Coché / Nützenadel / Budde | Psychiatrie und Gesellschaft | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, Band Band 218, 365 Seiten

Reihe: Kritische Studien zur Geschichtswissenschaft

Coché / Nützenadel / Budde Psychiatrie und Gesellschaft

Psychiatrische Einweisungspraxis im »Dritten Reich«, in der DDR und der Bundesrepublik 1941–1963

E-Book, Deutsch, Band Band 218, 365 Seiten

Reihe: Kritische Studien zur Geschichtswissenschaft

ISBN: 978-3-647-35200-8
Verlag: Vandenhoeck & Ruprecht
Format: PDF
Kopierschutz: 0 - No protection



Die Studie befasst sich aus vergleichender Perspektive mit der Geschichte der Psychiatrie im Nationalsozialismus, der Bundesrepublik und der DDR im Zeitraum von 1941 bis 1963. Im Mittelpunkt der Studie steht die Praxis der Einweisung in psychiatrische Anstalten, die als Prozess der Abgrenzung und der Definition gesellschaftlicher Normalitätsstandards ex negativo begriffen wird.Psychiatrische Anstalten eignen sich in besonderem Maße als Untersuchungsobjekt, da sie Menschen, die auf unterschiedliche Weise den zeitspezifischen Normalitätserwartungen nicht entsprechen, von der 'Gesellschaft' trennen. Die besondere Relevanz der Frage, ob ein Mensch (zwangs-)psychiatrisiert und in eine Anstalt eingewiesen wird, liegt darin, dass es sich hierbei um eine der folgenreichsten 'Verhandlungen' über Normalität in modernen Gesellschaften handelt. In diesem Prozess wird über die Freiheit, Autonomie und Lebenschancen von Individuen ebenso befunden wie über das gesellschaftliche Verständnis von Krankheit und Gesundheit, Normalität, Sicherheit und 'Sittlichkeit'. Diese Studie rekonstruiert die psychiatrische Einweisungspraxis auf der Grundlage von 1424 Patientenakten, Regularien, Kostendiskussionen sowie psychiatrischen Lehrbüchern und Zeitschriften. Über eine Kombination wissenschafts-, justiz- und alltagsgeschichtlicher Perspektiven leistet sie einen Beitrag zur deutschen Gesellschaftsgeschichte, indem sie die Verhältnisse in beiden 'totalitären' Diktaturen und der westdeutschen Nachkriegsdemokratie im Zusammenhang thematisiert.
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1;Title Page;4
2;Copyright;5
3;Table of Contents;6
4;Body;10
5;Einleitung;10
5.1;1. Thema und Untersuchungszeitraum;10
5.2;2. Untersuchungsgegenstand – Beschreibung und Eingrenzung;17
5.3;3. Methodischer Ansatz, Thesen- und Forschungskomplexe, Aufbau der Arbeit;21
5.4;4. Quellen;34
6;Kapitel I: Historische Rahmenbedingungen der Einweisungspraxis – Psychiatrie, Staat und Gesellschaft bis 1941;40
6.1;1. Anstalts- und Kliniktypen;40
6.2;2. Zur Funktion der Psychiatrie;43
6.3;3. Psychiatrie als Lieferant für staatlich angewandtes Wissen;49
6.4;4. Psychiatrisches Wissen als Deutungsfolie für gesellschaftliche Probleme;53
6.5;5. Veränderungen in der NS-Zeit bis 1941 und Beginn der Krankenmorde;56
7;Kapitel II: Staat und Psychiatrie – Rahmenbedingungen und Einweisungsentscheidungen;60
