Musikalische Begabung und Expertise
E-Book, Deutsch, 205 Seiten
ISBN: 978-3-8409-1453-9
Verlag: Hogrefe Verlag
Format: PDF
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)
Autoren/Hrsg.
Fachgebiete
- Sozialwissenschaften Pädagogik Teildisziplinen der Pädagogik Sonderpädagogik, Heilpädagogik Hochbegabtenförderung
- Sozialwissenschaften Psychologie Allgemeine Psychologie Differentielle Psychologie, Persönlichkeitspsychologie Psychologische Diagnostik, Testpsychologie
- Geisteswissenschaften Musikwissenschaft Musikwissenschaft Allgemein Musikpsychologie, Musiksoziologie
- Sozialwissenschaften Psychologie Psychologische Disziplinen Angewandte Psychologie
Weitere Infos & Material
1;Inhalt;6
2;Themenschwerpunkt Musikalische Begabung und Expertise;10
2.1;Theoretische Modelle, Identifikations- und Förderansätze;10
2.1.1;Zusammenfassung;10
2.1.2;Abstract;11
2.1.3;Literatur;28
2.2;Beliefs of Music Educators and Students Concerning the Major Determinants of Musical Talent;33
2.2.1;Zusammenfassung;33
2.2.2;Abstract;34
2.2.3;1. Introduction;34
2.2.3.1;1.1 Overview of Gagne´’s DMGT;35
2.2.3.2;1.2 Is there a hierarchy of causal impact?;36
2.2.3.3;1.3 From Formal to Lay Theories;38
2.2.4;2. Method;39
2.2.4.1;2.1 Subjects;39
2.2.4.2;2.2 Instrument;39
2.2.4.3;2.3 Procedure;40
2.2.5;3. Results;40
2.2.5.1;3.1 General trends;41
2.2.5.2;3.2 Group comparisons;42
2.2.6;4 Discussion;43
2.2.6.1;4.1 Individual differences;43
2.2.6.2;4.2 General trends;44
2.2.6.3;4.3 Moderator variables;47
2.2.7;5. Conclusion;48
2.2.8;References;48
2.3;Musikalische Begabung aus Sicht der Cultural Studies;51
2.3.1;Zusammenfassung;51
2.3.2;Abstract;51
2.3.3;Literatur;69
3;Freie Forschungsberichte;73
3.1;Musikpräferenzen und aggressive Einstellungen in der vierten Grundschulklasse;73
3.1.1;Zusammenfassung;73
3.1.2;Abstract;73
3.1.3;1. Einführung;74
3.1.4;2. Hypothesen;77
3.1.5;3. Methode;77
3.1.5.1;3.1 Stichprobe;77
3.1.5.2;3.2 Erhebungsinstrumente und Materialien;78
3.1.5.3;3.3 Durchführung;79
3.1.6;4. Ergebnisse;80
3.1.6.1;4.1 Aggressionsdiagnostik;80
3.1.6.2;4.2 Musikpräferenzen und Aggression;81
3.1.6.3;4.3 Musikalische Aktivitäten;83
3.1.7;5. Diskussion;84
3.1.8;Danksagung;86
3.1.9;Literatur;86
3.1.10;Anhang: Liste der Musikstücke;89
3.2;Musik nach Maß;90
3.2.1;Zusammenfassung;90
3.2.2;Abstract;90
3.2.3;1. Zur Bedeutung von Musikselektionsvorgängen;91
3.2.4;2. Zum Forschungsstand;92
3.2.5;3. Untersuchungen im Rahmen des DFG-Projekts „Musikselektion“;93
3.2.6;4. Die Telefonbefragung;95
3.2.7;5. Ergebnisse;98
3.2.7.1;5.1 Musikauswahl in bestimmten Stimmungskontexten;98
3.2.7.2;5.2 Musikauswahl in bestimmten Aktivitätenkontexten;100
3.2.7.3;5.3 Interindividuelle Unterschiede der Musikauswahl in situativen Kontexten;102
3.2.8;6. Fazit und Ausblick;106
3.2.9;Literatur;108
3.3;Von der „Physik der Klangfarben“ zur „Psychologie der Klangfarben“;110
3.3.1;Zusammenfassung;110
3.3.2;Abstract;110
3.3.3;1. Klangfarbe und Formantbereich;111
3.3.3.1;1.1 Das Formantstreckengesetz;112
3.3.3.2;1.2 Das Formantverschiebungsgesetz;112
3.3.3.3;1.3 Das Sprunggesetz;112
3.3.3.4;1.4 Das Formantintervallgesetz;113
3.3.4;2. Klangfarbe und Instrumentation;114
3.3.4.1;2.1 Die Theorie der partiellen Verdeckung;115
3.3.4.2;2.2 Die Theorie der partiellen Verdeckung und Verschmelzung;115
3.3.4.3;2.3 Partielle Verdeckung und Verschmelzung innerhalb der Auditory Scene Analysis;117
