E-Book, Deutsch, 486 Seiten, Gewicht: 1 g
Becker / Stresemann Reden und Schriften
2. Auflage Hrsg. von Hartmuth Becker. 2010
ISBN: 978-3-428-52139-5
Verlag: Duncker & Humblot
Format: PDF
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)
Politik - Geschichte - Literatur, 1897-1926. Mit biographischem Begleitwort von Rochus Frhrn. v. Rheinbaben
E-Book, Deutsch, 486 Seiten, Gewicht: 1 g
ISBN: 978-3-428-52139-5
Verlag: Duncker & Humblot
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Mit den von Rochus Freiherrn von Rheinbaben 1926 erstmals edierten Reden und Schriften liegt ein eminent aufschlußreiches zeitgeschichtliches Dokument nunmehr in der 2. Auflage vor. Der Band bietet einen tiefen Einblick in das Denken und Handeln Gustav Stresemanns, dem bedeutendsten Außenpolitiker der Weimarer Republik, und dokumentiert dessen Urteilskraft und Weitsicht in Innen- und Außenpolitik.
Gustav Stresemann ist in der Literatur nicht unumstritten. Zahlreiche mißverständliche, z. T. widersprüchliche Zuschreibungen urteilen: Er sei französischer Erfüllungsgehilfe, opportunistischer Machtpolitiker, Wegbereiter Hitlers oder Vorkämpfer eines vereinten Europas gewesen. Dabei bringt die selbstreferentielle Kritik kein Verständnis für eine situative Realpolitik in schwieriger Zeit auf. Zweifelsfrei war der langjährige Reichsminister des Auswärtigen zeitlebens Parteipolitiker und daher einem parteiischen Handeln verpflichtet. Gleichwohl wirkte der große Staatsmann Gustav Stresemann weit über das bloße Tagesgeschäft und den gewöhnlichen Interessenbetrieb Weimars hinaus.
Fachgebiete
- Sozialwissenschaften Politikwissenschaft Internationale Beziehungen Diplomatie
- Geisteswissenschaften Geschichtswissenschaft Weltgeschichte & Geschichte einzelner Länder und Gebietsräume Deutsche Geschichte
- Sozialwissenschaften Politikwissenschaft Politikwissenschaft Allgemein Politische Geschichte
- Geisteswissenschaften Geschichtswissenschaft Geschichtswissenschaft Allgemein Biographien & Autobiographien: Historisch, Politisch, Militärisch
Weitere Infos & Material
Inhaltsübersicht: Biographisches Begleitwort von Rochus Frhrn. v. Rheinbaben - Politik: 1907. Flotte, Weltwirtschaft und Volk - 1910. Deutsch-englische Schicksalsgemeinschaft - 1916. Weltkrieg und öffentliche Meinung - Brauchen wir Kolonien? - Besuch deutscher Reichtstagsabgeordneter in Bulgarien - Der Volksvertretung mehr Rechte! - 1917. Volk, Reichstag, Heer - Bassermann - Burgfriede - Neue Zeiten - 1918. Polen und der Friede - Der Glaube an Sieg und Zukunft - Ludendorffs Abschied - Der Umsturz - Das alte und das neue Deutschland - 1919. Friedrich Naumann - Kaiserreich, Revolution, Wiederaufbau - Scapa Flow - Bethmann Hollweg - Zum Jahrestag der Revolution - 1920. Der Aufstand Kapps - 1921. Kriegsschuldlüge und Versailler Vertrag - Stimmungen, Erkenntnisse und Pflichten - Ablehnung des Londoner Ultimatums - Bülow - Erzberger - 1922. Schutz der Verfassung - Zu Cunos Regierungsprogramm - 1923. Aktive Politik - Der passive Widerstand - Fraktionspolitik oder Volksgemeinschaft? - Aufgabe des passiven Widerstandes im Ruhrgebiet - 1924. Wege der Außenpolitik - Das Sachverständigengutachten - Durch Arbeit und Opfer zur Freiheit - Stinnes - 