Bohnen / Löw / Mittler | 12 | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 176 Seiten

Bohnen / Löw / Mittler 12

mit Sagengestalten durch das Jahr

E-Book, Deutsch, 176 Seiten

ISBN: 978-3-7526-2104-4
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Begegnen Sie dem unheimlichen Glasmännlein im Schwarzenwalde, lassen sie sich von freundlichen Wichteln das Weihnachtsfest versüßen und lösen sie das Geheimnis eines brutalen Mordes. Der dritte Kurzgeschichtenband der Kraniche nimmt Sie mit auf eine bezaubernde Reise, in der ein Jahr wie im Flug vergeht. Mit einer Gastgeschichte von Christina Löw.

Katrin Bohnen wurde 1991 in einem kleinen Ort im Rheinland geboren und lebt heute in der Nähe von Köln. Schon in der Grundschule hatte sie es geliebt die wildesten und spannendsten Geschichten zu erzählen und sich den Weg in die Traumwelt zu schaffen. Nach dem sie den Weg für ein paar Jahre aus den Augen verloren hatte, fand sie ihn als Teenager wieder und hat heute die Welt der Bücher zu ihrem Beruf gemacht. In der Schreibgruppe "Die Kraniche" fand sie ihre Lust am Schreiben wieder.
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Februar
Schwarzenwalde Katrin Bohnen Man erzählte sich von einem Ort, hoch oben in den Bergen. Umgeben von dichtem Nebel und hohen Wäldern, tiefen Seen und rauschenden Bächen. Ein Ort, wo Geister ihr Unwesen trieben und den sogar Hexen mieden. Tief verborgen im Schwarzenwald, am Fuße des Feldabergs, lag ein kleines Dorf namens Prägum. Die Menschen dort waren weder reich noch arm, lebten von der Feldarbeit und Glasbläserei. Auf den ersten Blick schien es ein normales Dorf zu sein, doch etwas Geheimnisvolles, gar Unheimliches umgab das kleine Örtchen. Denn auf dem benachbarten Feldaberg, so sagte man sich, spukte es. Es gab Gletschernymphen, die im ewigen Eis lebten und Lawinen ins Tal stürzen ließen. Kobolde und Wassergeister und ein Wesen, dessen Name Angst und Unheil mit sich brachte. Kaum einer wagte es, den Wald zu betreten und schon gar nicht den Weg bis zum Feldasee zu gehen, denn das war der Ort, an dem die Geister sich des Nachts versammelten. Die einzige, die sich traute, bis zum See zu gehen, war Eila, die Priesterin des Dorfes. Sie war für den Schutz Prägums verantwortlich. Wagte ein Geist oder Waldwesen, sich dem Dorf zu nähern und sein Unwesen zu treiben, so verbannte die Priesterin ihn in eine Flasche, verschloss diese mit einem Korken und brachte sie zum Feldasee, wo sie mitsamt dem Wesen versenkt wurde. So geschah es Monat für Monat, Jahr für Jahr. Doch an einem Tag passierte etwas Unausweichliches. Ein Geist trieb sein Unwesen im Dorf, die Menschen flüchteten in ihre Häuser und blieben dort, bis Eila den Geist gebannt und fortgebracht hatte, so wie sie es immer tat. Eila hatte eine kleine Tochter namens Dilia. Gerade einmal knapp drei Jahre alt, war sie sehr neugierig und erkundete mit Freude ihre Umgebung. Vor allem den Wald in der Nähe des Dorfes. Wie oft hatte Eila ihr verboten, alleine dort hineinzugehen, und wie oft musste sie ihre Tochter wieder zurück ins Dorf holen. Das Mädchen schien keine Furcht zu kennen. Jedes Mal, wenn ihre Mutter einen Geist bannte, blieb sie in der Obhut ihrer Großmutter Gila. So auch an jenem Tag. Doch für einen kurzen Moment war die alte Frau unaufmerksam und Dilia nutzte diese Gelegenheit, um