3.3.4.4;2.4 Partielle Verdeckung und Verschmelzung innerhalb der Instrumentation;118
3.3.5;3. Klangfarbe und Instrumentengeschichte;119
3.3.6;4. Schlussfolgerung;121
3.3.7;Literatur;122
3.4;Die Beeinflussbarkeit emotionalen Erlebens von Musik durch olfaktorische Reize;127
3.4.1;Zusammenfassung;127
3.4.2;Abstract;127
3.4.3;1. Einleitung;127
3.4.4;2. Hypothesen;129
3.4.5;3. Durchführung des Experiments;129
3.4.6;4. Ergebnisse;129
3.4.7;5. Interpretation;133
3.4.8;Literatur;136
4;Nahaufnahme;138
4.1;Duft und Klang: Die immateriellen Installationen von Katja Kölle;138
5;Spot;141
5.1;musikabbau01 Eine experimentelle Musikperformance im Weltkulturerbe Rammelsberg, Goslar;141
6;Rezensionen;145
6.1;Philipp Brunner: Profane Leidenschaft. Explorative Studie zur Soziologie des Sammelns am Beispiel von Plattensammlern in Wien.;145
6.2;Claudia Bullerjahn: Grundlagen der Wirkung von Filmmusik.;147
6.3;Claudia Bullerjahn und Hans-Joachim Erwe (Hrsg.): Das Populäre in der Musik des 20. Jahrhunderts. Wesenszüge und Erscheinungsformen.;149
6.4;Annette Cramer: Grundlagen und Möglichkeiten der Musik- und Klangtherapie als Behandlungsmaßnahme bei Tinnitus.;151
6.5;Peter Desain and Luke Windsor (Eds.): Rhythm perception and production.;156
6.6;Jürgen Flender: Didaktisches Audio-Design. Musik als instruktionales Gestaltungsmittel in hypermedial basierten Lehr-Lern-Prozessen.;161
6.7;Wilfried Gruhn (Hrsg.): Aspekte musikpädagogischer Forschung;162
6.8;David J. Hargreaves, Dorothy Miell and Raymond A. R. MacDonald (Eds.): Musical Identities.;164
6.9;Milton D. Heifetz: Sexuality, Curiosity, Fear, and the Arts. Biology of Aesthetics.;167
6.10;Holger Höge: Schriftliche Arbeiten im Studium. Ein Leitfaden zur Abfassung wissenschaftlicher Texte;169
6.11;Diemut Anna Köhler: Gehörbildung für Absoluthörer. Musikpsychologische Grundlagen und Lehrkonzept.;170
6.12;Katharina Müller und Gisa Aschersleben (Hrsg.): Rhythmus. Ein interdisziplinäres Handbuch.;172
6.13;Renate Müller, Patrick Glogner, Stefanie Rhein und Jens Heim (Hrsg.): Wozu Jugendliche Musik und Medien gebrauchen. Jugendliche Identität und musikalische und mediale Geschmacksbildung;177
6.14;Richard Parncutt and Gary McPherson (Eds.): The Science and Psychology of Music Performance: Creative Strategies for Teaching and Learning.;179
6.15;Ulrich Seidler-Brandler: Die Verarbeitung tonaler Information im Arbeitsgedächtnis.;181
6.16;Bob Snyder: Music and Memory: An Introduction.;182
6.17;Manfred Spitzer: Musik im Kopf. Hören, Musizieren, Verstehen und Erleben im neuronalen Netzwerk.;187
6.18;Stefanie Stadler Elmer: Kinder singen Lieder: Über den Prozess der Kultivierung des vokalen Ausdrucks;189
6.19;Nikola Vatterodt: Boygroups und ihre Fans. Annäherung an ein Popphänomen der neunziger Jahre;192
7;Berichte;195
7.1;Musik im Alltag - Sozialpsychologie der Musik. Jahrestagung der DGM in Hildesheim vom 21. bis 23. September 2001;195
7.2;Stimme und Singen - Psychologische Aspekte. Jahrestagung der DGM in Magdeburg vom 27. bis 29. September 2002;198
7.3;Musikalische Begabung in der Lebenszeitperspektive. Internationale Tagung anlässlich des 10jährigen Bestehens des Instituts für Begabungsforschung und Begabtenförderung (IBFF) an der Universität Paderborn vom 18. bis 19. Oktober 2002;201
8;Mitarbeiter an diesem Band;203
9;Hinweise für Autoren;204
Musikalische Begabung aus Sicht der Cultural Studies (S. 50-51)
