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E-Book, Deutsch, Band 28, 237 Seiten

Reihe: Das Schwarze Auge

Büchner DSA 28: Aus dunkler Tiefe

Das Schwarze Auge Roman Nr. 28
1. Auflage 2014
ISBN: 978-3-95752-431-7
Verlag: Ulisses Medien und Spiel Distribution GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Das Schwarze Auge Roman Nr. 28

E-Book, Deutsch, Band 28, 237 Seiten

Reihe: Das Schwarze Auge

ISBN: 978-3-95752-431-7
Verlag: Ulisses Medien und Spiel Distribution GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Schwarze Magie lockte ein Ungeheuer aus seinen Gewässern hervor. Seitdem überziehen Tod und Zerstörung das Weidener Land, während die Kriegerin Farnlieb und ihre Freunde dem Nekromanten tapfer zu Leibe rücken. Doch nur ein Mensch kennt die Zaubersprüche, die das Monster vertreiben könnten. Der aber lebt in seinem gläsernen Turm hoch in den Wolken...

Die Wienerin Barbara Büchner (*01.02.1950) schreibt seit 1997 Geschichten und Romane, die Aventurien spielen, der Hintergrundwelt des erfolgreichsten und bekanntesten deutschsprachigen Fantasys-Rollenspiels 'Das Schwarze Auge'. Sie arbeitet darüber hinaus als Übersetzerin und freie Journalistin und hat für ihre Kinderbücher schon mehrere Preise erhalten.

