E-Book, Deutsch, Band 10, 324 Seiten
Reihe: Castle
Castle Castle 10: Crashing Heat - Drückende Hitze
1. Auflage 2019
ISBN: 978-3-96658-001-4
Verlag: Cross Cult Entertainment
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, Band 10, 324 Seiten
Reihe: Castle
ISBN: 978-3-96658-001-4
Verlag: Cross Cult Entertainment
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Die Ehe. Ein zweischneidiges Schwert, zumindest für Nikki Heat. Ihr Gatte, der preisgekrönte Journalist Jameson Rook, bringt sie manchmal auf eine Weise zur Weißglut, wie es niemand sonst in ihrem Leben jemals getan hat. Doch vor allem liebt sie ihn von ganzem Herzen und würde alles tun, um ihn zu beschützen. Genau das hat sie vor gar nicht langer Zeit tun müssen. Und es hat sie fast alles gekostet.
Nun soll Rook Gastprofessor an seiner alten Universität werden. Kurz nach seiner Ankunft auf dem Campus wird eine Reporterin der Zeitung tot aufgefunden. Nackt. In Rooks Bett.
Es ist nicht Nikkis Stil, einen solchen Verrat von einem Mann hinzunehmen. Jameson und sie hatten während ihrer komplizierten Beziehung viele Konflikte auszutragen, aber noch keinen wie diesen. Hat ihr Mann Geheimnisse vor ihr oder kann sie ihm vertrauen? Um das herauszufinden, beschließt sie, Jamesons Theorie von einer Geheimgesellschaft an der Uni Glauben zu schenken. Was sie herausfindet, stellt ihr investigatives Können sowie ihre Ehe auf eine harte Probe.
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EINS
Die Ehe. Die Ehe war ein zweischneidiges Schwert, oder wenigstens war sie das für Nikki Heat. Niemand hatte sie in ihrem Leben je so auf die Palme gebracht wie ihr Ehemann, Jameson Rook. Aber er trieb sie auch auf Gipfel der Leidenschaft, die zu erstürmen sie nie zu träumen gewagt hätte. Doch im Grunde war das alles egal, denn sie liebte diesen Mann von ganzem Herzen und hätte alles getan, um ihn und sein Leben zu schützen. Was sie vor gar nicht allzu langer Zeit auch getan hatte. Allerdings war der Preis hoch gewesen: Es hatte sie beide beinahe alles gekostet. Sie hatte sich während dieses letzten, großen Falls von Rook getrennt und sich deshalb schreckliche Vorwürfe gemacht. Letztendlich hatte sie nur getan, was sie hatte tun müssen, um ihn zu schützen. Aber um welchen Preis? Mit Derrick Storm zusammenzuarbeiten hatte sie von allem distanziert, was ihr lieb und teuer war, wie beispielsweise dem Mann, den sie liebte. Allerdings hatte sie dieser Fall auch wieder mit ihrer Mutter zusammengeführt. Sie hatte vieles gewonnen, aber auch vieles verloren. Warum war das Leben nur so kompliziert? Ihre Gedanken kreisten um ein einziges Wort: Reykjavík. Es weckte kribbelnde Erinnerungen an die ersten Tage ihrer Ehe mit Rook. Ihre Flitterwochen hatten sie von den grünen Bergen im Westen der Schweiz über die terrassenförmigen Weinberge und abgelegenen Fischerdörfchen Italiens bis hin zu den buddhistischen Tempeln in Tibet geführt. Reykjavík. Das Wort ließ all die leidenschaftlichen Augenblicke wieder lebendig werden, die sie und Rook damit verbracht hatten, die bemerkenswertesten Orte der Welt zu erkunden. Und nicht nur die, sondern auch einander. Wärme breitete sich in jedem Teil ihres Körpers aus. Kurz gesagt ließ ihr Codewort, Reykjavík, die Flammen der Leidenschaft in ihr auflodern. Für kurze Zeit hatten sie sich wieder versöhnt. Sie