Capellmann | Tod in Zeeland | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 288 Seiten

Capellmann Tod in Zeeland

Kriminalroman

E-Book, Deutsch, 288 Seiten

ISBN: 978-3-96041-706-4
Verlag: Emons Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Mörderisches Karma an der zeeländischen Küste.

Eigentlich will Freddie auf dem Yogaseminar in Domburg an der zeeländischen Nordseeküste den Kopf frei bekommen, um in Ruhe über ihre Beziehung zu Jan nachzudenken. Doch noch bevor sie den ersten Sonnengruß machen kann, stolpert sie über eine Tote. Und ausgerechnet Jan soll mit der Frau ein Verhältnis gehabt haben. Als ihr die örtliche Polizei einen Mord aus Eifersucht unterstellt, sieht sich Freddie gezwungen, auf eigene Faust zu ermitteln. Dabei gerät sie zwischen vermeintlich friedlichen Yogis immer tiefer in einen mörderischen Schlamassel.
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1 Achtsamkeit – mindfulness Freitagabend »Wenn wir im Sommer mal nach Holland gehn, wo die Klipper-Klapper-Windmühlen stehn …« Miriam schmetterte ihr Lieblingslied für Fahrten an die Nordsee voller Inbrunst und drückte aufs Gas. Ich verzog das Gesicht. »Nur weil wir Belgien hinter uns haben, musst du das Lied nicht schon wieder singen. Außerdem stimmt es nicht.« »Wenn wir im Sommer mal zum Yoga gehn und beim Üben wacklig auf dem Kopfe stehn.« Miriam schmunzelte. »Du wirst sehen, meine Süße, Yoga am Meer wird auch dich zur Yogini machen.« »Wenn schon, dann höchstens zur yoginietje«, brummte ich. »Und das auch nur, falls Yogis frikandel speciaal essen dürfen. Sonst streike ich.« »Das könnte dir so passen.« »Keine herrliche Hackfleischbratwurst mit Mayo, Ketchup und Zwiebeln?« Ich stöhnte übertrieben. »Bekomme ich wenigstens ein Softeis mit nootjes?« »Die kleine Yogini will ein Eis mit Krokant.« Miriam lachte. Argwöhnisch sah ich sie an, doch ein paar Strähnen hatten sich aus dem Knoten gelöst, zu dem sie ihr Haar wie immer gesteckt hatte, und ich konnte nur erkennen, dass sie auf die Straße schaute. Hinter Antwerpen lief der Verkehr zwar wieder, aber es war immer noch viel los. Jetzt setzte Miriam den Blinker und ordnete sich links ein. Wir nahmen die große Kampfkurve auf die A 58. Das letzte Autobahnstück für heute. Ich ließ das Seitenfenster herunter. Sofort zerrte der Fahrtwind an meinen Haaren, und ich freute mich, dass ich sie gerade erst hatte kurz schneiden lassen. So eine Gewollt-durcheinander-verwuschelt-Frisur war einfach genial, wenn man auch ungewollt ständig mit Sturmfrisur herumlief. Nur an den Pony hatte ich mich noch nicht gewöhnt, aber den wehte der Wind ja jetzt aus dem Gesicht. Die frische Luft tat gut. Ich schnupperte. Es roch nach Meer, obwohl der Wunsch da sicher mehr Herrscher über den Geruchssinn war als die Nase. Und der Wunsch war es auch, der mich jedes Mal denken ließ, dass es jetzt nur noch ein Klacks bis Domburg war. Zugegebenermaßen ein ziemlich lang gezogener Klacks namens Zuid-Beveland. Doch auch diese Halbinsel hatte irgendwann ein Ende. Ausfahrt 38. Middelburg-Oost. Ich fischte den Flyer aus dem Handschuhfach. »Fünf Tage Cahaya-Yoga im ›Zeeuwse ZeeOm‹.« »Ich freue mich so auf die Meisterin.« Miriam wechselte auf die Verzögerungsspur und strahlte mich an. »Du hast vielleicht ein Glück. Zum ersten Mal Yoga und dann gleich bei Cahaya selbst.« »Mich interessiert vielmehr, wo genau in Domburg dieses Yogazentrum liegen soll.« Ich wedelte mit dem Flyer. »Jetzt war ich schon so oft auf Walcheren, aber ich bin noch nie über ein OM gestolpert, geschweige denn ein zeeländisches.