Der Alte Orient ist ein Konstrukt der neuzeitlichen Wissenschaft. Seine Grenzen in Raum und Zeit sind unscharf, seine Forschungsgegenstände unterliegen kontinuiertlich der Veränderung. Doch in demselben Maße, in dem die kulturelle, geographische, ethnische und gesellschaftliche Diversität im Alten Orient in der Forschung an Kontur gewinnen, treten auch die Gemeinsamkeiten deutlicher hervor. Dies lenkt den Blick auf Vielfalt und Normierung als Kategorien kulturgeschichtlicher Betrachtung, und die Frage, inwieweit diese als Elemente des historischen Prozesses selbst wirksam sind. Die Einführung eines neuen Maßsystems, eine Schriftreform, die Durchsetzung eines neuen keramischen Formenrepertoires sind Beispiele für die aktive Nutzung des Wissens um die Wirkmächtigkeit von Normierungsprozessen zur Stabilisierung territorialer Herrschaft. Doch die Frage stellt sich für den Alten Orient sehr viel grundsätzlicher: Welchen Anteil haben Konzepte, Regelungsmechanismen und Zeichensysteme an der Erzeugung der kulturell, politisch, religiös, wirtschaftlich und sozial überformten Räumen? Im Rahmen der Forschungen des Exzellenz-Clusters TOPOI, der das Spannungsfeld von Räumen und Wissen in der Antike erkundet, widmete sich ein Symposium historischen Phänomenen von Vielfalt und Normierung in altorientaischen Kulturen. Der Band versammelt archäologische, philologische, historische, linguistische und religionsgeschichtliche Beiträge nenommierter Forscher zur Altertumskunde Vorderasiens.
Cancik-Kirschbaum / Klinger / Müller
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Weitere Infos & Material
1;Contents;7
2;Preface;9
3;Vorwort;13
4;The Anatolian Fate-Goddesses and their Different Traditions;17
5;Harrâdum, entre Babylone et le « pays de Mari »;43
6;Nommer à l’époque amorrite;65
7;Gods of Commagene: The Cult of the Stag-God in the inscriptions of Ancoz;81
8;Urbanisierung, Stadtplanung und Wirtschaftsweise in „marginalen Gebieten“ Nordostsyriens Das Beispiel von Tell Chuera sowie erste Überlegungen zum Transfer dieser Siedlungsweise nach Westsyrien;97
9;A Tale of Two Cities New Ur III Archives and their Implication for Early Old Babylonian History and Culture;115
10;Neuassyrische Schrift und Sprache in den urartäischen Königsinschriften (9.-7. Jahrhundert v. Chr.);129
11;Gauging the influence of Babylonian magic: The reception of Mesopotamian traditions in Hittite ritual practice;161
12;Between scepticism and credulity: In defence of Hittite historiography;189
13;Index of texts cited;231
14;Program of the Symposium Normierung und Emanzipation: Bausteine für eine Kulturgeschichte des 2. Jts. v.Chr. im Alten Orient;237
Eva Cancik-Kirschbaum, Jörg Klingner, Freie Universität Berlin; Gerfrid G. W. Müller, Akademie der Wissenschaften u. Literatur Mainz.
Eva Cancik-Kirschbaum, Jörg Klingner, Freie Universität Berlin; Gerfrid G. W. Müller, Akademie der Wissenschaften u. Literatur Mainz.