Bell | Zwei Jungs im Sommer | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 352 Seiten

Bell Zwei Jungs im Sommer


1. Auflage 2014
ISBN: 978-3-86787-803-6
Verlag: Bruno Books, Salzgeber Buchverlage GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)

E-Book, Deutsch, 352 Seiten

ISBN: 978-3-86787-803-6
Verlag: Bruno Books, Salzgeber Buchverlage GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)



Die heißen Nächte von Texas sind sehr einsam für Ben - bis Tim Wyman in sein Leben tritt. Tim ist wunderschön, hat reiche Eltern und scheint das perfekte Leben zu führen. Als ein nicht ganz zufälliger Unfall die beiden Jungs zueinanderbringt, entdeckt Ben, dass auch Tim jede Menge unerfüllter Sehnsüchte hat. Doch damit fangen die Probleme erst an. Denn die wirkliche Herausforderung besteht darin, sich gegen die Widerstände der anderen zu behaupten. Weil nicht nur Tims Familie versucht, die beiden auseinanderzubringen, wird ihre Freundschaft auf eine harte Probe gestellt. 'Zwei Jungs im Sommer' ist die turbulente und berührende Geschichte einer jungen Liebe.

Jay Bell hatte nie viel über Deutschland nachgedacht, bis er einen hübschen Austauschschüler kennenlernte. In diesem Moment wurden Bier und Bretzeln für ihn die wichtigsten Dinge auf der Welt. Nachdem Jay nach Deutschland zog, fing er an zu schreiben. Die Illustrationen zu seinen Romanen stammen von seinem Mann, Andreas Bell.

