Bienstein / Fröhlich | Basale Stimulation® in der Pflege | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 224 Seiten

Bienstein / Fröhlich Basale Stimulation® in der Pflege

Die Grundlagen

E-Book, Deutsch, 224 Seiten

ISBN: 978-3-456-96043-2
Verlag: Hogrefe AG
Format: PDF
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)



Bienstein und Fröhlich beschreiben, wie Pflegende Menschen mit sensorischen Angeboten ansprechen, aktivieren, beleben, berühren und beruhigen können. Die Basale Stimulation dient der Förderung von Menschen in krisenhaften Lebenssituationen, deren Austausch- und Regulationskompetenzen deutlich vermindert, eingeschränkt oder dauerhaft behindert sind. Im Zentrum des Konzeptes stehen die Fähigkeiten zur Wahrnehmung, Kommunikation und Bewegung. Basale Stimulation ist eine Form ganzheitlicher, körperbezogener Kommunikation für Menschen mit wesentlichen Einschränkungen. Basale Stimulation versteht sich als •gezielte Unterstützung schwersterkrankter und beinträchtigter Menschen •Angebot körperlichen und ganzheitlichen Lernens •umfassende Entwicklungsanregung in frühen Lebensphasen •ein absichtsvolles, geplantes und intensives Berührungsangebot •Orientierung in unklaren Wahrnehmungs-, Kommunikations- und Bewegungssituationen •Stressreduzierung für Menschen in belastenden Grenzsituationen und gesundheitlichen Krisen •Begleitung von Menschen in ihrem Sterbeprozess Das erfolgreiche Grundlagenwerk zur Basalen Stimulation in der Pflege bietet einen umfassenden Überblick darüber, was Basale Stimulation ist, welches Grundverständnis und Ziele sie leiten, welche Personen und Lebensthemen in ihrem Mittelpunkt stehen, wer sie ausführt, wo sie stattfindet und aus welchen Elementen sie besteht. Konkret beschreibt es Schwerpunkte pflegerischen Handelns bezüglich Atmen, Baden, Einreibungen (ASE), Ganz- und Teilwaschungen, Kleiden, Lagern, Mundpflege, Mobilisieren, Positionieren, Waschen und Schluckförderung. Detailliert werden auditive, gustatorische, olfaktorische, vestibuläre, vibratorische und visuelle Angebote der Basalen Stimulation vermittelt. Die 9. Auflage wurde vollständig überarbeitet und mit neuen Grafiken und Fotos illustriert. Die Themen Angehörige und Angehörigenperspektive, Inklusion, Leiblichkeit, Orte der Pflege, primäre nonverbale Kommunikation, Vorsorgevollmacht und Team wurden ergänzt. Das Kapitel Forschung wurde komplett überarbeitet. Ein neuer Beitrag zur „pflegerischen Berührung in Pandemie-Zeiten“ verdeutlicht, wie bedeutsam Berührungen und der Berührungsberuf Pflege sind und wie direkte und indirekte körperzentrierte Angebote gestaltet werden können.
