Collado Seidel | Der Spanische Bürgerkrieg | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 1677, 224 Seiten

Reihe: Beck'sche Reihe

Collado Seidel Der Spanische Bürgerkrieg

Geschichte eines europäischen Konflikts

E-Book, Deutsch, Band 1677, 224 Seiten

Reihe: Beck'sche Reihe

ISBN: 978-3-406-62521-3
Verlag: Verlag C. H. Beck GmbH & Co. KG
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Vor nunmehr 80 Jahren nahm die Tragödie des Spanischen Bürgerkriegs ihren Anfang. War Spanien ein militärisches Übungsfeld der Achsenmächte? Wollte die Sowjetunion hier ihren ersten Satellitenstaat errichten? War der Einsatz der deutschen Legion Condor kriegsentscheidend? Handelte es sich um einen Religionskrieg, oder um einen Krieg gegen den Faschismus? Das vorliegende Buch führt in die wichtigsten Aspekte des Krieges ein, schildert die internationale Dimension des Konfliktes, erläutert die innerspanischen Zusammenhänge, den ideologischen Unterbau und zeigt die für die spanische Gesellschaft über Jahrzehnte währenden Folgen des Krieges.
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Einleitung
Der Spanische Bürgerkrieg (1936–1939) ist ohne jeden Zweifel eines der großen Themen der europäischen Geschichte des 20. Jahrhunderts, eingebettet in die Epoche der Krise der Demokratien der Zwischenkriegszeit, die, aus der historischen Distanz betrachtet, unvermeidbar in die Katastrophe des Zweiten Weltkriegs geführt zu haben scheint. Schriftsteller von Weltrang wie George Orwell (Mein Katalonien), André Malraux (Die Hoffnung) oder Ernest Hemingway (Wem die Stunde schlägt) haben die Ereignisse in Spanien literarisch verarbeitet und damit nachdrückliche Zeugnisse der Tragödie geschaffen. Picassos Guernica, ein Bild, das für den Pavillon der spanischen Republik auf der Pariser Weltausstellung von 1937 konzipiert wurde, ist zum Inbegriff für das Leid geworden, das von diesem Krieg ausging. Das durch Fliegerstaffeln der deutschen Luftwaffe zerstörte kleine baskische Städtchen mahnt als Erinnerungsort an die deutsche Mitverantwortung an diesem Krieg. Der Spanische Bürgerkrieg wird häufig als erste bewaffnete Auseinandersetzung zwischen «Faschismus» und «Antifaschismus» betrachtet. Eine auf die Ideologien bezogene Interpretation des Bürgerkrieges gewinnt zusätzlich an Gewicht, wenn die massive militärische Intervention Italiens, Deutschlands und der Sowjetunion in Betracht gezogen wird. So verstanden die meisten Zeitgenossen den Konflikt als Auseinandersetzung zwischen Ideologien, mit der nicht nur das Schicksal Spaniens, sondern darüber hinaus das der zivilisierten Menschheit auf dem Spiel stand. Die einen wähnten Demokratie, Fortschritt und Freiheit in Gefahr, während es für die anderen um die Abwehr der bolschewistischen Bedrohung und die Errettung des christlichen Abendlandes ging. Im Spanischen Bürgerkrieg verschärften sich damit Konflikte, die in anderen Ländern Europas vielfach noch mit politischen Mitteln ausgetragen worden waren. Erstmals kam es zu einer offenen militärischen Auseinandersetzung. Der Spanische Bürgerkrieg war aber nicht nur ein Spiegel der ideologischen Auseinandersetzungen in Europa, und die Haltung der europäischen Mächte hat nicht nur den Kriegsausgang maßgeblich beeinflusst; er war ein entscheidender Faktor, der zu der späteren Frontstellung im Zweiten Weltkrieg führte. Zum einen suchte Frankreich angesichts der bedrohlichen Expansionsambitionen Hitlers und aus einem Gefühl der eigenen militärischen Schwäche heraus eine enge politische Tuchfühlung mit Großbritannien, und zum anderen fanden die sich zunächst argwöhnisch beäugenden Diktaturen in Italien und Deutschland über eine Kooperation in Spanien zur Bildung der «Achse Berlin-Rom» zusammen. Zudem erwies sich mit der deutschen und italienischen Intervention in Spanien die Hoffnung Londons als Trugschluss, zu einem grundsätzlichen Interessenausgleich vor allem mit Berlin und Rom zu gelangen, während die passive Haltung der westlichen Demokratien gegenüber den Achsenmächten diese in ihrer aggressiven Expansionspolitik bestärkt hat. Das Gesicht Europas hat sich zwischen Juli 1936 und April 1939 grundlegend gewandelt. Gleichzeitig ist der Spanische Bürgerkrieg aber ein zentraler Bestandteil der neueren spanischen Geschichte und eingebettet in ein soziales und politisches Umfeld zu verstehen, das sich genuin aus der spanischen Geschichte ergibt. Hierzu gehörten in einem agrarisch und durch Großgrundbesitz geprägten Land die immer brennender artikulierte soziale Frage der Landarbeiterschaft sowie die Forderung nach politischer Partizipation größerer Bevölkerungskreise, die im Grunde erst mit der Errichtung der Zweiten Republik möglich werden sollte. Zu diesen politischen Konflikten tritt ein aggressiver Antiklerikalismus als Symptom der Auflehnung gegen die etablierte Ordnung, die sich in Spanien in einer besonders ausgeprägten Kohärenz von Staat, soziopolitischen Herrschaftseliten und Amtskirche manifestiert hatte. Somit ist der Spanische Bürgerkrieg zu Recht als ausgesprochener Klassenkonflikt interpretiert worden. In ihm kommen aber auch weit in die Geschichte zurückreichende innerspanische Nationalitätenkonflikte zum Tragen. So entstanden in Katalonien