E-Book, Deutsch, Band 3, 330 Seiten
Brohmer Blutmahl
1. Auflage 2022
ISBN: 978-3-948972-48-6
Verlag: edition krimi
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Ein Ostfriesland-Krimi mit Frerichs und Frerichs
E-Book, Deutsch, Band 3, 330 Seiten
Reihe: Ein Ostfriesland-Krimi mit Frerichs und Frerichs
ISBN: 978-3-948972-48-6
Verlag: edition krimi
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Nach einem Einbruch bei einer Unternehmerin aus Hamburg kommen die Detektive Frerichs und Frerichs den brutalen Verbrechen skrupelloser Menschenjäger auf die Spur. Was hat das Rüstungsunternehmen anax military mit diesen Gräueltaten zu tun?
Die Detektive tauchen immer tiefer in die Ermittlungen ein und entlarven menschliche Abgründe und grausame Bräuche einer Geheimgesellschaft.
Als Onno Frerichs schließlich entführt wird, muss sein Onkel Albertus Frerichs erkennen, dass sie ihren Gegnern zu nahe gekommen sind …
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Scout
Donnerstag, 29. Oktober 2015 Lilian strich den schwarzen Samtvorhang zur Seite und tauchte in die Düsternis des Lokals ein. Nicht ein Funken Licht drang zu ihr durch. Wie im leeren Raum des Alls, schoss es ihr durch den Kopf. Ein Schauder rann ihren Rücken hinab. Die Vibration eines Schlagzeugs ließ den Fußboden leicht erzittern. Der Bass einer elektrischen Gitarre setzte ein. Lilian erkannte die Nummer. Es war Deliver Us From Evil von Bullet For My Valentine. Tastend streckte sie die Arme aus, tat vorsichtig ein paar Schritte ins Finstere. Sie verharrte abwartend, als ihre gespreizten Finger wieder über einen Vorhangstoff strichen. Eine Schleuse! Lilian schlüpfte hindurch. Auch hier herrschte tintige Dunkelheit. Doch nicht völlig. Ein winziger Schwarzlicht-Spot sorgte für spärliche Helligkeit. Unvermittelt leuchtete ihr Tattoo auf ihrem Unterarm bläulich auf. Schnell zog Lilian den Ärmel ihres Pullovers darüber. Das brauchte hier niemand zu sehen! Lilian erschrak, als der Hauch warmen Atems über ihre Haut strich. Ihr jagender Puls beruhigte sich jedoch rasch, als sie das Timbre einer Frau heraushörte. Sofort richteten sich die Härchen auf ihren Armen auf. Eine wohlige Wärme breitete sich in ihrer Körpermitte aus. Genießerisch atmete sie das dezente Parfum ein, das in der Luft hing. »Willkommen, Fremde.« Die Türsteherin beugte sich zu ihr und sprach direkt in ihr Ohr. »Bevor ich dich passieren lasse, musst du dich einer Leibesvisitation unterziehen!« »Nichts lieber als das«, antwortete Lilian unwillkürlich lächelnd. Was für eine geile Show! Der Abend versprach ein Hit zu werden! Lilian hob die Hände über ihren Kopf und ließ die Frau ihre Arbeit verrichten. Sie spürte den Druck der Finger unter den Achseln. Von dort strichen sie abwärts, fuhren bis zu den Innenseiten ihrer Waden hinunter. Anschließend tasteten die Hände wieder hinauf. Lilian fühlte ihre Erregung in jeder Zelle des Körpers. Um nicht lustvoll aufzustöhnen, biss sie sich auf die Unterlippe. Die Berührungen der Türsteherin hinterließen eine Gänsehaut auf jedem Zentimeter Haut. Die geübten Finger der Frau fuhren über die Innenseite ihrer Oberschenkel und verharrten kurz. Mit leichtem Druck massierten ihre Finger diese empfindliche Stelle. Durch das Leder ihrer Hose spürte Lilian den Rhythmus der Impulse. Widerwillig – wie sie glaubte – nahmen die Finger ihre Reise wieder