waren wieder da, wo sie hingehörten: beieinander. Alles war wieder in Ordnung. Aber jetzt gab es da ein anderes Wort, das mindestens genauso machtvoll war wie Reykjavík, jedoch wesentlich weniger metaphorisch. Zwei sehr buchstäblich miteinander verbundene Worte, die, statt Leidenschaft für ihren Gatten zu entfachen, das Blut in ihren Adern gefrieren ließen: Gastprofessur. Sie musste »Gastprofessur« nur denken, damit sich eine dicke Schicht arktischen Eises in ihr bildete. Und nicht einmal eine ganze Frachtkahnladung seines besonderen Charmes konnte sie wieder zum Schmelzen bringen. Tatsächlich war das wahrscheinlich das erste Mal, dass sie gegen seinen berühmten Charme beinahe immun zu sein glaubte, wenn sie sich vorstellte, dass Rook bald fort sein würde. Es wäre nicht für lange, aber dennoch … Sie tadelte sich im Stillen. Sie war Captain bei der New Yorker Polizei, um Himmels willen und ein verdammt guter noch dazu! Sie hatte viele Opfer gebracht, um das zu erreichen. Wie alle hatte sie als Frischling angefangen und sich die Karriereleiter hochgearbeitet: Streife. Detective. Sergeant. Teamleiterin. Lieutenant. Und jetzt leitete sie die Mordkommission des Zwanzigsten Reviers in New York City. Es war ein verdammt gutes Team. Und sie war verdammt stolz darauf. Wenn ihr nicht passte, dass ihr Ehemann sich eine Auszeit an seiner Alma Mater als Gastprofessor nehmen wollte, war das ganz allein ihr Problem. Er war einfach ihre Achillesferse. Von jemandem derart abhängig zu sein war ihr äußerst unangenehm. Und sich in Jameson Rook zu verlieben hatte ihren Charakter ja nicht grundsätzlich umgepolt. Aber es brachte ihren inneren Kompass hin und wieder ganz schön durcheinander. Sie hatten sich nicht einmal über all die Details dieser »Gastprofessur« unterhalten, sie hatte ihn jedes Mal abgewürgt, wenn er damit angefangen hatte. Denn solange sie keine Details kannte, war die ganze Sache nicht real. »Eine Garderobe«, flüsterte Rook in Nikkis Ohr. »Wir haben … mmh, wir haben, um es vornehm auszudrücken, unsere Leidenschaft noch nie in einer Garderobe ausgelebt.« Sie kehrte in die Gegenwart zurück. Ihre Haut prickelte unter der Hitze seines Atems in ihrem Nacken, aber sie beherrschte sich. Ihre Stimme blieb fest. Es war ein Spiel, das sie gerne spielte: vorzugeben, dass ihr Ehemann sie gar nicht so sehr erregte, wie er es in Wirklichkeit tat. Das gefiel ihnen beiden. »Gibt es hier überhaupt eine Garderobe?« »Wenn nicht, dann sollte es eine geben.« Er nahm ihre Hand und zog sanft daran, um sie dazu zu bewegen, aufzustehen. »Neugierige Geister würden das wissen wollen. Sollen wir es herausfinden, Detective?« »Für Sie immer noch Captain, Mr. Rook.« »Heißt das, du trägst später deine Captainsmütze für mich und sonst nichts?« Er strich sich über das Kinn. »Obwohl … vielleicht noch die Krawatte.« Sie entzog ihm ihre Hand und schüttelte den Kopf. »Rook«, meinte sie und versuchte dabei so zu klingen, als warne sie ihn, um die anzügliche Antwort zu verbergen, die ihr auf der Zunge lag. Ich trage Mütze und Krawatte – und du die Handschellen. »Heute Abend musst du erwachsen sein. Es ist immerhin eine Preisverleihung …« Er setzte sich wieder und verschränkte die Arme vor der Brust. »Meine Idee war sehr viel lustiger«, schmollte er. »… und du bist nominiert.