und im Baskenland, den industrialisierten peripheren Regionen des Landes, immer stärkere regionalistische Tendenzen, die sich gegen den Madrider Zentralismus richteten. Andererseits wird der Putschversuch, der zum Spanischen Bürgerkrieg führte, aber auch als die letzte der spanischen Militärerhebungen interpretiert, die die Geschichte Spaniens seit den napoleonischen Befreiungskriegen geprägt haben, indem ein politisiertes Offizierskorps sich legitimiert fühlte, als Korrektiv in die Politik einzugreifen, um im Jahr 1936 die als staatszersetzend wahrgenommene demokratisch-republikanische Ordnung zu beseitigen. Insgesamt haben wir es dabei aber im Wesentlichen mit Konfliktfeldern zu tun, die auch anderswo in Europa im Rahmen der Entstehung einer bürgerlichen Gesellschaft bestanden haben. Allerdings lässt sich in Spanien angesichts einer bis weit in das 20. Jahrhundert hinein weitgehend statischen Gesellschaft, in der sich liberale bürgerliche Ideale und sozialreformerische Ansätze im Grunde bis zur Ausrufung der Republik im Jahr 1931 nicht durchzusetzen vermochten, eine deutliche Phasenverschiebung erkennen, eine Verkrustung politischer Strukturen ohne die Fähigkeit, soziale Konflikte zu entschärfen. Seit Jahrzehnten weckt der Spanische Bürgerkrieg in aller Welt Emotionen. Die Erregung über diese Zeit hat nicht nur nicht nachgelassen, sondern erreichte innerhalb der spanischen Öffentlichkeit nach 70 Jahren eine neue Dimension. Wie auch in Deutschland erst lange nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs eine intensive Auseinandersetzung mit der nationalsozialistischen Herrschaft einsetzte, so hat in Spanien die Tabuisierung öffentlicher Debatten über Täter und Opfer des Krieges, die nach Francos Tod im November 1975 im Verlauf des Demokratisierungsprozesses die Aufarbeitung der Tragödie verhinderte, bis heute nachgewirkt. Die wissenschaftliche Forschung hat sich zwar seit langem intensiv und grundlegend mit dem Bürgerkrieg befasst, aber erst in den letzten Jahren sind eine Vielzahl von Büchern erschienen, die sich als Erinnerungsliteratur verstehen und in der Darstellung von Einzelschicksalen Leid und Brutalität des Krieges beschreiben. Unter großer medialer Beteiligung wird nun auch die Öffnung ungezählter Massengräber betrieben, deren Existenz verdrängt worden war. Die spanische Gesellschaft wird gegenwärtig von einer gewaltigen emotionsgeladenen Welle der Erinnerung an die größte menschliche Tragödie der spanischen Geschichte erfasst. Das vorliegende Buch versteht sich als eine Einführungs- und Überblicksdarstellung auf der Grundlage der aktuellen Forschungsergebnisse. Dabei sollen sowohl die internationale Dimension als auch innenpolitische Ursachen und Konstellationen sowie ideologische Aspekte Berücksichtigung finden. Nachdem die Zeit zwischen 1931 und 1939 aus guten Gründen immer stärker als eine historische Einheit wahrgenommen wird, ist die knappe Beleuchtung der Grundkennzeichen der spanischen Gesellschaft sowie der Grundzüge der politischen und gesellschaftlichen Entwicklung in der Zeit vor 1936 notwendig. In einem zweiten Abschnitt wird erläutert, wie und warum die Militärerhebung scheiterte und wie je nach Erfolg oder Misserfolg des Putsches in den verschiedenen Garnisonsstädten zwei Kriegslager mit klar definierten Herrschaftsgebieten entstanden. Da aber beide Kriegsparteien zur Führung eines Krieges auf ausländische Waffenlieferungen angewiesen waren, sollen in den drei folgenden Kapiteln nicht nur der Verlauf des Krieges und die Entwicklung der beiden Lager, sondern vor allem auch die kriegsentscheidende Haltung der europäischen Mächte analysiert werden. Aufgrund der gewaltigen ideologischen Aufladung des Konfliktes muss insbesondere im Hinblick auf die beträchtliche Heterogenität der Kräfte innerhalb der Kriegsparteien auch ein Blick auf die Prozesse geworfen werden, die zur Entstehung zweier ideologischer Lager führten. Schließlich soll in einem Ausblick auf die bis in die Gegenwart reichenden Folgen des Krieges hingewiesen werden. Oft gestellte Fragen werden nach der Lektüre des Bandes beantwortet sein: War der Spanische Bürgerkrieg das erste Kapitel des Zweiten Weltkriegs? War der Einsatz der Legion Condor kriegsentscheidend? War der Bürgerkrieg ein Religionskrieg? War das Franco-Regime eine faschistische Diktatur? Karten, Kurzbiographien der wichtigsten Personen und eine Zeittafel erleichtern den Überblick. Ausgewählte Literatur führt ein in eine vertiefte Beschäftigung mit einzelnen Aspekten des Bürgerkrieges. Abschließend noch ein Wort zu den verwendeten Begriffen. So wird zur Bezeichnung der Aufständischen neben dem Begriff «Putschisten» für die Phase der Institutionalisierung des Regimes insbesondere auf den aus der Zeit stammenden Begriff «Nationalisten» und, um das immer stärker auf die Person des Diktators zugeschnittene Regime zu charakterisieren, für die Endphase des Krieges auch auf die Bezeichnung «Franquisten» zurückgegriffen. Diese Begriffe können etwas missverständlich sein, zumal sich regionalistische Kräfte des...


Carlos Collado Seidel lehrt als außerordentlicher Professor Neueste Geschichte an der Universität Marburg.


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