Büchner | DSA 33: Das Galgenschloss | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, Band 33, 237 Seiten

Reihe: Das Schwarze Auge

Büchner DSA 33: Das Galgenschloss

Das Schwarze Auge Roman Nr. 33
1. Auflage 2014
ISBN: 978-3-95752-432-4
Verlag: Ulisses Medien und Spiel Distribution GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Das Schwarze Auge Roman Nr. 33

E-Book, Deutsch, Band 33, 237 Seiten

Reihe: Das Schwarze Auge

ISBN: 978-3-95752-432-4
Verlag: Ulisses Medien und Spiel Distribution GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Als Mikail Ouvenske sein ererbtes Schloss in Besitz nehmen will, empfangen ihn von den Zinnen warnend vier Galgen. Fortan hat er alle Hände voll zu tun, sich der blutigen Vampir-Plage zu erwehren, die sein Gut heimsucht. Doch dann verdächtigt ihn die Praios-Inquisition eines Dämonenpakts und verhaftet ihn ...

Die Wienerin Barbara Büchner (*01.02.1950) schreibt seit 1997 Geschichten und Romane, die Aventurien spielen, der Hintergrundwelt des erfolgreichsten und bekanntesten deutschsprachigen Fantasys-Rollenspiels 'Das Schwarze Auge'. Sie arbeitet darüber hinaus als Übersetzerin und freie Journalistin und hat für ihre Kinderbücher schon mehrere Preise erhalten.