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1. Kapitel Schande über Euch! Welch eine törichte und verwerfliche Frage!« Der alte Radumar, Magister für Allgemeine und Heilende Magie an der Magierakademie ›Seminar der Elfischen Verständigung & Natürlichen Heilung zu Donnerbach‹, stand hochaufgerichtet vor seinen Schülern. Sein silberweißes Haupthaar schien sich an den Schläfen zu sträuben. Seine Augen blitzten, als sein Blick prüfend über die Klasse glitt und sich dann einem jungen Mann zuwandte. »Ich will es Eurer jugendlichen Wißbegier zuschreiben, Barstopal, daß Ihr sie gestellt habt, sonst müßte ich fürchten, daß Ihr auf dunklen Wegen wandelt, auf sehr dunklen Wegen... Was Ihr zu wissen begehrt, das ist Borbarads Kunst, und Ihr werdet in einer grauen Schule nichts davon lernen.« Der Mann, den er angesprochen hatte, war noch blutjung, aber von ebenso feierlichem wie ein wenig seltsamem Äußeren. Sein Haar, das er straff zurückgekämmt trug, war dunkelbraun, ebenso wie seine Augen, die tief in den Höhlen lagen. Die breite Stirn über den spitz zulaufenden Zügen verriet große Willenskraft, ja sogar Starrsinn. Seine Haut, die sich glatt und straff über dem Fleisch spannte, hatte einen gelblichen Stich, als hätte er schon lange die Sonne nicht mehr gesehen – was auch tatsächlich der Fall war, denn der junge Barstopal verbrachte den größten Teil seines Tages in der Studierkammer, und kein noch so lieblicher Rahjamond konnte ihn ins Freie locken. »Es war nur eine Frage«, erwiderte Barstopal achselzuckend. »Sie ging mir durch den Kopf, und ich suchte Belehrung zu erhalten.« Beifälliges Gemurmel erhob sich in den Reihen der Studiosi und Studiosae, lag die Wißbegier doch ihnen allen im Blut. Daß ein Lehrer sich weigerte, eine Frage zu beantworten, war schon ein seltsames und ungewöhnliches Ereignis. Der Zorn des alten Magisters kühlte ab. Insgeheim hatte er durchaus Verständnis dafür, daß ein angehender Magier in den spinnwebverhangenen Ecken und Winkeln seiner Kunst herumschnüffelte. Er selbst hatte sein Lebenlang eine Vorliebe für unlösbare Rätsel und verzwickte Thesen gehabt – erst kürzlich war eine kleine Schrift von ihm erschienen, ›Über die Verteilung der thierischen und menschlichen Anteile bey den Biestingern‹. Dennoch, der Junge mußte gewarnt werden – es gab einfach Dinge, von denen man besser die Finger ließ. In dem hohen Lehrsaal mit den weißen Butzenscheibenfenstern herrschte aufmerksame Stille, als Radumar das Wort ergriff. »Ich will vorausschicken«, sagte er, »daß wir es hier mit einer theoretischen Abhandlung zu tun haben, denn die Zaubersprüche, die auf die Uralten Wesen einwirken, sind längst verschollen – so wie diese Wesen selbst vom Antlitz Deres verschwunden sind. Ich weiß, man munkelt, daß da und dort noch eines schlafe, aber lassen wir es damit gut sein – lassen wir sie schlafen bis ans Ende der Welt. Die Götter selbst haben sie in ihre dunklen Verstecke geschleudert, und jedem von uns sei der Frevel fern, sie aufzuwecken.« Er zögerte kurz, dann fuhr er fort: »Es hätte wohl auch keinen Sinn, denn selbst wenn jemand ein solches Wesen aus seinem Schlaf stören könnte, so wäre es doch zu nichts zu gebrauchen; diese Ungeheuer gehorchen nur sich selbst, sie sind stumpf und widerwillig und in ihren eigenen Träumen befangen.« »Aber wer sind die Uralten Wesen?« warf eine Studiosa neugierig ein. »Ich habe nie von ihnen gehört.« »Man redet heutzutage auch kaum mehr von ihnen. Sie sind – soferne es sie tatsächlich gibt – Wesen, die lange vor aller Zeit Aventurien heimsuchten. Es heißt, sie seien von jenseits der Sterne gekommen, aus der namenlosen Sternenleere, aber niemand weiß Näheres. Sie erweckten den Zorn der Götter, und diese verbannten sie in die tiefsten Höhlen, die ödesten Moore und das tiefste Meer, wo kein Mensch, Elf oder Zwerg jemals hingelangt, und versenkten sie in tiefen Schlaf. Wie gesagt, die Zaubersprüche sind verloren gegangen, also werden sie wohl in alle Ewigkeit schlafen.« Barstopal widersprach trotzig: »Wie könnt Ihr wissen, ob die Zaubersprüche verschollen sind? Es gibt noch genug, was auch die Weisen nicht wissen. Habt Ihr die großen Bibliotheken in Fasar und in Anchopal durchforscht, wo alles Wissen über Borbarads Künste aufbewahrt werden soll...« Der Alte fiel ihm gereizt ins Wort: »Nein, und weder Ihr noch ich werden sie jemals durchforschen, denn die Magier vom ›Orden der Grauen Stäbe‹ hüten ihr Wissen gut, damit es keinem Neugierigen zum Verhängnis wird.« Barstopal zuckte die Achseln. »Das mag sein. Aber es gibt viele Magier auf Dere, und jeder von ihnen könnte etwas aufbewahrt haben, von dem Ihr nichts wißt. In Selem, meine ich, müßte ein wahres Schatzhaus sein...« »Dann schert Euch nach Selem, junger Herr!« Der Zorn des Alten loderte ungehemmt auf. »Aber ich warne Euch, ich warne Euch, hütet Euch davor, an solche Dinge auch nur leichtfertig zu denken!