E-Book, Deutsch, 200 Seiten
Buzek Limits - Wie hoch ist zu hoch?
1. Auflage 2019
ISBN: 978-3-99070-824-8
Verlag: Buchschmiede
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
E-Book, Deutsch, 200 Seiten
ISBN: 978-3-99070-824-8
Verlag: Buchschmiede
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Bergsteigen ist ein Bereich unterschiedlicher und unvorhersehbarer Situationen, wie man sie sonst kaum findet. Diese werfen Fragen auf und setzen das Denken in Bewegung. Sind wir am Berg Herr oder Gast? Eroberer oder Geduldete? Letztendlich ist nichts anderes ausschlaggebend als die Menschen, die daran beteiligt sind. Wie erreichte Gipfel leichtfertig machen und verfehlte Gipfel trotzdem ein Erfolg sein können, zeigt dieses Buch. Mit packenden Worten erzählt es von der Schönheit der Berge, den Schwierigkeiten und Zweifeln, der Freude über Erfolge und dem Umgang mit Verzicht. Und vom Ankommen bei sich selbst. Eine Geschichte von Bergkameradschaft, Gipfelsieg, schwierigen Entscheidungen, Ängsten und Motivation.
Nach dem Abschluss des Studiums an der Theresianischen Militärakademie in Wiener Neustadt wurde er Berufsoffizier beim Bundesheer. Als Hauptmann verbrachte er zwei Jahre als UN-Beobachter in Ägypten. Nach weiterer Führungsausbildung an der Landesverteidigung Akademie in Wien und Verwendung als Bataillonskommandant sowie Referent für Offiziersausbildung im Bundesministerium Für Landesverteidigung beendete er seine militärische Laufbahn als Oberst und Hauptlehroffizier für Infanteriedienst an der Theresianischen Militärakademie. Parallel dazu studierte er an der Universität Salzburg/Salzburg Management Business School und schloss dort als akademischer Wirtschaftstrainer, Master of Advanced Studies und Master of Training & Development ab. Anschließend arbeitete er als selbstständiger Wirtschaftsberater (www.move-up-consulting.net), Trainer, Coach und Lektor (SMBS/Universität Salzburg, PEF Privatuniversität für Management, Fachhochschule Wiener Neustadt und Theresianische Militärakademie). Sein Motto: Mut ist die Fähigkeit, nicht fremde, sondern die eigenen Grenzen zu überwinden.
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3 „Bitte alle hierher zur Registrierung“, ruft Jerry und deutet auf die Hütte hinter ihm, wo schon einige Leute warten. Wir sind beim „Machame- Gate“, am Fuße des Kilimandscharo, des Daches Afrikas. Fast 6000 m ragt dieser erloschene Vulkan gewaltig über die Wolken hinaus in den Himmel. Der höchste freistehende Berg der Welt. Wir, das sind Halina, meine langjährige, berufliche Partnerin, ihre Tochter Sara, deren Bekannter Daniel sowie Andy, ein Freund von Halinas Familie, und ich. Mit Halina verbindet mich eine langjährige Freundschaft, die im Zuge einer engen beruflichen Zusammenarbeit in unserer gemeinsamen Firma entstand. Bei zahlreichen Outdoorseminare bewies sie wiederholt ihre Ruhe und körperliche Leistungsfähigkeit in kritischen Situationen. In rund zwanzig Jahren hat sie sich kaum verändert: hochgewachsen, ein sportlicher Körper und geschmeidige Bewegungen. Ist Sie angespannt, wirkt sie streng; sie sieht aber bezaubernd aus, wenn sie lächelt. Was Sie gerne zeigt. Das lange Haar passt zu ihr und lässt sie jünger wirken, als sie mit ihren heute fast fünfzig Jahren ist. Sara, fünfundzwanzig, ist ein Ebenbild ihrer Mutter. Nur introvertierter und weniger positiv denkend. Auch Daniel, schlank, mittelgroß und ruhig, tendiert in dieser Richtung. Und Andy? Der ist ein lustiger Kerl, zwar übergewichtig, aber durchaus leistungsbereit. Während