Barkawitz | Sherlock Holmes - Neue Fälle 08: Sherlock Holmes jagt Hieronymus Bosch | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, Band 3008, 200 Seiten

Reihe: Sherlock Holmes - Neue Fälle (Historische Kriminalromane)

Barkawitz Sherlock Holmes - Neue Fälle 08: Sherlock Holmes jagt Hieronymus Bosch


1. Auflage 2024
ISBN: 978-3-95719-207-3
Verlag: Blitz Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

E-Book, Deutsch, Band 3008, 200 Seiten

Reihe: Sherlock Holmes - Neue Fälle (Historische Kriminalromane)

ISBN: 978-3-95719-207-3
Verlag: Blitz Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Welche Verbindung besteht zwischen einem mittelalterlichen holländischen Maler wie Hieronymus Bosch und einer unheimlichen Mordserie im London des Jahres 1895? Keine, meint Inspektor Lestrade von Scotland Yard. Doch Sherlock Holmes ist anderer Ansicht. Gemeinsam mit Dr. John Watson ermittelt er in finsteren Opiumhöhlen und einem geheimnisvollen Wasserschloss. Dabei lernt er eine zwielichtige Opernsängerin, einen rätselhaften Gnom und einen heruntergekommenen Engelmacher kennen.

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Im Blutkeller
  Wenn ein Mann müde an London wird, ist er müde am Leben, denn es gibt in London alles, was das Leben bieten kann. Diese Worte unseres großen Gelehrten und Dichters Samuel Johnson gingen mir durch den Sinn, als ich an einem schönen Frühsommermorgen des Jahres 1895 zur Times griff. Mrs Hudson hatte soeben das Frühstück gebracht, das ich gerne gemeinsam mit meinem besten Freund einnehmen wollte, aber die geschlossene Schlafzimmertür legte die Vermutung nahe, dass mein Mitbewohner noch nicht aufgestanden war. Mein Blick schweifte durch unseren Salon. Wie üblich hatte Holmes seine Korrespondenz mithilfe eines Taschenmessers am Kaminsims befestigt, und die zerfetzte Tapete sowie der abgebröckelte Verputz zeugten von seinen nachmittäglichen Schießübungen mit dem Revolver. Sein Tabak steckte wie gewohnt in der Spitze eines persischen Pantoffels. An den bestialischen Gestank, der von den Chemikalien meines Gefährten ausging, hatte ich mich sehr schnell wieder gewöhnt. Nach dem Tod meiner geliebten Gattin Mary war ich wieder in der Baker Street 221B eingezogen, und die gemeinsame Detektivarbeit mit Holmes hatte sich als der beste Balsam für meine wunde Seele erwiesen. Doch nun hatten wir vor Kurzem einen spektakulären Kriminalfall zu einem erfolgreichen Abschluss gebracht, und ich musste mir eingestehen, dass sich in meinem Inneren bereits eine gewisse Leere breitzumachen begann. Ich ertappte mich schon seit einigen Tagen dabei, dass ich die Morgenzeitung mit der Hoffnung auf ein möglichst abscheuliches Verbrechen aufschlug. Derartige Gefühlsregungen widersprachen eigentlich den ethischen Grundsätzen, die für mich als Mediziner eine Notwendigkeit und Verpflichtung sein sollten, aber der geneigte Leser wird mir diese Emotionen hoffentlich nachsehen. Die Lebenserfahrung beweist schließlich, dass Kriminalität ein ständiger und unvermeidlicher Begleiter unserer Kultur ist, verweist doch schon der Konflikt zwischen Kain und Abel, den jeder in der Heiligen Schrift nachlesen kann, auf die latent vorhandene dunkle Seite in jedem Menschen. London jedenfalls – um dem bedeutenden Samuel Johnson auch in dieser Hinsicht recht zu geben – war eine Stadt, in der jedes nur vorstellbare Verbrechen geschehen konnte. Wo viel Licht ist, findet sich auch viel Schatten, wie es so schön heißt. Seit den Zeiten des finsteren Mittelalters waren unsere Straßen nicht unbedingt sicherer