Beyer Star Trek - Voyager 6: Unwürdig
1. Auflage 2015
ISBN: 978-3-86425-470-3
Verlag: Cross Cult Entertainment
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, Band 6, 360 Seiten
Reihe: Star Trek - Voyager
ISBN: 978-3-86425-470-3
Verlag: Cross Cult Entertainment
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Die Borg, die größte Plage der Menschheit, sind verschwunden. Doch ist das so? Kann diese tödliche Bedrohung, die der Menschheit über Jahrzehnte angehaftet hat, wahrhaftig verschwunden sein? Die Föderation beschließt, dass sie es genau wissen muss und die Sternenflotte erhält den Befehl, es herauszufinden. Das Raumschiff Voyager führt eine Flotte in eine Weltraumregion, die seit Generationen in Furcht vor der plötzlichen Auslöschung lebt: die Heimat der Borg, der Delta-Quadrant. Afsarah Eden, der neue Captain der Voyager, soll Antworten und neue mögliche Verbündete finden sowie alte Feindseligkeiten überwinden. Seit Seven of Nine zurückgelassen wurde, lebt sie ein Schattendasein, sie ist weder Borg noch Mensch. Das Geflüster des Kollektivs, ein beruhigendes Gemurmel, das schon immer dagewesen war, ist durch eine Stimme tief in ihrem innern ersetzt worden, die darauf besteht, dass sie Annika Hansen ist. Verliert sie langsam den Verstand?
Weitere Infos & Material
1
»Warnung. Quantenphasenintegrität liegt bei sechsundneunzig Komma sieben fünf eins Prozent, fallend.« »PetaQ!«, krähte Miral fröhlich von dem Sitz aus, der für den Navigator vorgesehen war. Um ihre dreieinhalb Jahre alte Tochter während des Fluges zu schützen, hatte B’Elanna ihn mit einem eigens gefertigten Kindersitz ausgestattet. »Computer«, sagte sie, und ihre Geduld war bedrohlich nahe daran, zu zerreißen, »berechne erneut die Phasenvarianz und passe die Deflektorkontrolle an.« Sie drehte sich zu Miral um. »Das Wort sagen wir nicht, Schätzchen.« »Berechnungen abgeschlossen. Modifiziere Deflektortelemetrie«, informierte sie der Computer. »Computer, berechne die neue Phasenintegrität.« »PetaQ!«, sagte Miral erneut, dieses Mal mit einem wilderen Tonfall. »Phasenintegrität liegt bei neunundneunzig Komma neun zwei fünf Prozent.« »Danke«, antwortete B’Elanna. Früher hätte sie mit einem Schiffscomputer nicht so freundlich gesprochen. Aber da der Computer eine der wenigen erwachsenen Stimmen war, die sie während der letzten vierzehn Monate regelmäßig gehört hatte, betrachtete sie ihn mittlerweile als Freund und Verbündeten. Sie drehte ihren Sessel, um Miral anzusehen, und sagte strenger: »Miral Paris, was bedeutet es, wenn ich dir sage, dass wir bestimmte Worte nicht benutzen?« Miral ließ den Kopf hängen und konzentrierte sich auf die Überreste ihres Moosbeeren-Riegels. Möglicherweise hatten es Teile des nachmittäglichen Snacks in ihren Magen geschafft. Andererseits ließen die großen Stücke aus gepressten Körnern, Nüssen und Beeren, die ihre klebrigen Wangen, Finger und den Overall bedeckten, darauf schließen, dass sie in der vergangenen Stunde mehr mit ihrer Mahlzeit gespielt hatte, als sie zu essen. »Weiß nich«, antwortete Miral schmollend. »Sieh mich an!«, befahl B’Elanna. Die Jahre, in denen sie das Kommando im Maschinenraum der Voyager geführt hatte, hatten sie darauf vorbereitet, kritische Systemausfälle zu bewältigen, ebenso wie gefährliche Begegnungen mit feindlichen fremden Spezies und Raumanomalien. Während all dieser Zeit war sie jedoch nie gezwungen gewesen, den Ton anzuschlagen, den sie bei Miral am häufigsten benutzte. Andererseits hatten ihre Untergebenen im Maschinenraum sie selten, wenn überhaupt, direkt angelogen. »Miral Paris, sieh mich an«, forderte sie erneut. Miral blickte sie flüchtig an, bevor sie sich so viel wie möglich vom Rest des Riegels in den Mund stopfte. »Miral«, schnappte B’Elanna. Damit hatte sie endlich die Aufmerksamkeit des Kindes. Toms blaue Augen, so groß wie Untertassen, sahen B’Elanna an, um Vergebung bettelnd. Darunter blähten sich Mirals volle Wangen, während ihre Zähnchen hinter geschlossenen Lippen kauten. B’Elanna musste sich beherrschen, um nicht zu lächeln. Sie hatte Wochen damit zugebracht, Miral Tischmanieren beizubringen, und so wie es aussah, war das Einzige, was hängen geblieben war, dass man mit geschlossenem Mund kaute. Zumindest etwas, gestand sich Torres ein. Sie nahm sich fest vor, Miral die Angewohnheit auszutreiben, die Worte zu wiederholen, die B’Elanna selbst in Momenten der Frustration von sich gab und die für ein Kind völlig unangemessen waren. Sie vermutete, dass Miral es nur tat, um ihre Aufmerksamkeit zu erregen. Es wäre dennoch unpassend, wenn sie ihren Vater in etwas mehr als zwei Wochen mit »Hallo, petaQ!