Büchner | DSA 36: Schatten aus dem Abgrund | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, Band 36, 253 Seiten

Reihe: Das Schwarze Auge

Büchner DSA 36: Schatten aus dem Abgrund

Das Schwarze Auge Roman Nr. 36
1. Auflage 2014
ISBN: 978-3-95752-433-1
Verlag: Ulisses Medien und Spiel Distribution GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Das Schwarze Auge Roman Nr. 36

E-Book, Deutsch, Band 36, 253 Seiten

Reihe: Das Schwarze Auge

ISBN: 978-3-95752-433-1
Verlag: Ulisses Medien und Spiel Distribution GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Die Hexen Ofrim und Morla stecken in der Klemme. Borbarad, der Meister der Dämonen, will sie für seine bösen Pläne einspannen, und gleichzeitig kommt Inquisitor Kunrad von Marmelund in die Baronie der Geschwister, um Anhänger der dämonischen Echsenkulte aufzuspüren. Als er Ofrim der Folter unterwirft, bleibt dem verzweifelten Baron nur die Zuflucht zu einer phantastischen Lüge.

Die Wienerin Barbara Büchner (*01.02.1950) schreibt seit 1997 Geschichten und Romane, die Aventurien spielen, der Hintergrundwelt des erfolgreichsten und bekanntesten deutschsprachigen Fantasys-Rollenspiels 'Das Schwarze Auge'. Sie arbeitet darüber hinaus als Übersetzerin und freie Journalistin und hat für ihre Kinderbücher schon mehrere Preise erhalten.