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Zielgruppe


Pflegepraktiker, Fachpflegende: Basale Stimulation; Trainer: Basale Stimulation

Weitere Infos & Material


1;Inhaltsverzeichnis;7
2;Die Basis;11
3;Einleitende Gedanken;15
4;Pflegerische Beru?hrung in Pandemie-Zeiten;21
5;1 Einfu?hrung in das Konzept;23
5.1;1.1 Spu?ren;23
5.2;1.2 Hören;25
5.3;1.3 Riechen;27
5.4;1.4 Sehen;27
6;2 Perspektiven der Beteiligten;31
6.1;2.1 Fallberichte und Erfahrungen Betroffener;31
6.2;2.2 Erfahrung einer Angehörigen;34
6.3;2.3 Erfahrung einer Pflegenden;36
6.4;2.4 Verschiedene Wirklichkeiten;36
7;3 Grundelemente der Basalen Stimulation;39
7.1;3.1 Hexagon – das Sechseck;39
7.1.1;3.1.1 Wahrnehmen;39
7.1.2;3.1.2 Kommunizieren;40
7.1.3;3.1.3 Bewegen;40
7.1.4;3.1.4 Den eigenen Körper erfahren;41
7.1.5;3.1.5 Erfahrungen mit Menschen machen;41
7.1.6;3.1.6 Gefu?hle spu?ren;41
7.1.7;3.1.7 Verstehen;41
7.1.8;3.1.8 Noch einmal Ganzheitlichkeit;42
7.1.9;3.1.9 Der praktische Nutzen;42
7.2;3.2 Grundelemente;43
7.3;3.3 Das Proprium der Basalen Stimulation;44
8;4 Wahrnehmungsbereiche;47
8.1;4.1 Somatische Erfahrungen;47
8.2;4.2 Grundprinzipien der Beru?hrung;48
8.3;4.3 Formen der Beru?hrung;49
8.3.1;4.3.1 Wechselnder Bedarf an Beru?hrung;50
8.3.2;4.3.2 Gleichzeitiges Beru?hren;51
8.3.3;4.3.3 Anfang und Ende der Beru?hrung;52
8.3.4;4.3.4 Beru?hrungskontakt halten;52
8.3.5;4.3.5 Druckintensität;53
8.3.6;4.3.6 Rhythmus der Bewegung;54
8.3.7;4.3.7 Sicherheit der Beru?hrung;54
8.4;4.4 Vibratorische Erfahrungen;56
8.5;4.5 Vestibuläre Erfahrungen;58
8.6;4.6 Audiorhythmische Erfahrungen;60
8.7;4.7 Orale und olfaktorische Erfahrungen;61
8.8;4.8 Sehen oder visuelle Erfahrung;63
8.9;4.9 Taktile Erfahrungen;66
8.10;4.10 Orientierung;67
9;5 Zentrale Lebensthemen;69
9.1;5.1 Leben erhalten und Entwicklungerfahren;70
9.2;5.2 Das eigene Leben spu?ren;72
9.3;5.3 Sicherheit erleben und Vertrauen aufbauen;73
9.4;5.4 Den eigenen Rhythmus entwickeln;74
9.5;5.5 Das Leben selbst gestalten;76
9.6;5.6 Die Außenwelt erfahren;78
9.7;5.7 Beziehungen aufnehmen und Begegnungen gestalten;79
9.8;5.8 Sinn und Bedeutung geben und erfahren;80
9.9;5.9 Selbstbestimmung und Verantwortung leben;82
9.10;5.10 Die Welt entdecken und sich entwickeln;83
10;6 Basale Stimulation im Pflegealltag;85
10.1;6.1 Die Zeit;85
10.2;6.2 Der/die Betroffene;86
10.3;6.3 Wo findet die Pflege statt?;86
10.4;6.4 Die Art der pflegerischen Begleitung;87
10.5;6.5 Das Ziel der Betreuung;87
10.6;6.6 Die Qualifikation Pflegender;88
10.7;6.7 Adressaten des Konzepts;89
11;7 Grundlagen fu?r den Einsatz der Basalen Stimulation;91
11.1;7.1 Erfassen notwendiger Informationen;91
11.2;7.2 Beobachten;91
11.3;7.3 Biografische Kenntnisse;92
11.4;7.4 Einschätzung des Pflegebedarfs und der Pflegeunterstu?tzung;93
11.5;7.5 Skalen zur Einschätzung des Bewusstseinsgrades;94
11.6;7.6 Das Hexagon praktisch;95
11.7;7.7 Tages- und Lebensgestaltung;97
11.8;7.8 Gestaltung des Umfelds;98
11.9;7.9 Pflegerisches Handeln und zentrale Lebensthemen;99
12;8 Schwerpunkte des pflegerischen Handelns;101
12.1;8.1 Das Liegen erleben;101
12.1.1;8.1.1 Die Kleidung;103
12.1.2;8.1.2 Die Positionierung im Bett;104
