E-Book, Deutsch, 324 Seiten
Barkawitz 3 Gangster Krimis
1. Auflage 2019
ISBN: 978-3-96465-011-5
Verlag: Elaria
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)
Das Tangoluder, Der gekreuzigte Russe, Der Hindenburg Passagier
E-Book, Deutsch, 324 Seiten
ISBN: 978-3-96465-011-5
Verlag: Elaria
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)
Krimi-Action aus New York! Der E-Book-Inhalt entspricht ca. 310 Taschenbuchseiten Das Tangoluder New York 1928: Privatschnüffler Jack Reilly sitzt auf dem Trockenen, und das nicht nur wegen der Alkohol-Prohibition im Amerika der Zwanzigerjahre. Als eine geheimnisvolle Schöne auftaucht, scheint die finanzielle Durststrecke für ihn und seine clevere Sekretärin Lucy überwunden. Aber dann geht der Ärger erst richtig los. Es ist eine düstere Zeit des Faustrechts. Die Lösung des Kriminalfalls wird für das ungleiche Duo zum Überlebenskampf. Wie gut, dass sie dabei ihren Humor nicht verlieren. Jack und Lucy stehen im Mittelpunkt einer teuflischen Intrige. Als die Hintermänner ihre bewaffneten Bluthunde von der Leine lassen, wird die New Yorker Luft extrem bleihaltig. Geht es bei der Affäre wirklich um eines der wichtigsten amerikanischen Kunstwerke? Jack Reilly muss hoch pokern, um die Wahrheit ans Tageslicht zu zerren. Eine frühere Version dieses Romans ist bereits unter dem Pseudonym Rob Monroe erschienen. Der gekreuzigte Russe New York 1928: Als Privatdetektiv Jack Reilly die grausame Kreuzigung eines Mönchs aufklären soll, führen seine Ermittlungen nach Coney Island. In der fiebrigen Atmosphäre des Vergnügungsviertels muss er zwischen Riesenrädern und Achterbahnen schnell feststellen, dass dort die Luft verflixt bleihaltig werden kann. Was hat die geheimnisvolle Schönheit Nastassja zu verbergen? Hatte das russische Mordopfer ein düsteres Geheimnis? Wer treibt mit Reilly ein doppeltes Spiel? Der Detektiv muss sein Leben in die Waagschale werfen, um diesen Fall zu lösen. Muss Reilly diesmal die Waffen strecken? Der Hindenburg Passagier New York 1937: Als Privatdetektiv Jack Reilly den mysteriösen Kuno von Stetten bei dessen Ankunft mit dem Luftschiff 'Hindenburg' abholen soll, endet der Tag mit einem flammenden Inferno. Bei dem Unglück finden zahlreiche Menschen den Tod. Stürzte die 'Hindenburg' ab, weil von Stetten an Bord war? Bevor Jack Reilly diese Frage beantworten kann, wird sein eigenes Leben bedroht. Es gibt ein großes Geheimnis, dessen Aufklärung für ihn tödlich werden kann. Doch der Privatdetektiv lässt sich nicht so leicht einschüchtern. Also wird der Revolver geladen, der Whisky heruntergekippt und die Suche nach der Wahrheit begonnen. Aktuelle Informationen, ein Gratis-E-Book und einen Newsletter gibt es auf der Homepage: Autor-Martin-Barkawitz.de
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Regen-Montage können verdammt langweilig sein. Trotzdem hatten mich mein Pflichtbewusstsein und meine leere Brieftasche ins Office getrieben. Meinen Sonntagabend-Kater, den ich Sams „Spezialkaffee“ zu verdanken hatte, konnte ich schließlich auch hinter meinem Schreibtisch auskurieren. Und der Anblick meiner blonden Sekretärin Lucy war zweifellos erfreulicher als der der schäbigen Wände meines Junggesellen-Apartments. Momentan glänzte meine Vorzimmer-Queen allerdings durch Abwesenheit. Sie wollte sich im Laden unten an der Ecke einen Creme-Bagel holen, um ihre üppigen Formen noch etwas weiter aufzupolstern. Das störte mich nicht – ich schätzte jedes Gramm an Lucy.