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1. Kapitel Die Trommeln dröhnten dumpf. Taromm ta tomm, tomm rollten die Schlegel über das Kalbfell. Die Luft war dumpf und schwül wie nur selten im Efferd, der Himmel hatte einen gelblichen, unnatürlichen Glanz. Der Marktplatz von Elburum war gedrängt voll mit Menschen. Viele davon, vor allem die aus der vornehmen Gesellschaft, waren in Schwarz gekleidet, wie es dem Anlaß geziemte; die Damen trugen zierlich gewirkte Spitzenschleier. Sie standen Schulter an Schulter zwischen den Häusern, aus deren Fenstern schwarze Tuchfahnen hingen, und bestaunten die feierliche Prozession, die dem Inquisitor folgte. Für die Begriffe der Praioskirche war es ein winziges Häuflein, knapp fünfzig Mann, die da würdevoll unter dem goldenen Greifenbanner einherschritten, aber für Aranien – wo die Heilige und Reichskirche kaum Fuß gefaßt hatte – waren schon fünfzig Praiosgeweihte eine gewaltige Menge. Das Volk gaffte mit offenem Mund, als die beiden Inquisitoren, die einfachen Geweihten, Sonnenlegionäre und dienenden Brüder heranzogen. Sie sammelten sich um das Schafott in der Mitte des Platzes und begannen zu singen, einen der triumphierenden Lobgesänge, von denen so viele dem Göttervater zu Ehren gedichtet wurden. Hell und klar erklangen ihre Stimmen, wußten sie doch, daß sie ein praiosgefälliges Werk taten. Bunte, goldbestickte Fahnen mit dem Bildnis des Heiligen Gilborn von Punin flatterten träge in der staubigen Hitze. Armlange Kerzen wurden entzündet. Als der Hymnus endete, stieg der Inquisitor die Stufen hinauf, um angesichts der Verurteilten eine Predigt zu halten. Die Hexe Dschejde Kunkelin war zum Tode verurteilt worden, eine Hebamme aus der Umgebung von Elburum. Auf dem schwarz verhangenen Blutgerüst stand ein Faß, das mit Steinen gefüllt war, darin steckte bis zum halben Leib ein nacktes, mit Ketten gefesseltes Weib. Auf ihrem kahlgeschorenen Kopf saß – zum Zeichen, daß sie bereut hatte – statt der üblichen gelben eine spitze weiße Papiermütze, die mit heiligen Sprüchen beschrieben war. Die Zauberin war eine wohlbeleibte Frau und ihre bloßen Brüste hingen schwer am Leib herab. Einer der Henkersknechte griff hin und kniff lüstern in das schwammige Fleisch, was die Gaffer zum Lachen brachte, aber augenblicklich traf ihn der lodernde Blick des Inquisitors mit einem so zornigen Ausdruck, daß er zitternd zurückwich. Der Hochgeweihte Kunrad von Marmelund war ein Mann von fünfunddreißig Jahren, hochgewachsen und von ungewöhnlicher Schönheit. Wie er da in der goldfarbenen, mit roten Greifen durchwirkten Robe auf dem Gerüst stand, war es, als wäre einer aus dem Himmlischen Hof der Illuminierten selbst zur Erde herabgestiegen. Seine Züge waren wie aus Marmor gehauen, die Lippen bleich, die saphirblauen Augen groß und strahlend. Das kurzgelockte blonde Haar war unter einer goldfarbenen Sammethaube verborgen. In der Rechten hielt er den Sonnenstab. Er begann mit klarer, weithin klingender Stimme zu sprechen, und augenblicklich verstummte auch das letzte Murmeln im Volk, als er die Worte intonierte: »Jene, die rein im Geist und reinen Herzens sind, verzeichnet Praios im Goldenen Buch, und Er nimmt ihre Geister zu sich, damit sie den Glanz der Sonne vermehren. Oh, wie wird deine Seel frohlocken und jubilieren, wenn ihr das widerfahret! Denn Praios‘ Paradies ist das prächtigste von allen: Ein Glanz ist da wie von tausend Sonnen ...« Die Augen der todgeweihten Hexe hingen mit einem verzückten Ausdruck an ihm. Er sprach lange. Den Zuschauern klebten die Kleider am Leib, da und dort sackte jemand in der Hitze vor Erschöpfung zusammen, aber der Inquisitor kümmerte sich nicht darum. Er sprach mit leidenschaftlicher Eindringlichkeit von Praios‘ Macht und Ruhm und der Ehre Seiner heiligen Kirche. »Wie eine Mutter«, rief er, »nimmt sie die Irrenden auf, so sie bekennen und von ihren bösen Wegen abweichen ... Und nun sprich, ehrloses Weib, bekenne deine Sünden, damit man sehe, ob deine Reue echt sei!« Die Hexe öffnete mühsam den Mund. Ihr kahler Kopf war puterrot von der Schwüle und dem Gewicht der Steine, die den unteren Teil ihres Körpers bedeckten, sie keuchte, aber ihre Stimme war deutlich hörbar. »Ich war mein Leben lang den Dämonen verfallen ... in ihrem Auftrag habe ich das Korn faulen und das Kalb in der Kuh mißraten lassen ... ich habe mich in eine Sau verwandelt und in dieser Gestalt mit den Dämonen Unzucht getrieben ...« Der Geweihte brauchte sie nicht anzutreiben – sie sprach beinahe so lange wie er. In den schwärzesten Farben schilderte sie ihre Bosheit, um dann den jubelnden Ausruf hören zu lassen: »Aber ich habe bereut! Ich habe mich unter den göttlichen Greifen gebeugt! Sein Paradies erwartet mich!« Die Zuschauer schwiegen. Die Gegenwart des Inquisitors machte ihnen allen Angst. Schließlich wußte keiner, ob das Sonnenzepter ihn nicht als den nächsten Verdächtigen kennzeichnen würde. »Praios Lob und Dank!