E-Book, Deutsch, Band 2, 345 Seiten
Reihe: Ready
Berg Ready for Love - Keine Nacht mehr ohne dich
1. Auflage 2017
ISBN: 978-3-7363-0108-5
Verlag: LYX
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
E-Book, Deutsch, Band 2, 345 Seiten
Reihe: Ready
ISBN: 978-3-7363-0108-5
Verlag: LYX
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
J. L. Berg lebt mit ihrem Mann und zwei Töchtern in Kalifornien. Sie ist der festen Überzeugung, dass mit Liebe alle Konflikte gelöst werden können, und so versessen auf Liebesromane, dass sie sich von dem investierten Geld längst ein mittelgroßes Ferienhaus hätte leisten können.
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1
Leah »Wie fühlst du dich, Kleines?«, fragte ich die werdende Mutter, als ich mit ihrer Akte und einer Tasse zerstoßenen Eises den Kreißsaal betrat. »Alles okay«, stöhnte sie, bevor sich ihr Gesicht vor Schmerz verzerrte, als eine weitere Wehe ihren zierlichen Körper durchlief. Natürliche Geburt – das würde ich nie begreifen. Das war so, als würde man zum Zahnarzt gehen und sagen: »Örtliche Betäubung? Nein, danke. Gehen Sie einfach rein und ziehen den Mistkerl raus!« Periduralanästhesie war die richtige Vorgehensweise, sie machte meinen Job so viel einfacher. Ich war Hebamme und Krankenschwester, und meine derzeitige Mutter in spe hieß Hillary. Mit ihrem Müsliriegel knabbernden Freund Teegan war sie heute Abend mit leichten Wehen hergekommen, nachdem ihre Fruchtblase geplatzt war. Wie alle angehenden Eltern waren sie aufgeregt, nervös und ängstlich. Außerdem wussten sie ganz genau, was sie wollten und was nicht. Sie hatten einen dreiseitigen Geburtsplan dabei. Drei verdammte Seiten, und dann auch noch ohne Zeilenzwischenräume. Hillary hatte sie mir sofort in die Hand gedrückt und mich angewiesen, sie zu lesen und jedes Wort zu befolgen, wobei sie bereits die Fernand-Lamaze-Atemtechnik angewandt hatte. Das Hippie-Mädel war ganz schön herrisch. Jetzt, fünf Stunden später, war sie auch noch tierisch müde und hatte überhaupt keine Fortschritte gemacht. Sie war bei einer Muttermundweite von sechs Zentimetern steckengeblieben, hatte höllische Schmerzen und war vollkommen unglücklich. Ich reichte ihr das zerstoßene Eis und fragte: »Kann ich dir etwas bringen?« Sie schüttelte den Kopf und versuchte, mich höflich anzulächeln, aber ich sah, wie ihr Lächeln stockte. Sie verlor schnell ihre Kraft. Die Strapazen zeichneten harte Linien auf ihre Stirn, Schweiß lief ihr in die Brauen und ihre Augenlider waren vor Erschöpfung schwer. »Okay, ich komme in ein paar Minuten wieder und sehe nach dir.« Ich lächelte Teegan aufmunternd zu, bevor ich den Raum verließ. Auf dem Weg durch den Flur ins Schwesternzimmer entdeckte ich eine der anderen diensthabenden Hebammen. »Hey, Trish. Wie läuft deine Nacht?« »Hab gerade einen Jungen entbunden. Es war ihr drittes Kind, deshalb hätte sie eigentlich meinen Job gleich mit erledigen können.« »Ich liebe die Wiederholungstäter. Sie sind so viel unkomplizierter.« »Ja, aber mit den Neuen macht es auch Spaß. Hey, ich habe gehört, dass du mit Susans Bruder Neil ausgegangen bist. Wie ist es gelaufen?