E-Book, Deutsch, 368 Seiten
Brinkmann Zimmer gesucht, Liebe gefunden
1. Auflage 2022
ISBN: 978-3-423-44587-0
Verlag: dtv Verlagsgesellschaft
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Emmas Disaster-Diary – Roman | Wunderbar wahr und witzig - Die romantische Komödie der jungen deutschen Autorin
E-Book, Deutsch, 368 Seiten
ISBN: 978-3-423-44587-0
Verlag: dtv Verlagsgesellschaft
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Wo ist das Happy End, wenn man es braucht?
Was tun, wenn man nach zwei Jahren Beziehung über Facebook abserviert wird und 148 Freunden gefällt das? Emmas große Liebe Leon hat sie für die heiße Influencerin Larissa sitzen gelassen. Ausgerechnet an dem Tag, an dem die beiden zusammenziehen wollten. Eine neue Bleibe muss her. Glücklicherweise sucht Dirk, ein Bekannter ihrer besten Freundin, eine neue Mitbewohnerin. Das Problem: Er ist ein eigensinniger Computernerd, der im echten Leben mit Menschen nicht viel anfangen kann. Und erst recht nicht mit Liebeskummer. Aus Mangel an Alternativen zieht Emma bei ihm ein. Das Chaos ist vorprogrammiert.
'Witzig, spritzig, sexy. Ich habe nicht nur gelacht, ich lag grunzend unterm Sofa. Habe schon lange kein Buch mehr gelesen, bei dem ich so durch die Seiten geflogen bin. Mit ›Emmas Disaster-Diary‹ hat Caroline Brinkmann definitiv eines der witzigsten Bücher des Jahres geschrieben. Absolute Buchliebe.' Stella Tack, Spiegel-Beststeller-Autorin
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1 Plötzlich Single
Vor drei Minuten hat Leon seinen Beziehungsstatus in »Single« geändert. Bereits über 148 Leuten gefällt das. »Oh, du Armer«, schreibt Anna. 56. »Wieso das denn?«, will Juststalking300 wissen. »Ach. Ihr habt eh nicht zusammengepasst«, findet Miss_Sunshine. »Kein Hate oder so. Nur meine Meinung.« »Was? Die beiden waren ein totales Traumpaar!«, protestiert Sarah. »Denk doch an den legendären Winterball.« »Wir lenken dich ab. Whirlpoolpaaaarty bei dir?«, schreibt Leons bester Freund Alex. »Weiß Emma schon davon?«, fragt Pepper.knows.best. Ich starre auf den herzchenförmigen Bilderrahmen in meinen Händen. Leon und Emma für immer, steht darauf. Auf dem Foto hat Leon seinen Arm um mich gelegt. Es war der Abend, an dem wir offiziell ein Paar wurden. Als ich zu ihm kam – nass und durchgefroren, weil es draußen stürmte –, erwartete mich ein loderndes Kaminfeuer im Wohnzimmer. Zwischen Erdbeeren und Sekt küsste ich ihn das erste Mal, während der Regen gegen die Scheiben prasselte. Es war so kitschig, wie es nur sein konnte, und mein Magen kribbelte vor Aufregung – und Sekt. Danach posteten wir eines dieser spontan aus dem Leben gegriffenen, verliebten Pärchenfotos, für das wir über eine Stunde brauchten, bis die Beleuchtung stimmte. Also, nein. Ich wusste bis vor drei Minuten noch nicht, dass unser »Leon und Emma für immer« eher »Leon und Emma für sieben Monate« heißen sollte. Mit einem dumpfen Gefühl im Bauch und einer plötzlichen Leere im Kopf setze mich auf einen der Umzugskartons und drücke Pamela, meine Schirmpalme, an mich. Vielleicht war es ein Versehen. Oder ein nachträglicher Aprilscherz. Wir haben Juni, Emma … Ein paar Minuten hocke ich einfach nur da und warte. Nichts passiert. Was macht man, wenn man nach sieben Monaten auf diese billige Weise abserviert wird. Heulen? Schreien? Hassnachrichten verschicken? Frustpflanzen shoppen? In