Also hockte ich momentan allein im Office. Da es keinen aktuellen Fall gab, der ein paar Greenbucks in die leere Kasse spülen konnte, beschäftigte ich mich mit der Zeitungslektüre. Die „New York Times“ konnte meine Laune auch nicht aufhellen. In China herrschte immer noch Bürgerkrieg zwischen Kommunisten und Nationalen. Momentan war zur Abwechslung mal wieder Generalissimus Tschiang Kai-Tschek auf der Gewinnerstraße. In Albanien war Zogu I. soeben zum König gekrönt worden. Das ließ mich schon deshalb kalt, weil ich bisher nicht gewusst hatte, dass ein Land namens Albanien überhaupt existierte. Nun, man lernt nie aus. Ein Franzose hatte den Medizin-Nobelpreis eingeheimst, aber leider nicht für eine Medizin, die mein Schädelbrummen eindämmen konnte. Einziger Lichtblick in der heutigen „Times“ war die Ankündigung des brandneuen Charlie-Chaplin-Films „Zirkus“. Über den kleinen Komiker mit Bärtchen und Hütchen konnte ich mich immer schlapplachen. Aber wie es momentan aussah, fehlten mir sogar die paar Cents für die Kino-Eintrittskarte.
Ich steckte mir meine vorletzte Lucky Strike zwischen die Lippen, als ich vor der Tür ein weibliches Stimmen-Duett vernahm. Das eine Organ gehörte ganz eindeutig Lucy. Ihre Stimme war hell und klang manchmal leicht schrill, wenn sie lachte. Und das kam ziemlich häufig vor. Die andere Frauenstimme hatte einen dunklen, rauchigen Klang. So, als ob die Lady eine 5-Cent-Zigarre qualmen würde. Und eine Lady war sie zweifellos, das konnte ich an ihrem Tonfall hören. Als Detektiv lernt man, die Menschen durch ihre Sprechweise zu unterscheiden. Sie können einen armen Teufel aus der Gosse fischen, zum Barbier jagen und in einen Maßanzug stecken. Aber in dem Moment, wo er den Mund aufmacht, wird alle Welt wissen, dass seine Heimat der Rinnstein ist. Und nicht der Golfklub oder die Börse.
Bevor ich mich weiter in meine Grübeleien über Ungleichheit und Ungerechtigkeiten unseres irdischen Daseins vertiefen konnte, wurde die Tür aufgerissen. Lucy trat mit einer Lady im Schlepptau ein. „Chef, da ist eine neue Klientin, die dich unbedingt sprechen möchte“, zeigte sich Lucy optimistisch. „Ich bin ihr im Treppenhaus begegnet.“ Ich konnte die Begeisterung meiner Sekretärin teilen. Selbstverständlich wusste Lucy ebenso gut wie ich, dass ich momentan finanziell nicht gerade auf Rosen gebettet war. Seemännisch ausgedrückt: Wenn ich absöffe, würde ich sie mit in den Strudel ziehen. So einfach war das. Und die Frau, die mit ihr hereingekommen war, sah wirklich nach Geld aus. Sie trug keinen billigen Kaufhaus-Fummel wie meine Vorzimmer-Queen, sondern ein teures Modellkleid, das wahrscheinlich aus Europa importiert worden war. Aus Paris, genauer gesagt. Die Lady hatte ihren Schwanenhals mit einem Collier geschmückt, dessen Verkaufserlös eine Lower-East-Side-Großfamilie ein Jahr lang hätte ernähren können. Oder zehn Jahre, denn Kartoffeln sind billig und Diamanten teuer. Ihr blauschwarzes Haar war sorgfältig frisiert – wahrscheinlich von einem Maestro, der auf den Namen „Pierre“ oder „Jacques“ hörte. Die haselnussbraunen Augen der exotisch wirkenden Schönheit kamen mir riesig vor. Aber vielleicht lag das nur an dem Kajalstift, den sie beim Schminken reichlich eingesetzt hatte. Ein dezentes Schönheitspflaster auf dem linken Wangenknochen komplettierte das mondäne Aussehen. „Sie sind Mr. Jack Reilly?“, wandte sich die Fremde nun an mich, wobei diese Frage gewiss nur eine Floskel war. Wer sollte denn sonst in dem Büro hocken, an dessen Glastür mein Name angebracht war? Vielleicht Buster Keaton? Ich nickte artig, wobei ich aufsprang und mein Jackett glatt strich. Mit einer einladenden Bewegung deutete ich auf das Sofa. „Mit wem habe ich die Ehre?“, wollte ich wissen, während ich mir gleichzeitig durch meine gestelzte Sprache so verkleidet vorkam wie ein Bison unter texanischen Longhorn-Rindern. Wenn ich nicht so falsch wirken wollte wie eine Pik-neuneinhalb-Spielkarte, würde ich besser lockerer auftreten. „Mein Name ist Victoria Fuentes.