Deutschland zwischen Cancel Culture, Political Correctness, und der neuen Feigheit die Wahrheit zu sagen
E-Book, Deutsch, 192 Seiten
ISBN: 978-3-98609-051-7
Verlag: FinanzBuch Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
In diesem Buch spricht Kultregisseur Uwe Boll das aus, was sich viele nicht zu sagen trauen. Er spricht sowohl nationale als auch internationale Probleme an und legt den Finger in Wunden, die man ungern verarztet.
Autoren/Hrsg.
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EINLEITUNG
1. ERZIEHUNG
Lassen Sie uns ganz am Anfang kurz über Erziehung sprechen. Denn auch da sind wir auf dem Holzweg. Die größte Aufgabe für uns Eltern ist es, sich auf keinen Fall in Fallschirm- oder sogar Bulldozer-Eltern zu verwandeln. Und wenn wir es schon sind – und sei es nur ein bisschen –, dann müssen wir dagegen angehen. Denn sonst machen wir einen verheerenden Fehler. Ich hatte letztens ein leicht traumatisches Erlebnis mit meinem Sohn beim Zahnarzt. Mein Sohn ist sieben Jahre alt und hat beim Kinderzahnarzt schon mehrmals null kooperiert – nicht einmal bei der Zahnreinigung. Nun hatte er an zwei Stellen Karies und die mussten weg. Also gingen wir zu einem Kinderzahnarzt, der auch eine Behandlung unter Narkose anbietet. Doch auch bei diesem kooperierte mein Sohn nicht und ließ sich keine Nadel setzen. Es blieben nun zwei Möglichkeiten. Erstens: Wir gehen nach Hause und die Karies wird wachsen und andere Zähne befallen. Zweitens: Ich und der Arzt halten ihn fest, sodass mein Sohn in Narkose versetzt werden kann. Und genau das haben wir dann gegen seinen Widerstand getan, während meine Frau anfing zu weinen und brüllte, dass sie das nicht will. Nach der Narkose flippte mein Sohn dann vollkommen aus und wollte mich verprügeln, weil ich ihn gegen seinen Willen festgehalten hatte. Doch nach ein paar Stunden war er wieder gut gelaunt – und kariesfrei. Ich habe mir natürlich trotzdem enorme Vorwürfe gemacht. Im Endeffekt habe jedoch nicht ich die falsche Entscheidung getroffen, sondern mein Sohn. Jeden Tag drückte ich ihm seine Zahnbürste und Zahnseide in die Hand und bestand drauf, dass er seine Zähne zweimal am Tag putzt, und zwar mindestens eine Minute lang. Aber sobald ich nicht aufpasste, putzte er viel zu kurz und nutzte die Zahnseide nur zur Show. Alle Warnungen: sinnlos. Die Folge: Karies. Mein Sohn war es gewohnt, dass seine Aktionen keine Konsequenzen hatten, weil wir uns als Eltern zu weich verhielten und er viele Situationen ohne Konsequenzen aussitzen konnte. Alles ist ein Kampf bei der Erziehung, und meine Frau und ich mussten auch bei unseren anderen beiden Kindern bitten und betteln, motivieren und brüllen. Die üblichen Themen: Hausaufgaben machen, pünktlich zur Schule gehen, Sport treiben, Obst und Gemüse essen. Selbst wenn wir mal einen Familienspaziergang machen wollten, gab es Widerstand wie in Stalingrad. Oft hatten wir den Eindruck, dass Kinder alles, was gesund ist und bildet, ablehnen und alles, was krank, abhängig (Internet, YouTube et cetera) und fett macht, super finden. Von dieser Erfahrung berichten mir auch viele befreundete und entnervte Eltern. Aus diesem Gefühl und dieser Situation wollen Eltern raus, scheuen aber den Konflikt, denn der Alltag ist schon stressig genug. Wir wollen Harmonie mit den Kindern und nicht pausenlosen Kampf. Also knicken wir ein – leider auch bei Situationen, die langfristige und beschissene Konsequenzen für die Kinder haben können. Da werden dann Lehrer und Trainer beschimpft, die es wagen, die lieben Nachkommen schlecht zu bewerten und ihr schlechtes Benehmen zu kritisieren. Zu anderen Eltern wird der Kontakt nach misslungenen Playdates abgebrochen und man glaubt stets seinen eigenen Kindern, dass »die anderen angefangen haben«. Und Ärzte werden nur akzeptiert, solange es das Kind will. »Fallschirm«-Eltern stellen sicher, dass ihre Kinder immer weich fallen, und »Bulldozer«-Eltern räumen alle Widerstände und Hindernisse aus dem Weg – oft sogar, bevor sie sich wirklich auftürmen. Da werden Kinder weichgespült, immer gelobt und für viel Geld in Privatschulen geschickt, bekommen immer alles, was sie wollen, und erfahren nie Bestrafung und Niederlagen. Früher wurde man im Sportverein vom Trainer angebrüllt und als »Gurke« und »Versager« beschimpft, heute bekommt jeder nur Lob, egal wie gut (oder schlecht!) er ist. In Fußball-Camps kriegt selbst der größte Rohrkrepierer Urkunden und Medaillen, und die einzigen, denen das wirklich etwas bringt, sind die Hersteller von Medaillen und Urkunden. Allerdings kann sich ohne Leistungsdruck und Wettbewerb im Sport niemand wirklich verbessern. Das Gefühl der