Konzepte, Strategien und Praktiken
E-Book, Deutsch, 248 Seiten
ISBN: 978-3-7543-5546-6
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Autoren/Hrsg.
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Barbara CONRAD-GRÜNER3 & Christine SCHURR (Ulm)
Internationale Studieneingangsphase revisited: Digitale Maßnahmen zur Unterstützung von Vorbereitungsphase und Studienbeginn internationaler Studierender
Werkstattbericht · DOI: 10.3217/zfhe-16-02/02 Zusammenfassung Internationale Studierende stehen vor der besonderen Herausforderung, sich zu Beginn ihres Studiums im Ausland an ein neues Umfeld (sozial und akademisch) anpassen zu müssen. An der Technischen Hochschule Ulm wurde ein ganzheitliches Unterstützungskonzept für diese Studierendengruppe aufgebaut, welches die Studierenden insbesondere in der Vorbereitungs- und Studieneingangsphase im Blick hat und mithilfe digitaler Medien unterstützt, Herausforderungen des Studieneinstiegs zu meistern. Schlüsselwörter Internationale Studierende, Studieneingangsphase, digitale Unterstützungsmaßnahmen International introductory phase revisited: Digital measures to support the preparatory phase and the start of studies for international students Abstract International students face the particular challenge of having to adapt to a new environment (social and academic) at the beginning of their studies abroad. At Ulm University of Applied Sciences, a holistic support concept has been set up for this group of students. The concept focuses in particular on the the preparatory and introductory phase and uses digital media to help students master the challenges of starting their studies. Keywords international students, introductory phase, digital support measures 1 Studieneingangsphase internationaler Studierender – Chancen digitaler Medien
Die Studieneingangsphase stellt für alle Studierenden eine besonders kritische Phase des Übergangs dar. Sie ist entscheidend für den weiteren Erfolg des aufgenommenen Studiums und erfordert enorme Anpassungsleistungen von den Studierenden (HRK, 2018, S. 2). Bereits in der Zeit vor dem eigentlichen Studienbeginn laufen wichtige Phasen des Studienverlaufs ab (BRUNNER, KRETSCHMER, HOFFMANN & ZAWACKI-RICHTER, 2015, S. 36) (Abb. 1), in welchen internationale Studierende gegenüber nationalen Studierenden im Nachteil sind. Abb. 1: Studienverlaufsphasen – 10-Phasen-Modell nach BRUNNER et al., 2015, S. 36. Farbige Markierung der hier behandelten Phasen. 1.1 Besondere Herausforderungen internationaler Studierender Internationale Studierende sind von besonders großen Veränderungen in ihrem Alltag betroffen, denn sie müssen sich zu Beginn ihres Studiums im Ausland an ein neues soziales wie akademisches Umfeld anpassen (Sachverständigenrat (SVR), 2017, S. 26). Sie stehen vor einer ganzen Reihe von Herausforderungen, die nur indirekt mit der eigentlichen Studienleistung zusammenhängen. Von sprachlichen Problemen über unzureichende Vorbereitungsmöglichkeiten für die Auslandserfahrung und soziale Isolation bis hin zu Geldsorgen (SVR, 2017, S. 21ff.) behindern viele Faktoren das erfolgreiche Studium im Ausland. Bereits vor dem eigentlichen Studium sind sie gegenüber nationalen Kommilitoninnen und Kommilitonen im Nachteil: Klassische Informationsveranstaltungen vor Ort oder Bildungsmessen sind für internationale Studierende oft unerreichbar und auch während der Orientierungs- und Bewerbungsphase sind sie oftmals noch in ihren Heimatländern und können viele Angebote nicht nutzen. Digitale Formate und Maßnahmen können Möglichkeiten sein, auf diese besonderen Herausforderungen zu reagieren, um den Studienerfolg internationaler Studierender sicherzustellen. 1.2 Internationalisierung durch Digitalisierung Internationalisierungsmaßnahmen4 sind heute ohne Digitalisierung5 kaum vorstellbar, insbesondere auch im Bereich der Hochschulen: Digitale Medien ermöglichen, Studierenden, unabhängig von Ort und Zeit, in Kontakt zu treten und Informationen zu teilen (LEASK, 2004, S. 340). Der Trend für Digitalisierung spiegelt sich auch in der neuen ERASMUS Programmgeneration, welche neben sozialer Inklusion und der Förderung der Teilhabe junger Menschen am demokratischen Leben auch den grünen und digitalen Wandel in den Fokus stellt. Für die Beratung und Betreuung internationaler Studierender, schon vor der Anreise am Hochschulstandort, sind digitale Medien die entscheidende Brücke, um den beschriebenen Nachteilen entgegenzuwirken. Am Beispiel des Projekts „AHEAD – MoveIn“6 an der Technischen Hochschule Ulm (THU) werden im Folgenden digitale Maßnahmen vorgestellt, die zur Unterstützung internationaler Studierender bereits ab dem Zeitpunkt des Studieninteresses und in der Studieneingangsphase entwickelt wurden. 2 Projekt AHEAD an der THU – Digitale Maßnahmen zur Unterstützung des Studienerfolgs internationaler Studierender