durch die Hintertür in den Wald zu laufen. Denn dort hatte sie vor kurzem ihre Mutter hineingehen sehen. Kaum hatte sie den Rand des Waldes erreicht, umfingen sie Kälte und Nebel. Doch das machte Dilia keine Angst. Mutig setzte sie einen Schritt nach dem nächsten in den Wald hinein. Schwach konnte sie den Umriss ihrer Mutter erkennen und folgte diesem. Je weiter sie ging, desto dichter und dunkler wurde der Wald. Zudem brach langsam der Abend an. Doch Dilia wusste, dass das Teil des Rituals war. Die eingefangenen Geister mussten bei Nacht im Feldasee versenkt werden, damit der Bannzauber vollständig wirken konnte. Eila war mittlerweile am Feldasee angekommen. Seit jeher hatten die Bewohner Angst vor dem Bergsee, der wie ein dunkles, schimmerndes Auge in einem tiefen Bergkessel ruhte. Am Ufer des Sees führte ein kleiner Steg auf das Wasser hinaus. Eila betrat ihn und kniete sich an seinem Ende hin. Sie spürte, dass sie nicht alleine war. Der See lockte andere Geister zu sich, die flüsternd ihren Namen riefen. »Eila….Eila...Sieh uns an. Dreh dich um...« Würde sie auf die Stimmen hören und sich umdrehen, so würde sie selbst in den See gezogen werden. Deshalb durfte sie es unter keinen Umständen tun. Eila verbannte die Stimmen aus ihren Gedanken und konzentrierte sich allein auf die Verbannung. Sie holte die Flasche mit dem Geist hervor und begann die letzten Worte zu sprechen, bevor sie die Flasche versenken würde. Plötzlich mischte sich unter die flüsternden Geisterstimmen eine ihr sehr wohlbekannte Stimme. Eine Kinderstimme. Sie erkannte diese Stimme sofort. Es war die ihrer kleinen Tochter Dilia. »Mutter, Mutter. Spielen!«, rief sie mit ihrer fröhlichen, unbekümmerten Art. Erschrocken und überrascht drehte sich Eila um, was ein fataler Fehler war. Das letzte, was Eila sah, war das erst fröhliche Gesicht ihrer Tochter, dann formten sich Schrecken auf ihren kindlichen Zügen. Eila spürte nur noch, wie Hände sie an Armen und Beinen packten und in den See zogen. Danach war alles ruhig. Der See lag still im Schatten der Nacht, als wäre nie etwas passiert. Dilia fand man schlafend einige Stunden später am See. Als ihre Großmutter bemerkt hatte, dass sie verschwunden war, war das ganze Dorf zur Suche aufgebrochen. Da Gila früher ebenfalls Priesterin gewesen war, kannte sie den Weg zum See und konnte ihn so den Bewohnern zeigen. Von Eila fehlte jedoch jede Spur. Nicht mal ein Kleidungsstück oder Gegenstand war zurückgeblieben. Doch die alte Frau konnte sich denken, was passiert war. Warum Eila verschwunden war. Immerhin kannte sie die Regeln des Rituals. Sie beschloss, dem Mädchen nichts von diesem Tag zu erzählen, falls sie sich überhaupt daran erinnern würde. Wie könnte sie damit leben, dass sie Schuld am Tod ihrer Mutter hatte. Diese Schuld wollte Gila ihr nicht auferlegen. Vorsichtig hob sie das Mädchen hoch und zusammen mit den anderen Dorfbewohnern machte sie sich auf den Weg zurück ins Dorf. Zuvor bat sie die Bewohner, nie ein Wort über das Geschehene zu verlieren. Mit einem stummen Nicken bejahten sie die Bitte. Sechzehn Jahre vergingen. Die Großmutter zog Dilia wie ihr eigenes Kind auf und lehrte sie alles, was man als Priesterin wissen musste. Seit einem Jahr nun vollzog Dilia die Rituale alleine. An den Tag vor sechzehn Jahren konnte sie sich nicht erinnern. Die