« »Lass dich überraschen«, sang Miriam in bester Rudi-Carrell-Manier. »Aber es ist schon in Strandnähe, oder? Schließlich heißt es hier: ›den Körper kräftigen, den Geist dehnen, mit den Wellen unseren eigenen Atemrhythmus entwickeln. Yoga am Meer ist mehr.‹« »Ist es auch.« Miriam hielt mir die Hand hin zum Abschlagen. »Das wird so schön. Es ist auch gar nicht mehr weit. Sieh nur, da ist schon Oostkapelle.« Ganz yogagemäß tuckerten wir durch den Ort. Achtsam, den Schildern der Dreißiger-Zone entsprechend. Am liebsten wäre ich hier schon ausgestiegen, hätte mir ein Hollandrad gepackt und wäre durch den Wald nach Domburg geradelt. Miriam schien es ähnlich zu gehen. Als wir die letzten Häuser passiert hatten und es an einem Kreisverkehr in den Wald ging, bog sie einfach ab. Hatte ich irgendwas übersehen? »Hey«, protestierte ich. »Nach Domburg geht es weiter geradeaus.« Ungerührt lenkte Miriam den Wagen auf einen großen, gut gefüllten Parkplatz. »Endstation. Alle aussteigen bitte.« »Bist du sicher, dass wir hier richtig sind?« Demonstrativ schaute ich mich um. »Hier ist doch nichts – außer deutschen Autos.« »Raus mit dir, Freddie. Wir sind spät dran.« Miriam stieg aus und griff nach Yogatasche und Rollkoffer. »Wohnen wir im Wald? Ich dachte, das ist Naturschutzgebiet. Oder sind wir in Hütten direkt am Meer untergebracht?« Ich sprang aus dem Wagen. »Mensch, Miri, das ist ja toll! In so einem Strandhaus wollte ich immer schon mal übernachten.« Vor Freude grinste ich vermutlich, als wäre ich erleuchtet. Da machte es mir nicht mal was aus, dass ich meine Schuhtasche nicht finden konnte. Irgendwas vergaß man ja immer. Ich nahm mein Gepäck und eilte Miriam nach. Hinter der Hecke, die den Parkplatz zu einer Seite hin begrenzte, ragte ein Holzturm in die Höhe, eine Kreuzung aus Hochsitz und Ritterturm. Erstaunt warf ich dem Teil einen zweiten Blick zu. Waren wir bei »Was passt nicht dazu? Der Leuchtturm von Westkapelle, Domburgs Wasserturm, dieses Gebilde?«. Wir erreichten das Ende des Parkplatzes, rechts ein Toilettenhaus, links ein leerer Fahnenmast, dazwischen ein Kiesweg, der in den Wald führte. »Hm, ab hier sollte es eigentlich ausgeschildert sein.« Miriam betrachtete den Pfahl, dessen Pfeile alle zurück in Richtung Straße zeigten. Dort lagen offenbar ein Reiterhof, ein Mini-Camping und ein Café. Nichts mit Yoga, kein »ZeeOm«. »Lass uns Richtung Strand gehen.« Entschlossen marschierte ich los. »Erst kommt der Wald, dann die Dünen, dann das Meer. OM. ›ZeeOm‹.« »Google sagt auch, wir sollen in den Wald gehen.« Miriam holte mich ein und warf alle zwei Schritte einen prüfenden Blick auf ihr Smartphone. »Noch zweihundert Meter«, sagte sie jetzt. »An der Weggabelung links, dann sind wir da.« Die Sträucher und Büsche zu unserer Seite lichteten sich, hinter einem Wassergraben erhob sich eine Burg. Ich kam mir vor wie im Märchen. Eine echte Burg mit Türmen, Wassergraben und Brücke. »Tadadata!«, rief Miriam und zeigte zur Burg. »Das ›Zeeuwse ZeeOm‹.« »Wahnsinn. Wir machen Yoga auf einer Burg.« Ich stellte meine Tasche ab, kramte das Handy aus dem Rucksack und schoss ein Foto. »Das glaubt mir keiner.« »Damit hast du nicht gerechnet, was?« Miriam frohlockte. »Ich mache aus meiner kleinen Informatikerin schon noch eine Yogaprinzessin. Und jetzt pack das Handy weg. Nicht dass es dich in Versuchung führt.