«, fragte sie, während ihre Augen belustigt funkelten. Neil und ich waren neulich abends zusammen ausgegangen, und leider waren das drei Stunden meines Lebens, die ich nie wieder zurückbekommen würde. Er war Vermögensberater und liebte seinen Job heiß und innig. Er hatte über nichts anderes geredet, sodass ich gegen Ende des Abends – nach wiederholten Versuchen, mich selbst davon abzuhalten, mir die Gabel ins Auge zu rammen – eine Magenverstimmung vorgetäuscht hatte und geflüchtet war. Es war seit Monaten mein erstes Date gewesen – seit sechs Monaten, um genau zu sein. »Ja. Warum sagst du das so?«, fragte ich und musterte sie misstrauisch. »Wie viel weißt du?« »Ich bin überrascht, dass du es überlebt hast. Hat er dich nicht zu Tode gequatscht? Ich hätte von dem endlosen Gequassel, das ich bei unserem Date ertragen musste, fast Ohrenbluten bekommen«, gestand sie. »Oh mein Gott! Du bist auch mit ihm ausgegangen? Und du hast es nicht für nötig gehalten, mich zu warnen? Verdammt, du hättest mir doch sagen können, dass er eine wandelnde Werbekampagne für Enthaltsamkeit ist«, schalt ich sie, woraufhin sie in Gelächter ausbrach. Als ein Arzt vorbeikam und uns einen eindeutig kritischen Blick zuwarf, schlug sie sich die Hand vor den Mund, um das Geräusch zu dämpfen. Ich dagegen ignorierte ihn und redete weiter. »Echt jetzt, Trish! Ich dachte, du wärst meine Freundin!« »Tut mir leid, Leah. Das bin ich doch. Ich hatte ja keine Ahnung. Erst später, als Susan in der Cafeteria darüber geredet hat, habe ich davon erfahren. Sie war so stolz und dachte, sie hätte endlich ihre neue Schwägerin gefunden. Mann, wird sie enttäuscht sein.« »Ich habe Neuigkeiten für sie. Diesen Mann wird sie nie und nimmer verheiraten können. Außer, sie findet ein nettes, junges Mädchen, das zufälligerweise stocktaub ist.« Wir kicherten und quatschten weiter, während ich Krankenblätter durchsah und ein paar Sachen in den Computer eingab. Als Susan mich fragte, ob sie mich mit ihrem attraktiven Bruder verkuppeln könne, hatte ich mich auf diese Gelegenheit gestürzt. Mein Liebesleben war in letzter Zeit ernsthaft auf der Strecke geblieben, und ich war es leid, auf dem Sofa herumzusitzen und mich zu langweilen. Dafür konnte ich niemandem die Schuld geben außer mir. Na ja, das stimmte nicht ganz. Ich konnte noch einer anderen Person die Schuld für mein absolut mangelndes Interesse am männlichen Geschlecht zuschieben – Declan James. Declan war der Sandkastenfreund von Logan Matthews, dem Ehemann meiner besten Freundin. Declan und ich hatten uns eines Abends in einer Bar kennengelernt, als Clare und Logan miteinander ausgingen. Declan war ein aufstrebender Hollywoodstar, und nun ja … er war atemberaubend – so heiß, dass er einen jeden anderen Mann der Welt vergessen ließ. Er war groß und kräftig, mit dunklen schokobraunen Haaren und haselnussbraunen Augen, die ein ganz eigenes Leben zu haben schienen, je nachdem, wie seine Laune war. Trotz seiner offensichtlichen Versuche, inkognito zu bleiben, hatte ich ihn in dem Moment erkannt, in dem er diese Bar betreten hatte. Ich hatte trotz der dunklen Sonnenbrille und der tief in die Stirn gezogenen Baseballkappe gewusst, dass er es war. Diese markante Kieferlinie und den wie aus Stein gemeißelten Körper hätte ich überall erkannt. Ich hatte genügend Stunden im Internet nach ihm recherchiert, und noch mehr Stunden hatte ich im Bett gelegen und mir all die ungezogenen Dinge ausgemalt, die ich mit ihm tun könnte, wenn ich die Gelegenheit dazu bekäme. Und plötzlich war er da gewesen, hatte von der anderen Seite der Bar zu mir herübergeschaut. Meine feuchten Träume waren wahr geworden. Unsere Blicke waren sich begegnet, und mit einem Mal war ich völlig erhitzt und nervös gewesen. Nervös war eigentlich ein Fremdwort für mich. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich gar nicht recht gewusst, ob ich die genaue Definition dieses Wortes überhaupt kannte. Ich war Männern gegenüber immer selbstbewusst gewesen. Es machte Spaß, sie um sich zu haben, aber vor einiger Zeit hatte ich gemerkt, dass sie die Mühe nicht wert waren. Ich hatte viele gute Jahre meines Erwachsenenlebens mit einem Mann verbracht, von dem ich glaubte, dass er der Mann wäre. Als es schwierig wurde, machte er sich davon. Ich war es leid, meine Gefühle in den Teil unserer Spezies zu investieren, der diese Gefühle anscheinend nicht erwidern konnte. Männer hielten ihre Versprechen nicht und liebten mich nie so sehr, dass sie bei mir blieben. Deshalb hatte ich ihnen abgeschworen – bis in einer überfüllten Bar mein Blick auf Declan James fiel und ich plötzlich nicht mehr atmen konnte. Als Logan und Declan an jenem Abend unseren Tisch erreichten, war ich fast schon am Keuchen. Unten herum war ich in höchster Alarmbereitschaft, bereit zum Spielen. Ich musste mir auf die Innenseite der Wangen beißen, um nicht zu winseln. Als wir beide dann allein waren, konnte ich kaum zwei Worte sagen. Nicht weil ich einen Star vor mir hatte. Das Problem war, dass ich so erregt war, dass mein Gehirn nicht mehr funktionierte. Ich redete mir damals ein, dass er nur ein Mann wie jeder andere sei … ein echt heißer Kerl zum Anbeißen. Hör auf zu sabbern und sag etwas. Aber ich hatte nichts herausgebracht. Endlich hatte er dann gesprochen, und ich hatte es geschafft, ein paar Worte zu äußern. Was ich gesagt hatte? Keine Ahnung. Vielleicht erzählte ich ihm von Welpen oder plauderte über das Wetter, was weiß denn ich. Es war ein Wunder, dass er danach überhaupt noch etwas mit mir zu tun haben wollte. Aber er wollte. Wir waren zusammen weggegangen und hatten am örtlichen Friedhof angehalten, den ich bei unserem Plausch wohl erwähnt hatte. Er wollte ihn sich ansehen, bevor er die Stadt wieder verließ, weil er vielleicht als Drehort für seinen nächsten Film infrage kam. Es war ein Film über den Amerikanischen Bürgerkrieg, und Richmond, unsere Heimatstadt, war als einer der Drehorte ausgewählt worden. Ich sah zu, wie er über den Friedhof ging, sich alte Gräber ansah und sich immer wieder bückte, um alles aus unterschiedlichen Winkeln und Perspektiven zu betrachten. Er bewegte und beugte seinen Körper, während er die Positionen wechselte, und ich musste mir auf die Lippen beißen, um nicht zu stöhnen. Ich kannte ihn gerade mal zwei Sekunden, aber ich wusste, dass er auf diesem Friedhof ganz in seinem Element war. Nach ungefähr fünfzehn Minuten machte er sich auf den Weg zurück zu der Stelle am Eingang, wo ich stehen geblieben war, was mir Gelegenheit gab, ihn von oben bis unten zu mustern. Seine Jeans saß tief auf seinen Hüften, und sein schwarzes T-Shirt betonte die Wölbungen seiner Bauchmuskeln. Sein Blick wanderte jetzt nicht mehr über den Friedhof, sondern war geradewegs auf mich geheftet. Er war der Inbegriff männlicher Vollkommenheit. »Sieht gut aus«, verkündete er und ließ ein letztes Mal seinen Blick umherschweifen. »Ich lasse...