geworden. An diesem Tag jedoch, da mein vorliegender Bericht beginnt, war es wie verhext. Gewiss, es hatten sich wieder zahlreiche Schandtaten in der Hauptstadt des britischen Empires ereignet, allerdings handelte es sich offenbar ausschließlich um Schurkereien, die durch einen Inspektor von Scotland Yard oder sogar durch einen einfachen Konstabler im Streifendienst aufgeklärt werden konnten. Vom Handtaschendiebstahl bis zur Wirtshausrauferei, von der Falschmünzerei bis zum Mädchenhandel fanden sich zahlreiche Meldungen über verbrecherische Umtriebe, doch zu meinem größten Missfallen war keine dieser Untaten dazu geeignet, den Intellekt und die Phantasie der Scotland-Yard-Beamten zu überfordern. „Nicht Kunst und Wissenschaft allein, Geduld will bei dem Werke sein. Dieses Goethe-Zitat sollten Sie sich zu Herzen nehmen, mein lieber Watson.“ Ich zuckte zusammen, als ich Sherlock Holmes’ Stimme vernahm. Mein Freund hatte lautlos seine Schlafzimmertür geöffnet und war ebenso geräuschlos in unseren Salon getreten. Er war bereits komplett bekleidet, lediglich anstelle des Gehrocks trug er noch einen bequemen samtenen Schnürrock, der als Hausjacke Verwendung fand. Natürlich wusste ich als gebildeter britischer Gentleman, wer der von Holmes erwähnte deutsche Dichterfürst Johann Wolfgang von Goethe gewesen war, doch mich trieb vielmehr die Frage um, auf welche Weise mein Freund meine Ungeduld bemerkt hatte. Konnte man in meinem Gesicht wirklich lesen wie in einem offenen Buch? Da ich nach mehreren Jahren an der Seite des Meisterdetektivs inzwischen mit seiner Deduktionsmethode vertraut war, sagte ich: „Sie haben bemerkt, dass ich die Seite mit den Polizeiberichten aufgeschlagen habe, nicht wahr, Holmes?“ Er nickte lächelnd und trat näher. Zuvor hatte der Abstand zwischen uns noch ungefähr acht Fuß betragen. Für einen scharfäugigen Mann wie Holmes war es trotzdem ein Leichtes gewesen zu erkennen, auf welcher Seite ich meine Zeitungslektüre unterbrochen hatte. „Elementar, Watson. Außerdem wechselte ihr gereizter Blick mehrmals zwischen der aufgeschlagenen Zeitungsseite und dem Regal mit Ihren Aufzeichnungen über unsere Kriminalfälle hin und her. Berücksichtigt man außerdem, dass Sie grundsätzlich ein sehr ausgeglichener Mensch sind, so muss man kein Hellseher sein, um Ihre Ungeduld zu erkennen. Aber ich kann Sie beruhigen, mein Freund. Der verwitwete Schuhmachermeister dort auf der Baker Street will garantiert zu uns. Ein neuer Fall rückt also in greifbare Nähe.“ Holmes hatte die Stores ein wenig zur Seite geschoben, um einen Blick aus dem Fenster zu werfen. Bevor ich mich aus meinem Sessel erheben und mich zu ihm gesellen konnte, waren unten im Haus und auf der Treppe bereits Geräusche und Stimmen zu hören. Gleich darauf klopfte Mrs Hudson an unserer Wohnzimmertür, um einen Besucher zu melden, und der Mann, den Holmes unten auf der Straße erblickt hatte, trat ein. Man musste kein Meisterdetektiv sein, um zu erkennen, dass der Ärmste in Trauer war. Die schwarze Armbinde an seinem Tweed-Jackett war nicht zu übersehen. Doch wie hatte Holmes herausgefunden, dass er seine Gattin und nicht etwa ein Kind oder einen Elternteil verloren hatte? Ich schätzte den Besucher auf Mitte fünfzig. Als Mediziner wusste ich natürlich, dass die Lebenserwartung eines Mannes nur rund sechzig Jahre betrug, zumal wenn er aus der Arbeiterschicht stammte, was bei diesem Trauernden offenbar der Fall war. Es war also eher unwahrscheinlich, dass seine Eltern noch am Leben beziehungsweise erst vor Kurzem verstorben waren. Und ein totes Kind? Hätte er wirklich den Verlust eines Sohns oder einer Tochter zu beklagen gehabt, dann würde er wohl seine Frau mit zu uns genommen haben. Also konnte nur seine Gattin verstorben sein, und zwar nicht auf natürliche Weise, sonst hätte er wohl nicht Holmes aufgesucht. Insgeheim war ich stolz auf meine eigene kleine Schlussfolgerung. Aber woran hatte mein Freund erkannt, dass es sich bei unserem Besucher um einen Schuhmachermeister handelte? „Ich bin Tobias Merrick.