7.1;1. Krankenmord und Mangel: Die Einweisungspraxis im Zweiten Weltkrieg;61
7.1.1;1.1 Betroffene und Ärzte bei der Einweisung;64
7.1.2;1.2 Initiierung von Einweisungen durch Angehörige;68
7.2;2. Die Einweisungspraxis in der »Zusammenbruchgesellschaft« (1945–1949);76
7.3;3. Neue Wege, fehlende Plätze: Die Einweisungspraxis in der DDR;82
7.3.1;3.1 Unterfinanzierung und Platzproblematik;83
7.3.2;3.2 Veränderungen der Einweisungswege durch Polikliniken und Fachärztegremien;88
7.4;4. Strittige Psychiatrie-Funktion und Einweisungspraxis in der Bundesrepublik;94
7.4.1;4.1 Wer gehört in die Anstalt? Diskussionen um Kosten und das Verhältnis von Sicherheit und Krankheit;95
7.4.2;4.2 Patientinnen und Patienten zwischen Ärzten, Verwandten und überfüllten Kliniken;101
7.5;5. Zwischen Freiwilligkeit und Zwang, Hilfe und Verwahrung: Einweisungen aus Sicht der Patientinnen und Patienten in der NS-Zeit, DDR und Bundesrepublik;106
7.6;6. Zusammenfassung: Rahmenbedingungen, Akteure und Funktion der Anstalt im Vergleich;111
8;Kapitel III: Gefahr und Sicherheit – Zur Praxis der Zwangseinweisung;114
8.1;1. »Gefährdung der öffentlichen Sicherheit«? Zwangseinweisungen im Zweiten Weltkrieg;117
8.1.1;1.1 Soldaten-Einweisungen an Front und »Heimatfront«;119
8.1.2;1.2 Alte Menschen als Gefahr: Radikalisierung der Einweisungspraxis durch Institutionen und soziales Umfeld;122
8.1.3;1.3 Sicherheit, Sexualität und Arbeit: Einweisungen von »asozialen Psychopathinnen«;130
8.1.4;1.4 Interpretation: Zwangseinweisungen im Krieg;138
8.2;2. Regelfreier Raum: Die neue Macht der Ärzte und Angehörigen in der DDR;140
8.2.1;2.1 Die Regelung der Zwangseinweisung in der DDR;141
8.2.2;2.2 Ansprüche und Entscheidungen: Die Praxis-Koalition von Anstaltsärzten und Familien;146
8.3;3. Richterliche Zwangseinweisung: Neuregelungen und ihre Umsetzung in der Bundesrepublik;151
8.3.1;3.1 Die Neuregelung und ihre Akzeptanz;151
8.3.2;3.2 Informelle Vor-Entscheidungen durch Familien und Ärzte;158
8.4;4. Zusammenfassung: Zwangseinweisungspraktiken im Vergleich;161
9;Kapitel IV: Krankheit und Diagnostik – Medizinische Aspekte der Einweisung;164
9.1;1. Der Psychiater als Kenner: Diagnoseklassifikationen und das Krankheitsbild Schizophrenie in der NS-Zeit und der frühen Bundesrepublik;169
9.1.1;1.1 Der Würzburger Schlüssel als Diagnoseraster im »Dritten Reich«;169
9.1.2;1.2 Praxis, Tradition, Lokalwissen: Die Diagnostik-Debatte in der Bundesrepublik;172
9.1.3;1.3 Kontinuitäten und Brüche bei Schizophrenie-Diagnosen in der Bundesrepublik;185
9.2;2. Zwischen Tradition, Pavlov und WHO: Vielfältige Diagnoseklassifikationen und das Krankheitsbild Schizophrenie in der DDR;191
9.2.1;2.1 Ärztliche Stellungnahmen zu Diagnoserastern;191
9.2.2;2.2 Schizophrenie zwischen Tradition und Pavlov;197
9.3;3. Diagnosepraxis in der Bundesrepublik und der DDR;200
9.3.1;3.1 Psychiater untereinander;201
9.3.2;3.2 Psychiater und andere Ärzte;206
9.4;4. Das Verhältnis von Arzt und Patientin/Patient;209
