Brakelmann | Helmuth James von Moltke. | Buch | 978-3-89991-215-9 | sack.de

Buch, Deutsch, Band 28, 585 Seiten, Format (B × H): 145 mm x 220 mm, Gewicht: 772 g

Reihe: Schriften der Hans Ehrenberg Gesellschaft (SHEG)

Brakelmann

Helmuth James von Moltke.

Chronologie seines Lebens im Kontext der deutschen politischen Geschichte und der Geschichte des Widerstandes.

Buch, Deutsch, Band 28, 585 Seiten, Format (B × H): 145 mm x 220 mm, Gewicht: 772 g

Reihe: Schriften der Hans Ehrenberg Gesellschaft (SHEG)

ISBN: 978-3-89991-215-9
Verlag: Hartmut Spenner Verlag


Die vorliegende Dokumentation erschließt in einer einzigartigen Weise den Lebensweg Helmuth von Moltkes. Chronologisch geordnet werden die wichtigsten politischen und gesellschaftlichen Ereignisse benannt und durch Briefe, Tagebucheintragungen und andere Reflexionen aus der Familie von Moltke sowie insbesondere durch Helmuth von Moltke selbst kommentiert.
Indem ferner die wichtigsten Mitstreiter Moltkes aus dem Umfeld des Kreisauer Kreises einbezogen werden, wird darüber hinaus die Bedeutung dieser Widerstandsgruppe profiliert. Für alle zukünftige wissenschaftliche Beschäftigung mit Moltke und dem Kreisauer Kreis ist dieser Band ein unerlässlicher Wegweiser.
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Autoren/Hrsg.


Weitere Infos & Material


Inhaltsverzeichnis: 5
- Vorwort 6
- Grundlegende Literatur für viele Daten und Fakten
(Abkürzungen) 9
- Creisau 11
- Biographie des Helmut James von Moltke
vom 11. März 1907 – 19. Januar 1944 5 - 314
- Der Kreisauer Kreis 315- 329
- Tagebuch und Briefe vom 20. Januar 1944 – 18. September 1944
aus der Haft im Gestapogefängnis in Berlin und aus dem Zellen-bau des Ravensbrücker Konzentrationslagers 331 - 371
- Die Tegeler Abschiedsbriefe von Freya und Helmuth James von Moltke vom 29. September 1944 – 23. Januar 1945 372 - 427
- Namensverzeichnis 428 – 450
- Literaturverzeichnis: 450 - 470
- Texte von Helmuth James von Moltke 450 - 451
- Texte von Freya von Moltke 451- 452
- Über Moltke, die Kreisauer und den Widerstand
(chronologisch) 452- 462
- Weitere Literatur zum Widerstand (chronologisch) 462 - 470
- Veröffentlichungen von Günter Brakelmann
zum Widerstand 470 - 472


Vorwort

Das Folgende ist der Versuch, eine umfassende Chronologie des Helmuth James von Moltke (1907-1945) im Kontext der deutschen politischen Geschichte der Spätzeit des Kaiserreiches, der Weimarer Republik und des „Dritten Reiches“ zu erstellen. Wir verdanken vor allem dem fleißigen Briefschreiber Helmuth James, dass wir seinen Lebensweg zuverlässig rekonstruieren können. Wir erfahren aber nicht nur Daten und Fakten, sondern gewinnen Einblick in sein Selbstverständnis als reflektierender Analytiker seiner ganz persönlichen Überzeugungen im Kontext der politischen Situation seiner Zeit, die immer begleitet waren von Anfechtungen und Schwankungen. Es ergibt sich ein lebendiges Psy-chogramm eines Menschen, der sich selbst gegenüber dem herrschenden Zeitgeist als Kritiker und mit den Jahren immer mehr als Mann des Widerstands gegen die Weltanschauung und die politische Praxis des Nationalsozialismus begreift.
Von größter Bedeutung für seine geistige und politische Entwicklung ist seine englisch-südafrikanische Mutter Dorothy, die in ihren „Briefen aus Kreisau und Berlin 1907-1934“ den äußeren und inneren Weg ihres Ältesten anschaulich beschrieben hat.