« begrüßte, nachdem sie ihn über ein Jahr nicht mehr gesehen hatte. »Doch, du weißt es«, beharrte B’Elanna etwas freundlicher. »Sind wir bald da?«, fragte Miral und spuckte dabei ein paar Krümel. »Wechsel nicht das Thema.« B’Elanna durchschaute den kläglichen Versuch ihrer Tochter, sie abzulenken. »Es gibt bestimmte Worte, die Kinder nicht sagen sollten, auch wenn Erwachsene es manchmal tun. Du musst noch viele Worte lernen, und sobald du sie alle gelernt hast, darfst du dir aussuchen, welche du benutzen willst. Bis es so weit ist, liegt diese Entscheidung bei mir. Hast du das verstanden?« »Tschuldigung.« Miral seufzte, und es war deutlich, dass sie diese Regelung unglaublich ungerecht fand. »Ich liebe dich, Schätzchen.« »Lieb dich auch, Mommy«, entgegnete Miral eher aus Gewohnheit. »Mommy, singsu mir das Gutenacht-Sterne-Lied?« »Willst du nicht warten, bis es Schlafenszeit ist?« »Nein, du singen. Kula singt schlecht.« Kula war der holografische Babysitter, den B’Elanna programmiert hatte, damit er sich während des langen Fluges um Miral kümmerte, wenn die Systeme des Shuttles B’Elannas volle Aufmerksamkeit verlangten. Mirals Beschwerde legte nahe, dass sie ein wenig an Kulas Stimmroutinen arbeiten musste. B’Elanna nickte. »In Ordnung, Schätzchen, du fängst an.« Stern, Stern, hell in der Nacht, Es ist Zeit, deine Augen zu schließen. B’Elanna hatte das Gefühl, ihr Herz würde schmelzen; das kleine Mädchen setzte nun seinen ganzen Charme ein, und ihre Stimme überschlug sich vor Freude. Stern, Stern, habe keine Furcht, morgen erwache ich, und du wirst dort sein. »Warnung«, unterbrach sie die Stimme des Computers. Stern, Stern … »Leise, Schätzchen«, sagte B’Elanna hastig. »Quantenphasenintegrität liegt bei fünfundneunzig Komma neun sechs neun Prozent und fallend.« Ein unangenehmer Adrenalinschub durchfuhr B’Elanna. Das war das letzte Stück einer Reise, die vor zweieinhalb Jahren ihren Anfang genommen hatte. Eine abtrünnige klingonische Sekte hielt Miral für die Kuvah’magh, die klingonische Erlöserin, und diese Sekte hatte beschlossen, dass die beste Methode, die Katastrophe abzuwenden, die Mirals Geburt ankündigte, war, sie zu töten. Seitdem hatten B’Elanna und ihr Ehemann Tom ihr persönliches Glück geopfert, um ihre einzige Tochter zu schützen. In etwas mehr als zwei Wochen sollten sie endlich wieder mit Tom vereint sein. Umso erstaunlicher war, dass dieses langersehnte Wiedersehen im Delta-Quadranten stattfinden würde. B’Elanna hatte geglaubt, nie wieder dorthin zurückzukehren, nachdem es der Besatzung der Voyager nach sieben langen Jahren gelungen war, wieder nach Hause zu gelangen. Aber erst vor ein paar Tagen hatte sie von Tom die Koordinaten des Treffpunkts erhalten. Sie bestätigten, dass die Sternenflotte die Voyager erneut in den Delta-Quadranten schickte. Tom diente auf dem Schiff als Erster Offizier. Tatsächlich gefiel B’Elanna der Gedanke nicht, den Rest ihres gemeinsamen Lebens in einem der unangenehmsten Gebiete des bekannten Weltraums, die sie jemals gesehen hatte, zu verbringen. Allerdings traten ihre wohlbegründeten Ängste in den Hintergrund, da sie einsah, dass der Delta-Quadrant so weit wie nur irgend möglich von den Kriegern von Gre’thor – der abtrünnigen klingonischen Sekte – entfernt war. B’Elanna befürchtete, dass sie dem Quanten-Slipstream-Antrieb gut würde zureden müssen, um die fünfundvierzigtausend Lichtjahre weite Reise zu bewältigen. Das Shuttle mit der offiziellen Bezeichnung Unregistriertes Schiff 47658, das sie persönlich Home Free getauft hatte und das seit etwas mehr als einem Jahr Mirals und ihr Zuhause war, war ein technologisches Wunderwerk. Zusätzlich zum Slipstream-Antrieb verfügte es über den Prototyp einer Benamit-Rekristallisierungsmatrix, über eine Kommunikationsanlage, die die größerer Schiffe in den Schatten stellte, über von Borg-Systemen inspirierte und weit über die Norm verbesserte Navigations- und Sensorsysteme und über das kleinstmögliche Holodeck für Miral. Bisher hatte B’Elanna den Slipstream-Antrieb nur für kurze Sprünge benutzt, von denen keiner länger als dreißig Sekunden gedauert hatte. Die Reise in den Delta-Quadranten würde etwas mehr als zwei Stunden dauern. Da sie stets damit rechnete, dass der schlimmste Fall tatsächlich eintrat, hatte B’Elanna ihren Kurs so kalkuliert, dass sie auf dem Flug zahlreiche Zwischenstopps für Korrekturen einlegen konnte. Während der letzten beiden Stunden hatte sie immer wieder die Meldung erhalten, dass der Slipstream-Korridor zusammenbrach. Diese Ankündigungen kamen derart regelmäßig –...