“ Die Stimme des Mannes hatte den unverkennbaren Cockney-Akzent der Londoner Unterschicht, außerdem klang sie rau wie eine Sturmbö über dem Ärmelkanal. Ob der Schmerz Merricks Stimme diese Färbung gab oder ob er üblicherweise so redete, konnte ich natürlich noch nicht beurteilen. „Un’ wer von den Gentlemen ist Mister Sherlock Holmes?“, fuhr er fort. Merrick hörte sich wirklich so an wie ein Arbeiter, der versuchte, mit höhergestellten Personen Queens English zu reden. Es klappte mehr oder weniger gut. Offenbar war der Trauernde es gewohnt, mit Gentlemen zu verkehren. Auch diese Tatsache passte zu Holmes’ Vermutung, einen Schuhmachermeister vor sich zu haben. Unwillkürlich senkte ich meinen Blick hinunter zur Fußbekleidung unseres Besuchers. Merrick trug erstklassige Zugstiefel aus Büffelleder, die er vermutlich selbst angefertigt hatte. Sein Anzug hingegen war leicht abgetragen und von einem findigen Schneider mehrmals aufgebessert worden. Kein Gentleman hätte sich in dieser Kleidung zu einem Besuch begeben, schon gar nicht ohne eine eigene Visitenkarte. Die Riesenhände, die aus den Ärmeln ragten, gehörten einem Mann, der im Schweiße seines Angesichts sein Brot verdiente. Zahlreiche kleine Narben und Verfärbungen zeugten davon, dass Merrick sein ganzes Leben lang Bekanntschaft mit Zwickzangen, Täckshebern, Spitzknochen und anderem Schusterwerkzeug gemacht hatte. Andererseits war sein Teint bleich, er konnte also nicht unter freiem Himmel arbeiten, sondern schuftete wahrscheinlich im spärlichen Licht einer Schusterkugel. Merrick blinzelte unaufhörlich. Vermutlich war er kurzsichtig, besaß aber keine Brille. Während mir diese Beobachtungen durch den Kopf gingen, hatte Holmes sich selbst und auch mich vorgestellt und dem Besucher einen Platz angeboten. Merrick nahm dankend an, setzte sich aber nur auf die äußerste Kante eines Lehnstuhls. „Sehr freundlich, Mister Holmes, aber ich wär’ Ihnen dankbar, wenn Se gleich mit mir kommen könnten. Meine Frau … sie wurde von irgend so ’nem Lumpenhund massakriert!“ „Haben Sie bereits die Polizei verständigt, guter Mann?“ Merrick quittierte Holmes’ fürsorgliche Bemerkung mit einer wegwerfenden Handbewegung. „Die Bobbys sind schon vor Ort, aber diese Plattfüße haben doch keine Ahnung. Ich bin ein ehrlicher Handwerker, Mister Holmes. Ich erkenn’ sofort, wenn jemand seine Arbeit versteht. Oder eben auch nicht. Und dieser Inspektor Lestrade ist ein Holzkopf, mein’ ich.“ Obwohl Holmes ein Meister der Selbstbeherrschung ist, glaubte ich in seinem mageren asketischen Gesicht den Anflug eines unterdrückten Lächelns zu erkennen. Ich selbst würde nicht so weit gehen, den rattengesichtigen Scotland-Yard-Beamten als nicht intelligent zu bezeichnen. Aber Lestrade fehlten bedauerlicherweise sowohl der Weitblick als auch die Kombinationsgabe, die für den Meisterdetektiv so signifikant waren. Holmes stand auf und schenkte unserem Besucher höchstpersönlich einen Brandy ein. „Ich verstehe Ihre Unruhe und Ihren Kummer, Mister Merrick. Trotzdem schlage...



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