12.1.3;8.1.3 Vestibuläre Anregung im Bett;108
12.2;8.2 Den Körper wahrnehmen;109
12.3;8.3 Ganzkörperwaschung (GKW) und Teilwaschungen;110
12.3.1;8.3.1 Ganzkörperwaschungen (GKW) nach basalen Gesichtspunkten;112
12.3.2;8.3.2 Belebende Waschungen;114
12.3.3;8.3.3 Belebende Teilwaschungen;116
12.3.4;8.3.4 Beruhigende Waschungen;118
12.3.5;8.3.5 Beruhigende Teilwaschungen;119
12.3.6;8.3.6 Symmetrische Waschung;123
12.3.7;8.3.7 Diametrale Waschung;125
12.3.8;8.3.8 Waschung bei Menschen mit Hemiplegie;125
12.4;8.4 Baden;129
12.5;8.5 Duschen;130
12.6;8.6 Einreibungen;131
12.6.1;8.6.1 Atemstimulierende Einreibung (ASE);131
12.6.2;8.6.2 Fuß- und Beineinreibungen;134
12.6.3;8.6.3 Vorbereitung der Mobilisation;135
12.6.4;8.6.4 Ganzkörpereinreibung;135
12.7;8.7 Somatische Stimulation durch den Körper des anderen;136
12.8;8.8 Aufrecht sein;136
12.8.1;8.8.1 Vestibuläre Angebote;137
12.8.2;8.8.2 Vestibuläre Stimulation bei der Nahrungsaufnahme;138
12.8.3;8.8.3 Vestibuläre Stimulation der Blase;139
12.8.4;8.8.4 Vibratorische Angebote;140
12.9;8.9 Bedeutung des Mundes;142
12.9.1;8.9.1 Pflege im Bereich des Mundes;142
12.9.2;8.9.2 Zahn- und Mundpflege;143
12.9.3;8.9.3 Pflegerische Interpretationsmöglichkeiten von vorhandenen Schluckstörungen;144
12.9.4;8.9.4 Ethische Probleme im Zusammenhang mit der Ernährung;146
12.9.5;8.9.5 Orale Stimulation;146
12.9.6;8.9.6 Riechen;146
12.10;8.10 Auditive Angebote;152
12.11;8.11 Taktil haptische Angebote;156
12.12;8.12 Visuelle Anregungen;158
13;9 Körperbasierte Kommunikation in der Pflege;165
13.1;9.1 Veränderte Sichtweisen;166
13.2;9.2 Der Somatische Dialogals helfendes Gespräch;167
13.3;9.3 Vergleichbare Ansätze;168
13.4;9.4 Körperbasierte Kommunikation;169
13.5;9.5 Grundprinzipien der Körperbasierten Kommunikation;171
13.6;9.6 Kommunikation im Alltag;172
13.7;9.7 Vielfalt der Kommunikation;172
13.8;9.8 Zusammenfassung;174
14;10 Forschung: Basale Stimulation in der Pflege;175
14.1;10.1 Forschung oder reflektierte Überlegung;177
14.2;10.2 Notwendigkeit von Forschung;178
14.3;10.3 Möglichkeiten und Grenzen von Forschungsprojekten;179
14.4;10.4 Einordnung der Basalen Stimulation;181
14.5;10.5 Erste Erfahrungen;182
14.6;10.6 Unterstu?tzende Studienergebnisse des Konzepts;183
14.7;10.7 Forschungsergebnisse zur Basalen Stimulation;185
14.7.1;10.7.1 Konzeptvergleich;185
14.7.2;10.7.2 Haltung;186
14.7.3;10.7.3 Beziehung und Begegnung;187
14.7.4;10.7.4 Lebensgestaltung;190
14.7.5;10.7.5 Fachliche Kompetenz;190
14.7.5.1;10.7.5.1 Erfassungsinstrumente;190
14.7.5.2;10.7.5.2 Studien zu einzelnen relevanten Themen;193
14.7.6;10.7.6 Angehörigenbegleitung;195
14.7.7;10.7.7 Mitarbeiterförderung und Qualitätsentwicklung;196
14.7.8;10.7.8 Umgebungsgestaltung;197
14.7.9;10.7.9 Ergänzende Ergebnisse;198
14.8;10.8 Fazit;199
15;11 Anhang;201
15.1;Weiterentwicklungen;202
15.2;Literaturverzeichnis;203
15.3;Basale Stimulation im Hogrefe Verlag;212
15.4;Sachwortverzeichnis;213
15.5;Autorin und Autor;219
15.6;Organisation;221


Einleitende Gedanken