Bewohner hielten ihr Versprechen, die Geschehnisse mit keinem Wort zu erwähnen. Gila hatte ihr erzählt, dass ihre Mutter unglücklich gefallen sei und im See ertrunken wäre. Jede Hilfe sei zu spät gekommen. Es war Februar. Kälte und Eis umhüllten Schwarzenwald wie einen dicken Mantel. Bäche waren zugefroren, Frost überzog die Bäume und Wiesen und ließ sie weiß erstrahlen. Die Winter waren sehr langwierig und bitterkalt. Eine Zeit, in der Mensch und Tier wenig hatten und auf den Frühling hofften. In diesen Tagen verließ kaum ein Dorfbewohner seine Hütte, außer er musste. Diese Zeit nutzten Gila und Dilia stets, um neue Kränze zum Schutz des Dorfes zu flechten. Dazu wurden Zweige von Johanniskraut geflochten und dann über die Türen gehangen, um sich gegen Einflüsse böser Geister zu schützen. Währenddessen saßen die beiden immer an der Feuerstelle und unterhielten sich. An einem dieser Tage bemerkte Gila: »Dilia, die Flaschen zum Bannen der Geister gehen langsam zur Neige. Würdest du bitte zur Glashütte gehen und neue kaufen?« »Natürlich Großmutter. Die übliche Menge?«, fragte Dilia. »Bitte. Mach dich rasch auf den Weg. Du weißt, es ist ein gutes Stück und der Abend kommt im Winter früh. Sieh zu, dass du vor Einbruch der Dunkelheit wieder im Dorf bist. Und bitte sammle noch etwas Feuerholz auf deinem Weg ein, unseres geht bald aus.«, bat sie Dilia und reichte ihr die Hutte, einen geflochtenen Rückenkorb, und ein großes Wolltuch. »Sei vorsichtig«, mahnte sie noch, wie immer, wenn Dilia in den Wald musste. »Und trägst du deine Kette?«, hakte die Großmutter nach. »Natürlich. Mach dir nicht so viele Sorgen«, lächelte Dilia wissend und machte sich auf den Weg zur Glashütte. Sie griff an das Amulett an ihrem Hals. Als Kind hatte ihr Gila zum Schutz vor bösen Geistern eine Kette aus Silber geschenkt, in deren Anhänger die Beeren von Misteln gefasst waren. Kaum war Dilia aus der Hütte getreten, umfing sie die kalte Februarluft. Sie schlang das Wolltuch enger um ihre Schultern und setzte die Hutte auf. Die Glashütte lag mitten im Wald, aber der Weg war ihr gut bekannt und nach fast zwei Stunden kam sie bei der Hütte in der Nähe eines großen Baches an. Um die Hütte herum war der Wald schon ein Stück gerodet worden. Die Holzstämme von Buchen, Fichten und Tannen lagen gestapelt neben der Hauswand. Zur Herstellung von Glas brauchte man viel Holz. War ein Waldstück nicht mehr ertragreich, zogen manche Glashütten weiter. Meister Greinert gehörte zu den kleineren Glasbläserfamilien in der Gegend, war deshalb aber nicht weniger bedeutungsvoll. Je näher sie ans Haus trat, desto mehr spürte sie die Hitze des Ofens innerhalb des Hauses. Sie klopfte an die Tür und nach einem kurzen Moment öffnete ihr ein Junge von vielleicht zehn Jahren. Es war der Jüngste der drei Greinert-Söhne. Dilia lächelte den Kleinen an. » Guten Tag, Anton. Kann ich bitte mit deinem Vater sprechen?« Der Junge nickte und rannte ins Innere der Hütte, in der die Hitze stand. Sie blickte hinein. Im hinteren Teil erkannte sie den großen Ofen, in dem Glas gebrannt wurde. Werkzeuge und Tische mit fertigem Glas standen in der Nähe. Im vorderen Teil lebte die Familie. Betten, ein Tisch und eine Kochecke befanden sie nahe dem Eingang. Die zwei älteren Söhne waren gerade...


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