E-Book, Deutsch, Band 3, 384 Seiten
Reihe: Die Soul-Sisters-Reihe
Carlan No End To Our Love
1. Auflage 2024
ISBN: 978-3-641-29087-0
Verlag: Heyne
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Roman
E-Book, Deutsch, Band 3, 384 Seiten
Reihe: Die Soul-Sisters-Reihe
ISBN: 978-3-641-29087-0
Verlag: Heyne
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Als sie ihre Eltern verliert, findet Liliana Unterschlupf in Kerrighan House, einem Heim für Mädchen, denen nichts auf der Welt geblieben ist. Dort entdeckt sie, was Schwesternschaft und Familie wirklich ausmacht. Jahre später geraten Liliana und ihre Schwestern in ernsthafte Gefahr, weshalb sie den attraktiven Bodyguard Omar engagieren. Er macht keinen Hehl daraus, dass er Liliana näher kommen will, sie jedoch möchte der prickelnden Spannung zwischen ihnen um jeden Preis aus dem Weg gehen. Als Liliana in einen Banküberfall gerät, ist es ausgerechnet Omar, der sie rettet. Beide geben ihrer Leidenschaft nach. Doch Omar hat nicht die geringste Ahnung, auf was er sich eingelassen hat …
Audrey Carlan ist eine international erfolgreiche Bestsellerautorin. Bekannt wurde sie vor allem durch ihre prickelnden Romance-Reihen Calendar Girl, Trinity und Dream Maker. Ihre Bücher wurden weltweit in über 30 Sprachen übersetzt.Audrey Carlan lebt gemeinsam mit ihrem Mann und ihren beiden Kindern im California Valley. Wenn sie nicht schreibt, gibt sie Yoga-Unterricht, trinkt mit ihren »Seelenschwestern« Wein oder steckt mit ihrer Nase in einem sexy Liebesroman.
Weitere Infos & Material
Prolog
Gegenwart …
Tag des Banküberfalls
Der berühmte Singer/Songwriter Marc Anthony sagte einmal: »Wenn man tut, was man liebt, muss man keinen einzigen Tag im Leben arbeiten.« Offenbar hatte dieser weise Mann keine Ahnung vom Berufsalltag einer Lehrerin. Die zu allem Überfluss zweihundert Horrorteenager in den unterschiedlichsten Hormonstadien betreuen musste. Sie waren entweder Fluch oder Segen meines Daseins, je nach Tagesform. Heute eher Ersteres. Nachdem ich ein paar widerspenstigen Schülern noch nachmittägliches Nachsitzen aufgebrummt hatte – ihre Leistungen hätten eigentlich viel besser sein können, wenn sich die Eltern nur ein wenig mehr um sie gekümmert hätten –, war ich nun endlich auf dem Weg ins Wochenende, an dem ich mich mit meinen Pflegeschwestern treffen würde, um mit ihnen gemeinsam zu lachen und mich von ihrer Liebe wärmen zu lassen. Doch vorher musste ich noch was erledigen.
Ich freute mich, dass ich einen Parkplatz ganz in der Nähe der Liberty National Bank im Herzen Chicagos gefunden hatte. Dann schnappte ich mir meine Tasche und stieg aus meinem sportlichen knallblauen Chevy Blazer und drückte auf den Schließmechanismus meines Autoschlüssels. Einen Moment lang hielt ich inne, um meinen SUV zu bewundern. Er war schlank und schnittig, und ich hatte ein Jahr lang jeden Penny zweimal umgedreht, um ihn mir von meinem Lehrerinnengehalt überhaupt leisten zu können. Glücklicherweise war ich mit meinen achtundzwanzig Jahren so gut wie unkündbar. Ich musste bloß noch drei Jahre als Spanischlehrerin an der Franklin D. Roosevelt Highschool ausharren, dann konnte ich mich zurücklehnen.
Auf dem Weg ins Bankgebäude kramte ich mit gesenktem Kopf in meiner Tasche nach meiner Geldbörse und prallte plötzlich gegen eine Mauer. Beziehungsweise gegen einen riesigen, grinsenden Dickschädel von einem Mann, den ich nur allzu gut kannte.
»Verdammt, Omar! Verfolgst du mich etwa?« Vorwurfsvoll deutete ich mit dem Finger auf ihn und musterte ihn mit zusammengekniffenen Augen.
Der heiße Typ grinste bloß, was mich wie immer stocksauer und gleichzeitig ein bisschen mal de la cabeza – etwas wuschig – machte.