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2. Kapitel Im hohen Heiligtum des Boron auf dem Rabenpaß, der die Gelbe Sichel durchschneidet, erhob sich früh im Morgengrauen der junge Geweihte Jagotin von seinem Lager. Er wusch sich mit kaltem Wasser den rasierten Kopf, Gesicht und Hände, dann schlüpfte er in seine einfache schwarze Kutte und die lammfellgefütterten Stiefel, die im kalten Bornland auch für einen Geweihten ein Muß waren. Sein Blick glitt über die spartanisch eingerichtete Zelle: Mauern aus dunklem Stein, ein schmales Lager aus Rotföhrenholz. Auf einem Brett standen die Dinge des täglichen Bedarfs: eine Öllampe, ein Eßnapf, ein Krug und ein Becher. Jagotin war ein Künstler, und so hatte er die Wände seiner Zelle mit Holzschnitten geziert, die Borons heilige Pflanzen darstellten: Ebenholzbaum, Boronweide und die tödlich berauschenden Blüten des Schwarzen Lotos. Er trat an das kleine Fenster und blickte hinaus. Sein Blick wanderte über das einfache Steingebäude des wiederaufgebauten Tempels und die brandgeschwärzten Ruinen, die sich ein Stück entfernt am Hang hinaufzogen. Nach langen Jahren der Verlassenheit regte sich wieder borongefälliges Leben auf dem Rabenpaß. Eine Vision hatte den Tempelvorsteher Ilko Dagoneff dazu berufen, neben dem abgebrannten Heiligtum ein neues zu bauen, und mit nur sieben Geweihten hatte er es zustande gebracht, diese Aufgabe zu erfüllen. Jagotin streckte sich, daß sein hagerer, sehniger Körper knackte. Er hätte jetzt Anrecht auf ein Frühstück gehabt, aber er wollte lieber fasten, bis er dem Vorsteher des Tempels seinen Traum erzählt hatte. Er wußte genau, daß es ein richtungsweisender Traum gewesen war. Jeder Boroni erkannte die bedeutsamen Träume sofort. Wenig später schritt er einen steinernen Gang entlang, in den nur durch schmale Scharten das Morgenlicht hereinfiel, und betrat das teppichverkleidete Zimmer des Tempelvorstehers. Ilko Dagoneff saß auf seinem Meditationskissen und blickte ihm aufmerksam entgegen. Jagotin verneigte sich stumm. »Du willst mir einen Traum erzählen?« fragte der Vorsteher. Er war ein Mann in fortgeschrittenen Jahren mit statuenhaften bleichen Zügen. Sein Schädel war rasiert, aber an seiner Kinnspitze sproß ein langer, spitz zulaufender blauschwarzer Bart, der ihm bis auf die Brust hinabhing. »Ja, Euer Hochwürden. Ich bin sicher, daß er mir zur Warnung vor kommendem Ungemach gesandt wurde.« »Dann berichte.« Ilko deutete auf ein weiteres kreisrundes Kissen. Jagotin ließ sich nieder und begann zu erzählen. »In meinem Traum stand ich auf dem höchsten Punkt unseres Heiligtums und blickte hinunter. Es war um die Zeit der Dämmerung, und ich sah dort unten, zwischen den Nordwalser Höhen und dem Totenmoor, ein bösartig schillerndes Licht zucken. Es war so groß wie eine Wolke, die mehrere Dörfer bedeckt. Dann war ich plötzlich unter dieser Wolke, unter der es wie Gewitterlicht leuchtete. Ich schritt eine Straße entlang. Die Felder links und rechts stöhnten und brachen auf, und Särge sprangen hervor, als speie die Erde sie aus. Dann sah ich, daß mir ein Zug Leute auf der Straße entgegenkam, und ich trat beiseite und ließ sie passieren. Sie waren hager und verblichen, und in meinem Traum wußte ich, daß sie kein Spiegelbild und keinen Schatten hatten. Stumpf und wortlos trotteten sie an mir vorbei und verneigten sich alle vor einer Frau, die auf einem Stein saß. Erst als sie vorbeigezogen waren, blickte ich hin und sah, daß es eine sehr schöne Frau war, mit langem Haar und in ein kostbares rotes Gewand gehüllt. Aber von ihrem Gewand, das aus Menschenhaut gemacht war, tropfte Blut, und ich erkannte die Erzdämonin Belkelel ...« Als er geendet hatte, sann der Tempelvorsteher eine Weile schweigend über den Traum nach, dann sagte er: »Die Bauern erzählen, daß die Dämonenpaktiererin auf Burg Brandthusen gestorben ist.« »Das habe ich auch gehört«, nickte Jagotin. »Und ich fürchte, aus diesem Tod wird noch Böses kommen. Was sagt Ihr, hochwürdiger Herr? Soll einer von uns dort unten nach dem Rechten sehen?« »Ich werde darüber nachdenken«, erwiderte Ilko Dagoneff. »Ich danke dir, daß du mir deinen Traum erzählt hast. Ich bin überzeugt, er ist wichtig. Geh zum Schreiber und sag ihm, er soll ihn in das Große Buch der Träume eintragen.