Behmann | Reuter | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 250 Seiten

Behmann Reuter

Ein rettendes Drama
2. Auflage 2023
ISBN: 978-3-7584-4722-8
Verlag: epubli
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

Ein rettendes Drama

E-Book, Deutsch, 250 Seiten

ISBN: 978-3-7584-4722-8
Verlag: epubli
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Die Frau seines Lebens, bleibt bei dem Mann ihres Lebens. Reuter hat so einen richtigen Lauf im Leben. Leider in die ganz falsche Richtung. Er verliert seinen Job, fliegt aus seiner Wohnung und die Frau seines Lebens, bleibt bei dem Mann ihres Lebens. Ku?nstlerfreundin Alba geht derweil fu?r ein Stipendium nach Brasilien und Mangold verliebt sich hoffnungslos in eine italienische Fernsehmoderatorin. Zuru?ck bleibt Reuter, der sich alleine in seiner Wohnung verkriecht. Der Versuch sich selbst aus dem Leben zu katapultieren, scheitert fu?r ihn in grotesker Kla?glichkeit. Als sogar eine Schweizer Sterbehilfeorganisation ihn mit dem Hinweis nachhause schickt, er solle lieber sein Leben statt den Freitod finden, denkt Reuter sich, dass es wohl doch an der Zeit wa?re das zu entdecken, was er bisher anscheinend gar nicht kannte: sich selbst.

Jan C. Behmann ist Schriftsteller und Unternehmer.