Jan Hemming
Zusammenfassung
Ein wichtiger Bestandteil der Cultural Studies ist die Identifikation und die Kritik essentialistischer Begriffe, zu denen auch der Terminus Begabung gezählt werden muss. Zu diesem Zweck wird eine Analyse des Gebrauchs dieses Begriffes in wissenschaftlichen, aber auch in alltäglichen Zusammenhängen vorgenommen. Diese Erschließung des „Diskursfeldes" ermöglicht zunächst einen alternativen Blick auf die Geschichte der Begabungsforschung. Daraus wird ersichtlich, dass die traditionelle Musikauffassung und der traditionelle Begabungsbegriff sich gegenseitig in ihrem kulturellen Wertesystem bestätigen. So wie die westlich-abendländische, tonale Musik als natürlich empfunden wird, erscheint auch Begabung als naturgegebene Anlage für eben diese Musik. In einer kulturwissenschaftlichen Argumentation, die vereinfacht als konsequente Anwendung der Frage „Begabung Ð wozu eigentlich?" charakterisiert werden kann, wird der Begriff dann aus seinem traditionellen Kontext herausgelöst. Der resultierende semantisch entleerte Begriff von Begabung ist der Ausgangspunkt für eine mögliche Neufassung des Begriffs, um diesen beispielsweise auf den Bereich der populären Musik übertragen zu können.
Abstract
Among the central strategies of Cultural Studies is the identification and the critique of essentialist notions in language, such as the term Begabung. Starting point is an analysis of the usage of this and related terms in academic and also in everyday language. Charting the ,discursive field‘ around central notion of Begabung helps to develop an alternative view of the history of research on giftedness and talent. It becomes clear that the traditional (classical) concept of music and the traditional notion of Begabung are reaffirming each other in their system of cultural values. Just as Western, tonal music is found to be most natural, giftedness and talent are considered to be the natural (re-)sources for exactly this kind of music. Based on a Cultural-Studies-critique which can most easily be understood as a continuous reiteration of the question „Begabung for what?", the term can be unchained from its traditional context. The resulting, semantically emptied notion of Begabung serves as a point of departure for a new conception of this term and possible applications in the domain of popular music.
Die Auseinandersetzung innerhalb der Psychologie hinsichtlich ihres Selbstverständnisses als Naturwissenschaft oder als Geisteswissenschaft reicht bis in das 19. Jahrhundert zurück. In den heute dominierenden Ausrichtungen wie etwa der klinischen und der empirischen Psychologie wird auf Exaktheit und Genauigkeit der Verfahren großer Wert gelegt, wodurch eine deutliche Nähe zur Naturwissenschaft (z.B. Eysenck 1985) entsteht. So ist fachintern etwa von der „Messung von Selbstkonzepten" (Mummendey 1979, S. 171), von „measures of natural abilities" (Gagne´ 1995, S. 108), von „Measurement of musical talent" (Seashore 1919) oder von „Measures of musical abilities" (Bentley 1968, S. 12) die Rede. Gerade aber die Vorstellungen von Exaktheit und Messbarkeit müssen mit Nachdruck hinterfragt werden, wenn sie auf geistige oder gar künstlerische Phänomene bezogen werden Ð ein Problem, auf das etwa Adorno in seiner Rezension von Seashores „Psychology of Music" bereits eindringlich hingewiesen hat (Adorno [1940] 1997).