Menschen werden langsam oder auch plötzlich zu Menschen, die der Unterstützung anderer bedürfen. Sie werden dann meist mit dem Begriff „Patienten“ bezeichnet. Sie erleiden etwas, wie der lateinische Begriff patiens (leidend, erduldend, geduldig) beschreibt: Schmerz, Funktionsstörungen, Übelkeit, Verwirrung und auch Angst. Diese Menschen erleiden aber auch Behandlung, Eingriffe, Manipulationen und viele, zum Teil fremde und verwirrende Maßnahmen am eigenen Körper. In dieser Situation werden leidende Menschen vom selbstbestimmten Subjekt zu einem relativ fremdbestimmten Objekt von Diagnostik, Therapie und Pflege. Das Ereignis oder der Prozess, der einen Menschen zum Patienten werden lässt, wird entweder als Schock, aggressiver Akt oder auch als schleichender Abbauprozess erlebt. Patient werden heißt auch immer, Verluste in Kauf nehmen zu müssen, „nicht mehr der Alte zu sein“ und sich bedroht zu fühlen. Patienten sind also nicht nur krank, sondern stehen inmitten eines oft sehr dynamischen, ja, turbulenten Entwicklungsprozesses ihrer Persönlichkeit. „Etwas“ ist aus den Fugen geraten, ist nicht mehr stimmig und organisiert sich neu, ohne dass der betroffene Mensch weiß, in welche Richtung diese Entwicklung geht. Es ist uns bewusst, dass beispielsweise Menschen mit demenziellen Prozessen nicht automatisch zu Patienten werden. Aus diesem Grunde wechseln wir innerhalb des Textes häufig die Bezeichnungen. So reden wir von Betroffenen, beeinträchtigten Menschen oder eben von Patienten. (Anm. der Autoren zum Begriff Patient: In diesem Buch wird meist die männliche Form gewählt, gemeint sind jedoch ebenso Frauen und Mädchen sowie Personen, die sich weder dem einen noch dem anderen Geschlecht zugehörig fühlen). Pflegende haben die Aufgabe, sich mit dem ganzen Menschen auseinanderzusetzen. Sie können sich nicht ausschließlich auf seine Funktionsstörungen, auf die Krankheitssymptomatik im klassischen Sinn konzentrieren, sondern müssen all die Ängste, Aufregungen und Verwirrungen des Erkrankten mitberücksichtigen. Die Angehörigen nehmen in diesem Prozess eine bedeutende Rolle ein. Nicht nur der Betroffene selbst, sondern auch seine Angehörigen bedürfen der Unterstützung, um in die veränderte Situation hineinzuwachsen. Hier sind Aufklärung, Anleitung, aber auch nahe Begleitung erforderlich. Nur die ganze Person kann mit der Hilfe von Medizin, Pflege und therapeutischen Interventionen gesunden. Ein Pflegeverständnis, das sich zu eng auf die Krankheit bezieht, kann dem Menschen in einer sehr schwierigen Lebensphase nicht gerecht werden. In diesem Buch beschäftigen wir uns insbesondere mit Menschen, die eine schwere längerfristige Einschränkung in wichtigen vitalen Funktionen zeigen. Die Patienten, von denen hier gesprochen wird, sind Patienten auf neurochirurgischen oder allgemeinen Intensivstationen ebenso wie Frühgeborene und Babys, die einer intensivmedizinischen Betreuung bedürfen. Zudem sprechen wir von ausgeprägt altersverwirrten Menschen und neurologisch Beeinträchtigten sowie von Menschen, die sich im Sterben befinden. All diese Menschen haben ein höchst individuelles Schicksal erlitten und dennoch kann von gewissen Gemeinsamkeiten ausgegangen werden. Ihre Identität, ihr Körper hat sich durch