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E-Book

E-Book, Deutsch, 382 Seiten

Casement Wild Card

Ein postapokalyptischer Roadtrip
3. Auflage 2020
ISBN: 978-3-7526-5340-3
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Ein postapokalyptischer Roadtrip

E-Book, Deutsch, 382 Seiten

ISBN: 978-3-7526-5340-3
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Manchmal kommt alles ganz anders. Am Ende ist es keine Schlacht der Mächtigen und auch nicht der Klimawandel, der das Antlitz der Welt unwiederbringlich verändert. Es ist ein Meteorit, Krishna genannt, der die Menschheit erledigt - und das gründlich. Die 26-jährige Kore hat jedoch überlebt. Ob das wirklich ein Glück ist, weiß sie nicht, zu groß ist die Verzweiflung und zu gespenstig die neue Welt. Während sie um jeden einzelnen Menschen trauert, den sie jemals kannte, kämpft sie fortan Tag für Tag um ihre Existenz. In ständiger Gefahr, zu verhungern oder zu erfrieren, verstrahlt oder verschüttet zu werden, beginnt die junge Frau eine strapaziöse Reise. Die Suche nach erträglichen Klimabedingungen, Nahrung und anderen Überlebenden führt sie quer durch die Welt. Kann sie es schaffen? Und sind andere Menschen in der neuen Welt wirklich etwas Gutes? Findet es heraus ...

Nina Casement, '87 geboren und wohnhaft im Rheinland, entdeckte früh ihre Leidenschaft fürs Lesen - die Schreiblust folgte nicht lange danach. Während das naturwissenschaftliche Studium ihre Leidenschaft für Präzision und detaillierte Recherche förderte, prägten zahllose Bücher und Begegnungen ihre Begeisterung für Geschichten. Nach einer Reihe veröffentlichter Kurzgeschichten in verschiedenen Genres und Verlagen erschien 2018 ihr Romandebüt "Jagdsaison", dann folgte die Novelle "(K)ein Heldenleben". Der aktuelle Roman "Wild Card - Ein postapokalyptischer Roadtrip" erscheint 2020 - einem Jahr, das die Verwundbarkeit der Menschen mehr als je vorher offengelegt hat. Mehr Informationen über die reisebegeisterte Autorin sowie ihre Romanprojekte und Kurzgeschichten finden sich auf ihrer Webseite: https://ninacasement.de/

