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E-Book

E-Book, Deutsch, Band 2, 500 Seiten

Reihe: Rain & Lark

Brinkmann Die Vereinten

E-Book, Deutsch, Band 2, 500 Seiten

Reihe: Rain & Lark

ISBN: 978-3-7325-6163-6
Verlag: ONE
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Sie ist Rain. Der Regen. Der Neuanfang. Er ist Lark. Der Verräter. Das Ende.
Gemeinsam werden sie dem Land Hope Frieden bringen - oder seinen Untergang besiegeln.

Rain und Lark haben während der Rebellion schwere Verluste erlitten, doch der Kampf um die Vorherrschaft in Hope ist noch nicht vorbei. Ein Kampf, bei dem sie auf unterschiedlichen Seiten stehen. Und ausgerechnet Lark, der sie damals an die Spines verraten hat, ist der Einzige, dem Rain jetzt trauen kann. Aber wird er wirklich hinter ihr stehen, wenn es darauf ankommt?
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1.
NORMALE UNTRAINIERTE MENSCHEN konnten ungefähr eine Minute die Luft anhalten. Nach zwei Minuten verloren sie dann das Bewusstsein. Rain hielt dreizehn Minuten aus, ohne zu atmen. Sie saß inmitten der kalten Wasserblase und hatte die Augen geschlossen. Es war so still hier drin, und man hatte das Gefühl, die Zeit würde stillstehen. Die Welt hinter der Blase aus Wasser schien so weit entfernt. Und mit ihr all die Sorgen, die auf Rains Herzen lasteten. Hier fühlte sie sich sicher. Hier in der stillen Einsamkeit. Sie öffnete die Augen und sah einen Schatten, der unruhig um die Wasserblase patrouillierte. Es war Rains Leibwächter Nife, der von Tiberius den Auftrag bekommen hatte, Rains Leben zu schützen. Vor allem vor sich selbst. Rain spürte, wie ihre Lungen anfingen zu brennen, doch sie verharrte unter Wasser. Ihre langen Haare umgaben sie wie ein roter Schleier. Wenn sie den Kopf bewegte, lief ein Ruck durch die Strähnen, beinahe so als würden sie leben. Normale Menschen erkannten nur Schemen unter Wasser, aber Rain war kein normaler Mensch. Sie war eine Gesegnete. In genetischer Hinsicht perfekt. Es gab so viel, was sie über sich selbst nicht wusste. So viele besondere Fähigkeiten, von denen sie nicht einmal geahnt hatte, dass sie besonders waren, weil sie sie ihr Leben lang für selbstverständlich gehalten hatte. Immunität gegen Bakterien und Viren war eine der Besonderheiten der Gesegneten. Die Unfähigkeit, Kinder zu gebären, eine andere, denn perfekt zu sein lag offenbar nicht im Sinne der Natur. Das waren einige der Eigenschaften, die die Gesegneten von den gewöhnlichen Menschen unterschieden. Rain konnte darüber nur lachen. Sie war als normaler Mensch aufgewachsen. Genau genommen weniger als das. Sie war ein Ghost gewesen, eine vom System Ausgestoßene, ohne jede Rechte. Nie hätte sie sich träumen lassen, dass sie zu jenen mächtigen Wesen gehören würde, die das Land regierten. Und jetzt, wo sie die Gesegneten kennengelernt hatte, erschienen sie ihr nicht viel anders als die Menschen. Sie sah, wie Nife unter der Schwimmblase patrouillierte, stehen blieb und die Stirn runzelte. Er schien darüber nachzudenken, in die Blase zu springen, um sie herauszuholen. Keine Sorge. Ich will mich nicht umbringen, dachte Rain, doch sie bewegte sich nicht. Sie hatte darüber nachgedacht, nachdem ihr das Wichtigste auf dieser Welt entrissen worden und der Schmerz unerträglich gewesen war. Noch war sie hier. Noch. Sie öffnete ihren Mund und sprach den Namen: »Storm.« Kleine Bläschen stiegen aus ihrem Mund und verfingen sich in ihren Haaren. »Storm.