einen Schock, eine Verletzung, einen ärztlichen Eingriff oder eben durch Abbauprozesse und Funktionsverluste in radikaler Weise verändert. Die empfundenen Schmerzen lassen sie den eigenen Körper als feindlich erleben und das Gefühl von Verwirrung bewirkt eine persönliche Entfremdung. Davon ausgehend, dass das „Körper-Ich“ das primäre Selbst eines Menschen darstellt, wird leicht offensichtlich, dass auch körperliche Beeinträchtigungen eine existenzielle Bedrohung der Identität darstellen. Es kommt zum Verlust der persönlichen Integrität (integer, lateinisch = unberührt, unangetastet, heil, ganz). Folgende Gedanken könnten für Patienten in dieser Situation typisch sein: „Ich bin nicht mehr derjenige, der ich gewesen war, ich erkenne mich in meinem jetzigen Zustand kaum wieder. Ich fühle mich bedroht, habe Angst, so nicht mehr weiterleben zu können. Mein eigener Körper ist mir kein Zuhause mehr. Er wird mir fremd, bedroht mich sogar und scheint sich aufzulösen. Ich spüre, dass ich angegriffen und in Gefahr bin, mich selbst zu verlieren.“ Menschen, die sich in solchen Lebenssituationen befinden, fühlen sich gespalten und nicht mehr als die Person, die sie einmal waren. Pflegerische und medizinische Maßnahmen traditioneller Art widmen sich insbesondere den gestörten bzw. geschädigten Bereichen des Körpers und ihren Funktionen. Häufig treibt die starke Konzentration auf pflegerische und medizinische Tätigkeiten, die die Krankheit und gestörte Organfunktionen betreffen, die Spaltung weiter voran. Gesundung, so unsere Überzeugung, ist hingegen ein aktiver Prozess des ganzen Menschen. Des Menschen, der sich selbst wieder neu organisieren muss, um zu einer neuen, möglicherweise veränderten Einheit zu finden. Es kann nicht mehr von der traditionellen Sichtweise der Trennung von Körper, Geist und Seele ausgegangen werden. Diese Trennung ist rein virtuell und dient lediglich der Betonung eines bestimmten Schwerpunktes. Der Körper ist durch die Anwesenheit von Geist und Seele geprägt, er ist, bildlich betrachtet, durchwoben. Alle Erfahrungen des Körpers sind auch Erfahrungen, die die Psyche und das Bewusstsein des Menschen berühren. Körperliche Verletzungenkönnen zu Ängsten oder in ihrer Aufarbeitung zur Herausbildung von Vermeidungsstrategien führen, die dann bereits im Vorfeld quasi präventiv eingesetzt werden. Ebenso prägen psychische Verletzungen den Körper. Offensichtlich wird das bei depressiven Menschen, deren Körperhaltung ihrem Erleben angepasst ist, obwohl der Körper an sich nicht krank ist. Das Konzept der Basalen Stimulation verspricht, dieser „Verwobenheit“ Rechnung zu tragen. Es stellt ein Angebot dar, die Neuorganisation des Patienten zu unterstützen. Die Selbstheilungskräfte, so unsere Annahme, sind im Wesentlichen im Patienten selbst zu suchen. Unsere Aufgabe ist es, ihm Hilfestellung zu geben, eine Atmosphäre und Umgebung zu schaffen, in der er die verbleibenden Kräfte nutzen kann, um sich selbst neu auszutarieren. Pflege kann in nahezu aussichtslos erscheinenden Situationen helfen, den Alltag ertragbar zu machen. Pflege macht nicht gesund, Pflege hilft beim