« Die Reisenden folgten zügig der Karrenstraße, die zum Roten Paß zwischen Salamandersteinen und Roter Sichel führte. Dann und wann passierten sie ein kleines, von wehrhaften Palisaden umgebenes Dorf – in der Gegend gab es immer wieder Überfälle durch Goblins, und die Dörfler mußten auf ihre eigene Kraft vertrauen, sie zurückzuschlagen. In jedem Dorf liefen den Kutschen bissig aussehende große Hunde nach, manche falb, manche schwarzweiß gefleckt. Sie kläfften sich heiser, während sie der Kutsche bis zum Dorfende folgten, wo sie allerdings auf der Stelle umkehrten. Das Land war flach und grasig, hin und wieder rückten Birkenwälder und lichter Laubwald bis an die Straße heran. Als die Sonne sank, wählten die Norbarden einen geeigneten Platz auf einer von Laubwald umgrenzten Wiese aus und stellten mit bewährter Geschicklichkeit die Zelte auf, eines für sich selbst und die Kutscher sowie ein mit bunten Bändern geschmücktes zweites für Thyrza, Mikail und Thezmar. Kaum standen die Zelte, machten sie ein Feuer, und dann kramten sie aus den Packen in dem Vorratskarren alles Nötige für ein Abendessen heraus. Einer von ihnen pflückte frische Kräuter, um die Suppe damit zu würzen. Mikail schlenderte ein wenig am Waldrand entlang. Die sinkende Dämmerung überfiel ihn mit einem Gefühl der Einsamkeit und Nutzlosigkeit. Er fühlte sich heimatlos, schutzlos, obwohl die vier Norbarden grimmig genug aussahen, jeden Goblin das Fürchten zu lehren. Es waren auch gar nicht so sehr die Goblins, die ihn bedrückten. Es war der Gedanke, daß er wie ein irrender Stern zwischen zwei Welten stand: Eine lag wohl für immer hinter ihm, die andere lag fern und unbekannt vor ihm. Noch hing ein Teil seiner Gedanken und Gefühle an Donnerbach, aber ein anderer Teil streckte sich bereits bis in das ferne Land im Norden aus. Er bemerkte eine leichte Bewegung an seiner Seite und hielt inne. Thyrza war ihm gefolgt und stand jetzt neben ihm. Das Licht der sinkenden Sonne spielte auf ihrer schwarzen Rüstung. »Ihr seid einsam, nicht wahr?« fragte sie, während sie ihn mit ihren feinen dünnen Fingern berührte. »Ja«, gab er zu. »Ich werde abends leicht melancholisch. Es sieht so traurig aus, wenn alles plötzlich so grau und blaß wird, als wäre es verwunschen. Im Moment beneide ich jeden Bauersmann um seinen heimeligen Strohsack.« »Ihr werdet Euch wohler fühlen, wenn wir in unserem Zelt liegen. Wir haben Matten aus Schafwolle dabei, die besser wärmen als jeder Strohsack. Und es wird nicht mehr lange dauern, da werdet Ihr ein Zuhause haben.« Mikail zögerte, dann fragte er: »Wie ist es ... das Zuhause, meine ich? Ist es eine richtige Burg oder ...« Soviel wußte er von der Welt, daß eine Baronie nicht immer eine Burg bedeutete; es gab Barone, die in Blockhütten hausten. Aber Thyrza sagte: »Ja, Brandthusen ist eine richtige Burg mit vier Türmen und einem Burggraben, in dem jetzt allerdings die Gänse schwimmen. Ihr müßt wissen, im Bornland ist alles ein wenig ... nun, einfacher als anderswo. Das Land ist hart, und die Leute haben nicht viel Zeit und Kraft für Firlefanz. Aber Ihr werdet sehen, daß es sich dort leben läßt.« Mikail merkte, daß sie etwas zurückhielt, und wollte danach fragen, aber sie berührte wiederum sanft seinen Arm und sagte: »Still, Euer Hochgeboren. Mein Vater wird Euch in allem Rede und Antwort stehen, sobald Ihr erst einmal in Brandthusen seid.« Brandthusen hieß seine Burg also. Kein besonders prächtiger Name – kein Vergleich mit ›Burg Drachenhaupt‹ oder ›Schloß Ilmenstein‹. Wahrscheinlich ein verfallenes Gemäuer irgendwo in den tiefen Nadelwäldern der Nordwalser Höhen. Er war noch ganz in Gedanken, als Thezmar nach ihm rief. »Komm, Mikail! Sie haben es tatsächlich fertiggebracht, eine köstliche Suppe zu kochen; du mußt unbedingt davon kosten!« Wenig später saßen sie alle um das Feuer, während es zwischen den Stämmen des Waldes erst grau und dann schwarz wurde. Die Sterne erschienen, zuerst klein und blinzelnd, dann groß und kristallen. Mikail meinte, er müßte nur die Hand ausstrecken und könnte sie berühren. Er fühlte sich ein wenig wohler als zuvor. Das Feuer erleuchtete ihre Gesichter, und die Zelte warteten, mit warmen Matten ausgelegt, im Hintergrund. Plötzlich kam ihm der Gedanke, daß Thyrza bei ihnen schlafen würde, und eine leise Röte stieg ihm in die Wangen. Was er von der Liebe wußte, hatte ihm Thezmar beigebracht. Was Mädchen betraf, so hatte er bislang nur die hochnäsigen und ständig in ihre Bücher vergrabenen Studentinnen der Akademie kennengelernt, die ihn kaum zur Kenntnis nahmen. Die Vorstellung, neben einer Frau zu liegen, und sei es auch voll bekleidet, beunruhigte ihn. Wenn er nun im Schlaf herumrollte und sie anstieß? Sicher würde ihr das unangenehm sein, und sie würde sich ärgern ... Er riß sich mit Gewalt von diesen beunruhigenden Gedanken los und lauschte dem Gespräch. Die vier Norbarden unterhielten sich in ihrer eigenen Sprache, die beiden Kutscher wagten angesichts der hohen Herrschaften nicht viel zu reden, so daß sich das Gespräch auf Thezmar und Thyrza beschränkte. Thezmar sagte eben: »Ich dachte, im Bornland schneit es das ganze Jahr über.« »Unsinn, keine Rede davon! Wir hatten sogar einen sehr heißen Sommer. Der Herbst ist...


Die Wienerin Barbara Büchner (*01.02.1950) schreibt seit 1997 Geschichten und Romane, die Aventurien spielen, der Hintergrundwelt des erfolgreichsten und bekanntesten deutschsprachigen Fantasys-Rollenspiels "Das Schwarze Auge". Sie arbeitet darüber hinaus als Übersetzerin und freie Journalistin und hat für ihre Kinderbücher schon mehrere Preise erhalten.



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