« Er atmete tief durch und ließ die Schultern fallen. Die Röte wich aus seinem Gesicht, als er sich langsam beruhigte. Er schüttelte den Kopf und nahm wieder seinen Platz am Katheder ein. »Wir wenden uns wieder dem regulären Lehrstoff zu«, sagte er streng. »Heute befassen wir uns mit der Wirkung von Zaubersprüchen auf die Biestinger – ein ausgefallenes, aber sehr reizvolles Kapitel der Magie...« Fünf Jahre später Die Nacht breitete sich über die Straßen und Gassen von Selem. Über den Sümpfen stand ein Gewitter, dessen Blitze hin und wieder die Umrisse der schlanken Sumpfzypressen aufleuchten ließen. Der Wind fuhr fauchend durch die Gassen und vertrieb die faulige Schwüle des Tages. Ein einzelner Mann eilte durch die fast menschenleeren Gassen. Er trug einen Umhang, aber keinen Hut, und einer der Blitze riß sein Profil grell aus dem trübschwarzen Dunkel – eine breite Stirn, spitz zulaufende Züge, Augen, die tief in dunklen Höhlen lagen. Mit langen Schritten eilte er dahin, die breiten Schultern gegen den Wind gestemmt, der jetzt immer heftiger wehte. Barstopal schritt durch die Gassen, ohne nach links und rechts zu blicken. Er beachtete weder das Gegröle, das da und dort aus einem offenen Fenster drang, noch die roten Lichter, die in verschiedenen Hauseingängen brannten. Ein einziges Mal stockte er: Da wurde urplötzlich knapp vor ihm eine Tür aufgerissen, und aus dem Dunkel des Hauses hervor schoß ein splitternackter Mensch, der sich mit beiden Händen den Kopf hielt und brüllte: »O Götter, die Dämonen zerhacken mir das Hirn! Hickehacke, hickehacke... Helft mir, gnädiger Herr...« Seine Hände umklammerten Barstopals Arm, er starrte ihn mit fiebrig glitzernden Augen an. »Rote, schwarze, schwefelgelbe«, ächzte er, »und einer greulicher als der andere... hickehacke, hickehacke...« Der Magier riß sich los und stieß ihn beiseite. Der Mann stürzte. Arme und Beine eng an sich gezogen, rollte er im Straßenschmutz hin und her und heulte weiter von Dämonen, die ihm das Hirn aus dem Schädel stahlen. Du hast nicht mehr viel Hirn zum Stehlen, dachte Barstopal, während er mit langen Schritten das Weite suchte. Er hatte sich an solche traurigen Ereignisse gewöhnt, seit er in Selem wohnte – jeden Tag wurde hier einer auf offener Straße verrückt. Am besten, man achtete gar nicht darauf. Schließlich erreichte er ein hohes, schmales, aus Lehmziegeln erbautes Haus, das sich zwischen zwei größere Häuser zwängte. Alle Fenster waren dunkel, nur aus dem Oberstock schimmerte das Licht einer Kerze. Der Alte war also noch wach. Wahrscheinlich hielt ihm die Gier nach Rauschkräutern den Schlaf fern. Barstopal stieg eine halsbrecherische finstere Treppe hinauf, auf der es nach Waschlauge und Fischschnaps roch, und stieß oben eine Tür auf. Sein Blick glitt über ein höhlenartiges kleines Zimmer, das bis zur Decke hinauf mit Regalen vollgestopft war. Bücher, Manuskriptbündel, gerollte Pergamente lagen dort kunterbunt durcheinander. Inmitten des Zimmers saß auf einem niedrigen Bett ein alter Mann, so grau und gebrechlich, daß er eher einem Untoten ähnelte als einem Menschen. Seine rotgeränderten, wäßrigen Augen funkelten im Schein der Kerze. »Habt Ihr mir die Rauschkräuter mitgebracht?« empfing er seinen Besucher mit krächzender Stimme. »Ihr wißt doch, ich schaffe es nicht mehr selbst bis zum Tempel des Boron...« Barstopal warf ihm einen Bund Rauschkräuter zu, den er augenblicklich mit gierigen Händen umklammerte. »Wo sind die Papiere?« fragte er scharf. »Dort hinten auf der Truhe.« Der Alte schnüffelte bereits verzückt an den Kräutern. »Ihr könnt sie alle haben, alle... aber vergeßt das Gold nicht.« Der Magier trat an die Truhe heran. Seine Hände zitterten, als er die alten Pergamente berührte. Tatsächlich, da waren sie, die Sprüche, die er gesucht hatte... seit unvordenklichen Zeiten weiter- und weitergegeben, bis sie endlich in dieses Rattenloch geraten waren, in dem ein schwachsinniger greiser Magier sich nur mehr mit Schnaps und Kräuterrausch befaßte. Was mochte hier noch alles verborgen sein! Aber es würde Monate dauern, diese dicken Papierbündel zu durchforsten, und er wollte nicht mehr Zeit in Selem verbringen – die Stadt stahl einem das Hirn aus dem Kopf; die giftige Luft der Sümpfe, die Rauschkrautnebel, die beinahe jeden Einwohner umschwebten, die ständige Schwüle... Er schreckte auf, als er es draußen heftig donnern hörte. Ein Windstoß rannte gegen das Gebäude an, daß die morschen Holzläden knirschten. Wenn er sich nicht bald aus Selem verabschiedete, würde er enden wie dieser alte Basilisk...


Die Wienerin Barbara Büchner (*01.02.1950) schreibt seit 1997 Geschichten und Romane, die Aventurien spielen, der Hintergrundwelt des erfolgreichsten und bekanntesten deutschsprachigen Fantasys-Rollenspiels "Das Schwarze Auge". Sie arbeitet darüber hinaus als Übersetzerin und freie Journalistin und hat für ihre Kinderbücher schon mehrere Preise erhalten.



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