Niederlage oder des Versagens geht nicht durch Eltern weg, die einen vom Sport abmelden und sagen »ist doch nicht so schlimm« oder »du warst trotzdem gut«. Zu Siegen führen nur Ausdauer und härteres Training. Ich habe meinen Sohn noch nie so stolz gesehen wie bei den bestandenen Schwimmprüfungen, denn er spürte instinktiv, dass er Seepferdchen und Bronze aus eigener Kraft und ohne Hilfe geschafft hatte. Es bringt auch nichts, dicken Kindern zu verschweigen, dass sie besser abnehmen sollten, denn die anderen Kinder werden ihnen früher oder später sagen, wie es ist, und zwar ohne Fallschirm. Daher ist es besser, den Kindern Lösungen aufzuzeigen – »Weniger Schokolade und Chips und mehr Bewegung und Sport!« – und natürlich auch weniger Süßes überhaupt im Haus zu haben. Ein weiteres Phänomen: Lehrer trauen sich nichts mehr und haben Angst vor Eltern, die sofort beim Schulleiter vorsprechen oder sogar Strafanzeige stellen, wenn ihre Nesthäkchen mal enttäuscht mit einer »5« nach Hause kommen. Mich hat unser Lehrer in der Grundschule immer auf den zwei Meter hohen Schrank gesetzt, wenn ich mal wieder den Unterricht störte, und da musste ich über Stunden sitzenbleiben, auch wenn die anderen in die Pause gingen. Diese Bestrafungen führten dazu, dass ich mich mehr und mehr zusammengerissen und keine blöden Witze mehr gerissen habe. Und genau deshalb musste ich meinen Sohn festhalten, als ihm beim Zahnarzt die Narkose-Maske auf das Gesicht gezogen wurde. Er hatte Todesangst. Aber Stunden später war er geheilt und genau darauf kam es an. Das war wichtiger, als ihm zu gefallen und ihn wieder davonkommen zu lassen. Die Lehre war: Putz deine Zähne in Zukunft besser – und das setzt er jetzt tatsächlich um, denn er hat begriffen, dass Fehlverhalten Konsequenzen hat und dass wir ihn dann nicht unterstützen. Wie habe ich meinen Vater gehasst, als er mir einmal sagte, ich wäre ein körperliches Wrack. Damals war ich 15 und spät in die Pubertät gekommen, war daher noch klein und schwach, obwohl ich viel Sport trieb und in der Verbandsliga Handball spielte. Mein Vater war mit BAYER 04 deutscher Feldhandball-Meister geworden und von daher stark leistungsorientiert. Natürlich konnte ich nichts dafür, denn ich hatte eben noch keine Haare am Sack. Dennoch führte der »Du bist schwach«-Spruch meines Vaters dazu, dass ich neben dem Handball auch noch zum Boxen ging und sportlich enorm aktiv wurde. 14,50 Minuten auf 5.000 Meter, 176 einarmige Liegestütze und 65 Klimmzüge: So viel schaffte ich auf dem Höhepunkt meiner Sportkarriere – und gehörte damit sicherlich zu den 0,1 Prozent der sportlichsten Menschen in Deutschland. Beim Boxen trainierte ich oft bei den Cracks aus der Bundesliga mit, und bei den Laufwettbewerben machte ich alle platt. In der Erziehung ist es nach meiner Einschätzung von hoher Wichtigkeit, den Kindern mit Liebe und Zuversicht zu begegnen, parallel aber auch klare Regeln aufzustellen: Auf Verstöße folgen Sanktionen. Belohnungen gibt es »nur für gute Leistung«. Die Kinder sollen lernen, dass sie frei sind und selbst für die Konsequenzen ihres Handelns geradestehen müssen. Ich möchte, dass ihre Lehrer und Trainer klar, fair und hart mit ihnen sind, denn wenn sie in der Schule versagen, so wird das auch im Studium oder im Beruf passieren. Meine Kinder gehen auf öffentliche Schulen und lernen dort Menschen unterschiedlicher Herkunft und mit verschiedenen Religionen und Mentalitäten kennen und genau das ist sehr wichtig. Nur so gewinnt man direkte Erfahrung, lernt das Leben zu leben, die eigenen Konsequenzen zu ziehen und die Folgen davon zu spüren. Daher: Beschützt Eure Kinder nicht vor dem Leben, denn sonst werden sie es umso schwerer haben und euch umso länger auf der Tasche liegen. 2. WO STEHEN WIR?
Deutschland versinkt in der Bedeutungslosigkeit. Wobei: Nein, das stimmt gar nicht. Richtig ist: Wir sind bereits in der Bedeutungslosigkeit versunken, und in den Kapiteln dieses Buches zeige ich dazu einige Beispiele auf: Außenpolitik Coronapolitik Umweltpolitik – Bekämpfung der Erderwärmung und Naturschutz Merkel, Trump Digitalisierung – Schul- und Behördensystem Kultur, Film und Fernsehen Verteidigungspolitik, Ukraine-Krieg Radikalisierung, Verschwörungstheorien, QAnon Rassimus, Islamismus Migration, Afghanistan Cancel Culture, Twitter-Polizei, Me Too und Woke Culture Aber starten wir doch mal beim Sport, denn die Fußball-EM und Olympia 2020 passen gut zur politischen Lage. Ignoranz und Realitätsverleugnung nach dem Motto »Die Hoffnung stirbt zuletzt«. Jogi Löw hat nach dem WM-Titel in Brasilien absolut nichts zustande gebracht, na ja, außer vielleicht die Werbung für schwarze...