Vor allem seine Entwicklung vom religions- und kirchendistanzierten Menschen zum engagierten Leser der Bibel, die ihm die Kriterien für die Beurteilung des zeitgenössischen Dramas vermittelt, wird für sein Leben zentral wie auch der sonntägliche Kirchenbesuch. Hinzu kommt eine ausführliche Lektüre und Aneignung der reformatorischen Theologie Martin Luthers. Und es kommen hinzu kirchen- und profangeschichtliche Werke, die sein Verstehen der vergangenen und aktuellen Geschichte erweitern und vertiefen. Auch das Sichabmühen mit philosophischen Klassikern wird ihm durchgehende Praxis wie das Lesen literarischer Klassiker. Vor allem seine Zeit in der Haft gibt ihm die Gelegenheit zur geistigen und religiösen Weiterentwicklung. Seine Zelle ist immer eine Studier – und Schreibstube.

Der Quellenbestand ist durch die Veröffentlichung der Hunderten von Briefen an seine Frau Freya von Moltke als außergewöhnlich für die deutsche Widerstandsgeschichte gegen das nationalsozialistische Theorie- und Praxissystem zu betrachten. Wir können durch die Tagebuchaufzeichnungen, durch die Briefe von Helmuth an Freya und dann später durch die Briefe von Freya an Helmuth den täglichen Arbeitsprozess eines Völkerrechtlers, der die Ohnmacht des Völkerrechts erleben muss, aber gleichzeitig versucht, in konkreten Konfliktlagen das noch Mögliche an Hu-manität herauszuholen. Durchsetzt sind alle Briefe mit ganz persönlichen Liebesbezeugungen des zumeist getrennt lebenden Ehe-paares.

Überdeutlich wird die Zahl der permanenten Treffen und Gespräche zwischen den Männern des sog. Kreisauer Kreises. Sie setzen sich zusammen aus evangelischen und katholischen Christen, aus Sozialdemokraten und Gewerkschaftern. Sie versuchen Konzepte für ein „neues Deutschland“ nach der NS-Zeit zu entwickeln, die die traditionelle weltanschauliche und politische Zersplitterung überwinden und die Grundlagen für den Aufbau eines freiheitlichen und sozialen Gemeinwesens legen. Verpflichtend orientiert an den personalen wie sozialen Grund- und Menschenrechten soll eine Staats-, Wirtschafts- und Gesellschaftsform erarbeitet werden, die den Bruch mit allen obrigkeitsstaatlichen Traditionen bringen soll. Die Diskussionen zwischen den Männern verschiedener weltanschaulicher und politischer Herkünfte waren nicht ohne inhaltlche Konflikte. Die vier entscheidenden Kreisauer Dokumente, die gesondert abgedruckt werden, zeigen die gemeinsam getragenen Ergebnisse der jahrelangen Dialogarbeit.

Für Moltkes Selbstverständnis wichtig ist vor allem die Sammlung der Tegeler Abschiedsbriefe von September 1944 bis Januar 1945. Sie sind gekennzeichnet durch die Dramatik des Kampfes um ein mögliches Überleben auf der einen Seite und eines religiös begründeten Ja zum Sterben am Galgen auf der anderen Seite. Und immer wieder wird der Briefwechsel, den der Gefängnispfarrer Harald Poelchau auf verbotenem Wege ermöglicht hat, durchzogen von Helmuths Liebe und Mitverantwortung für das Kreisauer Gut und für das Leben seiner Lieben im Berghaus. Das ländliche Kreisau hat er immer als seine eigentliche Heimat empfunden.

Es ist selten vorgekommen, dass Ehepaare, die zum Umfeld des Widerstands gehört haben, vier Monate lang so intensiv durch Briefe und gelegentliche Besuche im Gefängnis im engsten praktischen und seelischen Kontakt sein konnten. Der Briefwechsel zwischen den Eheleuten dürfte ein einmaliges Vermächtnis in der Widerstandsliteratur sein.

Jahrelang haben meine Frau und ich die Wochentagungen der Forschungsgemeinschaft 20. Juli in Kreisau besucht. Dort haben wir etliche unvergessliche Gespräche mit Freya von Moltke und mit etlichen Verwandten der hingerichteten Widerstandskämpfer führen können.
Meine Frau Ingrid hat meine Forschungen und meine Veröffentlichungen immer konstruktiv-kritisch begleitet. Ihr sei diese Ausarbeitung gewidmet.

Bochum, im März 2019


Brakelmann, Günter
Günter Brakelmann (* 3. September 1931 in Bochum) war bis zu seiner Emeritierung im Sommersemester 1996 Professor für christliche Gesellschaftslehre an der Ruhr-Universität Bochum mit dem Forschungsschwerpunkt kirchliche Zeitgeschichte.


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