Die kommunikativen Prozesse im Unterricht beschäftigen so unterschiedliche Disziplinen wie die Pädagogik, die pädagogische Psychologie, die allgemeine Didaktik und die Fachdidaktiken. Ihr Ansatz bleibt oft normativ, weil es primär um vermeintlich erfolgreiche Handlungsmuster des Lehrens geht. Die Linguistik eröffnet hier - als angewandte Gesprächsforschung - einen neuen Zugang zur Unterrichtswirklichkeit: Durch ihre spezifische Methode der Transkription authentischer sprachlicher Interaktionen kann sie diese valide dokumentieren und analysieren. In den letzten dreißig Jahren hat sich auf dieser Grundlage eine reiche Tradition linguistischer Arbeiten herausgebildet, die in diesem Band gewürdigt werden soll. In der Perspektive dreier pragmalinguistischer Ansätze erscheinen die Kommunikationsprozesse im Unterricht: Die (angelsächsische) Diskursanalyse, die ethnomethodologische Konversationsanalyse und die funktionale Pragmatik haben unterschiedliche Verfahren zur Beschreibung und Erklärung entwickelt; sie werden im ersten Teil ausführlich dargestellt. Einen zweiten Schwerpunkt bildet die Analyse der kommunikativen Verhältnisse in unterschiedlichen Lehrformen: Lehrervortrag, Lehrgespräch als fragend-entwickelnder Unterricht, Schülergespräch (Diskussion), Schülervortrag (Präsentation) und Gruppenarbeit. Schließlich folgt eine Analyse von Tätigkeiten, mit denen der Lehrer den Unterrichtsprozeß organisiert. Dazu gehören sprachliche Handlungsmuster wie die Phasierung oder Strukturierung ebenso wie die Organisation der Rederechtverteilung und die Maßnahmen zur Aufrechterhaltung der Ordnung (Disziplinierungen). Ein Vorschlag zu didaktischen Maximen beschließt das Buch.
Becker-Mrotzek / Vogt
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