“ Mit einer fließenden Bewegung sank sie auf die Sitzgelegenheit und schlug ihre unendlich langen Beine übereinander. „Ich bringe einen Kaffee“, flötete Lucy und bewegte ihr Hinterteil sowie den Rest ihres üppigen Körpers in Richtung Küchenecke. Hinter Miss Fuentes’ Rücken grinste sie mir zu und zeigte mit dem Daumen nach oben. Ob sie Grund dazu hatte, würde sich in den nächsten Minuten herausstellen. Lucy begann geräuschvoll mit der Kaffeezubereitung. Mein Glimmstängel qualmte immer noch im Ascher vor sich hin. Ich überlegte, ob ich weiterhin den britischen Gentleman spielen und in Gegenwart einer Lady nicht rauchen sollte. Aber da sich Miss Fuentes in diesem Moment selbst eine Camel in eine Zigarettenspitze aus Elfenbein steckte, entschied ich mich dagegen. Stattdessen riss ich ein Zündholz an meiner Schuhsohle an und gab ihr Feuer. „Danke“, sagte sie mit einem Akzent, den ich nicht richtig zuordnen konnte. „Ich benötige einen Detektiv, auf dessen Verschwiegenheit ich mich ganz verlassen kann, Mr. Reilly.“ „Schießen Sie einfach los“, gab ich nun den halbherzigen Versuch auf, als der wohlerzogene Lackschuhträger zu erscheinen, der ich nicht war. „Dann wird sich zeigen, ob ich der Richtige bin.“ Victoria Fuentes schenkte mir ein Lächeln – so, als ob sie ahnen würde, was in mir vorging. Ich kapierte instinktiv, dass ich diese Frau nicht unterschätzen durfte. „Das Problem ist einfach zu benennen“, kam sie nun zur Sache. „Ich bin Kunstmalerin und stamme aus Argentinien. Ich reise durch die Vereinigten Staaten, um mich in meiner Malerei von dem technischen Fortschritt inspirieren zu lassen. Deshalb kam ich nach New York City.“ Ich konnte mir nicht vorstellen, dass jemand unsere Wolkenkratzer und Schlachthöfe auf die Leinwand bannen wollte. Andererseits habe ich in meinem Job als Privatdetektiv festgestellt, dass fast nichts unmöglich ist. Also forderte ich den Zigarettenspitzen-Engel durch ein knappes Nicken auf, fortzufahren – was Victoria Fuentes dann auch tat. „Ich habe einen reichen Gönner, Mr. Reilly. Es handelt sich um einen Gentleman, der mich fördert. Für ihn erledigte ich eine Auftragsarbeit – ich sollte sein Firmengebäude malen. Das Bild konnte ich vor kurzem fertig stellen. Aber es wurde mir wenig später gestohlen.“ „Können Sie es nicht noch mal pinseln?“, stellte ich mich dumm. „Natürlich könnte ich das, Mr. Reilly. Aber diese Auftragsarbeit soll ich übermorgen abliefern, rechtzeitig zum Firmenjubiläum. Das ist unmöglich zu schaffen. Ich muss das gestohlene Bild zurückbekommen, wenn ich nicht die Gunst meines Mäzens verlieren will.“ „Ich verstehe, Miss Fuentes. Und was genau ist auf dem Gemälde zu sehen?“ „Der Firmensitz von Whitetree Mills“, lautete die Antwort. Ich drückte meine Zigarette im Aschenbecher aus. Die Sache schmeckte mir nicht. Wieder schien Victoria Fuentes zu spüren, wie die Uhr in meinem Inneren tickte. Sie öffnete ihre Krokodilleder-Handtasche und zauberte eine Rolle Greenbucks hervor. „Reichen 500 Dollar für Spesen, Mr. Reilly? Wenn Sie das Bild unversehrt zurückbringen, bekommen Sie weitere tausend Dollar als Erfolgsprämie.“ Lucy, die in diesem Moment den Kaffee brachte, hätte beinahe das Tablett fallen lassen. Ihre kühnsten Träume wurden wahr, ebenso wie meine. Natürlich steckte ich das Geld ein. Alles andere wäre finanzieller Selbstmord gewesen. Aber eine Frage musste ich noch klären, das war ich mir einfach selber schuldig. „Ich werde Sie nicht enttäuschen, Miss Fuentes. Trotzdem interessiert mich, warum Sie nicht einfach zur Polizei gehen.“ Die Kunstmalerin zuckte mit den Schultern. „Das New York Police Department hat keinen guten Ruf. Außerdem würde man dort nur eine Akte anlegen, fürchte ich. Angesichts der vielen Gangster in dieser Stadt würde der Diebstahl eines Gemäldes wohl nicht als wichtiger Fall eingestuft. Und die Polizei könnte das Bild niemals bis übermorgen wiederbeschaffen. Doch Ihnen traue ich das zu, Mr. Reilly.“ Sie lächelte mich an wie eine Bardame, die einen reichen Farmer aus North Dakota um sein Geld erleichtern will. Während wir uns den Kaffee...