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– 2 –
Früher Der erste Abschuss war noch mit gewaltigem Pomp zelebriert worden. Zwar wurde nach wie vor offiziell hartnäckig bestritten, dass Krishna überhaupt eine Gefahr für die Erde darstellte. Trotzdem wollte es sich keine Großmacht der Welt nehmen lassen, sich als Retter ebendieser zu inszenieren. So wehten dann auch die Flaggen der USA, Chinas, Indiens, der russischen Konföderation und Europas stolz und überdimensional nebeneinander. Dahinter eine riesenhafte, glänzende Rakete, die von allen Medien stundenlang aus jedem Winkel gezeigt wurde. Ein gigantisches Spektakel, garniert mit unzähligen Interviews seriös blickender Ingenieure in Overalls und anderer tatsächlicher oder selbst ernannter Fachleute. Als es einige Monate später so weit war, wurde das ganze Ereignis von riesigen Teleskopen aus begleitet und live übertragen. So konnte jeder Bürger der Welt zuschauen, als die Rakete auf Krishna zu sauste und ihre Ladung, statt in seiner direkten Nähe, viel zu weit hinter ihm wirkungslos im leeren Raum verpuffte. Der gigantische Eisenbrocken zeigte sich unberührt und jagte weiterhin auf sie zu. Ein milliardenschweres Feuerwerk. Die ersten paar Stunden herrschte absolutes Schweigen. Niemand wollte einen Kommentar abgeben oder überhaupt irgendeine Aussage treffen. Dann begann das große Abwiegeln. Es sei ohnehin nur einer von vielen Versuchen gewesen, man habe niemals behauptet, dass es gleich beim ersten Mal funktionieren würde. Es gäbe noch ausreichend Möglichkeiten, Krishna zu beeinflussen. Und überhaupt wurde noch einmal allgemein daran erinnert, dass von dem Himmelskörper ohnehin keine Gefahr ausging. Trotzdem hatten die Regierungen aus diesem Vorfall gelernt: Von nun an lief alles Weitere nur noch unter absoluter Geheimhaltung ab. Quasi jedes Teleskop, ob privat oder öffentlich, das weiter als bis zum Mond zu blicken vermochte, wurde fortan konfisziert oder durch die Regierung kontrolliert. Es herrschte Nachrichtensperre und die ersten Verhaftungen und Verurteilungen einiger Blogger, die es gewagt hatten, ein bisschen zu detailreich zu spekulieren, zeigten, dass es diesmal ernst gemeint war. Langjährige Gefängnisstrafen wegen Hochverrats sollten Nachahmer abschrecken. Offiziell hieß es, man arbeite weiter mit Hochdruck an den Abwehraktionen, würde jedoch aufgrund der Terrorismusgefahr keine Informationen mehr veröffentlichen. Man habe Drohungen erhalten. Das glaubte zwar niemand, aber eingesperrt werden wollte ebenfalls niemand. Vage Rufe nach der traditionellen Pressefreiheit verhallten ungehört. Insbesondere deshalb, weil sie in den letzten Jahren so oft aus dem einen oder anderen Grund eingeschränkt worden war, dass man der empörten Aufschreie müde geworden war. Hier und da drang natürlich trotzdem etwas durch - selbst die Androhung drakonischer Strafen konnte das bei einem Projekt dieser Größenordnung und Relevanz kaum verhindern. Gleichzeitig wurden wenige offizielle Fachartikel lanciert, die die ausgezeichneten technischen Möglichkeiten der Raumfahrt propagierten. Zu lesen war außerdem, dass es gar nicht notwendig sei, Krishna vollständig zu pulverisieren, es würde genügen, seine Bahn minimal zu verändern. Kritische Stimmen, die einwandten, dass das aber sehr rasch würde geschehen müssen, da ihnen sonst die Scherkraft einen Strich durch die Rechnung machen würde, verschwanden so schnell, wie sie aufkamen. So vermischten sich kleine Brocken Wahrheit mit sehr vielen Gerüchten zu einem äußerst unguten Konglomerat. Denn so sehr man sich auch um Beschwichtigung bemühte, die Stimmung war längst umgeschlagen. Was genau ein Einschlag bedeuten würde, das wusste fast niemand, aber eine Vorahnung von Gefahr lag in der Luft. Zunächst merkte man es kaum, doch die Menschen waren nervös, gerieten von Monat zu Monat mehr in Panik, oft allerdings, ohne es eingestehen zu wollen. Sie gingen seltener aus, aber wenn sie es taten, wurde mehr noch als früher über jedes Maß getrunken. Die Anspannung entlud sich schnell in Schlägereien - als Kore eines Abends ein Bier in ihrer Lieblingskneipe trank, um sich vom Prüfungsstress abzulenken, wechselte sie auf dem Heimweg zweimal die Straßenseite, um Prügeleien zu entgehen. Aber auch die Kirche erfreute sich Besucherzahlen wie sie sie zuletzt vor dem Ersten Weltkrieg gesehen hatte. Gespräche, die lange hinausgeschoben worden waren, wurden endlich geführt - viele behaupteten, es sei auch etwas Gutes daran. Kores Eltern hingegen diskutierten darüber, ob