« »Schon gut. Ich habe es versprochen. Das ist unser Wochenende. Fünf Tage Funkstille. Eine Auszeit, in der ich an mir arbeite. Ich vertraue ihm, rufe nicht an, schicke keine Nachricht, aber das muss ich einfach festhalten.« Ich legte Miriam den Arm um die Schulter, ging leicht in die Knie, damit wir beide aufs Bild passten, und machte ein Selfie von uns mit der Burg im Hintergrund. Dann schnappte ich mir meine Tasche und folgte Miriam. An der Waldwegkreuzung nahmen wir den Weg nach links – zur Burg. Noch bevor wir die Brücke über den ersten Wassergraben erreicht hatten, schlug uns ein fröhliches Stimmengewirr entgegen. Holländische Wortfetzen konnte ich nicht ausmachen. Wie Domburg schien auch Yogaburg fest in deutscher Hand zu sein. »Schau doch, auf den Wimpeln sind Wellenlinien und ein OM-Zeichen.« Miriam deutete auf eine Girlande aus bunten Fahnen, die zwischen den beiden vorderen Türmen gespannt war. »Die sind ja süß.« Die bunten Wimpel verliehen der Burg etwas von einer Kindergeburtstagsfeier. Irgendwie hatte ich bei Yoga mehr Ernsthaftigkeit erwartet, doch mir sollte es recht sein. Lächelnd ging ich über die Brücke. Vielleicht waren die Unmengen von Leuten in Flatterkostümen, die eine große runde Bank im Innenhof belagerten, ja gar nicht zum Yoga, sondern zu einem Casting für Rapunzel gekommen? Langhaarige waren jedenfalls mehr als genug dabei. Und immer noch mehr traten aus dem Hauptgebäude über eine zweite Brücke hinzu. »Meldest du uns an, Freddie? Ich würde gern ein paar Leuten Guten Tag sagen und suche uns danach schon mal einen Platz im Kursraum.« Miriam steuerte auf eine Gruppe von bunt gekleideten Frauen zu, die sich vor der Tür zu einem der beiden am Innenhof gelegenen Seitengebäude begrüßten und in immer wieder neuen Paarungen um den Hals fielen. »Welkom Cahaya!«, stand auf dem Plakat, das über dem Eingang hing. Ob eine von den Umarmerinnen die berühmte Yogameisterin war? Ich wandte mich ab und ging über die zweite Brücke zum Hauptgebäude. »Deine Atemzüge sind gezählt!« Wenn das Graffitigeschmiere quer über der Eingangspforte wenigstens orange statt schwarz gewesen wäre. So erinnerte es mehr an einen Ort des Kampfes und blutrünstige Burgzeiten als an ein Zentrum zur geistigen Erbauung. Ich zuckte mit den Achseln und trat ein. In der Empfangshalle begrüßte mich eine deckenhohe rotgoldene Figur, ein Elefant auf einem Thron, der mich – wie früher der Burgherr – von oben herab gnädig anlächelte. Ich sah mich suchend um. Aus einem Laden gleich rechts vom Eingang klang Meditationsmusik. Die Rezeption befand sich zu meiner Linken. Nur noch eine kleine Schlange wartete, der Hauptanreisesturm schien vorbei zu sein. Ich stellte mich an und schaute mich weiter um. Im hinteren Teil der Halle befanden sich mehrere Sofas und Sitzkissen, die aber im Moment größtenteils verwaist waren. Jetzt erhoben sich auch die letzten Yoginis und verschwanden in einem der beiden Flure, die zu beiden Seiten der Halle abgingen. Mein Blick wanderte zurück zum Tresen. Das Einchecken schien wohl mit Methoden aus der Vorzeit durchgeführt zu werden. Es ging so langsam voran, als würde jeder Teilnehmername in Stein gemeißelt. Ich seufzte. Von hinten versetzte mir jemand einen...


Carla Capellmann lebt im Rheinland und ist wie ihre Ermittlerin Informatikerin. Mit analytischem Blick, viel Herz und einem Augenzwinkern nimmt sie in ihrem Kriminalroman die Eigenheiten der Yogaszene aufs Korn. Walcheren und die zeeländische Küste kennt sie seit ihrer Kindheit in- und auswendig.


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