meinen Augen alles sehr verständliche Reaktionen. Allerdings will ich es zuerst auf die vernünftige Art und Weise versuchen. Mit Reden. Ich wähle seine Nummer. Mein Herz schlägt mir bis zum Hals, als es klingelt. Was sage ich, wenn er abnimmt? Was mache ich, wenn er nicht abnimmt? Die Option mit dem Heulen und Frustpflanzenshoppen (ich habe einen kleinen Pflanzentick) steht noch. Mir wird übel und ich klammere mich fester an Pamela. Gerade will ich auflegen, da wird das monotone Tuten an meinem Ohr von einem »Hey« unterbrochen. »Hey«, antwortete ich und fahre mir über die trockenen Lippen. »Alles klar bei dir?«, fragt Leon leichthin. Er wirkt abgelenkt, so als hätte er nicht wirklich mit meinem Anruf gerechnet. Ich hole tief Luft und komme direkt zum Punkt. »Willst du mit mir Schluss machen?« »Nein. Wie kommst du darauf?«, fragt er irritiert. »Na ja … Du hast deinen Beziehungsstatus auf Facebook geändert.« »Ich habe was?«, hakt Leon nach. Schlagartig gilt alle Aufmerksamkeit mir und unserem Telefongespräch. »Da steht jetzt Single«, informiere ich ihn. »Moment.« Ich höre, wie Leon sich vom Telefon abwendet und aufgebracht »Alex!« brüllt. »Hast du wieder mein Handy genommen?« Ich höre, wie er seinen besten Freund zur Rede stellt, und atme erleichtert auf. Da ist sie! Die gute Erklärung, die ich mir erhofft habe. Und so eine Aktion würde zu Alex passen. Zumindest ist das seine Art von Humor, wenn es um mich geht. Ich weiß nicht, woran es liegt, aber er kann mich nicht leiden und liebt es, Scherze auf meine Kosten zu machen. »Ich weiß nicht, warum du dich so aufregst«, höre ich Alex sagen. »Wenn du mich fragst, ist das längst überfällig.« »Das hast du nicht zu entscheiden«, ruft Leon erbost. »Doch, weil du absolut unfähig bist, Entscheidungen zu treffen«, widerspricht sein Freund. Da hat er recht. Leon ist ein wahrer Meister darin, unangenehme Themen so lange hinauszuzögern, bis sie sich von selbst erledigen. »Alex, du …« Plötzlich sind die Stimmen am anderen Ende der Leitung nur noch gedämpft zu hören, so als würde jemand den Lautsprecher zuhalten. Ich presse mein Ohr fester ans Handy, kann aber trotzdem nichts verstehen. »Hallo?«, frage ich unruhig. Es dauert eine gefühlte Ewigkeit, bis ich schließlich wieder Leons Stimme höre. Klar und deutlich. »Emma?« »Ja?« Er macht eine Pause, in der ich nur sein Atmen höre. »Was?«, hake ich nach. »Ich will nicht Schluss machen. Es … es wäre dumm, etwas zu überstürzen, aber …« »Überstürzen? Ich sag doch, du kannst keine Entscheidungen treffen«, murrt es im Hintergrund und ich habe das Gefühl, dass es da etwas gibt, was ich nicht weiß. »Halt die Klappe, Alex!« Leon hält inne und für einen Moment herrscht wieder Stille. Sie zieht sich ins Unerträgliche und ich befürchte, dass die Verbindung abgebrochen ist. »Leon?« »Ich bin noch dran.« Seine Stimme klingt vorsichtig, so als würde er jedes Wort mit Bedacht wählen. »Ems … Wie wäre es mit einer Pause?« »Einer Pause?« »Ja. Wir machen eine Pause, um über alles nachzudenken.« »Worüber sollen wir denn nachdenken?« »Über uns. Du weißt, was ich für dich empfinde, aber …« Er klingt rau, so als wäre sein Hals trocken. Nach einem Räuspern fährt er fort. »Meinst du nicht, der Umzug kommt etwas zu schnell? Vielleicht sind wir noch gar nicht bereit dafür.« »Du machst Schluss, weil du nicht mit mir zusammenziehen willst?