer sein Herr tat und sagte - es würde schon richtig sein. »Ihr habt die Worte eures Meisters gehört. Befolgt sie.« Erst jetzt standen sie auf und verließen durch einen kleinen, mit Petroleumlampen beleuchteten Gang die Höhle. Keiner von ihnen wagte zu sprechen. Sinistre spürte, daß Fagan ihnen folgen wollte und stoppte ihn. »Du nicht, Fagan. Für dich habe ich einen Auftrag.« Er warf einen letzten Blick auf die Leiche vor seinen Füßen. Später würde er sie erwecken und zu seiner ständig wachsenden Armee von Zombies hinzufügen, aber im Moment gab es wichtigeres zu tun. Er mußte herausfinden, von wem diese Quelle der Magie ausging… *** »Cheri!« »Hmmmm?« »Kommst du mit schwimmen?« »Hmmmm…« Moronthor überlegte, ob es der Mühe wert war, die Augen aufzumachen, und entschied sich dagegen. »War das ein ja oder ein nein?« »Hm…« Im wohligen Dämmerbereich zwischen Schlafen und Wachsein, fand er, war es viel zu kompliziert, ganze Worte zu formulieren. Außerdem hatte er herausgefunden, daß sich die meisten Probleme erledigten, wenn man sie nur lange genug ignorierte. »Wohl eher nein. Na gut, gehe ich eben allein.« Die Stimme, die schon die ganze Zeit versuchte, ihn aus seinem wohlverdienten Zustand totaler Faulheit zu reißen, gehörte niemand anderem als seiner Kampf- und Lebensgefährtin sowie Sekretärin und Zusatzgedächtnis Nicandra Darrell. Und das Handtuch, auf dem sie beide lagen, befand sich momentan in einer einsamen Bucht auf der Karibik-Insel Saint Lucia. Die Entscheidung, Urlaub zu machen, war zwei Tage vorher gefallen, als der Herbst endgültig in Frankreich eingefallen war und das Thermometer auf ungemütliche zwölf Grad fallen ließ. Sogar Nicandra hatte es vorgezogen, im Inneren des Château Kleidung zu tragen, ein sicheres Zeichen, daß ihr zu kalt war -obgleich die Heizung in allen Räumen für objektiv angenehme Temperaturen sorgte. Mehr aus Spaß hatte Moronthor den Vorschlag gemacht, sich...