auf. Sie glitten über ihren flachen Bauch und über die Wölbungen ihrer Brüste. Ihre harten Brustwarzen spannten unter dem Leder ihrer Bluse. Viel zu früh endete die Leibesvisitation. »Willkommen in der Fledermaushöhle, Fremde«, hauchte die Türsteherin Lilian ins Ohr. »Später werde ich noch Zeit für dich haben«, schob sie nach und das Versprechen hinterließ ein Prickeln. Lilian erschauderte wohlig. * Onno geriet in Panik. Wohin sollte er denn jetzt verschwinden? Er blickte sich suchend nach einem Versteck um. Doch es gab keins! Dexel noch to! Warum hatte er sich nur von seinem Onkel zu diesem Schwachsinn überreden lassen? So hatte es ja kommen müssen! Nicht genug, dass sie unbefugt ein fremdes Grundstück in Hamburg-Harvestehude betreten hatten. Zu allem Überfluss war sein Onkel Albertus eben von einem Wachmann geschnappt worden! Sein alter Onkel entwickelte langsam, aber sicher Schrullen. Er war allen Ernstes der Meinung, dass die Eigentümerin des Hauses einen der Köche aus seiner Seniorenresidenz hier versteckte. Tage zuvor hatte Albertus Frerichs ein Abwerbegespräch belauscht. Darin ging es um 50.000 Euro, die der Koch für einen Extra-Job bekommen sollte. Später fand sein Onkel heraus, wer die Abwerberin gewesen war und wo sie lebte. Wegen seines Verdachtes hatten sie selbstverständlich nicht geklingelt, sondern waren unerlaubt über die Mauer geklettert. Deshalb waren sie hier! Onno tippte sich an die Stirn. Was sagte das alles über ihn selbst aus? Darüber durfte er überhaupt nicht nachdenken. Unvermittelt erhob die Eigentümerin wieder die Stimme. »Miller, sehen Sie bitte nach, ob unser Gast allein hierher gefunden hat. Erschießen Sie den Begleiter, wenn nötig!« Die Stimme der Frau verursachte Onno eine Gänsehaut. Panik überfiel ihn. Onno wurde für eine Sekunde schwarz vor Augen. Die Schärfe in ihrer Stimme machte ihm klar, dass sie nicht scherzte. Das Bescheuerte an der ganzen Sache war, dass er die Frau kannte. Sie hieß Evelyn Velbert! Onno hatte vor ein paar Wochen ihre Papiere bei einer illegalen Auto-Stopp-Aktion kontrolliert. An das Erlebte erinnerte er sich nicht gerne zurück. Denn dabei war er dem Sensenmann nur knapp entkommen. Er hatte den Posthof eben mit seinem Motorrad verlassen, als ihr Auto wie aus dem Nichts angeschossen gekommen war. Wie durch ein Wunder waren die beiden Fahrzeuge nicht kollidiert. Doch Onno war gestürzt. Statt ihm Erste Hilfe zu leisten, war die Frau geflüchtet. Seine ganze Wut über dieses schändliche Verhalten hatte ihm auf die Beine geholfen. Er war ihr gefolgt und hatte sie schließlich angehalten. Ein Geräusch holte ihn in die Gegenwart zurück. Hatte er das Spannen eines Hahns gehört oder entsprang der Laut seiner überspannten Fantasie? Seine Anwesenheit hier war mehr als ein Abenteuer. Es war wahrhaft gefährlich! Sollte er wirklich so sterben? Dexel noch to! Er saß in der Tinte! Er brauchte ein Versteck! Jetzt auf der Stelle! Onno stand im dämmrigen Licht inmitten jahrzehntealter Rhododendren. Kein Schlupfloch zu entdecken! Mit dem Fuß stieß er in die Laubstreu. Dieser Urwald war schon lange Zeit sich selbst überlassen. Das dröge Laub reichte ihm bis zum Knie. War es eine gute Idee, sich einzugraben? Das klassische Dilemma! Sollte er bleiben oder gehen? Onno befiel Angst um seinen Onkel. Dieser Miller war bewaffnet! Wenn er Albertus etwas antäte, würde