ein offensichtlich wichtiger Mann in einem blauen Parka gewissenhaft unser Gepäck wiegt, tragen wir uns zum ersten Mal in ein dickes Buch ein. Mit Angabe der Passnummer, des Namens, des Wohnorts und des Berufs – nicht das letzte Mal auf dieser Tour. Es herrscht reges Treiben. Busse fahren Touristen heran, zahlreiche Reiseveranstalter organisieren Trips, der Kilimandscharo ist nicht nur ein Berg. Er hat sich zu einem Wirtschaftsfaktor entwickelt. Porter bieten ihre Dienste an, bis zu 30 kg sind sie bereit zu tragen. Teilweise auf dem Kopf transportieren Sie die schweren Lasten; Zelte, Kundengepäck und Verpflegung, bis über 4000 m Meter hinauf. Unsere Guides, Jerry – er heißt Gerwaise, aber Jerry ist ihm lieber - und Shaban, sowie Ihre Mannschaft mit Koch und Trägern, kümmern sich um das Gepäck. Das Gewicht ist im erlaubten Rahmen und die Trägerkolonne startet los. Wir haben noch etwas Zeit und unterhalten uns. Dabei erzählt Jerry, dass knapp 30.000 Personen jährlich versuchen, den Berg zu besteigen. Etwa 50 % scheitern. Zu welcher Hälfte werden wir gehören? Seit Tagen schwirren mir Gedanken über die zu erwartenden Strapazen und die Ungewissheit vor der lebensfeindlichen Höhe, die einem angeblich die Luft zum Atmen raubt, durch den Kopf. Mein bisher höchster Berg war der Großglockner mit seinen vergleichsweise mageren 3798 m. Ein Versuch, den Mont Blanc (4810 m) zu besteigen, scheiterte nach einer Nacht im Vallot-Biwak, damals eine kleine Blechhütte, auf 4362m im Schneesturm. Schon über vierzig Jahre her. Als weitaus Ältester der Gruppe und ausgebildeter, aber nicht mehr aktiver, Bergführer, fühle ich mich für die anderen doch verantwortlich. Leise Zweifel steigen auf. Sind wir gut genug vorbereitet? War es eine gute Idee, uns auf diese Tour einzulassen? Schon vor Jahren hatte sich der Gedanke an den Kilimanjaro immer wieder wie ein Ohrwurm in unseren Köpfen herumgetrieben. Zu Halinas 49. Geburtstag war es dann soweit. Jetzt sind wir da. Die Worte des Meeresforschers Hans Hass fallen mir ein: In seinem Buch „Begegnung unter Haien“ beschreibt er, dass der Mensch im gewohnten Umfeld Sehnsucht nach dem Unbekannten hat und daher Risiken in Kauf zu nehmen bereit ist. Ein befreundeter Arzt hatte mir das Risiko mit der Höhe wie folgt erklärt: Ursache für die akute Höhenkrankheit ist der geringere Luftdruck und der damit verbundene Sauerstoffpartialdruck in großen Höhen. Der menschliche Körper versucht, den Sauerstoffmangel mit einer höheren Atemfrequenz und einem gesteigerten Ruhepuls auszugleichen. Auch nimmt die Zahl der roten Blutkörperchen zu. Diese steigt zum Beispiel in einer Höhe von 4500 Metern nach zwei Tagen um etwa 10 Prozent. Dadurch wird der Körper zwar besser mit Sauerstoff versorgt, gleichzeitig erhöht die größere Zellzahl im Blut das Risiko für Durchblutungsstörungen. OK. - diese Gefahr war kalkulierbar, die Entscheidung gefallen – wir sind hier! Wir entschieden uns für die Lemosho-Route. Sie ist einer der landschaftlich schönsten und jüngsten Wege auf den Kilimandscharo, gleichzeitig ist sie die längste und – vermutlich deshalb - von den großen Touristenströmen verschont. Ideal für eine sorgfältige Akklimatisation, da man langsam aufsteigt und viel Zeit unterhalb von 4.000 m verbringt. Angeblich hat man auf diesem Weg die höchste Gipfelerfolgsrate. Die Route führt zuerst durch Wälder und dichten Regenwald. Später lichtet sich der Wald, eine Heidelandschaft beginnt. Der Weg überquert das Shira-Plateau, streift am berühmten Lava Tower vorbei und führt über die Great Barranco Wall, bevor er nach Süden zum Karanga-Tal wendet. Der Aufstieg zum Gipfel auf der letzten Etappe erfolgt im Osten, der Abstieg verläuft dann über die Mweka-Route. Wir haben den Weg, wir kennen das Ziel. Unser Abenteuer beginnt! „Hey Jerry, machst du bitte ein Foto von uns? Sozusagen einen Startschuss!