« »Genauso ist es«, tönt es im Hintergrund. »Außerdem muss er sich über viele Dinge klar werden, wie zum Beispiel …« Es folgen Klirren und Fluchen. »Hör auf, mich zu bewerfen!« »Dann hör auf, Mist zu reden!« Es rauscht, dann höre ich Leon wieder laut und deutlich. »Nein! Ems … Guck mal, wir sind noch jung und lernen uns gerade erst kennen. Ich will einfach sichergehen, dass wir … das Richtige tun.« »Ich …« Ich weiß nicht, was ich sagen soll. »Meine Kisten sind schon gepackt.« Und mit jeder Menge Vorfreude-Emojis auf meiner Insta-Story gepostet, wo gefühlt die halbe Uni unsere Liebesgeschichte verfolgt. »Jaaa«, antwortet Leon gedehnt und ich kann förmlich hören, wie er sich windet. »Das …« »Ja. Das.« Jetzt schießen mir doch Tränen in die Augen, aber ich wische sie wütend beiseite. Nicht weinen, Emma! Bloß nicht weinen! »Idioten verdienen unsere Tränen nicht«, sagt Pepper immer und Leon hatte es geschafft, sich innerhalb der letzten zehn Minuten vom Traumprinzen zum Vollidioten zu mausern. »Na ja«, sagt er. »Um es positiv zu sehen. Immerhin wohnst du noch bei deinen Eltern. Also bist du jetzt nicht obdachlos oder so.« »Ein Glück …« »Nur fürs Protokoll. Wenn das so wäre, hätte ich dir natürlich Unterschlupf gewährt. Ich bin ja kein Unmensch.« »Wie unglaublich nett.« Meine Stimme ist heiser, als würde sie langsam verstehen, was hier gerade passiert, und bei jedem weiteren Wort habe ich mehr Angst, dass sie ganz bricht. »Also ist es vorbei?« »Nein, wir machen eine Pause.« »Aha.« Ich drücke Pamela etwas fester an mich. Meine Kehle zieht sich unangenehm zusammen und ich hab das Gefühl, nicht genug Luft zu bekommen. Am liebsten würde ich heulen, aber ich reiße mich zusammen. »Du kennst doch den Spruch, der bei mir im Badezimmer hängt?« »Der überm Klo?« »Genau der«, bestätigt er. »Wenn du etwas liebst, musst du es loslassen. Wenn es zu dir zurückkommt, gehört es dir. Wenn nicht …« »… war es niemals dein«, vervollständige ich. »Wir lassen uns los, um wieder zueinanderzufinden, Ems.« So ein Quatsch! »Sieh es als Test.« Er bemüht sich, so viel Elan und Zuversicht wie möglich hineinzupacken. »Wenn unsere Liebe stark genug ist, wird sie den nächsten Monat überstehen und uns wieder zusammenführen.« Leon hat eine Gabe darin, Sachen schönzureden und selbst etwas wie das Schlussmachen in so viel Zuckerwatte zu packen, dass es sich am Ende nach etwas Positiven anhört. Um dieses Talent bestmöglich zu fördern, studiert er Jura. »Eine Pause ist etwas Gutes, Ems«, schließt er seine Ansprache. Ich will schreien: »Schieb dir deinen Monat sonst wohin«. Stattdessen sage ich: »Okay.« Denn das ist mein Problem. Ich sage »Okay«, wenn ich eigentlich »Du kannst mich mal!« meine. »Super«, erwidert Leon dankbar. »Ich wusste, du würdest es verstehen, Ems. Dafür lieb …« Er hält mitten im Satz inne und schluckt die letzten Wörter erschrocken herunter. Wir wissen beide, was er sagen wollte, aber nicht, weil er es so meint, sondern aus Gewohnheit. Ob er mich je geliebt hat? Und wenn ja, wann hat es aufgehört? »Dafür … schätze ich dich«, korrigiert er etwas kleinlaut. »Okay«, erwidere ich immer noch benommen. »Okay.« Es entsteht eine unangenehme Stille, die angefüllt ist mit dem, was ich gerne herausschreien würde, stattdessen aber herunterschlucke. »Na dann …« »Na dann«, echot er. »Ich lege jetzt auf?« Es ist mehr eine Frage als eine Feststellung. Eine Frage, weil ich hoffe,...