« Ihr Herz brach, und sie spürte, wie sich ihre Augen mit Tränen füllten, die direkt mit dem Wasser davonschwammen. Sie krümmte sich zusammen und flüsterte in den Raum zwischen ihren Knien. »Mom.« Sie vermisste ihre Wärme, ihre Nähe und ihre Liebe. Von all dem bekam man in Aventin nicht viel. Nife hatte sich offenbar entschieden, sie zu retten. Er setzte seine Atemmaske auf und streckte seine Arme empor, um in die Blase hineinzutauchen, doch Rain brauchte keine Rettung. Sie riss sich aus ihrer Starre, schoss wie ein Pfeil durch das Wasser in die entgegengesetzte Richtung. Ihr Kopf brach durch die Oberfläche, und ihr Körper glitt aus der Kaltblase. Sie landete auf dem Boden, der aus grünen und blauen Mosaiken bestand, ebenso wie die hohen Wände und die Decke, welche die drei schwebenden Schwimmblasen umgaben. Kaum war Rain auf dem Boden gelandet, fühlte sie sich schwer und träge, jetzt, wo die Schwerkraft wieder ganz auf ihren Körper wirkte. Sie wischte sich die wirren Strähnen aus dem Gesicht und eilte mit schnellen Schritten auf den Fahrstuhl zu, ohne sich noch einmal nach ihrem Leibwächter umzusehen. Sie wusste auch so, dass er ihr folgte. Das tat er immer. Nur dass er sich dieses Mal umsonst nass gemacht hatte. Sie erreichte den Fahrstuhl und trat ein. Während der Fahrt hielt sie die Luft an. Die Enge behagte ihr nicht, also lenkte sie ihre Aufmerksamkeit auf die Tropfen, die ihre Haut hinunterrannen und um ihre nackten Füße eine Pfütze bildeten. Eigentlich gab es auf der Schwimmebene neben den fliegenden Becken eine Trockenvorrichtung, ebenso wie Glee, ein Programm, das als Home-Assistent fungierte und einem Kleidung vorschlagen und bereitstellen konnte. Rain hatte dazu jedoch keine Lust gehabt und klammerte sich an ihren Badeanzug aus wasserabweisendem Stoff, der im Gegensatz zu ihr noch immer trocken war. Die Fahrstuhltüren glitten auseinander, und Rain schritt durch das Wohnzimmer, das ungewohnt leer wirkte. Früher hatte sie sich hier oft mit Andromeda oder Bishop getroffen. Sie blieb stehen, und wie immer, wenn sie der beiden gedachte, entstand ein Kloß in ihrem Hals. Bei Andromeda war es Trauer. Bei Bishop Wut, denn ihr Cabman hatte sie verraten. Sie hatte ihm vertraut, und er hatte sie an die Spines ausgeliefert. Bei der Erinnerung formte sie ihre Hände zu Fäusten. Ihre Mutter hatte recht gehabt: Vertrauen war etwas, das sie sich nicht leisten konnte. Da waren Storm und Tiberius sich einig. Ihr Vater sagte schließlich auch immer: »Du kannst niemandem trauen.« »Was ist mit dir?«, hatte sie ihn einmal gefragt. »Du kannst darauf vertrauen, dass ich nur dein Bestes will, denn ich bin dein Vater. Meine Gene sind deine Gene.« Doch Tiberius wollte vor allem eins: sein Bestes. Denn er hatte den ehrgeizigen Plan, der nächste Herrscher von Hope zu werden. Jetzt, nachdem der ehemalige König dem Anschlag der Spines zum Opfer gefallen war, herrschte Königin Palenope allein über Aventin. Sie weigerte sich, die Lücke, die ihr Herrscherpartner gerissen hatte, zu füllen, indem sie einen neuen König ernannte. »Ein König lässt sich nur durch Wahlen entscheiden. Es gibt keine Abkürzungen, um dieses ehrenwerte Amt zu erreichen, und auch wenn es die Situation noch nie zuvor gegeben hat, müssen wir unsere Traditionen wahren.