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    Wenn man nichts erwartete, passierten einem die wildesten Dinge, hatte Reuter mal in einem Buch gelesen. Wobei Reuter generell wenig erwartete. Ob er damit hoffte, mehr zu erleben, war ihm selbst nicht klar.   Die Kaffeemaschine auf seiner Etage war schon wieder defekt. Reuter blickte auf das Schild, dass das Facility Management formvollendet an die Kaffeemaschine gehängt hatte. Wenn die doch so gut reparieren könnten wie Schilder aufhängen, dachte sich Reuter.   »Auch einen Kaffee?«, fragte es unvermittelt hinter ihm.   Reuter drehte sich um. Er behauptete von sich, jeden im Verlag zu kennen. Dieses Gesicht kannte er nicht. Grün gefärbte lange Haare, zu einem Dutt zusammengefasst, eine braune Hornbrille. Ein rundes Gesicht mit weichen Zügen und großen Augen. Den Dutt hielt ein Zopfband mit einer Krümelmonsterfigur. Ihre Beine waren ungewöhnlich lang und sie trug unter der zu kurzen Jeans (das sollte nun Mode sein, hatte Reuter beim Besuch seines Friseurs Richard in der Yellow Press gelesen) Ringelsocken. Ihre Sneaker waren abgelaufen und die Sohlen lösten sich leicht an den Rändern.   Reuter legte den Kopf schief und sagte erstmal nichts.   »Hallo, Sie, auch Kaffee?«, wiederholte sie langsam.   »Äh«, brachte Reuter hervor.   »Ah, der eloquente Typ Mensch. Sind mir die liebsten.«  Reuter fing sich und fühlte sich wie bei einem Windows-Neustart.   »Kaputt«, sagte er und deutete auf die Maschine.  »Ach, was!«, gab die Frau kess zurück.   »Ja, oder?«, lächelte Reuter unsicher.   »Tabea!«  »Ja?«  »Ich. Und Sie?«  »Reuter.«  »Vornerum oder hintenrum?«  »Wie?«   Sie blinzelte ihn durch ihre Brille mit dem dicken braunen Gestell an.   »Vorname oder Nachname? Oder, halt! Modename?«  »Eigentlich Nachname.«  »Reimann!«  »Wie?«  »Mein eigentlicher Nachname.«  »Äh, danke. Ich Reuter.«  »Wunderbar. Sie, Reuter, auch Kaffee?« Sie lachte. Mit ihren schmalen Lippen und dem breiten Mund. Wer war diese Person, fragte Reuter sich.   »Ja, aber woher?«  »Mitkommen!«, befahl sie mit einem Kopfnicken gen Tür.  »Ich wusste gar nicht, dass wir im Kopierraum einen Wasserkocher haben«, schaute sich Reuter erstaunt um.   »Haben wir auch nicht.«  Reuter guckte sie irritiert an.  »Genauer: Hatten wir nicht. Jetzt schon. Ist der vom Abteilungsleiter der Anzeigen.«  »Meinem Chef?«  »Sie machen hier bei den Werbeanzeigen mit?«  »Sieht so aus.« Konnte man noch dämlicher antworten, fragte Reuter sich.   »Aussterbende Gattung, finden Sie nicht?«  »Tja, also, ich finde…«  Sie goss das heiße Wasser auf das Kaffeepulver im Filter.   »Meine Oma sagte immer, das Beste sei das Einfache. Et voila: Da haben wir das Einfache. Kaffeefilter, Kaffeepulver, heißes Wasser drauf und fertig.«  Reuter nickte.   »Und als was arbeiten Sie hier? Ich meine, ich dachte, ich kenne jeden hier im Haus.«  »Bin neu. Recruiting.«   »Äh, was ist das?«  Sie schaute ihn schmunzelnd an.  »Hier mal ein paar mehr frische, junge Menschen installieren. Wie wollen wir denn sonst die Zukunft stemmen? Kauft doch keiner mehr. ›Print is dead‹. Der Spruch an sich ist schon dead. Wenn selbst die Londoner Times sich für ’n Euro im Monat an die Leser:innen prostituiert, sagt das viel über unsere Branche aus.«  »Ich denke, wir halten uns wacker.«  »Jaja.«  Der Kaffee dampfte, und Tabea blies über den Kaffeespiegel. Sie hielt die Tasse mit beiden Händen.   »Gern hier?«  »Schon fast immer hier.«  Sie blickte ihm in die Augen.   »Was machen Sie heute Abend außer das, was Sie immer machen?«  »Wäre das nicht meine Frage gewesen?«     Sie wartete an einen Stromkasten gelehnt, direkt rechts neben dem Ausgang des Verlags an der Mainzer Landstraße. Sie trug einen khakifarbenen Pullover, der wie die Resteverwertung einer Velourscouch wirkte. Er war Reuter beim Kennenlernen gar nicht aufgefallen. Über der Schulter hatte sie einen Fjällräven-Rucksack hängen und las in einem Reclam-Bändchen. Etwas klischeehaft, dachte Reuter.   Er trat aus dem Verlagsausgang und wickelte sich seinen moosgrünen Schal um. Seine Wachsjacke zog er zu. Es windete. Der Winter verabschiedete sich mit böigen, verregneten Tagen. Tabea schien das nichts auszumachen. Sie trug keine Jacke und schien auch keine dabeizuhaben.   »Sie auch hier?«, lächelte Sie.   »Ein Zufall, nicht?«  »Und schon was vor?«  »Soll eine Frau treffen, die ich gar nicht kenne.«  »Unfassbar, und das in der Abenddämmerung?«  »Ja, wilde Zeiten sind das. Und das im Gallus.«  »Dann passen Sie mal auf, dass Sie nicht ohne Nieren in Paraguay aufwachen.«   Reuter guckte irritiert.  »Kleiner Scherz.«  »Wo gehen wir hin?«  »Ich dachte, das sei Ihre Rolle?«  Reuter lachte unsicher.  »Nein, nein, kommen Sie mal mit. Wir fahren mit der S-Bahn. Wissen Sie noch, wie das geht?«  »Wie?«  »Sie sind doch mit Sicherheit so ein Autofahrer. ›ÖPNV nein danke‹ und so?«  »Naja, ich bin eher der Autofahrer, ja.«  »Wusste ich’s doch.«     Sie stiegen die Stufen zur S-Bahnstation Gallusanlage empor. Reuter Treppenstufe für Treppenstufe, Tabea nahm immer zwei Stufen auf einmal.   »Sie halten den Handlauf fester als eine Geliebte.«  »Sicher ist sicher.«  »Geistig schon was älter?«, grinste sie ihn an, als sie auf dem Bahnsteig angekommen waren.   »Nicht nur geistig, auch ganz formal.«  »Besser als jung. Die jungen Männer sind alle, was soll ich Ihnen sagen?«  Reuter zuckte mit den Schultern.   Tabea winkte ab. »Nix halbes, nix ganzes.«  »Das klingt jetzt so, als wenn Sie auf die Vierzig zugingen.«  »Vielleicht tue ich das auch gerade.« Sie lachte verwegen.  Die S-Bahn fuhr ein.     »Sie haben noch nie vom WILDSTEIN gehört?« Ihr Blick war so konsterniert, als hätte er verwundert auf die Existenz des Telefons reagiert.   »Nein, muss ich mich schämen?«  »Auf die stille Treppe mit ihnen! Nein, aber das kennt man doch.«  »Weil?«  »Ja, weil!«  »Ich lehne Dinge ab, die man angeblich kennen muss.«  »Das habe ich aber nicht gesagt.«  »Und weswegen dann?«  »Weil ich dort glücklich bin.«    Hinter der Eingangstür hing ein dicker, purpurner Windfang, durch den Tabea sich galant durchmanövrierte, wogegen Reuter sich direkt darin verfing. Grandios, dachte er, Rentnerperformanz.   Sie zog mit ihren langen Fingern den Windfang zur Seite und deutete eine Willkommensgeste an.   »Nett hier«, Reuter schaute sich neugierig um. Die Wände waren aus Lehm, beklebt mit Plakaten, die Geschichten erzählten, so alt wirkten sie. Das ganze Café atmete gelebtes Leben. Reuter war beeindruckt, er kannte diesen Laden nicht. Nicht mal vom Hörensagen.   »Aber waren Sie schonmal in Baden-Württemberg?«  Reuter schaute irritiert. »Ja, also…«  »Nee, der Werbespruch. ›Nett hier, aber waren Sie schonmal…‹«   »Ah, den hatte ich nicht spontan parat.«  Sie nahmen an einem kleinen runden Tisch in der Ecke Platz. Die Bedienung kam an ihren Tisch und trug eine ausgefranste Jeans.   »Na, auch wieder da?«, schaute sie Tabea herzlich an, die nickte.   »Aber wer ist er?«  ›Er‹, dachte Reuter, zieht sich grad die Wachsjacke aus und ist neu hier.   »Ein Kollege, Reuter.«   »Hi Reuter. Ich bin Lissy.«  Reuter nickte.   »Ist das ´nen Tweed-Sakko?«  Reuter schaute an sich herunter und bejahte.   »Selten hier gesehen, dennoch willkommen. Dein erstes Mal hier?«  »Ja, noch nie gehört von diesem Café.«  Lissy verzog das Gesicht und rieb sich an ihrem Nasenring.  »Wir sehen uns auch nicht als Café im klassischen Sinne.«  Reuter schaute sich um. »Als was dann?«  »Als Heimat.«  Sie bestellten zwei Cappuccino.   »Ich hätte gerne auch ein Wasser mit Gas dazu.«  »Bekommst du hier eh immer zu jedem Heißgetränk«, unterbrach ihn Lissy.   »Eine Heimat, du erinnerst dich.«  »Wusste nicht, dass sowas auch Getränke einschließt.«   Tabea lächelte und nickte: »Habe Ihnen doch gesagt, dass ich hier glücklich bin.«  Lissy schaute irritiert, als Tabea Reuter...



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