»Es kann schon mal vorkommen, dass zwei Menschen, die in derselben Stadt wohnen, etwas in derselben Bank zu erledigen haben, chica.« Er hielt etwas hoch, das wie eine mit einem Reißverschluss verschlossene, prall gefüllte Geldtasche aussah. Vermutlich war sie voller Banknoten. Merkwürdig! Warum hatte er so viel Bargeld dabei?
»Du hast meine Frage nicht beantwortet. Verfolgst du mich?«, wiederholte ich.
Er presste die Lippen aufeinander. »No, mi lirio. Ich verfolge dich nicht. Für mich ist es Schicksal, dass wir gleichzeitig hier auftauchen. Meinst du nicht auch?«
Dass er mich »seine Lilie« nannte, ließ mich erschauern vor Erregung. Ich schluckte, um diese unwillkürliche Reaktion abzuschütteln. Seit ich diesen muskulösen mexikanisch-amerikanischen Mann vor ein paar Wochen zum ersten Mal gesehen hatte, war ich in ihn verschossen.
Omar Alvarado.
Er war ein richtiger Muskelprotz, der meine eins sechzig um mehr als Haupteslänge überragte. Offensichtlich trieb er jede Menge Sport. Momentan trug er ein perfekt sitzendes Paar dunkler Jeans und ein schwarzes T-Shirt. Es umspannte seine breite Brust so eng, dass ich mich besorgt fragte, ob es jeden Augenblick an den Nähten zu platzen und herabzufallen drohte. Keine üble Vorstellung. Er war glatt rasiert und duftete fantastisch. Er hatte eine schwarze, mit dem Emblem der Chicago White Sox bedruckte Kappe auf, deren Schirm flach nach hinten zeigte. Einfach zum Anbeißen. Sein Handgelenk zierten ein paar Lederarmbänder, und über seinem Shirt baumelte ein goldenes Kreuz, das im Sonnenlicht funkelte.
Als ich das Symbol meines Glaubens bemerkte, hielt ich den Atem an. Auch ich hatte stets ein Kreuz um den Hals, nur war meins zierlich und alt und gehörte zu meinen wertvollsten Besitztümern. Meine Mutter hatte es an jenem Tag getragen, an dem sie mit meinem Vater bei einem Autounfall ums Leben gekommen war.
Bislang hatte ich diese Kette noch nie bei Omar gesehen. Aber womöglich hatte er sie bloß nie über der Kleidung getragen. Bei jenem nervigen Bodyguard, der mir während Addys Debakel mit diesem Ungeheuer Cory Pitman ständig vorgeschrieben hatte, was ich zu tun und zu lassen hatte, war dieses Schmuckstück jedenfalls nirgends zu entdecken gewesen. Allerdings hatte ich ihn auch nie in lässigen Freizeitklamotten gesehen, sondern immer nur in atmungsaktiven T-Shirts oder Langarmshirts, schwarzen Cargohosen und Stiefeln. Doch eins stand fest: Der Mann sah gut aus, egal, was er anhatte.
»Hat es dir die Sprache verschlagen, Liliana?«
Mechanisch schüttelte ich den Kopf.
»Warum hast du weder angerufen noch meine Textnachrichten beantwortet?«, fragte er abrupt.
Was mir wieder ins Gedächtnis rief, dass ich ihn eigentlich meiden wollte wie die Pest. Er war zu herrisch, zu besitzergreifend, zu sehr Alphamännchen, als gut für ihn war. Mama Kerri hatte mich zu einer unabhängigen Frau erzogen, die niemanden brauchte und sich ihre Träume selbst erfüllte. Allerdings hatte sie mir auch beigebracht, stets offen für die Liebe zu sein. Aber über Lust hatte sie nie ein Wort verloren. Und jedes Mal, wenn ich Omar ansah, hätte ich ihn am liebsten von Kopf bis Fuß abgeleckt und abgeküsst. Angesichts seines attraktiven Äußeren verschwanden sämtliche Gedanken an Unabhängigkeit stets spontan auf Nimmerwiedersehen.