Gesundwerden. Gleiches gilt für medizinische Bemühungen. Auch sie müssen in einem aktiven Prozess, der nicht zwangsläufig Erfolg verspricht, in und mit den Patienten integriert werden. Selbst in der Sterbephase übernimmt der Betroffene den wesentlichsten Anteil. Die Pflege kann ihm dabei nur Angebote zur Erleichterung und Begleitung des Sterbeprozesses machen. Der Sterbende selbst ist derjenige, der über ihre Bedeutung entscheidet. Viele Sterbende erleben es als bedrohlich, sich im letzten Lebensabschnitt zu verlieren (Kostrzewa, 2013). Für Menschen, deren Lebensweg zu Ende geht, kann eine ganzheitliche, basal begleitende Pflege eine wichtige Hilfe sein, sich auf das Ende und den Übergang in eine andere Daseinsform zu ordnen und zu orientieren. Unsere Erfahrungen haben gezeigt, dass eine solche Pflege für sehr viele Menschen eine große Erleichterung ist. Sie können sich mit dieser Unterstützung eher in Frieden von der Welt verabschieden und sie hinter sich lassen. Ein wesentlicher Grundgedanke, der unser pflegerisches Handeln bestimmt, ist in dem Begriffsbestandteil „basal“ enthalten. Basal meint, dass wir uns der einfachsten und elementarsten Möglichkeiten bedienen wollen, um einen anderen Menschen zu erreichen und mit ihm in Kontakt zu treten. Basal bedeutet aber auch, dass wir auf die Basis, d.h. das Fundament des menschlichen Handelns, zurückgreifen. So einfach wie nur möglich, ohne Forderungen an den Patienten zu stellen und ohne stillschweigende Voraussetzungen zu formulieren, die unser pflegerisches Handeln erst in Gang setzen. Der Patient braucht keine Leistung zu erbringen, er muss sich nicht in einer bestimmten Art und Weise verhalten, er muss sich nicht einmal kooperativ oder offen zeigen. Gerade angesichts tief bewusstloser Menschen kommt der Gedanke des Basalen zum Tragen. In diesem Zustand ist deutlich, dass der Mensch physisch anwesend ist. Er ist durch seinen Körper mit dieser Welt existenziell aufs Engste verbunden. Auch wenn der Mensch unter Zuhilfenahme von herkömmlichen Mitteln nicht mit uns in Verbindung zu treten scheint, akzeptieren wir seinen Körper als seine Existenzform. Tiefe Bewusstlosigkeit, das Leben im Koma, heißt nicht zwangsläufig, dass der Mensch in keinem Kontakt mehr mit der Welt steht (Bienstein & Fröhlich, 1994; Damasio, 1999; Monti & Sannita, 2016; Silva et al., 2019). Eine Annäherung an den Patienten ist auch möglich, wenn von ihm keine Reaktion erkennbar ist. Wir setzen darauf, dass Patienten sehr viel mehr in ihren psychischen Tiefen wahrnehmen als von außen beobachtet werden kann (Zieger, 2000). Wir geben ihnen Hinweise über ihre Situation, wir vermitteln ihnen Kontakt und Kommunikation, wir sorgen dafür, dass sie mit der Welt in einer basalen Beziehung bleiben. Wir gehen davon aus, dass die körperliche Bewusstlosigkeit nicht mit einer seelischen oder psychischen Bewusstlosigkeit gleichzusetzen ist. Wir verfügen mittlerweile über viele Erfahrungen, dass Menschen, obwohl sie nach klassischen Erkenntnissen eindeutig bewusstlos waren, das Geschehen um sich herum wahrnahmen und später...


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