9.4.1;4.1 Informationsfluss von der Familie in die Institution;209
9.4.2;4.2 Ärztliche Diagnosen und Laiendiagnosen;213
9.4.3;4.3 Briefwechsel zwischen Laien und Ärzten;216
9.4.4;4.4 Wissenszirkulation zwischen Ost und West: Laien-Forderungen nach »westlichen« Behandlungsstandards;224
9.5;5. Zusammenfassung: Krankheit und Diagnostik im Vergleich;228
10;Kapitel V: Arbeit und Leistung – Arbeitsfähigkeit und -unfähigkeit in der Einweisungsargumentation;230
10.1;1. An der Schwelle: Arbeit und Anstaltsbedürftigkeit 1941–1963;233
10.1.1;1.1 Inklusion und Exklusion: Arbeit in den Einweisungsargumentationen der Familien im Krieg;233
10.1.2;1.2 Arbeitskraft wiederherstellen, Arbeitsabläufe sicherstellen: Familiäre Einweisungsargumentationen in der Bundesrepublik;239
10.1.3;1.3 Ein zweischneidiges Schwert: Arbeit in den Einweisungsargumentationen der DDR;242
10.2;2. Das gesunde Selbst im Zweiten Weltkrieg, in der DDR und der Bundesrepublik;248
10.2.1;2.1 »Überarbeitung« in der Kriegszeit und der frühen Bundesrepublik;248
10.2.2;2.2 Arbeitsfähigkeit als Zeichen von Gesundheit im Zweiten Weltkrieg und der Bundesrepublik;252
10.2.3;2.3 Arbeitsfähigkeit und »Überarbeitung« in der DDR;256
10.2.4;2.4 Interpretation: Unterschiedliche Vorstellungen in Ost und West;261
10.3;3. Arbeit und Leistung aus ärztlicher Sicht zwischen 1941 und 1963;264
10.3.1;3.1 »Psychopathie« als Diagnose in der NS-Zeit;266
10.3.2;3.2 Managerkrankheit, »Psychopathie«, »Erschöpftsein«: Medizinische Deutungen von »Überarbeitung« in der Bundesrepublik;269
10.3.3;3.3 »Überarbeitete« Diagnostik: Ein neuer wissenschaftlicher Diskurs mit Folgen für die psychiatrische Praxis in der SBZ/DDR;278
10.4;4. Zusammenfassung: Arbeit und Leistung im Vergleich;292
11;Fazit;296
12;Dank;314
13;Anhang;316
14;Abkürzungen;318
15;1. Statistische Auswertung des Einweisungswegs;320
15.1;1.1. Tabellen Einweisungsweg 1941 bis Kriegsende;320
15.1.1;1.2. Tabellen Einweisungsweg Kriegsende bis einschließlich 1949;327
15.1.2;1.3. Tabellen Einweisungsweg 1950 bis 1955;332
15.1.3;1.4. Tabellen Einweisungsweg 1956 bis 1963;336
16;2. Weitere Statistische Auswertungen;341
17;Quellen- und Literaturverzeichnis;344
17.1;Quellen;344
17.2;Literatur;346
18;Register;364


Coché, Stefanie
Dr. Stefanie Coché ist Akademische Rätin am Lehrstuhl für Mittlere und Neuere Geschichte an der Justus-Liebig-Universität Gießen.

Ullmann, Hans-Peter
Prof. Dr. Hans-Peter Ullmann ist Professor für Neuere Geschichte am Historischen Seminar der Universität Köln.

Gosewinkel, Dieter
Dr. Dieter Gosewinkel ist Privatdozent für Neuere Geschichte an der Freien Universität Berlin.

Nützenadel, Alexander
Dr. Alexander Nützenadel ist Professor für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte an der Humboldt-Universität Berlin.

Nolte, Paul
Prof. Dr. Paul Nolte ist Professor für Neuere Geschichte mit dem Schwerpunkt Zeitgeschichte an der Freien Universität Berlin.


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