1925. Deutsch-österreichisches Wirtschaftsabkommen - Räumung des Ruhrgebietes und der Sanktionsstädte - Der Vertrag von Locarno - Nach Unterzeichnung des Locarno-Vertrages - Amundsen - Friedrich Ebert - 1926. Südtirol - Der Berliner Vertrag - Ansprache an Saardeutsche Sänger - Student und Staat - Deutschlands Eintritt in den Völkerbund - Geschichte und Literatur: David Friedrich Strauß als Lyriker - Maurertum und Menschheitsbau - Kinkels Verteidigungsrede - Napoleon und wir - Goethe und Napoleon - Weimarer Tagebuch - Väter und Söhne - Deutsche Kunst - Prolog zur Feier des Wahlsieges der Kirchlich-Liberalen in der St. Thomas-Gemeinde - Vineta - Herbst - Einsam hinauf zu den Sternen - Sach- und Namenregister
Deutsche Kunst (S.465-466)
Prolog zur Wiedereröffnung des Stadttheaters in Liegnitz (30. 9. 1916)
Wenn sonst der Sommer Deutschlands von uns schied, Und wenn in diesem Saal die frohgemute Menge Zu festlich hoher Daseinsfreude sich verband, Dann war der Sinn allein der Kunst geweiht, Die von den „Brettern, die die Welt bedeuten“, Zu Euch hier sprach. Oft war des Frohsinns Lust In diesen Hallen unser Allgebieter, Und aus der Töne jauchzend hellen Klängen, Aus Licht und Freude ward der Geist geschaffen, Der dieser Stätte sein Gepräge gab Und uns zu frohem Schauen hier vereinte.
Doch heute scheint es vielen kalt und schal, Was wir dem deutschen Volke geben können, Denn über Spiel und Wort und Phantasie Und allem, was je Menschenhirn ersann, Ragt noch die Gegenwart, in der wir leben. Was je ein Dante, was ein Shakespeare sah, Was Goethes Geist, die Welt umspannend, ahnte, Was aller Völker Dichter je geschaut Und aus des Bluts und Herzens heiß’ Empfinden In glüh’nden Worten flammend ausgegossen: Wie klein erscheint es, da das größte Drama, Das je die Menschheit sah seit tausend Jahren, Vor uns, den Zeitgenossen, sich entfaltet, Unfaßbar heute noch in seiner Wirkung, In seiner Zukunft Weltenschicksal bergend Und uns den Atem raubend in Erlebung Des größten Kampfes, den je Völker sahen.
Und doch hat unsre Kunst ihr Daseinsrecht Sich auch in diesem Weltenbrand bewahrt Als deutsche Kunst! Denn das ist deutsche Art, Dem ewig Wahren grübelnd nachzudenken Und auch umstürmt vom Tatendrang der Welt Pilatusfragen sinnend abzuwägen. Im Schützengraben sich in „Faust“ vertiefen, Beethoven-, Wagnermelodien im Herzen, Seht, das ist Deutschland, ist das alte Deutschland Der Denker und der Dichter und der Träumer, Das Deutschland, das sie nicht vernichten können, Das Deutschland, das wir uns erhalten müssen, Erhalten mit dem Leiberwall dort draußen, Erhalten tief im Geiste uns hierinnen, Das Deutschland, dem wir leben, dem wir sterben!
So laßt uns denn in dieser schweren Zeit, In der der Feind millionenfach uns dräut, Im Tempel deutscher Kunst uns neu erheben. Und mag die Fremde uns Barbaren heißen, Wir wissen, daß die Welt von uns empfing Mehr, als uns je zurückgegeben ward, Daß in der Welt des Geistes und der Töne Der deutsche Name strahlend sich erhebt Und über allen Erdenhauch hinweg Der Welt Unsterbliches oft reichlich schenkte. Nur wir, wir waren oft zu angstvoll klein, Um deutsches Wesen und uns selbst zu achten; Ehrt Eure deutschen Meister, klang es einst Aus Dichtermund, – kling’ es Euch heute wieder!