sie die geplante Amerikareise wirklich antreten sollten, entschieden sich jedoch letztlich dafür. Die Buchung war teuer gewesen, sie hatten sich lange darauf gefreut und in den dreieinhalb Wochen würde schon nichts Wichtiges geschehen. Außerdem, äußerte Kores Mutter leise am Küchentisch, wer konnte bei dem Chaos schon wissen, wann sie die Verwandten auf dem anderen Kontinent wiedersehen würden. Sie flogen gemeinsam mit Onkel Alexander, und Kore blieb allein in dem großen, leeren Haus zurück, um für ihre Abschlussprüfung zu lernen. Heute Seufzend wälzte Kore sich von einer Seite zur anderen. Wie waren ihre Eltern gestorben? Ihren Tod selbst hatte sie schon lange akzeptiert, aber die Vorstellung dieser letzten Minuten ließ sie einfach nicht los. Was hatten sie gedacht, was gesehen und gefühlt? War die Angst unerträglich gewesen oder ging es so schnell, dass sie keine Zeit gehabt hatten sich zu fürchten? Hatten sie einander an der Hand halten können? Waren sie ertrunken? Erschlagen oder totgetrampelt worden? An der Druckwelle gestorben? Gar verbrannt? Oder war es tatsächlich möglich, dass sie zu den wenigen Überlebenden gehört hatten, die erst in den Tagen und Wochen danach an Verletzung, Radioaktivität, Hunger oder Seuchen gestorben waren, während sie selbst geschützt unter der Erde ausgeharrt hatte? Sie betete, nicht zum ersten Mal und ohne zu wissen an wen, dass es wenigstens schnell gegangen war - erst dann fiel Kore in einen unruhigen Schlaf. Sie erwachte keine fünf Stunden später bei Sonnenaufgang. Ausnahmsweise war das sogar wörtlich zu verstehen, was mittlerweile rar genug war und sie augenblicklich über ihre Müdigkeit hinwegtröstete. Zur Feier des Tages gönnte sie sich eine Zigarette - ein Genuss, den sie sich nur selten leisten konnte - und blickte von der kleinen Mauer in die weite Ebene hinab. Tausend Pfützen glitzerten in den sanften Strahlen, es war erst vollkommen still, dann hörte sie einen einzelnen Vogel zwitschern und lächelte. Das Geräusch war glasklar und herrlich. Wann hatte zum letzten Mal die Sonne geschienen? Ein oder zwei Wochen musste es her sein, dass der finstere, diesige Himmel kurz aufgerissen war, glaubte sie sich zu erinnern. Und der letzte Vogel? Vorgestern. So sah die Welt, in ihrer ganzen hell erleuchteten Verlassenheit, beinahe hübsch aus. „Fertig mit Apokalypsenromantik?“, unterbrach Chloe sie in ihrer typisch trockenen Art. Kore runzelte die Stirn, ob der rüden Unterbrechung, und sparte sich eine Antwort. „Was nun?“ Kore zuckte die Schultern - keine Ahnung. „Gehen wir nach Spanien. Sollte doch wärmer sein, immerhin ist’s weiter im Süden.“ Nach wie vor schien es abzukühlen, fast hatte Kore den Eindruck, als triebe das Wetter sie kontinuierlich und unbarmherzig vor sich her. Das war seltsam, denn in Geografie hatte sie gelernt, dass Wasserdampf ein Klimagas war. Und Krishna hatte für wirklich verdammt viel Wasserdampf gesorgt! Warum also wurde es kälter? Einen härteren Winter als den letzten würde sie jedenfalls nicht überleben, da war sie sich recht sicher. Und das Wetter scherte sich erstaunlich wenig um ihren Geografieunterricht. Bloß was war, wenn es in Spanien auch nicht besser wurde, wohin sollte sie sich dann wenden? Irgendwann stünde sie am Atlantik und danach kam nur noch Afrika, ein Kontinent, der ihr selbst vor all dem hier immer ein wenig unheimlich gewesen war. Dort bot sich auf keinen Fall eine Alternative. Egal, sie musste es versuchen, irgendwo im großen, weiten Spanien musste es doch annehmbare Lebensumstände geben. Und andere Menschen. „Das hast du über Frankreich auch schon gesagt ...“ Kore schulterte ihren Rucksack, der sein Gewicht mittlerweile auf satte 16 Kilogramm gesteigert hatte. Sie hatte auch noch einen kleinen, auffaltbaren Einkaufsbuggy mit Rädern, doch den nutzte sie nur, wenn es größere Mengen Wasser, Nahrung oder andere wirklich interessante Güter zu transportieren galt - es war ein Elend, ihn über Stock und Stein zu zerren. Sie wollte die A9 und dann die A51 Richtung Toulouse nutzen und verbrachte einen gänzlich leeren Tag zwischen struppigen Gräsern und blattlosen Büschen. Jedes Gebäude, auf das sie traf, war vollkommen zerstört, es lohnte sich nicht einmal, einen zweiten Blick auf die Trümmer zu werfen. Erst in der Dämmerung, als sie sich schon damit abgefunden hatte, eine weitere ungemütliche Nacht im Freien zu verbringen, entdeckte sie eine alte Scheune. Mächtige, ehemals ehrwürdige Bäume säumten...



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