“ „Natürlich, Gerne.“ Er bekommt gleich zwei Fotoapparate. Sicher ist sicher. „Kommt, stellen wir uns hier vor diesem Baum, das gibt einen passenden Hintergrund.“ „Eine gute Idee, das Foto. Wenn wir am Ende der Tour ein Schlussfoto machen, können wir sehen, um wie viele Jahre wir gealtert sind.“ Die Bemerkung zeigt die Erwartungen, zumindest die von Sara. Alle Lachen. Ein guter Start. Halina ist neben mir die einzige, die eine Fotoausrüstung mit sich herumschleppt. Wir haben uns vorgenommen, die Fotoarbeit zu teilen. Hat nicht funktioniert. Am Ende haben wir sie doppelt produziert. Jerry gibt von Beginn an ein langsames Tempo vor. „To balance the speed”, wie er meint. Shaban, als Letzter der Gruppe, spielt den „Lumpensammler“. Es ist warm und der Weg führt durch faszinierenden, dichten Regenwald, abschnittsweise steil bergauf. Schwarzweiße Stummelaffen hangeln von Ast zu Ast. Manchmal sieht man in der Ferne sogar Büffel. Frische Elefantenspuren und entsprechende Verdauungsprodukte am Wegrand zeigen, dass diese Dickhäuter fallweise hier vorbeikommen. Zweieinhalb Stunden später kommen wir im ersten Nachtlager, dem Forest Camp, an. Der Platz liegt versteckt unter Bäumen, wo die Zelte von unserer Mannschaft aufgestellt wurden; jeder von uns Männern hat sein eigenes, die beiden Damen teilen sich eines. Dazu kommen die für die Träger und Guides, ein Kochzelt und ein spezielles Essenszelt, der `Salon´, ausgestattet mit Klapptisch und ebensolchen Stühlen. Luxus pur! Jetzt verstehen wir die zahlenmäßige Größe unserer Mannschaft. Bereits am ersten Abend erleben wir, wie gut wir versorgt sind. Das Abendessen ist liebevoller zubereitet als in so manchem Hotel: ein großzügiges, dreigängiges Menü, Kaffee und Tee unbegrenzt. Und all das in ausgezeichneter Qualität. „Wenn das so weitergeht, habe ich am Gipfel den 90er überschritten – in Kilogramm! “, meint Andy und lockert seinen Gürtel. Nach dem Essen kommen die Guides ins Zelt, informieren sich über unsere Verfassung und besprechen den folgenden Tag – ein Ritual, das sich jeden Abend wiederholte. Wir erfahren von ihnen, dass sie schon länger zusammenarbeiten, aber, außer dem Koch, das Trägerteam für jede Tour neu zusammenstellen. „Wer von euch beiden ist denn jetzt der Boss?“ Als ehemaliger Berufsoffizier und aktiver Ehemann war ich Hierarchien gewohnt. „Wir haben beide die gleiche Ausbildung und wechseln uns von Tour zu Tour ab. Diesmal bin ich der Headguide, Shaban Assistent“, antwortete Jerry. Halina beugt sich neugierig vor. „Wie wird man eigentlich Guide?“ „Die klassische Karriere beginnt als Träger. Nach 2-3 Jahren dieser schweren Arbeit wird man, je nach Begabung und Interesse, Koch oder Betreuer. Wer sich dabei als verlässlich und robust erweist, kann nach einiger Zeit Assistent Guide werden.“ Und Shaban ergänzt: „Um Head Guide zu werden, muss man eine spezielle Schule besuchen. Hier lernt man neben der Organisation alles über Flora und Fauna sowie die Geschichte Tansanias, um die Faszination des Kilimanjaro weitergeben zu können.“ Themenwechsel. „Was bietet denn der morgige Tag?“ „In den nächsten Tagen werden wir fünf Vegetationszonen durchqueren, die botanisch so weit voneinander entfernt sind wie...