Buch, Deutsch, 118 Seiten, Format (B × H): 151 mm x 231 mm, Gewicht: 175 g
Pfarrer in Bochum von 1884-1892 und der Evangelische Arbeiterverein.
Buch, Deutsch, 118 Seiten, Format (B × H): 151 mm x 231 mm, Gewicht: 175 g
Reihe: Schriften der Hans-Ehrenberg-Gesellschaft
ISBN: 978-3-89991-240-1
Verlag: Verlag Hartmut Spenner
Sopp (1855-1892) intensivierte das kirchliche Vereinswesen in Bochum und gab die entscheidende Anregung für die Entwicklung des Evangelischen Arbeitervereins. Seiner Initiative ist nicht zuletzt der Bau eines repräsentativen Evangelischen Vereinshauses zu verdanken. Mit dieser Biographie wird eine zentrale Etappe der Bochumer Kirchengeschichte im Prozess der rapiden Industrialisierung der Stadt lebendig, welche die kirchen- und gesellschaftsreformerischen Anstöße der evangelischen Kirche mit ihren wegweisenden Impulsen und ihren mentalitätsmäßigen Grenzen deutlich macht.
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Vorwort
Es dürfte ein Defizit sein, dass es in unserer Kirchengeschichtsschreibung nur wenige Pfarrerbiographien gibt. Das steht in Spannung zu der Tatsache, dass die evangelischen Pfarrer durch Jahr-hunderte hindurch nicht nur für die deutsche Kirchengeschichte und für den deutschen Protestantismus, sondern auch für die deutsche Geistes- und Kulturgeschichte wie auch für die soziale Alltagsgeschichte eine große Bedeutung gehabt haben.
Besondere Herausforderungen hatte die Pfarrergeneration nach der Reichsgründung von 1870/71 zu bestehen. Der schnelle Wandel Deutschlands von einer Agrargesellschaft zur Industriegesellschaft ließ das Jahrhundertproblem der sozialen Frage aufkommen. Auf der politischen Ebene mussten sie sich mit den im Gefolge der Aufklärung immer stärker werdenden weltanschaulich-politischen Bewegungen des Liberalismus und Sozialismus auseinandersetzen. Die Prozesse einer zunehmenden Säkularisierung, initiiert und begleitet von rationalistischer, materialistischer und atheistischer Philosophie und Weltanschauung und einer ungebundenen hedonistischen Lebenspraxis, zerstörten die traditionelle Volkskirchlichkeit wie die traditionellen ethischen Kriterien. Sowohl liberal-bürgerliche Eliten wie das aufkommende Proletariat entfremdeten sich dem durchschnittlichen Gemeindeleben wie der kirchlichen Glaubens- und Sittlichkeitslehre. Die Pfarrer des 19. Jahrhunderts unterlagen angesichts der politischen und geistigen Entwicklungen der Aufgabe, ihre kirchlichen und theologischen Positionen in ständiger Auseinandersetzung mit der Entwicklung der Moderne zu formulieren und für sie im geistigen Pluralismus und unter den Bedingungen eines politisch-gesellschaftlichen Gegeneinanders einzutreten. Kein akademischer Berufsstand unterlag den Herausforderungen der neuzeitlichen Entwicklungen so intensiv wie der Pfarrerstand.
Hier wird nun der Versuch gemacht, der Berufspraxis des jungen Pfarrers Hugo Sopp in den Jahren 1884 – 1892 in der werdenden Industriestadt Bochum nachzugehen. Die Hauptquelle für seine pfarramtliche und öffentliche Tätigkeit sind nicht kirchliche Archivbestände, sondern die Tageszeitung des „Märkischen Sprechers“ . Bei dieser Zeitung muss ein Journalist beschäftigt gewesen sein, der durch Jahre hindurch die kirchliche Szene beobachtet und ausführlich beschrieben hat. Hinzu kommen die Protokolle der Synodaltagungen, die Auskunft geben über das Selbstverständnis und die Arbeiten der meisten Gemeindepfarrer. Von Sopp selbst gibt es nur wenige Veröffentlichungen.