« Es war eine angespannte, komplizierte Lage, und die Menschen hatten Angst. Die Rebellen hatten ihre heilige Sicherheit durchbrochen und ihnen ihre Verwundbarkeit vorgeführt. Erst durch den Anschlag beim Zirkelfest und dann durch ihren Angriff auf den Palast. Der Wunsch nach Frieden, Wohlstand und Sicherheit war nun bedroht, und die Bewohner verlangten nach einer Lösung. Einer schnellen Lösung, die Tiberius als Earl von Black Shell ihnen bot. Mehr Drohnen, mehr Soldaten und Festnahmen von vermeidlich gefährlichen Menschen mit niederen Genen. Es klang simpel, und Tiberius tat alles, diesen simplen Plan in die Tat umzusetzen. »Die Menschen brauchen nun jemanden, der handelt. Und ich handele«, rechtfertigte er sich. »Es ist das Richtige, Tochter. Wir können nicht zulassen, dass unser System dem Chaos zum Opfer fällt. Vertraue mir.« Nein, die Einzige, die je Rains Herz und ihr blindes Vertrauen verdient gehabt hatte, war Storm gewesen. Ihre Mutter. »Nicht deine Mutter. Sie hat dich entführt und belogen, dein Leben lang. Sie hat dich um dein Erbrecht betrogen und wollte dich für sich«, würde Tiberius nun sagen. »Ihr kannst du am wenigsten vertrauen.« Das stimmte nicht. Storm mochte ihr nicht die ganze Wahrheit gesagt haben. Sie mochte ihr verschwiegen haben, dass sie bloß ihre Leihmutter gewesen war, aber ihre Liebe war echt gewesen. Echter als alles, was sie in Aventin je finden würde, und daran würde Rain sich klammern, um nicht dem Wahnsinn zu verfallen. Denn Einsamkeit konnte wahnsinnig machen. Rain eilte in ihr Zimmer, warf sich auf ihr Bett und ignorierte den Home-Assistenten Glee, der ihr besorgt mitteilte, dass sie noch nass war. Glee war nicht mehr als eine Stimme. Als sie nach Aventin gekommen war, hatte sie sich furchtbar erschrocken, als der Spiegel ihr das erste Mal Kosmetiktipps gegeben hatte. Jetzt wusste sie, dass es bloß ein Programm war. »Soll ich den Trockner im Badezimmer aktivieren?«, fragte Glee. Als sie nicht reagierte, regelte er die Temperatur im Zimmer hoch. »Sonst erkältest du dich«, verkündete er. Als ob sie sich erkälten könnte. »Du wirkst etwas durcheinander. Soll ich dir eine Dienerin rufen? Oder lieber einen MedBot?« »Nein.« Rain presste ihr Gesicht in die Matratze und atmete in den Stoff, der sich sofort anpasste. So blieb sie regungslos liegen, bis ein stechender Schmerz sie hochfahren ließ. Die Mutanten-Fuchsmanguste Cassiopaio war aufs Bett gesprungen und zwickte Rain in die Schulter, um sicherzustellen, dass sie noch lebte. »Aua.« »Hast du dich verletzt?«, erkundigte sich Glee. »Nein!«, rief Rain. Sie hatte keine Lust auf einen hysterisch piependen MedBot. »Alles gut. Lass mich in Ruhe.« »Gern. Ruf mich, wenn du mich brauchst.« »Rarrr?«, erkundigte sich das Tier. »Nein. Ich will nicht spielen«, murmelte Rain. Unter Spielen verstand Pi vor allem Kabbeln, Beißen und Kratzen. Oder er präsentierte Rain seine neusten Errungenschaften, die meistens tote Tiere oder glitzernde Schmuckstücke umfassten, und erwartete Bewunderung. Heute hatte sich die Manguste offenbar für Letzteres entschieden, denn sie verschwand unter dem Bett, nur um kurze Zeit darauf wieder aufzutauchen und ein Diamantendiadem zu präsentieren. »Rarrr!« Pi stellte sich auf die Hinterbeine und streckte seine Schnauze stolz in die Höhe, aber nicht einmal ihr alter Begleiter vermochte es, Rain aufzuheitern. »Behalt es ruhig, du kleiner Dieb«, sagte sie und ließ ihren Kopf wieder auf die Matratze fallen. All der Luxus und Prunk waren ihr egal, ebenso wie die Tatsache, dass sie die...


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