«, rief der Inquisitor laut. Augenblicklich fielen die Leute ein, erleichtert, weil sie jetzt wenigstens wußten, was sie tun sollten: »Praios Lob und Dank!« Unter dem Schutz des allgemeinen Geschreis wandte sich ein Stadtfremder mit gedämpfter Stimme an einen Bürger: »Was geschieht hier?« »Wie Ihr hört«, gab der Bürger zur Antwort. »Die Kunkelin hat Hexerei und Fluchzauberei getrieben, aber unter den wohltätigen Ermahnungen der Inquisition hat sie Reue gezeigt. Nun wird sie seit drei Tagen hier auf dem Marktplatz ausgestellt, um Praios‘ Kraft und Ruhm zu bezeugen.« »Und dann wird sie freigelassen?« fragte der Fremde. Der Bürger zuckte die Achseln. »Wo denkt Ihr hin! Schließlich ist sie eine überführte Daimonologia. Morgen wird man sie hier am Platz pfählen und auf dem Scheiterhaufen verbrennen.« Der Fremde schwieg, und über den Platz hallten von neuem die Dankesreden der Verurteilten an die gar milden und väterlichen Geweihten der Heiligen Inquisition. Weißer Rauch stieg aus dem eisernen Räuchergefäß in der Halle von Roswylde. Ofrim von Roswylde, der Herr des Schlosses, saß vor dem Tisch und fächelte mit gemächlichen Handbewegungen den Rauch in seine Richtung, um ihn tief einzuatmen. Der Schloßherr schien ein Mann um die Dreißig zu sein, obwohl er tatsächlich weit älter war. Sein Körper war hochgewachsen und schlank und ließ mehr an die geschmeidige Eleganz des geschickten Fechters denken als an die rauhe Kraft des Schwertmeisters – und tatsächlich war Ofrim geschickt im Kampf mit Stock und Degen. Nach tulamidischer Sitte trug er enge Beinlinge und ein wadenlanges, in der Mitte mit einer Schärpe gegürtetes Gewand, jedoch keinen Turban. Seine Hände waren schmal und edel geformt, aber die Nägel daran waren lang, hart und hornig wie Tierkrallen. Sein Gesicht – ein bleiches Männergesicht von vampirhafter Schönheit – lag tief in den Schatten. Das Feuer im Drachenkamin warf rötliche Lichter auf sein bronzebraunes Haar, das er rundum aus der Stirne zurückgekämmt trug. Glatt und offen hing es ihm bis weit über Schultern und Rücken hinab und hatte ihm den Beinamen Mawr Bian, Seidenhaar, eingebracht. Die schwarzen Augen waren halb geschlossen, ein Ausdruck von Verzückung lag auf seinen Zügen. Auf dem Grund des Räuchergefäßes schmorte zwischen alchymischen Spezereien ein menschliches Auge. Der Schloßherr spürte, wie der Rauch sich mit seinem Atem mischte und seine zauberische Wirkung auf ihn auszuüben begann. Sein Körper wurde allmählich steif, seine Glieder kalt, während sein Blick immer weiter und weiter nach Nordosten wanderte ... hinaus über die tückischen Gewässer des Perlenmeers bis zu den fernen, dem Auge nicht mehr sichtbaren Felsgiganten im Nordosten: dem Ehernen Schwert. Und inmitten dieses ungeheuerlichen Gebirges mit seinen ifirnsweißen Hörnern und Schlünden sah er die Dämonenfestung vor sich, den Turm der Macht. Sein verzauberter Blick schweifte über die mächtigen Fundamente, die Türme und Zinnen, die sich Stufe um Stufe bis in den bleifarbenen Himmel erhoben. Er drang ins Innere des Turmes ein, glitt über endlose Korridore mit blinden Fenstern und verzerrenden Spiegeln, durch lange Fluchten von Räumen, die sich einer in den anderen öffneten, über endlose Treppen. Nur – da war eine Dunkelheit, die auch sein magiegeschärfter Blick nicht zu durchdringen vermochte. Wie ein Spinnennetz hing es über den innersten Gemächern der Zitadelle, wie ein alles erstickender Schleier. Eine lange Zeit verharrte Ofrim so in Trance, reglos und stumm, während seine schwarze Katze Merewin ihn von einem Uhrgehäuse herunter beobachtete. Dann zerschmolz das schmorende Auge, und der magische Rauch verwandelte sich in bittere, übelriechende Schwaden. Mit einem tiefen Atemzug kehrte der Sohn Satuarias in sein waches Bewußtsein zurück. »Du denkst gefährliche Gedanken, mein Bruder.« Morla, die Schwester des Hexers, saß auf der Kante des Tisches aus Ebenholz und ordnete mit trägen Bewegungen ihr reiches, zu einer komplizierten Frisur geflochtenes und gelocktes, nachtdunkles Haar. Sie war eine zierliche und sehr schöne Frau, der man das Elfenblut in der Familie deutlicher ansah als Ofrim. Ihre Augen wirkten wie aus Onyx geschnitten, so groß und starr standen sie in dem marmorblassen Gesicht. Der Mund leuchtete wie eine vollerblühte Rose. Ein steifes Korsett aus Seide und Spitzen umfaßte ihren Körper mit festem Griff, brachte die jungmädchenhaften Brüste und die köstlich gerundeten Hinterbacken zur Geltung. Der Hexer hob den Blick. In seinen Augen blitzte ein giftiger Funke auf. »Ich denke an den Statthalter...


Die Wienerin Barbara Büchner (*01.02.1950) schreibt seit 1997 Geschichten und Romane, die Aventurien spielen, der Hintergrundwelt des erfolgreichsten und bekanntesten deutschsprachigen Fantasys-Rollenspiels "Das Schwarze Auge". Sie arbeitet darüber hinaus als Übersetzerin und freie Journalistin und hat für ihre Kinderbücher schon mehrere Preise erhalten.



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