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Kapitel 1 Bens Finger schwebten zögernd über der Tastatur seines Notebooks, während er noch einmal las, was er gerade geschrieben hatte. Er holte tief Luft, der metallene Geruch des überhitzten Gerätes füllte seine Nase, bevor er ihn seufzend ausstieß. Warum klangen seine Worte immer so abgedroschen, wenn er versuchte, über sein Leben zu schreiben? Er wollte etwas schreiben, das anders war, wirklich war – aber am Ende klang es immer wie eine der Geschichten aus seinem kleinen Stapel Pornohefte. Er schwor sich, beim nächsten Mal mit Stift und Papier zu schreiben, ganz altmodisch. Dann würde er wenigstens das Vergnügen haben, die unbefriedigenden Ergebnisse zerknüllen und in einen kleinen Mülleimer aus Blech schmeißen zu können – so wie sie es immer in Filmen taten. Ben konnte nicht mehr tun, als sein Dokument zu speichern, das Schreibprogramm zu schließen und die Datei per Mausklick in den Papierkorb zu befördern. Während er diesen mit einem Rechtsklick leerte, fragte er sich, ob es wirklich daran lag, dass er nicht schreiben konnte, oder ob die Geschichten in seinen Pornoheften vielleicht einfach nur wirklich gut waren. Er begann zu bereuen, dass er seinen Text gelöscht hatte, als sein Blick auf die Uhr am unteren rechten Bildschirmrand fiel. Zehn vor sieben. Gleich würde es für Mr. Blue Shoes Zeit zum Joggen sein. Für einen kurzen Augenblick geriet Ben ins Schwanken. Ein Teil von ihm sah durchaus, wie gruselig sein Verhalten war. Er war sich nicht sicher, ob man bereits von Stalking sprechen konnte, aber zweifelsohne war es gefährlich nah dran. Aber was sollte er sonst tun? Schreiben hatte nicht funktioniert, und im Fernsehen gab es nichts außer Wiederholungen, wie jeden Sommer. Was war schon schlimm an einem unschuldigen Bummel durch die Nachbarschaft? Und wenn er dabei Mr. Blue Shoes begegnen sollte, dann war das eben so. Ben fuhr sein Notebook runter und fragte sich, wann er es das letzte Mal getan hatte. War es gestern gewesen? Sicherlich vorgestern. Wie oft schon in dieser Woche? Da sie im selben Alter waren, war sich Ben sicher, dass Mr. Blue Shoes nach den Sommerferien auf seine Schule kommen würde, und er wollte nicht vorher schon auffallen. Sich an der Schule geoutet zu haben, hatte ihm schon genug Spott eingebracht, da musste er sich nicht noch durch kriminelle Verzweiflung lächerlich machen. Ben zog sich seine Schuhe an und schloss leise die Tür seines Zimmers hinter sich. Der Sound von MTV’s Mega Summer Beach Party, oder wie immer sie es dieses Jahr nannten, dröhnte aus dem Zimmer seiner Schwester. Ausnahmsweise belagerte sie mal nicht das Badezimmer. Ben flitzte über den Flur und schaltete das Licht an. Er wusste, dass er nicht viel Zeit hatte, dass er nur einen kurzen Moment hatte, um sein Aussehen zu checken. Sein blondes Haar musste mal wieder geschnitten werden, aber noch ging es, entschied er, und er versuchte es in Form zu bringen. Sofort blieb sein Blick an seinen kastanienbraunen Augen hängen und ließ ihn wünschen, seine Eltern hätten ihm zu Weihnachten die farbigen Kontaktlinsen geschenkt, die er sich gewünscht hatte. Grün, blau, lila – alles außer braun. Wenigstens war er die Zahnspange jetzt los. Er grinste breit und suchte nach möglichen Resten des Spinatsoufflés, das seine Mutter zum Abendessen serviert hatte. Hätte er mehr Zeit gehabt, hätte er sich die Zähne geputzt. Nur für den Fall, dass das Leben einmal so spielen würde wie in einer dieser Sexgeschichten. Zu schön, um wahr zu sein. Er war froh, dass auf seinem Gesicht noch ein paar Spuren der Sonnenstrahlen zu finden waren, die er beim Campen letzte Woche abbekommen hatte. Bedeutend weniger freute ihn das dämliche Smashing-Pumpkins-Shirt, das er anhatte. Das war überhaupt nicht seine Musik. Das Shirt war eines Tages unter mysteriösen Umständen in seinem Wäschestapel aufgetaucht. Der Freund seiner Schwester hatte es nach einem seiner nächtlichen Besuche liegen lassen, und nachdem Ben das rausgefunden hatte, trug er es, um sie zu quälen. Diese textilgewordene Erpressung war ihm einige Nummern zu groß und hing wie ein Zelt an seinem gertenschlanken Körper. Ben biss sich auf die Lippe und entschied sich dagegen, im Wäschekorb nach etwas Besserem zu suchen. Wenigstens war dieses Shirt sauber. Er knipste das Licht im Badezimmer aus und rannte die Treppen runter, wobei er immer zwei Stufen gleichzeitig nahm und mit einem Knall unten landete, der ihm garantiert einen lautstarken Kommentar seiner Mutter einbringen würde. Er hielt inne, aber das Einzige, was er hörte, war Gelächter aus der Konserve. Dem Himmel sei Dank für die hypnotisierende Wirkung des Fernsehprogramms. Ben schlich aus dem Haus, unbemerkt von allen außer Wilford, dem Hund der Familie. Es war August, und die Abende waren immer noch hell, wenn auch nicht mehr so sehr wie letzten Monat. Ben dachte über den symbolischen Charakter dieses Zeichens nach – die Welt verdüsterte sich mit dem näher rückenden neuen Schuljahr –, während er die Straße runter Richtung Ende des Blocks joggte. Hinter diesen Häusern hier lag ein Wald, der an einen großen öffentlichen Park anschloss. Er suchte sich einen Garten aus, dessen Besitzer sich vermutlich nicht beschweren würde, und durchquerte ihn. Er lief an dem Haus vorbei, durch den nicht abgezäunten Garten, und sah vor sich einen Wald, dessen Schönheit man in einer modernen Vorstadt wie dieser nie vermutet hätte. Die Mischung aus Pinien und Zedern wurde nur von einem einzelnen Trampelpfad gestört, der zwischen den Bäumen verschwand. Dieser Weg, für alle Zeiten verunstaltet von den kreuz und quer verlaufenden Furchen, die unzählige Fahrradfahrer hinterlassen hatten, wand sich in Schlangenlinien durch die Bäume, sodass sich vier Hektar Wald wie eine grenzenlose Wildnis anfühlten. Ben drehte rechts ab und stieg eine Böschung hinauf, um auf einen weniger heruntergekommenen, gepflasterten Weg zu gelangen, der um einen kleinen, von Menschenhand angelegten See führte und dessen Rand von Bänken und Abfalleimern gesäumt war. Er suchte die Gegend nach seiner Beute ab. Zunächst sah er niemanden, nur ein Pärchen mittleren Alters, das Hand in Hand lief. Aber dann hörte er die dumpfen Schritte eines Läufers. Da war er, Mr. Blue Shoes. Ein noch treffenderer Name wäre Mr. Neon Electric Blue Shoes gewesen. Oh, wie verzweifelt Ben nach diesen Schuhen gesucht hatte, nachdem er sie das erste Mal gesehen hatte. Nicht nur, weil er fand, dass sie einfach großartig aussahen, sondern auch, weil sie ein potenzieller Aufhänger für ein erstes Gespräch gewesen wären. Hey, du hast die gleichen abgefahrenen Schuhe wie ich. Aber auch wenn er seine Mutter auf all ihren Shoppingtouren begleitet hatte, hatte er nie ein Paar entdeckt. Er war sich nicht mal sicher, was für eine Marke sie waren. Irgendeine ausgefallene, italienische Marke, die Mr. Blue Shoes bevorzugt gekauft hatte, bevor er hierhin in die Staaten gezogen war, malte Ben sich aus. Schon klar, vielleicht war er gar kein Italiener – aber das würde zumindest den dunklen Ton seiner Haut und sein rabenschwarzes Haar erklären. Ben wurde aus seinen Tagträumen gerissen, als er merkte, dass das Objekt seiner Begierde geradewegs auf ihn zu joggte. Und er hatte die ganze Zeit hier gestanden und ihn angestarrt. Normalerweise machte Ben wenigstens geringfügige Anstalten, um den Eindruck zu erwecken, dass er an der frischen Luft sei, um zu trainieren. Seine Muskeln waren wie gelähmt, und er versuchte zu entscheiden, was er tun sollte. Er sollte sich vielleicht nach rechts abwenden und weggehen, um nicht allzu auffällig zu wirken. Er fing an, genau das zu tun, als ihm bewusst wurde, dass er dann Mr. Blue Shoes nicht mehr sehen würde, also drehte er sich wieder um. Unglücklicherweise sendete sein verwirrtes Gehirn keine Signale an die Muskeln, die er gebraucht hätte, um tatsächlich loszulaufen. Ben blieb einfach stehen, so wie er zuvor schon gestanden hatte, mit dem Unterschied, dass er nun direkt in die Richtung blickte, aus der Mr. Blue Shoes kam. Und er konnte nichts tun, außer zu starren. Lust spülte jeden letzten Rest von Selbstbewusstsein weg. Ben blickte von den merkwürdig gefärbten Schuhen aufwärts. Seine Augen nahmen die schwarzen Härchen auf den muskulösen Waden wahr, bevor sie weiter nach oben wanderten, um die Ausstattung zu mustern, die unter der braunen Sporthose baumelte. Ohne sein Glück über Gebühr strapazieren zu wollen, ließ er seinen Blick weiter nach oben gleiten, wo sich die beachtlichen Brustmuskeln abzeichneten. Der Abend war nicht warm genug, als dass man ohne Shirt hätte laufen können, aber das graue Tank-Top erlaubte den uneingeschränkten Blick auf seine muskulösen Arme und das sexy schwarze Haar in seinen Achselhöhlen. Ben schaute in das attraktive Gesicht; er ignorierte die schweißnassen Strähnen dunklen Haares, die auf der breiten Stirn und den wohlgeformten Wangenknochen klebten, und schaute stattdessen lieber in die silbergrauen Augen, die ihn bis in seine Träume verfolgten. Mit einer Mischung aus Erleichterung und Abscheu stellte Ben fest, dass diese Augen auf sein T-Shirt fixiert waren. Sein offenkundiges Starren war möglicherweise gar nicht bemerkt worden, allerdings um den Preis, dass Mr. Blue Shoes den schlimmsten Teil seiner Aufmachung bemerkt hatte. Als er an Ben vorbeijoggte, trafen sich ihre Blicke. Mr. Blue Shoes hob seine Augenbrauen und nickte auf eine Weise, die unverkennbar »Cool!« sagte, bevor er ein Lächeln aufblitzen ließ. Und dann war er fort, unmittelbar gefolgt von einer schwitzigen, nach Moschus riechenden Duftwolke. Ben sog diesen Geruch tief...


Jay Bell hatte nie viel über Deutschland nachgedacht, bis er einen hübschen Austauschschüler kennenlernte. In diesem Moment wurden Bier und Bretzeln für ihn die wichtigsten Dinge auf der Welt. Nachdem Jay nach Deutschland zog, fing er an zu schreiben. Die Illustrationen zu seinen Romanen stammen von seinem Mann, Andreas Bell.



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