sich Onno das nie verzeihen! Andererseits würde es seinem Onkel Albertus und ihren Nachforschungen nichts nützen, wenn Onno sich ebenfalls auslieferte! Unter Garantie verfolgte der alte Geheimniskrämer seine eigene Strategie und es war kein Zufall, dass er seinen Neffen nicht in seine Pläne einbezogen hatte. Wenn Onno das richtig überlegte, dann erwartete sein Onkel überhaupt keine direkte Unterstützung von ihm. * Tastend schob sich Lilian weiter. Eine Schiebetür fuhr automatisch vor ihr auf. Sie betrat den dahinterliegenden, Raum. Er schien immense Ausmaße zu besitzen. Vereinzelte goldene Lichtinseln erhoben sich aus der Finsternis. Das schwache Kerzenlicht reichte kaum aus, die Umgebung auszuleuchten. Die Soundkulisse eines tosenden Gewitters brach über sie herein. Maynard James Keenan sang die erste Strophe von 10.000 Days. Lilian blieb einige Augenblicke still stehen, ließ die Umgebung auf sich wirken und gab ihren Augen Gelegenheit, sich an die veränderte Atmosphäre zu gewöhnen. Die Betreiber dieses Clubs legten offenbar gesteigerten Wert auf Diskretion. Das gefiel ihr. Was ihr jedoch Unbehagen bereitete, waren Überraschungen. In diesem Setting wollte sie keinesfalls überrumpelt werden. Deshalb verließ sie sich nicht allein auf ihre Augen. Lilian setzte auf Hightech-Equipment. Ihre Finger fuhren an ihrem Gürtel entlang, bis sie die Halterung der Nachtsichtgläser ertasteten. Scheiße! Der Verschlussclip des Futterals war offen, die Gläser fehlten! Ein heißer Schreck durchzuckte Lilian. Verdammt! Ohne ihre Ausrüstung war sie hilflos! Wie sollte sie sich in dieser Düsternis zurechtfinden, wie Beute machen? Plötzlich spürte sie die Körperwärme eines anderen Menschen. Jemand hatte sich ihr unbemerkt genähert, ihre Schwäche ausgenutzt! Lilian wandte sich um. Von der anderen Person war kaum etwas zu erkennen. Ihre Fingerspitzen berührten einen fremden Handrücken. Die Türsteherin fiel ihr ein. Dass sie so schnell Zeit für sie finden würde, überraschte sie. Eine Hand strich ihren Rücken hinab, die andere liebkoste ihre Brust. Die Streicheleinheiten waren eine Spur fester, drängender als vorhin. Doch das war es nicht, was Lilian nicht gefiel. Sie vermisste den verführerischen Duft des Parfums. Dafür hüllte sie ein Odeur ein, das sich wie ein Narkotikum über ihre Empfindungen legte. Lilian empfand eine Leichtigkeit, wie nach gutem Pot. Sie gluckste vergnügt. Was passiert hier mit mir? Ihre innere Stimme schrie ihr eine Warnung zu. Scheiße! Wie blöd bist du denn? Sie wusste doch, dass Scouts in der Stadt unterwegs waren! Um ein Haar hätte sie die maskierte Gefahr übersehen. Anstelle des ätherischen Parfums trug die Duftnote alle Anzeichen einer Bedrohung. Eines männlichen Schreckens! Herb und würzig, Moschus mit einem Hauch von Wolf. * »Darf ich mich nach Ihrem Namen erkundigen?«, fragte Evelyn Velbert, nachdem sich der Sicherheitsbeauftragte, Malcolm Miller, in die Büsche geschlagen hatte. »Oh, verzeihen Sie, Frau Velbert, wie unhöflich von mir, Albertus Frerichs«, sagte der alte Mann und lüftete seinen Stetson. Er deutete eine Verbeugung an. »Herr Frerichs«, sagte Evelyn Velbert, hakte sich bei Albertus unter und spazierte mit ihm durch den dunklen Park in Richtung der erleuchteten Villa. »Sie erwähnten eben meinen Onkel. Erzählen Sie mir bitte von ihm«, bat die gut aussehende Frau. »Mit Vergnügen«,...