An der THU gibt es seit dem Wintersemester 2016/17 einen von insgesamt nur zwei Bachelor-Studiengängen der Informatik in ganz Deutschland, die vollständig in englischer Sprache angeboten werden. Jedes Jahr zum Wintersemester fangen internationale Studierende7 an der THU an, diesen englischsprachigen Studiengang Computer Science (CTS) zu studieren (Abb. 2). Im Rahmen des vom Ministerium für Wissenschaft und Kunst Baden-Württemberg geförderten Projekts „AHEAD – MoveIn“ wurde ein ganzheitliches Konzept für diese internationale Studierendengruppe konzipiert, um sie in all denjenigen Bereichen zu unterstützen, in denen sie gegenüber einheimischen Studierenden eine gewisse Benachteiligung erfahren. Die Ziele des Projekts (Abb. 3) sind eng mit der Internationalisierungsstrategie der THU verzahnt. Abb. 2: Anzahl der Studienanfänger/innen des Studiengangs CTS an der THU, jeweils zum Wintersemester, eigene Darstellung Abb. 3: Übergeordnete Ziele des Projekts „AHEAD – MoveIn“, eigene Darstellung Aus eigenen Umfragen und Erfahrungen aus den Jahren seit Einführung des englischsprachigen CTS Studiengangs ist bekannt, dass internationale Studierende an der THU insbesondere vor den in Abb. 4 dargestellten Herausforderungen stehen, welche sich mit jenen decken, die an anderen Stellen als bekannte Herausforderungen internationaler Studierender genannt werden (SVR, 2017, S. 21ff.; HOFFMEYER-ZLOTNIK & GROTE, 2019, S. 53f.). Abb. 4: Besondere Herausforderungen internationaler Studierender, eigene Darstellung Das umfassende Gesamtkonzept des Projekts hat die internationalen Studierenden von der Zeit des Studieninteresses über die gesamte Studienzeit bis hin zum Übergang in die Arbeitswelt im Blick (Stichwort Student-Life-Cycle (SCHULMEISTER, 2007)). Im Folgenden werden Webinare und das Mentoring-Programm als digitale Maßnahmen des Projekts vorgestellt, welche die Studierenden speziell in der Zeit der Studienvorbereitung und des Studienstarts unterstützen und zusammengenommen eine zielführende Betreuung ermöglichen (KERRES, 2018, S. 18). Webinare Während der Zeit der Studienorientierung (Januar–März) und des Bewerbungsprozesses (April–Juli) werden in Kooperation mit Professorinnen und Professoren des CTS Studiengangs regelmäßig englischsprachige Webinare angeboten. Zwischen Mai 2019 und April 2021 konnten so in zehn Webinaren über 110 Studieninteressierte informiert werden. Die Webinare fanden zu unterschiedlichen Uhrzeiten statt, um die Zeitverschiebung zu berücksichtigen. Die Konzeption der Webinare orientiert sich an der gestaltungsorientierten Mediendidaktik und setzt Medien, Zielgruppe und Zielsetzung in ein Verhältnis (KERRES, 1999, S. 10). Auf Grundlage systematischer Analysen der besonderen Bedingungen internationaler Studierender und ihres Informations- und Beratungsbedarfs wurden Inhalte und Aufbau entwickelt. Beworben werden die Webinare über die projekteigene Homepage (auf welche auch aufseiten des DAAD verwiesen wird) und die Social-Media-Kanäle der Hochschule. In Webinaren kann standortunabhängig effizient Wissen an eine größere Gruppe Interessierter vermittelt werden. Die Teilnehmenden stellen dabei einen ersten „persönlichen“ Kontakt zur Hochschule her, der sich entscheidend auf die Wahl der Hochschule auswirken kann. Nicht nur aktive Teilnehmende profitieren von diesen Live-Webinaren. Durch die online Verfügbarkeit der Veranstaltung im Anschluss werden auch Studieninteressierte angesprochen, die nicht teilnehmen konnten und sich später das Webinar ansehen möchten (KERRES, 2018, S. 18). Da mit der Zulassung (Juli/August) neuer Informationsbedarf entsteht, finden weitere Webinare statt, die speziell auf Fragen abzielen, die mit dem Start eines Studiums im Ausland zusammenhängen. Damit kann auf die verschiedenen Phasen der Informations- und Beratungsanliegen speziell eingegangen werden (BRUNNER et al., 2015). Im Sommersemester 2020 wurden Webinare zusätzlich genutzt, um den Studierenden Updates zur pandemiebedingten Situation (verschobener Bewerbungszeitraum, Online-Semester) an der Hochschule zu...