Omar Alvarado war der Inbegriff meiner erotischen Fantasien. Und genau darin lag das Problem. Ich wollte mich in diesen Mann keinesfalls verlieben. Ich wünschte mir durchaus einen Mann an meiner Seite, wollte jedoch selbstbestimmt bleiben, ohne mich seinen Launen unterordnen zu müssen. Meine leibliche Mutter hatte meinen Vater abgöttisch geliebt und alles für ihn getan. Sie hatte sich verhalten, wie jede gute Mexikanerin es sollte. Das waren ihre Worte, nicht meine. Sie hatte mich und das Haus versorgt, die Mahlzeiten zubereitet, die Wäsche gewaschen und sich für ihren Ehemann immer hübsch gekleidet. Wenn er abends von der Arbeit nach Hause kam, war er mit einem Dos Equis – einem mexikanischen Bier –, einem Lächeln und einem reichlich gedeckten Tisch begrüßt worden.
Zugegeben: Ich behandelte die Männer, mit denen ich ausging, ebenfalls gut, doch ich war eine hart arbeitende, in Amerika geborene Mexikanerin, die genauso geliebt und verwöhnt werden wollte wie der Mann, für den ich mich eines Tages entscheiden würde. Leider hatte das bislang keiner der Betreffenden verstanden. Außerdem hatte mein Glaube sie abgeschreckt. Vornehmlich, weil ich nach Möglichkeit nie einen Gottesdienst versäumte, auch wenn die Cubs, die Sox, die Bulls, die Bears oder irgendwelche anderen Mannschaften am Sonntag spielten. Ich ging regelmäßig in die Kirche und erwartete, dass der Mann, mit dem ich letztlich zusammenkommen würde, auch Christ war. Damals auf jenem Highway, auf dem meine Eltern starben, war ich selbst verschont worden. Die Dinge, die ich in jener Nacht sah, hatten meinen Glauben auf ewig gefestigt. Er war genauso ein Teil von mir wie mein mexikanisches Erbe, meine Liebe zu meiner Pflegemutter, meinen leiblichen Eltern und jeder einzelnen meiner Pflegeschwestern.
»Wieso gehst du mir aus dem Weg, Liliana?«, drängte sich seine tiefe Stimme in meine Gedanken.
Ich schüttelte die Vergangenheit ab und strich mir die wilden Locken aus dem Gesicht, was eine vergebliche Geste war, denn sie hüpften stets wieder zurück. »Weil ich mich nicht mit dir treffen will!«, rief ich patzig, umrundete ihn und trat durch die breiten Glastüren in die Bank. Ich eignete mich wirklich nicht zum mexikanischen Hausmütterchen, aber es gab noch einen anderen Grund, warum ich nichts mit ihm zu tun haben wollte.
Omar war mir dicht auf den Fersen, während ich mich durch die zahllosen Menschen drängte und mich am Schalter in die Warteschlange einreihte. Mit der Geldbörse fest in der Hand verschränkte ich die Arme vor der Brust. Ungeduldig tippte ich mit dem Fuß auf den Boden und hoffte, dass meine Bankgeschäfte nicht allzu lange dauern würden. Eigentlich wollte ich mich nämlich mit meinen Schwestern im Kerrighan House zur Anprobe der Kleider für die Brautjungfern treffen. Blessing und die zukünftige Braut Simone warteten schon auf mich. Aber zuerst brauchte ich Bargeld für die Spendenaktion in der Highschool, denn ich hatte ein paar Schülern versprochen, etwas zu kaufen. Sie waren eifrig dabei, Geld für eine mit öffentlichen Mitteln geförderte Reise nach Mexiko zu sammeln, die ich als Aufsichtsperson begleiten sollte. Ich konnte es kaum erwarten, die alten Maya-Fundstätten wie Tulum oder Chichén Itzá zu sehen, die ungefähr zwischen 600 und 1200 n. Chr. besiedelt waren. Es würde meine erste Reise nach Mexiko sein, der Heimat meiner Großeltern. Ich freute mich darauf wie ein Schneekönig.
»Du lügst«, hörte ich Omar direkt hinter mir sagen.
Ich wirbelte herum. »Nein, ich lüge nicht! Ich habe nur einfach kein Interesse an dir. Schockierend, was? Ruf sofort die Presse an!«, schnauzte ich. Meine Wangen brannten, denn in Wahrheit log ich gerade wie gedruckt. Wütend wandte ich mich wieder um und versuchte, ihn zu ignorieren.
Er schnalzte mit der Zunge. »Dir ist hoffentlich klar, dass Lügen eine Sünde ist«, raunte er dicht an meinem Ohr, sodass sein warmer Atem über den Haarflaum in meinem Nacken hinwegstrich.
»¡Cállate!«, zischte ich. Er sollte endlich den...