« In seinen Augen lag dieses Funkeln, das sie wohl immer erstaunen würde. Jameson Rook war im tiefsten Inneren ein Kind geblieben. Tragödien und Tod in ihrem eigenen Leben hatten den unbeschwerten Teil von ihr vernichtet. Doch Rook war in einer intakten Familie aufgewachsen, mit einer Mutter, die ihn viel zu sehr verwöhnt hatte. Er hatte Heat vor der Tragödie ihrer eigenen Geschichte gerettet und das Funkeln, das sie nun in seinen Augen sah, erinnerte sie daran, wie sehr sie ihn liebte. Wie sehr sie ihn brauchte. »Wenn wir jetzt gehen, verpasst du, wie dein Name genannt wird«, meinte sie. Sein Mundwinkel verzog sich kaum merklich und sie wusste, dass sie ihn am Wickel hatte. »Vielleicht gewinnst du sogar«, fügte sie hinzu. Das schien zu wirken. Er fuhr zu ihr herum. »Vielleicht? Wenn ich nicht gewinne, ist das das Verbrechen des Jahrhunderts. Kein anderer Journalist hat mehr für diese Stadt getan als ich.« Er zählte seine journalistischen Meriten an seinen Fingern ab. »Allein dieses Jahr habe ich die Öffentlichkeit auf die Korruption in Verbindung mit den Verbrecherfamilien von New York und New Jersey aufmerksam gemacht, ich habe einen Betrug auf höchster Ebene in der elitärsten Vorschule auf der Upper West Side aufgedeckt, ich habe …« »Genau, du verdienst diesen Preis«, bestätigte Nikki und meinte es auch so. Jamie arbeitete hart und wühlte für seine Storys im Dreck. Er hatte keine Angst, sich die Hände schmutzig zu machen und suchte immer nach der Wahrheit. »Noch ein Grund mehr, nicht nach dieser ominösen Garderobe zu suchen – die wahrscheinlich gar nicht existiert«, meinte sie, wobei sie den letzten Teil eher laut dachte. »Du musst schließlich hier sein, wenn sie deinen Namen aufrufen.« Er rieb sich die Hände, bevor er sie auf seine Schenkel legte und sich erwartungsvoll vorbeugte. Alle Gedanken an ein Stelldichein in der Garderobe waren ausgelöscht, zumindest für den Augenblick. Sie nickte zufrieden. Sie hatte ihre Aufgabe erfüllt. Jetzt würde Rook die Nennung seiner Preiskategorie mit angehaltenem Atem erwarten. Es war wirklich eine Ehre und sie war stolz, an seiner Seite hier zu sein. Seine Ehefrau zu sein. Sie hatten sich beide dem Anlass entsprechend gekleidet. Er sah in seinem Maßanzug mit Nadelstreifen aus Nolitas exklusivem Duncan-Quinn-Store fantastisch aus. Der klassische Schnitt ließ ihn aussehen wie einen Geheimagenten à la James Bond. Wogegen sie nichts einzuwenden hatte. Sie selbst hatte sich für ein ärmelloses, dunkelrosa Kleid mit Applikationen aus ineinander verschlungenen Blüten aus schwarzem Samt entschieden, das kurz über dem Knie endete. Ihrer Erfahrung nach war es bei Veranstaltungen wie diesen meist recht kühl, also hatte sie eine leichte Stola mitgebracht, um sie, falls es notwendig wurde, um ihre nackten Schultern zu legen. Bisher hatte sie diese Stola allerdings nicht gebraucht und Rook schien das plötzlich zu bemerken. »Habe ich dir schon gesagt, wie umwerfend du aussiehst?«, flüsterte er und betrachtete sie wohlgefällig. »Erst ein- oder zweimal«, erwiderte sie. Die Hitze, die plötzlich in ihr aufstieg, warf die Frage auf, ob sie seine Idee, nach einer Garderobe zu suchen, vielleicht etwas zu vorschnell abgetan hatte. Wie so oft, wenn sie zusammen waren, schien er zu wissen, was sie gerade dachte. »Na, denkst du noch mal darüber nach, ob wir uns nicht doch eine Garderobe suchen...